Aus Anlass seiner Ausstellung "Jeff Wall: Belichtung" im Deutsche Guggenheim hat der kanadische Fotokünstler vier Filme ausgewählt: NICHT VERSÖHNT ODER ES HILFT NUR GEWALT, WO GEWALT HERRSCHT (BRD 1965), LA MAMAN ET LA PUTAIN (F 1973), Fat City (John Huston, USA 1972) und DIE BITTEREN TRÄNEN DER PETRA VON KANT (R. W. Fassbinder, BRD 1972). Sie repräsentieren für ihn zwei Gegenpole einer kinematografischen Praxis, die seine Einstellung zur Fotografie und Bildkonstruktion beeinflusst hat. NICHT VERSÖHNT … und LA MAMAN ET LA PUTAIN liefen bereits im Dezember. Im Januar präsentieren wir DIE BITTEREN TRÄNEN DER PETRA VON KANT. Fat City kann aus rechtlichen Gründen leider nicht gezeigt werden.
Jeff Wall: "Die Handlung von DIE BITTEREN TRÄNEN findet fast ausschließlich in einem Zimmer statt. Dieses Zimmer, obwohl ein realer Ort, ist pompös und bühnenhaft ausgestattet. Das grelle, harte Licht folgt oft nicht dem Ablauf der Tageszeit. Die Schauspieler agieren hinterhältig und manieriert und tragen abenteuerliche Kostüme. Der artifizielle Einschlag des ganzen Projekts soll bewusst Distanz schaffen zwischen dem Beobachter und dem Filmgeschehen. Fassbinder schätzte dieselbe kontemplative Distanz im Werk von Brecht, Godard und Douglas Sirk. DIE BITTEREN TRÄNEN kann als beispielhaft für einen Film und eine Kinematografie gelten, die mit unkonventionellen Aspekten der Fotografie experimentiert. Fassbinders Filme stehen hier stellvertretend für eine ganze Schule der Kinematografie, die zurückreicht bis in die Pionierzeit des Kinos. (13. & 19.1.) (Jeff Wall, SFMoMA, 2007)
In Zusammenarbeit mit Deutsche Guggenheim.