arsenal experimental präsentiert:
John Heys ist ein versierter Schauspieler, schwuler Aktivist und Filmemacher, dessen Werk auf beiden Seiten des Atlantiks mehrere Jahrzehnte umspannt. Seine Filme sind Ausdruck einer schwulen Sensibilität (oder einer queeren Identität), unberührt von jeder Medienkonsumhaltung.
ALARM (2000) analogisiert das Schweigen und die Verleugnung im Umfeld der A.I.D.S.-Epidemie und die Stille, die die Nazizeit umhüllt. Der Film ist schockierend und bewegend, da der Betrachter der Wahrheit ins Auge blickt. CHARLOTTE IN SCHWEDEN (1997) ist das ergreifende Portrait einer unserer wirklich sagenhaften Vorfahren. Jenseits der Auseinandersetzungen über ihre Herkunft und ihr Leben ist sie eine Ikone, die die Aufmerksamkeit auf schwule Identität und guten Geschmack lenkte. Der Film ist ein charmantes Portrait. Ein besonderes visuelles Moment: Wie sie schüchtern ihre Füße ins Wasser eines Sees taucht! Wir sollten sie für ihre Rolle in der queeren Geschichte verehren. THE MOROCCAN BRIDE (1987), zusammen mit COOCH DANCE und THE LA RONDE SUPPER CLUB (beide 2007), stehen in stilistischer Verbindung mit der Art, wie Jack Smith den gewollt theatralen Ausdruck einsetzte. In den drei Filmen definiert die Zentrierung des Ausdrucks das Filmbild, während sie gleichzeitig eine schwule Sensibilität hervorruft, die sexuelle und soziale Zuschreibungen an ihre Grenzen bringen. THE LA RONDE SUPPER CLUB ist besonders reizvoll. Die Figur ist zurückhaltend, aber sinnträchtig. Die Maske im Gesicht und das Maskenspiel, das der Film selbst ist, lassen mit der Erotik eine Indifferenz mitschwingen, während ihre Gesten und ihr Stangentanz amüsant und gruselig sind.
Den Text schrieb Jerry Tartaglia für arsenal experimental. Wir zeigen außerdem: JOHN HEYS SINGT (1984), DAS BLAUE LIED (1999) und FINALE (1989). (9.10.)