Im Debüt von Alessandro Angelini, L'ARIA SALATA (2006), arbeitet der Protagonist Fabio als Sozialarbeiter in einem römischen Gefängnis. Dort taucht eines Tages ein neuer Insasse auf: Es ist Luigi, Fabios Vater, der die Familie vor langer Zeit verlassen hat und nicht weiß, dass er in dem Sozialarbeiter Fabio seinen eigenen Sohn vor sich hat. Fabio wiederum weiß nicht, ob er den Geschichten des alten Mannes trauen kann, der wegen Mordes im Gefängnis sitzt und eine Hafterleichterung erbittet. Sehr zum Leidwesen seiner Schwester, die dem Vater nie verziehen hat, beginnt Fabio, sich ihm anzunähern und eine Beziehung zu ihm aufzubauen. L'ARIA SALATA ist ein fein nuanciertes, überzeugend gespieltes Drama um eine Vater-Sohn-Beziehung unter extremen Umständen. (2.3., in Anwesenheit des Schauspielers Giorgio Colangeli & 4.3.) GIORNI (Laura Muscardin, 2001) erzählt vom smarten und kontrollierten 35-jährigen Claudio, der als Banker arbeitet und seit zehn Jahren HIV-positiv ist. Er wohnt mit seinem Freund Dario zusammen und führt ein eher ereignisloses Leben, das bestimmt ist von der Routine der täglichen Arbeit und den regelmäßigen Check-ups in der Klinik. Als er eines Nachts Andrea begegnet, ist er von dessen Persönlichkeit fasziniert und gleichzeitig verängstigt. Nachdem er sich einige Zeit auf ein für ihn ungewohntes Lebensgefühl eingelassen hat, entfernt er sich wieder von Claudio. Unsentimental erzählt die Regisseurin Laura Muscardin von der Sehnsucht, aus einem kontrollierten Leben auszubrechen und der gleichzeitigen Angst, dabei unterzugehen. (3.3., in Anwesenheit von Laura Muscardin & 6.3.) Der titelgebende SAIMIR (2005) im Debüt von Francesco Munzi ist ein albanischer Junge, der mit seinem Vater aus Albanien geflohen ist und nun in Italien lebt. Sein Vater ist in Menschenschmuggel verwickelt: er schmuggelt illegale Immigranten ins Land. Damit verdient er aber zu wenig, um den Lebensunterhalt zu sichern, und so willigt er ein, osteuropäische Frauen ins Land zu schleusen, wo Prostitution und moderne Sklaverei auf sie warten. Saimir muss seinem Vater bei all diesen Unternehmungen helfen und ist doch zunehmend in seiner eigenen Teenager-Welt von verborgenen Sehnsüchten und enttäuschter Liebe gefangen. Ein einschneidendes Erlebnis verändert seine Beziehung zu seinem Vater und lässt ihn eine mutige Entscheidung treffen. (12 & 21.3.) I NOSTRI ANNI (Daniele Gaglianone, 2001) ist ein Drama über zwei alte Männer, die von der schmerzhaften Vergangenheit eingeholt werden. "I nostri anni", das ist für Alberto und Natalino die Zeit, in der sie in den Wäldern und Bergen im Piemont auf Seiten der Partisanen gekämpft haben. In einem Altersheim freundet Alberto sich mit einem Mann seines Alters, Umberto, an. Irgendwann bricht die Vergangenheit durch, und Alberto erkennt in Umberto den Faschisten, der damals den Tod seines Kameraden Silurino zu verantworten hatte. Alberto und Natalino beschließen, die Vergangenheit zu sühnen. Der Regisseur Daniele Gaglianone arbeitete fünf Jahre lang im "Archivio Nazionale Cinematografico della Resistenza", eine Erfahrung, die ihn dazu veranlasste, diesen Film zu machen. "Obwohl alles über die Resistenza gesagt zu sein scheint, bleibt der bittere Eindruck, dass so gut wie nichts von dieser Erfahrung im Geist dieses Landes übrig geblieben ist." (7. & 10.3.) Eine rasante Komödie über das Leben einiger Mittzwanziger ist SANTA MARADONA (Marco Ponti, 2001). Mit viel Hoffnung und wenig Perspektiven machen sich der 27-jährige Uniabsolvent Andrea und seine Freunde daran, ihren Platz im Leben zu finden. Arbeit, Liebe, Freundschaft und natürlich Fußball sind drängende Themen von Andrea, seinem Mitbewohner Bart und der gemeinsamen Freundin Lucia, die ein turbulentes Liebesleben führt. Als Andrea Dolores trifft, merkt er, dass er seinem festgefahrenen Alltag entfliehen kann. (9. & 14.3.) Der Neapolitaner Vincenzo Marra erzählt in seinem Debüt TORNANDO A CASA (2001), vom harten Überlebenskampf einer Gruppe neapolitanischer Fischer. Wegen der Camorra dürfen sie im heimischen Meer nicht fischen und müssen nach Sizilien ausweichen. Gefährlich wird es für sie vor allem, wenn sie sie illegal in den fischreichen afrikanischen Gewässern wildern. Mit dokumentarischer Präzision, aber auch analytischem Scharfsinn beleuchtet Marra die Lebensumstände und das soziale Umfeld seiner Protagonisten. "Bereits als Kind war ich mit meinen Eltern oft auf See und habe den Fischern bei der harten Arbeit zugesehen. Ich war fasziniert vom Meer, seinen Farben, der Magie. Bevor ich mit den Dreharbeiten begann, habe ich viele Monate bei den Fischern verbracht. Alle Protagonisten des Films sind echte Fischer, sie sprechen ihren Dialekt, und es ist mir gelungen, tief in ihre Welt einzudringen." (Vincenzo Marra) (11. & 19.3.) BALLO A TRE PASSI (Salvatore Mereu, 2003) ist situiert in der Abgeschiedenheit und archaischen Welt des ländlichen Sardinien und erinnert in seinem fast ethnographischen Realismus an die Filme von De Seta und Rossellini. In vier lose miteinander verbundenen Episoden, strukturiert durch die vier Jahreszeiten, werden die Protagonisten auf einer jeweils wichtigen Lebensstation begleitet. Von Kindern, die zum ersten Mal das Meer sehen, zum jungen Schäfer, der eine Touristin kennen und lieben lernt, bis zu einer Frau, die eine wichtige Lebensentscheidung zu hinterfragen beginnt und schließlich zum alten Mann, der sich noch einmal der Liebe hingeben will. BALLO A TRE PASSI wurde beim Festival von Venedig 2003 als bestes Debüt ausgezeichnet. (18. & 23.3.) Ganz auf seine Protagonistin Valeria konzentriert ist LA SPETTATRICE (Paolo Franchi, 2004). Valeria ist eine junge Frau, die in Turin als Dolmetscherin arbeitet. Im Gegensatz zu ihrer lebenslustigen Freundin Sonia, mit der sie sich eine Wohnung teilt, fühlt Valeria sich vom Leben um sie herum und ihren Mitmenschen entfernt und entfremdet – sie bleibt reine Beobachterin, außen vor. In einem ihr unbekannten Nachbar, den sie regelmäßig durchs Fenster beobachtet, glaubt sie eine verwandte Seele zu erkennen. Als er nach Rom umzieht, reist sie ihm kurz entschlossen hinterher und freundet sich mit seiner Freundin an. Auf den ersten Blick scheinen Massimo und Flavia die perfekte Beziehung zu führen und Valeria Halt zu geben, doch mit der Zeit erkennt Valeria, dass auch dieses Paar ihre innere Leere nicht zu füllen vermag. (20. & 26.3.) Bari, die letzten Tage eines sehr kalten Winters: Das ist der Schauplatz von LACAPAGIRA (2000), dem Debütfilm von Alessandro Piva. Eine Bande kleiner Gauner treibt sich in der Vorstadt herum, auf der Suche nach einem wertvollen Päckchen, das vom Balkan aus abgesandt wurde, aber nie bei seinem Empfänger eintraf. Eine für unsere Gauner wichtige Ware – und für den Zuschauer ein Generalschlüssel zu den Türen einer überraschenden städtischen Unterwelt. Entscheidender als die Geschichte ist aber der Soundtrack des Films: ein unverkennbarer, hämmernder "Techno Adriatico" – und der strenge, schneidende kalabresische Dialekt. Für seinen Film wurde Alessandro Piva mit dem italienischen Filmpreis, dem Davide di Donatello, als bester Nachwuchsregisseur ausgezeichnet. (22. & 31.3.) Eine Veranstaltung von Filmitalia. Mit Unterstützung des Italienischen Kulturinstituts.