Im Rahmen der Vorlesungsreihe von Thomas Arslan an der UdK Berlin mit dem Titel "Neue Wellen, Außenseiterbanden, Solitäre – Die 60er Jahre" zeigen wir im Januar zwei Filme aus dem Umfeld des sogenannten New American Cinema.
THE COOL WORLD (USA 1964) von Shirley Clarke schildert den Versuch des 14-jährigen Duke, Mitglied einer afro-amerikanischen Gang in Harlem/New York, sich seinen Weg in einer auswegslosen Umgebung zu bahnen. Die Suche nach einer Waffe, mit der er zum Anführer seiner Gang werden will, wird für ihn zum Hoffnungsträger. Gesellschaftliche Marginalisierung, zerstörte Familien, drogensüchtige Jugendliche, die sich mit kleinen Diebstählen und Gewalttätigkeiten zu retten versuchen – diesen Alltag zeigt Shirley Clarke nicht in Form einer Sozialreportage, sondern durchdringt ihn ganz und gar kinematografisch. Sie transformiert, moduliert das Gegebene mit den Mitteln des Films, ohne in die Überhöhung zu flüchten. Der sparsam eingesetzte, atemlos-gehetzte Off-Kommentar der Hauptfigur ordnet nichts, sondern potenziert dessen Ratlosigkeit. Ein unversöhnlicher Film einer großen Regisseurin über das Leben von Jugendlichen, die so sehr in den niederschmetternden Alltag ihres Stadtteils verstrickt sind, dass sie nicht wissen, dass New York am Meer liegt. (16.1., Einführung: Thomas Arslan)
ECHOES OF SILENCE (USA 1965) von Peter Emanuel Goldman zeigt eine lose verbundene Reihe von Sequenzen aus dem täglichen Leben einer Gruppe von jungen Menschen, die durch ein gespenstisches New York irren. Handgemalte Zwischentitel benennen die erscheinenden Personen und skizzieren knapp das folgende Geschehen. Innerhalb der minimalen Handlungsfragmente ist die genaue Kamera von Goldman ganz auf die Blicke, Gesten und Körperhaltungen konzentriert. Ein Stummfilm, begleitet von der Musik von Sergei Prokofjew und Charles Mingus. Gedreht mit einem Budget von 1.500 Dollar an Originalschauplätzen, auf schwarz-weißem 16mm-Material, dessen Grobkörnigkeit die Konturen der Personen fast aufzulösen scheint, und ein dunkles Glühen produziert. (23.1., mit einer Einführung von Thomas Arslan)