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Den Auftakt bilden zwei Filme von John Cassavetes, Schauspieler, Regisseur und Ikone des amerikanischen Independent-Kinos: SHADOWS (USA 1959/1960, 2. & 3.6.) Das Künstlermelodram um Hautfarbe, Diskriminierung und Jazz-Avantgarde (Shafi Hadi und Charles Mingus) kreist um drei Geschwister einer schwarzen Familie in New York, deren Berufs- bzw. Liebesleben sich an einem Wendepunkt befindet. Originalschauplätze, Improvisation, Spontaneität durchziehen diese Jam-Session für Regisseur, Darsteller und Kamera.
A WOMAN UNDER THE INFLUENCE (USA 1974, 1. & 5.6.) Szenen einer Ehe/Szenen einer Familie: die Temperamente der Eheleute, gesellschaftliche Konventionen und Enttäuschungen ergeben eine virulente emotionale Energie, die den Haushalt an den Rand des Chaos führt.
Anlässlich der Vorlesungsreihe von Gregor Stemmrich an der FU Berlin präsentieren wir im wöchentlichen Turnus vier Programme mit herausragenden Beispielen der amerikanischen Avantgarde- und Experimentalfilmszene. Wichtige künstlerische Bezugspunkte nicht nur des New American Cinema waren die in den 40er und 50er Jahren entstandenen Filme der Regisseure Maya Deren und Kenneth Anger. Deren strebte in ihren Experimentalfilmen "die bewusste Kontrolle der Form, ganz im Gegensatz zur surrealistischen Ästhetik der Spontaneität" an. Wie auch Anger thematisierte sie in ihren Filmen kollektive Träume, Mythen, Begierde und Sexualität. (4.6.) Das 2. Programm ist den Filmen von Stan Brakhage und Michael Snow gewidmet: PRELUDE DOG STAR MAN (Brakhage, 1961), MOTHLIGHT (Brakhage, 1967) und WAVELENGTH (Snow, Kanada 1967). Brakhage entwickelte in den 60er Jahren bahnbrechende filmische Techniken weiter, darunter das Kratzen auf Filmmaterial, direktes Malen und Kleben von Objekten auf transparente Filmstreifen und wirbelnde Kamerabewegungen. Snows WAVELENGTH revolutionierte die internationale Avantegardefilm-Szene. Er besteht aus einem vermeintlich kontinuierlichen Zoom durch einen Raum, die von einem ansteigenden Sinus-Ton begleitet wird. (10.6.)
Programm 3 vereint Filme, die den filmischen Apparat, das Spiel mit Licht und Reflektionen untersuchen (, Joyce Wieland, 1968), Filmpraxis und Gender miteinander in Beziehung setzen (A & B IN ONTARIO, Joyce Wieland, Hollis Frampton, 1966–84) und dem Verhältnis von Bild und Sprache nachgehen (ZORN'S LEMMA, Hollis Frampton, USA 1970). (18.6.) Im Mittelpunkt von Programm 4 steht REMINISCENCES FROM A JOURNEY TO LITHUANIA (Jonas Mekas, USA 1971, 26.6.) – ein Filmgedicht als Zeugnis einer Reise in die Vergangenheit, zu den Ursprüngen, zu den Quellen: jenen der Herkunft und jenen des Mediums. 1971 fuhren Jonas und Adolfas Mekas zu den Filmfestspielen nach Moskau und nahmen die Gelegenheit wahr, ihre Familie in Litauen zu besuchen. Im Anschluss: RABBIT'S MOON (Kenneth Anger, USA 1950/78).
THE GRADUATE (Mike Nichols, USA 1967, 6.6.) demonstriert die sexuelle Initiation eines jungen Mannes durch eine ältere Frau. Die erstarrten Moralvorstellungen der Elterngeneration stehen in dieser Gesellschaftssatire dabei ebenso im Kreuzfeuer wie die Weltfremdheit der Jugend. BONNIE AND CLYDE (Arthur Penn, USA 1967, 7. & 8.6.) "Live fast, die young!" – Das Credo der Pop- und Jugendkultur geht auf die Werbezeile für diese legendäre Gangsterballade zurück. Zwei junge Leute aus der Provinz erfüllen sich ihren Traum von Freiheit und Reichtum jenseits von „Recht und Ordnung“ und werden zu Volkshelden.
EASY RIDER (Dennis Hopper, USA 1969, 9. & 15.6.) Weites Land, wortkarge Helden, schwere Motorräder, schwarze Lederjacken. Das Lebensgefühl der Protagonisten findet nicht nur in der mythen-trächtigen Landschaft seinen Ausdruck, sondern auch auf der Tonspur, die zum gleichberechtigten Kommunikations- und Bedeutungsträger wird.
THE WILD BUNCH (Sam Peckinpah, USA 1969, 11. & 12.6.) Peckinpahs meisterlicher Spätwestern ist gleichzeitig Hommage und Abgesang auf die Mythen des Genres. Ein verwilderter Haufen ehemaliger Soldaten überfällt in den 1910er Jahren Stationen der Eisenbahngesellschaft in Texas.
WANDA (Barbara Loden, USA 1970, 13. & 16.6.) Unsentimentale, dokumentarisch anmutende Mischung aus Pulp Fiction, Road Movie und Liebesdrama. Im Mittelpunkt steht eine Getriebene: die frisch geschiedene Wanda lässt sich mit einem schäbigen Gewohnheitsverbrecher ein und führt mit ihm eine rastlose Existenz.
DON'T LOOK BACK (D. A. Pennebaker, USA 1967, 17. & 23.6.) Neue Technologien und Apparate eröffnen auch Dokumentarfilmregisseuren zusätzliche Möglichkeiten. Mit seiner selbst umgebauten Handkamera begleitet Pennebaker den bekannt unnahbaren Bob Dylan auf seiner ersten Auslandstournee durch England.
BADLANDS (Terrence Malick, USA 1974, 14. & 21.6.) Auf der Flucht vor der Polizei verliert sich ein Liebespaar in der trostlosen Weite der amerikanischen Landschaft. "Gewaltige Staubwolken, ferne Bergsilhouetten, malerische Sonnenuntergänge. Das sind keine Seelenlandschaften mehr, – wenn überhaupt nur eine Ästhetisierung der Erfahrung, wie ungerührt die Natur gegenüber den Menschen und ihren Handlungen bleibt." (P. Körte)
APOCALYPSE NOW REDUX (Francis Ford Coppola, USA 1976–79/2001, 19. & 24.6.) Die neu geschnittene und vom Regisseur verlängerte Fassung. Zugleich aufwändiges Anti-Kriegsmanifest wie auch psychologisches Kammerspiel: Wahnwitz, Sinnlosigkeit und Grausamkeit des Krieges treffen auf die Abgründe der menschlichen Seele.
UNDERGROUND (Emile de Antonio, Haskell Wexler, USA 1976, 20. & 25.6) Dokumentarfilm über die "Weather Underground Organisation", eine kleine radikale, im Untergrund operierende Studentengruppe, die ab 1970 mit spektakulären Aktionen einen bewaffneten Kampf gegen Obrigkeit und Unterdrückung führte. Interviews und Archivaufnahmen von Studentenunruhen, Polizeigewalt, Martin Luther King u.a. verdichten sich zu einem eindrücklichen historischen Dokument.
TAXI DRIVER (Martin Scorsese, USA 1976, 22. & 29.6.) Tragischer Kreuzzug eines verstörten Viet-nam-Heimkehrers gegen die Flut von Schmutz und Niedrigkeit im nächtlichen New York. Dokumentarisch und künstlich, eindringlich und analytisch schildert Scorsese die psychischen Deformationen seines Helden.
MILESTONES (Robert Kramer, John Douglas, USA 1975 – restaurierte Fassung, 27. & 28.6) Ein komplexes Mosaik aus Personen und Landschaften, gespielten Szenen, Interviews und Archivmaterial, die sich ineinanderschieben, auseinanderfallen und neu zusammensetzen. Ein kollektives Tagebuch, eine Bestandsaufnahme der "Bewegung" Amerikas Ende der 70er Jahre und die Suche nach Antworten auf die Frage, wie man sein politisches Engagement aufrechterhalten kann.

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