Das Forum der Berlinale versammelt in seinem 40. Jahr Filme, die sensibel auf die Zeitstimmung reagieren und sich in vielfältiger Weise mit existenziellen Fragen beschäftigen. Selten fand man in Spiel- und Dokumentarfilmen so viele Menschen in unauflöslichen Konflikten gefangen, vor lebenswichtigen Entscheidungen, mit Abgründen konfrontiert wie in der filmischen Auslese der vergangenen Monate.
Gern bedienen sich Filmemacher in diesem Kontext auch der Möglichkeiten des Genre-Kinos, das sie nach eigenen Regeln interpretieren. So erzählt der französische Spielfilm INDIGÈNE D'EURASIE des litauischen Regisseurs Sharunas Bartas von einem Gangster, der eine Odyssee quer durch Europa antritt, um seine Haut zu retten. Die Verfolgungsjagd über einen Kontinent voller Gegensätze gerät dabei zur düsteren Zukunftsvision. Auch Dominik Grafs IM ANGESICHT DES VERBRECHENS handelt von der russischen Unterwelt, allerdings mitten im Berliner Westen. Als Fernsehserie konzipiert, ist das achtstündige Mammutwerk in Wirklichkeit ein gewagtes Epos über Pflicht und Schuld und über die Schwierigkeit des Individuums, sich in einer Welt zu behaupten, die den Platz des Einzelnen vor allem über seine Herkunft definiert. Nicht aus ihrer Haut kann auch die Hauptfigur in Thomas Arslans neuem Spielfilm IM SCHATTEN, in dem ein aus dem Gefängnis entlassener Räuber seinen letzten Coup vorbereitet und sich dabei eines durch und durch korrupten Polizisten erwehren muss. Arslans respektvolle Interpretation einer oft erzählten Geschichte überzeugt durch ihren eigenwilligen Stil, die Liebe zum Detail.