CHUNGKING EXPRESS (Wong Kar-wai, Hongkong 1994, 1. & 3.5.) Wong Kar-wais Filme sind maßgeblich durch die Arbeit und Ästhetik des Kameramanns Christopher Doyle geprägt. Der gebürtige Australier arbeitet seit 1983 hauptsächlich in Asien und fotografierte von Days of Being Wild bis 2046 alle Filme Wong Kar-wais. Doyles expressiver Stil entsteht durch seinen ausgeprägten Sinn für Farbe, Licht und Bewegung. Ein in neonfarbenes Licht getauchtes Hongkong ist der Schauplatz von CHUNGKING EXPRESS, in dem fragmentarische Geschichten vom Suchen, Finden und Verlieren der Liebe erzählt werden.
SOLO SUNNY (Konrad Wolf, DDR 1980, 15. & 16.5.) Mit Konrad Wolf und Wolfgang Kohlhaase trafen Ende der 60er Jahre ein Regisseur und ein Drehbuchautor aufeinander, die u.a. der unbestechliche Blick auf den Alltag in der DDR verband. Aus ihrer Zusammenarbeit entstandenen vier Filme, die zu den wichtigsten Werken in der Geschichte der DEFA gehören, so auch SOLO SUNNY, eine Geschichte über eine Außenseiterin, die nicht bereit ist, ihre Träume kampflos aufzugeben. Sunny ist eine junge Sängerin aus Prenzlauer Berg, die mit ihrer Band durch die Provinz tingelt und versucht, ihre Selbstbestimmung und künstlerische Freiheit zu bewahren.
BARTON FINK (Ethan und Joel Coen, USA 1991, 5. & 6.5.) Ihr eigenes Universum entwickeln die Coen-Brüder seit 1984 in ihren bisher 14 Filmen, die sie gemeinsam erarbeiten, vom Drehbuch über die Regie bis zum Schnitt. In BARTON FINK variieren sie die Figur des unschuldig ins Unheil stolpernden Unglücksraben und situieren ihn im Hollywood der frühen 40er Jahre. Der kleine Drehbuchautor Barton Fink (John Turturro) hat ein sozialkritisches Stück an den Broadway verkauft. Sein Agent vermittelt ihn nach Hollywood, wo er sich in einem kafkaesk anmutenden Hotel mit Schreibblockaden, einem mörderischen Zimmernachbarn (John Goodman), Einsamkeit und Wahnvorstellungen herumschlagen muss.
PROCES DE JEANNE D'ARC (Der Prozess der Jeanne d'Arc, Robert Bresson, Frankreich 1961, 2. & 4.5.) "Man muss Schluss machen mit den Berufsschauspielern, mit ihrer Mimik und ihrer Diktion." Bresson arbeitete fast ausschließlich mit Laienschauspielern zusammen. Die Darstellungsweise, die er mit ihnen erarbeitete, sah vor, dass sie nicht spielen, nicht scheinen, nicht psychologisieren – nur "sein" sollten. Bressons "Modelle" wurden zum bestimmenden kreativen Partner in seinen Filmen. PROCES DE JEANNE D'ARC ist ein Film der Gesichter und der Worte, die präzise und kühl, ohne jede Dramatik vorgetragen werden. Affekt- und effektfrei konzentrierte sich Bresson auf Jeanne d'Arcs Gerichtsverhandlung und ihre Hinrichtung.
WERCKMEISTER HARMÓNIÁK (Die Werckmeisterschen Harmonien, Béla Tarr, Ungarn/D/F 2000, 8. & 11.5.) Aus der Zusammenarbeit des Regisseurs Béla Tarr und des Schriftstellers und Drehbuchautors László Krasznahorkai sind seit Mitte der 80er Jahre vier aufsehenerregende, in Filmsprache und Inhalt radikale Filme hervorgegangen. Krasznahorkais alptraumhaft geschlossene, melancholische Romane und Szenarien bilden die Grundlage für Tarrs apokalyptisch-visionäre Bilderwelten. Mit einem von Kneipenbesuchern wildtanzend dargestellten Sonnensystem beginnen die WERCKMEISTERSCHEN HARMONIEN – genialer Auftakt einer Eskalation der Gewalt, die mit einem Wanderzirkus und einem ausgestopften Wal Einzug in ein Dorf hält.
DER LETZTE MANN (F. W. Murnau, D 1924, 12. & 14.5., am Klavier: Eunice Martins) Karl Freund gehört zu den bedeutendsten und stilprägendsten Kameramännern des deutschen Films der 20er Jahre, dessen Experimentierfreudigkeit unter der Regie von F. W. Murnau besondere Entfaltungsmöglichkeit fand. Für DER LETZTE MANN befreite er die Kamera vom Stativ, schnallte sie sich (oder seinem Assistenten Baberske) auf die Brust, auf Fahrräder oder Kräne und erreichte damit eine bis dato unbekannte Beweglichkeit des Bilds. Murnau fand in Freund den idealen kreativen Partner, der die seelische Verfassung eines degradierten Hotelportiers bildlich umzusetzen verstand.
DELITS FLAGRANTS (Auf frischer Tat, Raymond Depardon, Frankreich 1994, 7. & 9.5.) Raymond Depardon und Claudine Nougaret bilden seit 1988 ein eingespieltes Team hinter der Kamera. Nougaret zeichnet nicht nur für die Produktion, sondern vor allem für den Ton verantwortlich, dem in den Filmen von Depardon eine wichtige Rolle zukommt: "Der Ton unserer Filme lässt die Orte erfahrbar werden und verleiht ihnen ein Gewissen. Er ist die Essenz des Films." (Claudine Nougaret) Der streng strukturierte Dokumentarfilm DELITS FLAGRANTS zeigt die Erstverhöre auf frischer Tat ertappter Verhafteter durch die Anklagevertreter im Justizpalast von Paris. Ohne Schuss-Gegenschuss, Schwenks oder Zoom treten Justizrituale, Angst, Klassenunterschiede, Wahrheit und Lüge deutlich zutage. Am 21. & 25.5. würdigen wir die australischen Filmemacher, Aktivisten und Journalisten Arthur und Corinne Cantrill – siehe hier.
SCENER UR ETT ÄKTENSKAP (Szenen einer Ehe, Ingmar Bergman, Schweden 1973, 22. & 23.5.) Innerhalb ihrer jeweiligen umfangreichen Filmografien bilden die über zehn Filme, die Liv Ullmann und Ingmar Bergman zwischen 1966 und 2003 miteinander gedreht haben, einen besonderen Schwerpunkt. Bergman beförderte Ullmanns große schauspielerische Wandelbarkeit sowie die Ausdrucksstärke ihres Gesichts, durch ihre Darstellungsweise haben sich die Frauenfiguren aus Bergmans Filmen in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben. SZENEN EINER EHE schildert Stationen im Leben eines Paares und die schmerzhafte Aufarbeitung verdrängter Konflikte. Das scharfsinnige Protokoll der Alltagsprobleme verdichtet sich zu einem analytischen Beziehungsdrama.
Dem Stummfilmstar Asta Nielsen wird gemeinhin die fast alleinige Autorschaft ihrer Filme zugeschrieben. Sie entwickelte und formte ihre Leinwandpersonen und wusste die Freiräume der jungen Kunstform Film zu nutzen, um Einfluss auf sämtliche Herstellungsprozesse ihrer Filme zu nehmen. Abgesehen von der engen künstlerischen Partnerschaft mit ihrem Ehemann und Regisseur Urban Gad schätzte Asta Nielsen den kreativen Austausch mit dem Kameramann Guido Seeber, der in der Frühzeit des Kinos zu den Pionieren der Kameratechnik gehörte. In DAS MÄDCHEN OHNE VATERLAND (Urban Gad, D 1912, 24. & 26.5., am Klavier: Eunice Martins) balanciert Asta Nielsen als Zigeunerin hinreißend leichtfüßig auf einem Kanonenrohr – diese Einstellung ist emblematisch für den ganzen Film. In DER FREMDE VOGEL (Urban Gad, D 1911, 24. & 26.5., am Klavier: Eunice Martins) spielt sie eine junge Frau, die sich während eines Ferienaufenthalts im Spreewald unstandesgemäß in einen jungen Fischer verliebt und so ein Unglück heraufbeschwört.
ADAM'S RIB (Ehekrieg, George Cukor, USA 1949, 29. & 31.5.) Neun gemeinsame Filme in 25 Jahren machten aus Katherine Hepburn und Spencer Tracy eines der Traum-Leinwand-Paare der klassischen Hollywood-Ära. Dass sie auch diesseits der Leinwand 26 Jahre lang ein Paar waren, wurde lange nicht öffentlich. Die strahlend selbstbewusste Hepburn und der ironisch-grantelige Tracy lieferten sich in ihren Filmen furiose Verbalschlachten und ließen keine Gelegenheit des Geschlechterkampfs aus. Letzterer wird in ADAM'S RIB vor Gericht ausgetragen, vor dem sie gegnerische Parteien vertreten.
SOLO SUNNY (Konrad Wolf, DDR 1980, 15. & 16.5.) Mit Konrad Wolf und Wolfgang Kohlhaase trafen Ende der 60er Jahre ein Regisseur und ein Drehbuchautor aufeinander, die u.a. der unbestechliche Blick auf den Alltag in der DDR verband. Aus ihrer Zusammenarbeit entstandenen vier Filme, die zu den wichtigsten Werken in der Geschichte der DEFA gehören, so auch SOLO SUNNY, eine Geschichte über eine Außenseiterin, die nicht bereit ist, ihre Träume kampflos aufzugeben. Sunny ist eine junge Sängerin aus Prenzlauer Berg, die mit ihrer Band durch die Provinz tingelt und versucht, ihre Selbstbestimmung und künstlerische Freiheit zu bewahren.
BARTON FINK (Ethan und Joel Coen, USA 1991, 5. & 6.5.) Ihr eigenes Universum entwickeln die Coen-Brüder seit 1984 in ihren bisher 14 Filmen, die sie gemeinsam erarbeiten, vom Drehbuch über die Regie bis zum Schnitt. In BARTON FINK variieren sie die Figur des unschuldig ins Unheil stolpernden Unglücksraben und situieren ihn im Hollywood der frühen 40er Jahre. Der kleine Drehbuchautor Barton Fink (John Turturro) hat ein sozialkritisches Stück an den Broadway verkauft. Sein Agent vermittelt ihn nach Hollywood, wo er sich in einem kafkaesk anmutenden Hotel mit Schreibblockaden, einem mörderischen Zimmernachbarn (John Goodman), Einsamkeit und Wahnvorstellungen herumschlagen muss.
PROCES DE JEANNE D'ARC (Der Prozess der Jeanne d'Arc, Robert Bresson, Frankreich 1961, 2. & 4.5.) "Man muss Schluss machen mit den Berufsschauspielern, mit ihrer Mimik und ihrer Diktion." Bresson arbeitete fast ausschließlich mit Laienschauspielern zusammen. Die Darstellungsweise, die er mit ihnen erarbeitete, sah vor, dass sie nicht spielen, nicht scheinen, nicht psychologisieren – nur "sein" sollten. Bressons "Modelle" wurden zum bestimmenden kreativen Partner in seinen Filmen. PROCES DE JEANNE D'ARC ist ein Film der Gesichter und der Worte, die präzise und kühl, ohne jede Dramatik vorgetragen werden. Affekt- und effektfrei konzentrierte sich Bresson auf Jeanne d'Arcs Gerichtsverhandlung und ihre Hinrichtung.
WERCKMEISTER HARMÓNIÁK (Die Werckmeisterschen Harmonien, Béla Tarr, Ungarn/D/F 2000, 8. & 11.5.) Aus der Zusammenarbeit des Regisseurs Béla Tarr und des Schriftstellers und Drehbuchautors László Krasznahorkai sind seit Mitte der 80er Jahre vier aufsehenerregende, in Filmsprache und Inhalt radikale Filme hervorgegangen. Krasznahorkais alptraumhaft geschlossene, melancholische Romane und Szenarien bilden die Grundlage für Tarrs apokalyptisch-visionäre Bilderwelten. Mit einem von Kneipenbesuchern wildtanzend dargestellten Sonnensystem beginnen die WERCKMEISTERSCHEN HARMONIEN – genialer Auftakt einer Eskalation der Gewalt, die mit einem Wanderzirkus und einem ausgestopften Wal Einzug in ein Dorf hält.
DER LETZTE MANN (F. W. Murnau, D 1924, 12. & 14.5., am Klavier: Eunice Martins) Karl Freund gehört zu den bedeutendsten und stilprägendsten Kameramännern des deutschen Films der 20er Jahre, dessen Experimentierfreudigkeit unter der Regie von F. W. Murnau besondere Entfaltungsmöglichkeit fand. Für DER LETZTE MANN befreite er die Kamera vom Stativ, schnallte sie sich (oder seinem Assistenten Baberske) auf die Brust, auf Fahrräder oder Kräne und erreichte damit eine bis dato unbekannte Beweglichkeit des Bilds. Murnau fand in Freund den idealen kreativen Partner, der die seelische Verfassung eines degradierten Hotelportiers bildlich umzusetzen verstand.
DELITS FLAGRANTS (Auf frischer Tat, Raymond Depardon, Frankreich 1994, 7. & 9.5.) Raymond Depardon und Claudine Nougaret bilden seit 1988 ein eingespieltes Team hinter der Kamera. Nougaret zeichnet nicht nur für die Produktion, sondern vor allem für den Ton verantwortlich, dem in den Filmen von Depardon eine wichtige Rolle zukommt: "Der Ton unserer Filme lässt die Orte erfahrbar werden und verleiht ihnen ein Gewissen. Er ist die Essenz des Films." (Claudine Nougaret) Der streng strukturierte Dokumentarfilm DELITS FLAGRANTS zeigt die Erstverhöre auf frischer Tat ertappter Verhafteter durch die Anklagevertreter im Justizpalast von Paris. Ohne Schuss-Gegenschuss, Schwenks oder Zoom treten Justizrituale, Angst, Klassenunterschiede, Wahrheit und Lüge deutlich zutage. Am 21. & 25.5. würdigen wir die australischen Filmemacher, Aktivisten und Journalisten Arthur und Corinne Cantrill – siehe hier.
SCENER UR ETT ÄKTENSKAP (Szenen einer Ehe, Ingmar Bergman, Schweden 1973, 22. & 23.5.) Innerhalb ihrer jeweiligen umfangreichen Filmografien bilden die über zehn Filme, die Liv Ullmann und Ingmar Bergman zwischen 1966 und 2003 miteinander gedreht haben, einen besonderen Schwerpunkt. Bergman beförderte Ullmanns große schauspielerische Wandelbarkeit sowie die Ausdrucksstärke ihres Gesichts, durch ihre Darstellungsweise haben sich die Frauenfiguren aus Bergmans Filmen in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben. SZENEN EINER EHE schildert Stationen im Leben eines Paares und die schmerzhafte Aufarbeitung verdrängter Konflikte. Das scharfsinnige Protokoll der Alltagsprobleme verdichtet sich zu einem analytischen Beziehungsdrama.
Dem Stummfilmstar Asta Nielsen wird gemeinhin die fast alleinige Autorschaft ihrer Filme zugeschrieben. Sie entwickelte und formte ihre Leinwandpersonen und wusste die Freiräume der jungen Kunstform Film zu nutzen, um Einfluss auf sämtliche Herstellungsprozesse ihrer Filme zu nehmen. Abgesehen von der engen künstlerischen Partnerschaft mit ihrem Ehemann und Regisseur Urban Gad schätzte Asta Nielsen den kreativen Austausch mit dem Kameramann Guido Seeber, der in der Frühzeit des Kinos zu den Pionieren der Kameratechnik gehörte. In DAS MÄDCHEN OHNE VATERLAND (Urban Gad, D 1912, 24. & 26.5., am Klavier: Eunice Martins) balanciert Asta Nielsen als Zigeunerin hinreißend leichtfüßig auf einem Kanonenrohr – diese Einstellung ist emblematisch für den ganzen Film. In DER FREMDE VOGEL (Urban Gad, D 1911, 24. & 26.5., am Klavier: Eunice Martins) spielt sie eine junge Frau, die sich während eines Ferienaufenthalts im Spreewald unstandesgemäß in einen jungen Fischer verliebt und so ein Unglück heraufbeschwört.
ADAM'S RIB (Ehekrieg, George Cukor, USA 1949, 29. & 31.5.) Neun gemeinsame Filme in 25 Jahren machten aus Katherine Hepburn und Spencer Tracy eines der Traum-Leinwand-Paare der klassischen Hollywood-Ära. Dass sie auch diesseits der Leinwand 26 Jahre lang ein Paar waren, wurde lange nicht öffentlich. Die strahlend selbstbewusste Hepburn und der ironisch-grantelige Tracy lieferten sich in ihren Filmen furiose Verbalschlachten und ließen keine Gelegenheit des Geschlechterkampfs aus. Letzterer wird in ADAM'S RIB vor Gericht ausgetragen, vor dem sie gegnerische Parteien vertreten.