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Der erste Programmblock (27. bis 30. Juni) –"Action/Bewegungen" – fragt, wie Dazugehörigkeit verhandelt wird. Wie formieren sich politische Kollektive abseits von Staat und Parteien? Als Antwort auf drakonisches Eingreifen in Bürgerrechte oder als Teil derselben? Der Ausnahmezustand unter Indira Gandhi förderte nicht nur die Dringlichkeit entstehender Studenten- und Arbeiterbewegungen und wenig später eine weit gefächerte Frauenbewegung, sondern gilt auch als Geburtsstunde des unabhängigen politischen Dokumentarfilms. Gleichzeitig wird das Aktionsvermögen von filmpolitischen Konstellationen kontinuierlich revidiert, neu gedacht und in verschiedenste Genres und Erzählformen übersetzt. Zur Eröffnung von "Being Singular Plural: Moving Images from India" und in Anwesenheit der Künstler der Ausstellung in Deutsche Guggenheim – Desire Machine Collective, Shumona Goel, Amar Kanwar und Kabir Mohanty – nehmen wir die von Jean Luc Nancy gestellte Frage nach dem "Sein-in-der-Gemeinschaft" auf. Anwesend sind außerdem die Filmemacher Paromita Vohra und Partho Sen Gupta sowie der Kurator Kaushik Bhaumik.
SUPERMAN OF MALEGAON (Faiza Khan, Indien 2008, 27.6., Einführung: Dorothee Wenner und Nicole Wolf, anschließend Diskussion) Malegaon liegt fern der indischen Metropolen, im geografischen Zentrum Indiens. Mit dem Untergang der Textilindustrie steigen die Spannungen in der Bevölkerung: Inmitten dieses Chaos produziert eine Gruppe von filmbesessenen Amateuren ein stark lokal geprägtes Remake von Superman. Mit dem Porträt des ziemlich dünnen und schüchternen Superman von Malegoan und dem "making-of" der unterhaltsamen Filmarbeiten gelingt Faiza Khan eine präzise Analyse der politischen Zauberkraft des Kinos in Indien.
KYA HUA IS SHAHAR KO? (Deepa Dhanraj, Indien 1986, 27.6., Einführung und Diskussion mit Gästen) Wie erleben Stadtbewohner die Eskalation gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen Hinduisten und Muslimen? Der Film zeigt fundamentalistische Organisationen und wie ökonomi-sche Krisen, Arbeitslosigkeit und der Verfall der Stadt Hyderabad die Bedingungen für den Ausnahmezustand von 1984 schaffen. Beteiligt, beobachtend und poetisch eröffnete der Film eine Alternative zum argumentativ politischen Dokumentarfilm seiner Zeit und verweist auf die kom-munalistische Politik der 90er Jahre.
UNLIMITED GIRLS (Paromita Vohra, Indien 2002, 28.6., Paromita Vohra im Gespräch mit Nicole Wolf) Auf einer persönlichen Reise durch Archive, Manifeste, Erinnerungen und Lebensträume begegnet die Erzählerin Fearless verschiedenen Vorstellungen von dem, was Feminismus in In-dien heute sein könnte. Im Chatroom treffen politische Strategie und persönliches Dilemma, Gewalt und Aktivismus, Popkultur and Dokumentarisches aufeinander – damit wird UNLIMITED GIRLS zum film-feministischen Entwurf.
HAZAAROON KHWAISHEIN AISI (Sudhir Mishra, Indien 2003, 28.6., Einführung und Diskussion mit Gästen) Etwa zur gleichen Zeit wie in Westeuropa formierte sich auch in Indien eine Studentenbewegung – mit zahlreichen jungen Intellektuellen, die von Delhi nach Bihar gingen. Der Film erzählt die Geschichte von dreien dieser Revolutionäre – zwei Männern und einer Frau –, die die Ideologie aufs Land, zu den Bauern und Naxaliten treibt. Liebe bzw. Eifersucht führt sie schließlich zurück in die Stadt. Als Indira Gandhi 1975 den Ausnahmezustand ausruft, werden die Karten neu gemischt.
AJANTRIK (Ritwik Ghatak, Indien 1958, 29.6., Kabir Mohanty im Gespräch mit Dorothee Wenner) Ritwik Ghatak, einer der großen Meister des bengalischen Kinos, schloss sich in seiner Jugend mehrmals den Adivasi Oraon an, den Ureinwohnern Ost-Bengalens. Obwohl es in diesem Film vordergründig um die Liebe eines schrulligen Taxifahrers zu seinem uralten Auto geht, kann man seinen Ford auch als Vehikel für eine filmische Parabel von großer Aktualität begreifen. Derzeit geraten die Adivasi wieder zunehmend in die politische Schusslinie, die Ghatak visionär bereits vor über 50 Jahren in einem durchaus unterhaltsamen Genremix filmisch erforschte.
HAVA ANEY DEY (Partho Sen Gupta, Indien 2003, 30.6., Partho Sen Gupta im Gespräch mit Doro-thee Wenner) Der Konflikt zwischen Indien und Pakistan gehört seit der Teilung des Landes 1947 zum Alltag beider Länder. Immer wieder eskaliert die Konfrontation gewaltsam und stellt alles in Frage – vor allem die Normalität, sich mit dieser explosiven Beziehung abzufinden. HAVA ANEY DEY erzählt eine Geschichte moderner Menschen aus Bombay und ihrer Konfrontation mit den traditionellen Werten einer Generation, die die Teilung nicht als "natürlich" empfand. Ein Film über einen politischen Konflikt, dessen Absurdität fast täglich von aktuellen Nachrichten überboten wird. (Dorothee Wenner, Nicole Wolf) Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit www.deutsche-guggenheim.de - external-link-new-window "Opens external link in new window">Deutsche Guggenheim, Berlin.
Dokumentarfilm-Workshops für Jugendliche und Kinder ab 12 Jahren anlässlich der Ausstellung "Being Singular Plural" (PDF-Download)

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