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CHAMBRE 666 (BRD 1982, 29.7., in Anwesenheit von Wim Wenders) entstand bei den Filmfestspielen 1982 im Zimmer 666 des Hotel Martinez in Cannes. Dorthin hatte Wenders Filmemacher eingeladen, auf die von ihm formulierte Frage zu antworten: "Ist das Kino eine Sprache, die uns verloren geht, eine Kunst, die schon im Untergang begriffen ist?" 15 Regisseure folgten der Einladung, darunter Jean-Luc Godard, Paul Morrissey, Monte Hellman, Romain Goupil, Susan Seidelman, Rainer Werner Fassbinder, Werner Herzog, Robert Kramer, Steven Spielberg und Michelangelo Antonioni.
DIE ANGST DES TORMANNS BEIM ELFMETER (BRD / Österreich 1972, 30.7. & 1.8.) basiert auf dem gleichnamigen Roman von Peter Handke und erzählt vom drohenden Zerfall einer an der Oberfläche intakten gesellschaftlichen wie individuellen Ordnung. Ein Fußballtorwart fällt nach einem Platzverweis aus den Zusammenhängen des normalen Lebens und der herkömmlichen Kommunikation, tötet eine Kinokassiererin und wird zum passiven Zuschauer seines Schicksals. Ein Kurzfilmprogramm versammelt fünf frühe Arbeiten aus den Jahren 1968/69: SAME PLAYER SHOOTS AGAIN, SILVER CITY, POLIZEIFILM, ALABAMA: 2000 LIGHT YEARS FROM HOME und DREI AMERIKANISCHE LP'S (31.7.). Wenders' Debüt- und Abschlussfilm SUMMER IN THE CITY (BRD 1970, 31.7. & 1.8.) ist gleichermaßen der Versuch der Ergründung des Verhältnisses zwischen Musik und Bewegung sowie das Porträt einer Generation. Im nasskalten Winter hastet ein aus dem Gefängnis entlassener Mann auf der Flucht vor unsichtbaren Verfolgern durch München und Berlin. Intensive Alltagsbeobachtungen, bundesdeutsche Stadtlandschaften als Orte der Isolation, aber auch der Utopie, werden von der Musik der Kinks, denen der Film gewidmet ist, durchwirkt.
ALICE IN DEN STÄDTEN (BRD 1974, 4. & 30.8.), ein Road Movie mit Anspielungen auf die Filmgeschichte und Reflexionen über die Bedeutung des Bildes, handelt von einem deutschen Journalisten, dem nach einer missglückten Auftragsreise durch die USA ein neunjähriges Mädchen anvertraut wird, mit dem er zurück nach Deutschland fliegt, um dessen Großmutter zu suchen.
In einem zweiten Kurzfilmprogramm sind fünf Produktionen aus den Jahren 1982 bis 2007 zu sehen: WAR IN PEACE (F 2007), INVISIBLE CRIMES (Spanien 2007), TWELVE MILES TO TRONA (2002), ARISHA, DER BÄR UND DER STEINERNE RING (D 1992) sowie REVERSE ANGLE (USA / F / BRD 1982, 5.8., in Anwesenheit von Wim Wenders).
DER AMERIKANISCHE FREUND (BRD / F 1977, 7. & 28.8.) Der Bilderfälscher Tom Ripley (Dennis Hopper) überredet einen unheilbar kranken Bilderrahmer (Bruno Ganz), zwei Auftragsmorde auszuführen. Die Verfilmung eines Kriminalromans von Patricia Highsmith diente Wenders dazu, über die Wirkung von Bildern zu reflektieren und die Dominanz der amerikanischen Kultur gegenüber der europäischen zu diskutieren. Nicht zufällig ist der amerikanische Freund Bilderfälscher. Die kleinen Gangster werden von befreundeten Regiekollegen dargestellt: Gérard Blain, Samuel Fuller, Nicholas Ray, Peter Lilienthal, Daniel Schmid, Jean Eustache. Der semidokumentarische Spielfilm NICK'S FILM – LIGHTNING OVER WATER (BRD / Schweden 1980, 7.8.) über die letzten Wochen im Leben des krebskranken Filmregisseurs Nicholas Ray wurde gemeinschaftlich von Ray und Wenders realisiert. Realität und Fiktion, Reportage und Spielhandlung durchdringen sich in ständigem Wechsel und werden kritisch miteinander konfrontiert: ein vielschichtiges, intimes Filmessay, das die Bedingungen des Filmemachens und seine ethischen Implikationen reflektiert.
IM LAUF DER ZEIT (BRD 1976, 8. & 18.8.) erzählt die Geschichte einer Männerfreundschaft. Zwei Männer (Rüdiger Vogler, Hanns Zischler) fahren in einem LKW durchs Zonenrandgebiet an der Grenze zur DDR und erleben die bundesdeutsche Provinz-Wirklichkeit aus der Perspektive des distanzierten Beobachters. Die Reise wird zur befreienden Fluchtbewegung und zur heilsamen Desillusionierung, geprägt von der Erfahrung der Wurzellosigkeit, die neue Formen des Sehens und Erlebens eröffnet.
THE SOUL OF A MAN (D / USA 2003, 10. & 20.8.) ist Wenders' Beitrag zu einem achtteiligen Projekt, das auf Initiative von Martin Scorsese der Blues-Musik die Reverenz erweist: eine stimmungsvolle, aus dokumentarischen und inszenierten Elementen sowie zahlreichen Musiksequenzen kompilierte Reflexion, die vor allem drei vergessene Pioniere porträtiert: den blinden Gospel- und Blues-Sänger Blind Willie Johnson, den Sänger, Gitarristen und Pianisten Skip James sowie den Blues- und Boogie-Musiker J.B. Lenoir.
PARIS, TEXAS (BRD / F / GB 1984, 11. & 19.8.) Ein sprach- und erinnerungslos in der texanischen Wüste aufgefundener Mann findet langsam in die Gemeinschaft zurück und macht sich zusammen mit dem siebenjährigen Sohn auf die Suche nach seiner verschwundenen Frau, seiner Vergangenheit und nach neuen Formen des Zusammenlebens. Ausgezeichnet mit der Goldenen Palme in Cannes 1984.
TOKYO-GA (BRD / USA 1985, 13.8.) ist dem 1963 verstorbenen japanischen Regisseur Yasujiro Ozu gewidmet, den Wenders seinen "einzigen (Lehr-)Meister" nannte. Zentrum des Films sind die Erinnerungen zweier Mitarbeiter Ozus: des Schauspielers Chishu Ryu und des Kameramanns Yuharu Atsuta. Mit einer Flucht beginnt DON'T COME KNOCKING (D / USA 2005, 13. & 20.8.): Ein in die Jahre gekommener Cowboy-Darsteller verlässt überdrüssig das Set, um seine Mutter (Eva Marie Saint) aufzusuchen, die er 30 Jahre lang nicht mehr gesehen hat. Von ihr erfährt er, dass er einen erwachsenen Sohn hat. Er macht sich auf die Suche nach Sohn und Ex-Geliebter. Der Film erzählt wie ein Western nicht nur von einem Traum von Amerika, sondern von der Sehnsucht nach Heimat und von verpassten Gelegenheiten.
BIS ANS ENDE DER WELT (D / F / Australien 1991, 14.8.) Während im Jahr 1999 die Menschheit durch eine atomare Katastrophe bedroht ist, reist eine junge Frau kreuz und quer durch die Welt einem Fremden nach, der mit einer Spezialkamera Bilder aufzeichnet, die Blinden übermittelt werden können. In der australischen Wüste endet die Jagd bei der Familie des Mannes, dessen Vater Forschungen betreibt, um Träume sichtbar zu machen, was zu einer schweren Bildersucht führt. Wir zeigen den um 100 Minuten (!) längeren Director's Cut von Wenders' ehrgeizigem Reise-, Abenteuer-, Science-Fiction-, Musik- und Liebesfilm.
DIE GEBRÜDER SKLADANOWSKY (D 1995, 15.8.) ist eine liebenswert-charmante Ehrung der Brüder, die am 1.11.1895, zwei Monate vor den Lumières, im Berliner Wintergarten die erste Vorstellung der Kinogeschichte präsentierten. Neben dem Programm aus Varieté-Szenen, das damals zu sehen war, enthält der Film ein Interview mit der 91-jährigen Tochter von Max Skladanowsky
BUENA VISTA SOCIAL CLUB (D / USA / GB / F / Kuba 1999, 15. & 28.8.), der Dokumentarfilm über die Zusammenarbeit des amerikanischen Musikers Ry Cooder mit den legendären Soneros der kubanischen Musik setzte vor zehn Jahren einen internationalen musikalischen Trend. Der Film zeigt die Proben mit den Musikern auf Kuba und begleitet sie auf ihrer anschließenden Tournee bis in die Carnegie Hall.
DER HIMMEL ÜBER BERLIN (BRD / F 1987, 17. & 31.8.), Wenders' Märchen über zwei Engel, die zu den Menschen hinabsteigen, wurde unter anderem am heutigen Standort des Filmhauses gedreht. Bruno Ganz und Otto Sander wandern und fliegen durch Berlin, lauschen den Gedanken der Menschen und streifen durch die Zeiten. Eine poesievolle Liebeserklärung an das Leben und eine fantasievolle Hommage an die geteilte Stadt Berlin.

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