VIDEOCRACY (Erik Gandini, Schweden 2009, 26.11.) ist eher im Bereich der Realsatire angesiedelt. Gandini untersucht die Spätfolgen des italienischen Kommerzfernsehens mit seinen Erotik-, Spiel- und Realityshows, das in den 70ern Reichtum und Macht des Silvio Berlusconi begründete, für die italienische res publica und ihre Bürger/innen. Als Gegengewicht zur mitunter dämonisierenden US-amerikanischen Berichterstattung über linke lateinamerikanische Staatsoberhäupter wie Hugo Chávez und Raúl Castro versteht sich Oliver Stones jüngster Dokumentarfilm SOUTH OF THE BORDER (USA 2009, 27.11.). Drehbuch: Tariq Ali und Mark Weisbrod. Weitere Filme über Lateinamerika verlassen die Weltbühne, um anhand von Familiengeschichten größere Zusammenhänge aufzuzeigen. In CUCHILLO DE PALO (Spanien 2010, 27.11.) begibt sich Regisseurin Renate Costa auf die Spurensuche nach ihrem Onkel, der während der Stroessner-Diktatur in Paraguay wegen seiner Homosexualität inhaftiert und gefoltert wurde. Bald nach der Entlassung verstarb er.
FAMILIA (Mikael Wiström, Alberto Herskovits, Schweden 2010, 28.11.) begleitet eine Peruanerin, die als Wanderarbeiterin nach Spanien zieht und nach 34 Jahren Ehe ihren Mann zurücklässt. Das einfühlsam geschilderte Familienschicksal verweist gleichzeitig auf eine globalere Geschichte von Migration. In zwei Festivalbeiträgen stehen sich Interessen multinationaler Konzerne und Umweltschutz scheinbar konträr gegenüber. OPERACÍON DIABLO (Stephanie Boyd, Peru / Kanada 2010, 29.11.) enthüllt, wie eine peruanische Sicherheitsfirma im Auftrag einer US-amerikanischen Bergbaugesellschaft den Pfarrer und Menschenrechtsaktivisten Marco Arana bespitzelt hat.
GASLAND (Josh Fox, USA 2009, 27.11.) überprüft neue Erdgasfördermethoden auf ihre Umwelt- und gesundheitliche Verträglichkeit. Nachdem Fox selbst aufgefordert wurde, sein Land in Pennsylvania an die Energiefirma zu verkaufen, reist er dann quer durch die USA zu weiteren Bohrgebieten.
Auch die Gründer/innen des COMPLAINTS CHOIR (Dänemark 2009, 26.11.) sind ständig unterwegs, um Bürger/innen bei der musikalischen Artikulation ihrer Alltagsbeschwerden bis hin zum politischen Protest zu unterstützen. Ada Bligaard Søbys Film begleitet Chorprojekte in Chicago und Singapur. Intoleranz und verschiedene Formen ihrer Bekämpfung bilden einen weiteren Festivalschwerpunkt. Die Langzeitstudie NEVÍTANÍ (Tomáš Škdrlant, Tschechische Republik 2010, 30.11.) porträtiert fünf junge Menschen, die als Kleinkinder von ihren Eltern in ein Heim gegeben wurden. Trotz ihres schlechten Starts wachsen die geistig und körperlich behinderten Kinder zu einfühlsamen Erwachsenen und verantwortungs-vollen Eltern heran. In LYUBITE MENYA, POZHALUYSTA! (Valery Balayan, Ukraine 2010, 30.11.) ist die Ermordung zweier Menschenrechtsaktivisten in Russland, des Anwalts Stanislav Markelov und der Journalistin Anastasiya Baburova, Ausgangspunkt einer Recherche tief in die Strukturen nationalistischer und faschistischer Bewegungen. Ein weiteres Programm analysiert mediale Selbst- und Fremdbilder von Sinti und Roma. (28.11.) In der Black Box sind für die Dauer des Festivals Social Spots und Kurzfilme gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus zu sehen (in Kooperation mit One World Prag). Das Festival endet am 1.12. mit der Vorführung des Publikumspreisträgers. Erstmalig können Teile des Programms im Internet verfolgt werden. Auf der Festivalwebsite www.oneworld-berlin.de - external-link-new-window "Opens external link in new window">www.oneworld-berlin.de können ausgewählte Filme vergangener Jahrgänge und auch des aktuellen Festivals (nach der Kinopremiere) als Stream angesehen werden. Auch Diskussionsveranstaltungen werden online abrufbar sein. (Natalie Gravenor)