AFRIKAMERA 2011: African Filmfestivals – Beyond Present and Future
Von Marrakesch bis Durban, von Ouagadougou bis Nairobi haben sich über die Jahre immer mehr Festivals als Schaufenster für aktuelles Kino aus Afrika und als Sprungbrett für junge afrikanische Filmemacher etabliert. Filmfestivals wie das burkinische FESPACO, das mosambikanische DOCKANEMA, das südafrikanische DIFF oder das tunesische JCC haben es bereits geschafft, sich einen festen Platz als Treffpunkte der globalen Filmszene zu erarbeiten. Jüngere Filmfestivals wie das madagassische Kurzfilmfestival Rencontres du Film Court, das Rwanda Film Festival oder das Kenya International Film Festival sind auf dem Weg dorthin.
In Kooperation mit AFRIKAMERA präsentieren ausgewählte afrikanische Festivals Highlights aus ihrem Programm und machen in Gesprächen den Spirit ihrer Festivals erlebbar.
Das Festival eröffnet mit der Berlin-Premiere von PÉGASE (Marokko 2009, 16.11.). Der marokkanische Regisseur Mohamed Mouftakir erzählt in seinem psychologischen Thriller vom inneren Kampf einer jungen Frau gegen die Unterdrückung in der patriarchalen marokkanischen Gesellschaft. Die junge Rihana wird stark traumatisiert in eine Klinik eingeliefert und glaubt, schwanger zu sein. Ist sie wirklich von dem dämonischen "Herrn des Pferdes" besessen, wie die Bewohner ihres Heimatdorfes behaupten? PÉGASE erhielt beim diesjährigen FESPACO den Hauptpreis. In Anwesenheit von Ardiouma Soma (Programmleiter FESPACO). Das kenianische KIFFT präsentiert als deutsche Erstaufführung mit UNBROKEN SPIRIT (Jane Murago-Munene, Kenia 2010, 17.11.) das mehrfach ausgezeichnete Porträt der kenianischen Menschenrechtsaktivistin Monica Wangu Wamwere. Obgleich Analphabetin, wurde "Mama Koigi" zu einer Symbolfigur des Kampfes für Demokratie im postkolonialen Kenia. In Anwesenheit von Charles Asiba, künstlerischer Leiter des Kenya International Film Festival. Unter dem Titel MALAGASY ROOTS (Madagaskar 2011, 17.11.) zeigt Laza, Regisseur und künstlerischer Leiter des madagassischen Festivals Rencontres du Film Court, eine Auswahl herausragender Kurzfilme des ostafrikanischen Inselstaats, der auf der Karte des Weltkinos noch weitgehend unentdeckt ist. LES SECRETS (Tunesien/Frankreich/Schweiz 2010, 18.11.) ist ein bewegendes Drama über drei Frauen. Aicha und Radhia leben zusammen mit ihrer Mutter in einem verlassenen Palast, in dem diese einst als Haushälterin arbeitete. Ihr Alltag gerät ins Wanken, als die Besitzer des Anwesens zurückkehren. Der Film der jungen tunesischen Regisseurin Raja Amari wird präsentiert von Annie Djamal (Journées Cinématographiques de Carthage). Mit den RWANDA SHORTS (Ruanda 2011, 18.11.) stellt das Rwanda Film Festival eine Best-Of-Auswahl von Kurzfilmen aus Ruanda vor, das momentan daran arbeitet, unter dem Label "Hillywood" – analog zum nigerianischen "Nollywood"-Kino – eine eigenständige Filmindustrie zu etablieren. Das Kurzfilmprogramm wird von Jacques Rutabingwa (Rwanda Cinema Center) eingeführt. ESPELHO MEU (Mirror, Mosambik/Spanien/Iran 2011, 19.11.) ist ein Experimentalfilm der Filmemacherinnen Isabel Noronha (Mosambik), Vivian Altman (Frankreich) und Firouzeh Khosrovani (Iran). Traditionelle weibliche Geschlechterstereotype in Mosambik, Iran, Spanien und Brasilien werden hinterfragt und miteinander in Beziehung gesetzt. Deutschlandpremiere in Anwesenheit von Pedro Pimenta (Produzent und künstlerischer Leiter des DOCKANEMA). Mit SKOONHEID (Beauty, Südafrika/Frankreich 2011, 19.11.) zeigt das Durban International Film Festival das neueste Werk des jungen südafrikanischen Regisseurs Oliver Hermanus. Größtenteils in Afrikaans gedreht, erzählt die Geschichte von einem Familienvater, den eine schicksalhafte Begegnung aus der Bahn zu werfen droht. Das stille Drama ist ein eindrückliches Porträt der von Versagensängsten geplagten weißen Mittelschicht des Landes. SKOONHEID wurde in Cannes mit dem Queer Palm Award ausgezeichnet und ist in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" für den Oscar nominiert. In GANGSTER PROJECT (Südafrika/Deutschland 2011, 20.11.) möchte ein junger, weißer Filmstudent aus Kapstadt einen richtigen Gangsterfilm drehen und macht sich auf die Suche nach geeigneten Protagonisten. Als er schließlich die perfekte Gang für sein Projekt gefunden hat, verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität. Der Regisseur Teboho Edkins und sein Team sind bei der Deutschlandpremiere anwesend. Die Ilha de Moçambique hat eine wechselvolle Geschichte – als Karavellen-Hafen, Piratennest, Schmelztiegel unterschiedlichster Ethnien. ISLAND OF THE SPIRITS(Mosambik 2010, 20.11.), ein Dokumentarfilm des brasilianisch-mosambikanischen Schriftstellers und Regisseurs Licinio Azevedo, porträtiert einige exzentrische Bewohner der Ilha – darunter eine Tänzerin, einen Pförtner und mehrere Geister. Deutschlandpremiere in Anwesenheit von Pedro Pimenta (DOCKANEMA). Mit NOTRE ÉTRANGÈRE (The Place in Between, Burkina Faso/Frankreich 2010, 20.11.) präsentiert das FESPACO den Erstlingsfilm der französisch-burkinischen Regisseurin Sarah Bouyain als Deutschlandpremiere. Erzählt wird die Geschichte zweier Frauen zwischen den Kulturen. Die junge Amy reist nach dem Tod ihres französischen Vaters nach Burkina Faso. Sie ist auf der Suche nach ihrer Mutter, trifft dort aber nur ihre Tante, eine einsame Trinkerin. Die 45-jährige Mariam aus Burkina Faso lebt in Frankreich. Seit Jahren ist sie nur noch ein Schatten ihrer selbst und arbeitet als Putzfrau. Ihr Leben nimmt eine ungeahnte Wendung, als sie die Angestellte Esther kennenlernt ... Begleitend zum Festival veranstaltet AFRIKAMERA – in Kooperation mit der GIZ (Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) und der Heinrich-Böll-Stiftung – ein international besetztes Panel zum Thema "Auslaufmodell Kino? Afrikanisches Kino auf alternativen Wegen". Thematisiert wird u.a. die Rolle von Kinos und Festivals für die Entwicklung der afrikanischen Filmindustrie. (19.11.) Die Filmtage AFRIKAMERA stehen unter der Schirmherrschaft von Dr. Uschi Eid. Mehr unter www.afrikamera.de - external-link-new-window>www.afrikamera.de (Moussa Sawadogo, Florian Wachinger)