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Zu sehen sind Kurosawas zwischen furioser Dynamik und großer Stilisierung aufgespannten Samurai-Filme RASHOMON (1951), SHICHININ NO SAMURAI (Die sieben Samurai, 1953) oder RAN (1985) ebenso wie seine Gegenwartsfilme wie IKIRU (1952) sowie die kunstvoll-komplexen Literaturadaptionen KUMONOSU-JODONZOKU (Throne of Blood, 1957) oder (The Lower Depths, 1957). Doch die 60 Vorführungen im Rahmen der Retrospektive geben nicht nur die Möglichkeit der Neu- und Wiederbegegnung mit Kurosawas großen Klassikern, sondern ermöglichen es, weniger bekannte Filme, wie z. B. seine Gegenwartsstücke jenseits von IKIRU oder sein Schaffen in den 40er Jahren zu entdecken, bevor Kurosawa nach der Auszeichnung von RASHOMON mit dem Goldenen Löwen auf dem Filmfestival von Venedig 1951 schlagartig bekannt wurde. Bereits Kurosawas erste Filme deuten die große Fülle von unterschiedlichen Themen, Genres und Stilrichtungen an, zwischen denen er sich 50 Jahre lang scheinbar mühelos von Film zu Film wechselnd bewegte. Sie lassen seinen großen erzählerischen Gestus erkennen, mit dem er bald auch Stoffe von Shakespeare, Dostojewski und Gorki umsetzte und zeigen die für Kurosawa so typische jagende Kamera, seinen dynamischen Bilderfluss und Schnittrhythmus, seine überbordende visuelle Experimentierfreude, die er, der eigentlich Maler werden wollte, in jedem Film aufs Neue unter Beweis stellte. Kurosawas Œuvre ist eines der Kontraste, Gegensätze, ein Grenzgang zwischen den verschiedenen Kulturen, zwischen Tradition und Moderne, in dem unterschiedlichste Einflüsse aufeinandertreffen – zu entdecken ab dem 5. September im Arsenal. RAN (Japan / Frankreich 1985, 5. & 10.9.) Zehn Jahre arbeitete Kurosawa an seiner im Japan des 16. Jahrhunderts angesiedelten Vision der Apokalypse, in der sich Motive aus Shakespeares King Lear ebenso finden wie Figuren aus anderen Filmen Kurosawas, geschichtliches Material oder mythische Grundkonstellationen. Der greise Fürst Hidetora setzt seinen ältesten Sohn als Nachfolger ein, was einen erbarmungslosen Kampf innerhalb der Familie auslöst. RAN (übersetzt: Aufruhr, Chaos, Tumult) gehört zu Kurosawas düstersten, drastischsten Filmen. Faszinierend-irritierend der Prunk der Bilder, die Stilisierung der Bewegungen, der Glanz der Farben. Doch in der Schönheit der Bilder entfaltet sich schonungslos Kurosawas Blick auf eine dem Untergang geweihte Welt, in der das Schlachten und Sterben kein Ende nehmen will. WAGA SEISHUN NIKUI NASHI (No Regrets For Our Youth, Japan 1946, 6. & 11.9.) Weibliche Hauptpersonen haben Seltenheitswert in den Filmen von Kurosawa. Ein solcher Ausnahmefilm ist JUGEND OHNE REUE, in dem die Ozu-Darstellerin Setsuko Hara die behütete Tochter eines Universitätsprofessors spielt. Yukis unbeschwertes Leben kommt zu einem Ende, als sich die politische Verhältnisse Ende der 30er /
Anfang der 40er Jahre in ihr Leben drängen. Ihr Vater wird verdächtigt, pazifistisches Gedankengut zu verbreiten und verliert seine Arbeit. Zahlreiche Freunde und auch Yuki werden verhaftet. Ihr Mann wird hingerichtet. Aus dem Gefängnis entlassen, legt sie ihre alte Identität ab und beginnt auf dem Land untern Bauern ein neues Leben. Ihre Entscheidung ist so schmerzlich wie unausweichlich, ein verzweifelter Versuch, im Handeln der Krise zu entkommen – ein klassischer Topos in Kurosawas Filmen. Die melodramatische Emanzipationsgeschichte gehört zu seinen schönsten Filmen. RASHOMON (Japan 1950, 6. & 15.9. – restaurierte Kopie des National Film Center /The National Museum of Modern Art) Ein Verbrechen, vier Perspektiven, drei Zeitebenen: Kurosawas erster internationaler Erfolg, durch welchen der japanische Film erstmalig in das Blickfeld des westlichen Publikums trat, ist eine Parabel über Lüge und Wahrheit, Stolz und Ehrgefühl, Vertrauen und Chaos. In Rückblenden und aus vier verschiedenen Perspektiven wird das zentrale Verbrechen – ein Mord an einem Samurai und die Vergewaltigung seiner Frau – geschildert. Zu Wort kommen der Räuber, die Frau, ein zufälliger Passant und der Samurai mittels Medium – doch keine der Versionen hat bei näherem Hinsehen Bestand. Wahr und Falsch, Gut und Böse lösen sich in einer diffusen Welt auf, in der Kurosawas dynamische Kamera alles in Bewegung setzt. IKIRU (Leben / Einmal wirklich leben, Japan 1952, 7. & 16.9.) Im Versuch, seinem Leben kurz vor dem Tod noch einen Sinn zu geben, trotzt ein einsamer Kommunalbeamter (Takashi Shimura) der trägen Bürokratie den Bau eines Kinderspielplatzes ab, nach dessen Eröffnung er stirbt. Mit äußerster Zurückhaltung und fast nüchterner Präzision zeichnet Kurosawa seinen stillsten Helden und dessen Entdeckung, was es heißt: zu leben. In zwei Teilen und anhand zahlreicher Rückblenden setzt sich das Innen und Außen des Protagonisten zusammen, zeigt sich eine Abfolge von Missverständnissen, werden Enttäuschungen, Schmerz und ungleichzeitige Gefühle nachvollziehbar. Das anrührende Geschehen, dargestellt ohne jegliche Sentimentalität, wird "beatmet vom Hauch des Empfundenen". (Karsten Visarius) YOIDORE TENSHI (Drunken Angel, Japan 1948, 8. & 12.9.) Grandioser Gangsterfilm, expressive Milieustudie, soziales Dokument (wer will, kann hier einen Vorläufer von IKIRU erkennen), dunkles Unterweltsdrama: Innerhalb dieser Koordinaten ringen zwei Menschen miteinander und mit sich selbst. Beharrlich drängt der heruntergekommene, alkoholabhängige Arzt Sanada (Takashi Shimura) den jungen Gangster Matsunaga (Toshiro Mifune in seiner ersten Rolle bei Kurosawa), seine lebensgefährliche Lungenerkrankung behandeln zu lassen. Den nicht geführten Kampf gegen seine Krankheit kanalisiert er in einem letzten Aufbäumen gegen seine ehemaligen Komplizen. In Atmosphäre und Stimmung und auch im Stellenwert für das japanische Kino wird Kurosawas Nachkriegswerk mit Rossellinis Paisà oder de Sicas Fahrraddiebe verglichen. KUMONOSU-JO(The Throne of Blood, Japan 1957, 8. & 20.9.) "Der Pfad des Bösen ist der Weg der Verdammnis. Unaufhaltsam ist sein Lauf" heißt es im Prolog und Epilog des Films. Diesen beschreiten, zunehmend gehetzt, zur Zeit des japanischen Mittelalters zwei erfolgreiche Krieger sowie die Frau des einen (Toshiro Mifune, Minoru Chiaki, Isuzu Yamada), befeuert von Weissagungen, persönlicher Machtgier und letztendlich von der Unausweichlichkeit des Zirkels der Gewalt, aus dem es kein Entrinnen gibt. Für seine eng an der Vorlage gearbeitete Version des Shakespeareschen Dramas um den Königsmörder Macbeth schafft Kurosawa großartige Bilder: eine mythische Welt, geisterhafte Nebellandschaften und unbelebte, völlig entleerte Festungsräume, in denen sich die in der Noh-Tradition agierenden Protagonisten im unsichtbaren Netz der Entmenschlichung verfangen. AKAHIGE(Red Beard, Japan 1965, 9. & 29.9.) "I had something special in mind when I made this film because I wanted to make something … so magnificent, that people would just have to see it." (A. K.) Eines der ehrgeizigsten, aufwändigsten und krisengeschütteltsten Projekte Kurosawas und in verschiedener Hinsicht ein Einzelstück. Episodisch wird der Entwicklungs- und Reifeprozess eines jungen Arztes aufgefächert, der im 19. Jahrhundert widerstrebend seine Laufbahn in einem Armenhospital unter dem strengen Vorgesetzten Dr. Niide beginnt. Die anfängliche Auflehnung weicht der Bewunderung für seinen Mentor und dessen Menschlichkeit, Güte und Weisheit. Ein Manifest des Guten, der Lebensweisheiten, des rechten Lebens, eingetaucht in eine grandiose, bis ins kleinste Detail originalgetreue Ausstattung, personifiziert von Kurosawas Alter Ego Toshiro Mifune in einer letzten beeindruckenden Tour de Force. SUBARASHIKI NICHIYOBI (One Wonderful Sunday, Japan 1947, 11. & 13.9.) Der Titel klingt anfangs wie der ironische Kommentar eines alles andere als harmonischen Sonntags, den die beiden Verlobten Yuzo und Masako miteinander verbringen. Es kommt zu Missgeschicken, deprimierenden Zwischenfällen und Prügeleien, ihre mageren 35 Yen fallen in die falschen Hände. Doch Yuzo und Masako sind "Meister des Dennochs" und stemmen sich – ganz Kurosawasche Helden – gegen ihr Schicksal. Der schäbigen Realität entfliehen sie in eine selbstgestaltete Inszenierung: Auf einem Trümmergrundstück imaginieren sie ein Kaffeehaus. In Kurosawas japanischer Version eines Trümmerfilms trifft Neorealismus auf Musical, verbinden sich Capra und Griffith. NORA INU(Stray Dog, Japan 1949, 12. & 14.9.) Kurosawas Polizeifilm gleicht einem Erkundungsgang durch das großstädtische Labyrinth. Tokio, an einem heißen Sommertag. In einem überfüllten Bus wird dem jungen Polizeidetektiv sein Dienstrevolver gestohlen. Heimlich beginnt er mit der Suche nach seiner Pistole, durchstreift die Stadt, bewegt sich in der Halbwelt, trifft auf Waffenhändler und auf eine Tänzerin. Je länger er in die Welt der Gangster und Verbrecher eintaucht, desto größer die Gefahr, tiefer in diesem anderen Leben zu versinken, sich der Identität des verfolgten Diebs anzunähern. Ein Film noir à la Kurosawa und ein einmalig flirrend-dynamisches Porträt des täglichen Lebens der berüchtigten Tokioter Armenviertel. SHIZUKANARU KETTO (Quiet Duel, Japan 1949, 13. & 15.9.) Kurz nach NORA INU entsteht Kurosawas einzige Verfilmung eines zeitgenössischen japanischen Theaterstücks: Ein Arzt infiziert sich bei einer Operation in einem Feldlazarett bei einem an Syphilis erkrankten Patienten. Nach Kriegsende – der Arzt hat nach seiner Rückkehr seine Infektion verschwiegen, behandelt sich heimlich und lebt ein Leben der Askese und Pflichterfüllung – treffen die beiden erneut zusammen. Es kommt zur Konfrontation. Ein klassischer Arztfilm und Star-Vehikel für Toshiro Mifune in der Rolle des tugendhaften Arztes, dessen still und mit sich allein ausgefochtene Duelle ihn in die Einsamkeit und Isolation treiben. SHUBUN (Skandal, Japan 1950, 14. & 16.9.) Ein Protestfilm, in dem Kurosawa die Machenschaften der Skandalpresse anprangert. Ein junger Maler (Toshiro Mifune) und eine Sängerin werden Zielscheibe der Boulevardpresse, die ihnen ein Verhältnis unterstellt. Der Rechtsanwalt (Takashi Shimura), der die beiden im Rechtsstreit gegen die Zeitung vertreten soll, lässt sich bestechen, so dass die Verhandlung zu Ungunsten des Malers und der Sängerin auszugehen scheint. Erst der Tod seiner Tochter bringt den Rechtsanwalt zur Einsicht. Wahrheit, Wahrnehmung und Perspektive bilden bereits in diesem Film ein Begriffsdreieck, welches das RASHOMON-Thema anklingen lässt. HAKUCHI (Der Idiot, Japan 1951, 17. & 19.9.) Bekanntermaßen hatte Kurosawa seit Jugendtagen eine besondere Affinität zur russischen Literatur und speziell zu Dostojewski, seinem Lieblingsautor, "der mit der größten Aufrichtigkeit über die menschliche Existenz schreibt". (A. K.) DER IDIOT ist das Dokument von Kurosawas Verehrung für den russischen Autor. Behutsam verlegt Kurosawa den Schauplatz des Romans auf die ewig verschneite Insel Hokkaido, platziert dort die Figuren in eine bürgerliche Mittelschicht der Nachkriegszeit. Hier entfaltet sich in zwei Teilen ein melodramatischer Reigen um Liebe und Mitleid, Großmut und Eifersucht. Beeindruckendes Leitmotiv ist der Schnee, der die Szenerie in eine irreale Welt überführt, die wie die Dostojewskische Seelenlandschaft anmutet. SHICHININ NO SAMURAI (Die sieben Samurai, Japan 1954, 18. & 26.9.) Kurosawas monumentales Epos, zu sehen in seiner Originallänge von 206 Minuten! Eine zusammengewürfelte Gruppe Samurai-Krieger macht für einen mageren Lohn von täglich drei Mahlzeiten ein Dorf wehrhaft und verteidigt es gegen die alljährlich einfallenden, plündernden Banditen. Der Film endet mit einem Sieg der Bauern über die Räuber, aber auch einem Abgesang auf die Zeit der Samurai, die ihrem Ende entgegengeht. Die Melancholie des Vergehens grundiert den Film, durchbrochen vom schalkhaften Bauer-Samurai Kikuchiyo (Toshiro Mifune) und der Dynamik der Kameras (Kurosawa dreht mit mehreren Kameras gleichzeitig), des Schnitts, der Bewegungen, der Kämpfe. IKIMONO NO KIROKU (I Live in Fear, Japan 1955, 20. & 21.9.) Die Beunruhigung der japanischen Bevölkerung nach den Atombombentests im Pazifik und in der Sowjetunion Anfang /Mitte der 50er Jahre bildet den Hintergrund dieses Familiendramas. Auf Initiative seiner Kinder soll der Großunternehmer Kiichi Nakajima (Toshiro Mifune) entmündigt werden. Er ist überzeugt, dass Japan unmittelbar vor einer Atombombenexplosion steht und das Land bald nicht mehr bewohnbar sein wird. Familie und Fabriken sollen deshalb nach Südamerika umziehen. Der Entmündigung wird stattgegeben, Nakajima verfällt dem Wahnsinn. Nachdrücklich stellt der streng komponierte Film die Frage nach dem schmalen Grat zwischen Normalität und Wahnsinn, berechtigter Angst oder tyrannischem Starrsinn. DONZOKU(The Lower Depths, Japan 1957, 21. & 22.9.) Eine weitere Übertragung eines westlichen literarischen Stoffes in ein japanisches Milieu: Figuren und Konstellationen aus Maxim Gorkis Nachtasyl finden sich in der Edo-Zeit wieder, der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In einem Schuppen haust eine Gruppe heruntergekommener Gestalten: Trinker, Spieler, Prostituierte, Diebe. Als im Handgemenge der Besitzer des Schuppens unglücklich stürzt und stirbt, kommt das Geschehen für einen Moment zum Stillstand, um dann in ein musikalisches Unisono, eine Gemeinschaftsimprovisation der Verbliebenen zu münden. Erneut umkreist Kurosawa seine Protagonisten und ihre beengten Lebensumstände mit mehreren Kameras, zeigt ihr Elend und die Ausweglosigkeit ihres Lebens, aber auch die Individualität ihrer Persönlichkeiten. YOJINBO (Der Leibwächter, Japan 1961, 22. & 23.9.) In einer japanischen Kleinstadt haben ein Seidenhändler und ein Sakehersteller jeweils Banditen und Abenteurer hinter sich versammelt, die sich erbarmungslos bekriegen. Ziel ist die Vernichtung der gegnerischen Seite. Ein Samurai (Toshiro Mifune) kommt zufällig in die Stadt und verdingt sich als titelgebender Leibwächter erst für die eine, dann für die andere Seite. Im mörderischen Schlagabtausch treibt er die Auseinandersetzung der rivalisierenden Gruppen auf die Spitze. Kurosawa hebelt das klassische Schema Gut vs. Böse aus und ersetzt es durch die Konfrontation zweier niederträchtiger Parteien, in deren Mitte ein unabhängiger "Held", eine Mischung aus zynischem Racheengel und desillusioniertem Clown, tritt. Ein Film der klar-geometrischen Kadragen, der starken Helldunkelkontraste und die Vorlage für Sergio Leones "Remake" Per un Pugno di Dollari (Für eine Handvoll Dollar, Italien 1964). KAKUSHI TORIDE NO SAN AKUNIN (The Hidden Fortress, Japan 1958, 23. & 24.9.) Eine schöne und reiche Prinzessin, die sich in einer Festung versteckt hält und auf deren Kopf ein Preis ausgesetzt ist, ein heldenhafter General, zahlreiche zu bestehende Abenteuer und Kämpfe, ein dramatisches, aber glückliches Ende – der Stoff, aus dem die Samuraifilme sind. Kurosawa belebt das klassische Genre mit fulminanten Cinemascope-Bildern in unendlichen Grau-Schattierungen und unterläuft es mit einer zweiten Perspektive: die der beiden heimlichen Hauptfiguren des Films, der zerlumpten, derb-komischen Bauern Tahei und Matashichi. TSUBAKI SANJURO (Japan 1962, 24. & 30.9.) Das ironisch-komödiantische Pendant zu YOJINBO, ein erneutes Aufmischen des populären Samuraifilms mit einer Verbeugung vor dem Musical. Ein wieder genüsslich körperbetonter Mifune als unkonventioneller Samurai ist umgeben von einen Gruppe naiver junger Männer, die sich am Aufbegehren gegen eine mächtige Fürsten-clique verhoben haben und wiederholt von ihm gerettet werden müssen. WARUI YATSU HODO YOKU NEMURU (The Bad Sleep Well, Japan 1960, 25. & 27.9.) Mit seiner ersten Eigenproduktion kehrt Kurosawa filmisch in die japanische Gegenwart zurück. In einer Mischung aus Gangster-, Protestfilm und Melodram attackiert er unverblümt Korruption und verbrecherische Machenschaften in den Chefetagen der Großkonzerne. Mifune als Schwiegersohn und Hamletfigur rennt, von Hass und Rachegefühlen getrieben, gegen die Wirtschaftsmacht an. Beeindruckend die nach strengen Formeln ablaufende Hochzeitszeremonie zu Beginn des Films, die von beißenden Anmerkungen anwesender Journalisten am Rande kommentiert wird. TENGOKU TO JIGOKU(High and Low, Japan 1963, 28. & 30.9.) Brillant-stringenter Thriller, der die Mechanik des Genres mal in Gang, mal außer Kraft setzt. Die Spannung entspringt dem zu Beginn des Films ausführlich geschilderten moralischen Dilemma eines Produktionsleiters (Mifune), der sich entscheiden muss, ob er den Freund seines Sohnes freikaufen oder seine Karriere retten soll. Die moralisch-metaphysische Parabel über Verantwortung und Korrumpierbarkeit tritt vor dem Hintergrund einer aus den Fugen geratenen modernen Welt umso schärfer in Erscheinung. Auf die Statik des ersten Teils folgt die an Dynamik kaum zu überbietende Geldübergabe aus einem Zug, bei der Kurosawa mit neun Kameras (incl. in 8mm!) gearbeitet hat sowie die hektische Jagd des Verbrechers, im Laufe derer das Psychogramm des Kidnappers und die Topografie der Stadt entstehen. In Zusammenarbeit mit der Japan Foundation Tokyo / Köln im Rahmen der Veranstaltungsreihe "150 Jahre Freundschaft Deutschland und Japan". Dank an Klaus Volkmer und Angela Ziegenbein. Die Retrospektive wird in der zweiten Oktoberhälfte fortgesetzt.

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