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Monte Hellman ist der große Maverick des US-amerikanischen Kinos. Während seiner ganzen Karriere blieb er ein Geheimtipp: Das Ausbleiben einer breiten Anerkennung korrespondierte mit einer umso vorbehaltloseren und tieferen Verehrung der bekennenden Fans. Seine Filme sind einerseits souverän und bewusst in amerikanischen Genre-Traditionen verankert – es sind Kriegsfilme, Western, Abenteuerfilme, Road Movies –, zersetzen andererseits aber nachdrücklich die Konventionen, auf denen sie beruhen oder konterkarieren diese absichtsvoll absurd. Er selbst sagte einmal: "Vielleicht ist es mein tragisches Manko, dass ich – ich hasse es, dieses Wort zu benützen – eine Art Intellektueller bin." Ein Zeugnis der Bewunderung, die Hellman auch (und gerade) von seinen Kollegen entgegengebracht wird, ist folgendes Statement von Sam Peckinpah aus dem Jahr 1973: "Der beste Regisseur, der gegenwärtig in Amerika arbeitet, ist Monte Hellman." Umso interessanter ist diese Erklärung, da sich die Karrieren von Peckinpah und Hellman mehrfach begegneten, wenn nicht gar in die Quere kamen – so schrieb Hellman das ursprüngliche Drehbuch für Peckinpahs Pat Garrett and Billy the Kid (1973) und er war auch der Cutter der Action-Sequenzen in Killer Elite, einem Sam-Peckinpah-Film von 1975.

Geboren wurde Monte Hellman 1932 in New York. Er studierte Theaterwissenschaft an der Stanford University, sowie Film an der University of Southern California, experimentierte dann mit einer kleinen Theatertruppe und inszenierte Becketts Warten auf Godot am Dahl Theater in Los Angeles. Ende der 50er Jahre war er in die Factory des B-Film-Moguls Roger Corman eingetreten. Seine erste Regie führte er in diesem Rahmen: das billige Monstermovie Beast from Haunted Cave (1959). Jenem Film folgten Arbeiten in unterschiedlicher Funktion bei Projekten von Corman. Erst 1964 durfte Hellman wieder einen eigenen Film drehen: das Kriegsdrama Backdoor to Hell und zeitgleich die Abenteuer- und Gangsterfarce FLIGHT TO FURY. Ebenfalls sozusagen in einem Aufwasch drehte er 1966 die beiden Low-Budget-Western RIDE IN THE WHIRLWIND und THE SHOOTING. In allen vier Filmen spielte der bis dahin noch völlig unbekannte Jack Nicholson tragende Rollen. Hellmans berühmtester Film ist vermutlich TWO-LANE BLACKTOP (1971) – oft als Neu-Interpretation von Dennis Hoppers Easy Rider bezeichnet, eine Neu-Interpretation allerdings, die das Original weit in den Schatten stellt.

Bis hin zu seinem jüngsten, vergangenes Jahr beim Filmfestival in Venedig gezeigten Werk Road to Nowhere (2010) hat Hellman sich in seinen Filmen immer geweigert, kurzschlüssige moralische Formeln zur Beurteilung der Menschen zu bemühen: Es gibt kaum endgültige Lösungen und schon gar keine Erlösung; keine ganz guten oder ganz schlechten Menschen. Hellman zügelt das Tempo, wo andere auf die Tube drücken; er zielt auf asketische Verknappung, wo andere in barocker Dramatik und Ornamentalem schwelgen.

FLIGHT TO FURY (USA 1965, 1.3., Einführung: Ralph Eue & 8.3.) Die Story für diesen Film stammt, wie auch die von RIDE IN THE WHIRLWIND, von Jack Nicholson: Nach einer Bruchlandung im Dschungel der Philippinen müssen zwei Männer um ihr Überleben kämpfen. Der eine ist ein gefährlicher Killer, der die Reise in die Tropen unternommen hat, um nach einem Diamantenschatz zu suchen. Der andere ist ein internationaler Abenteurer. Um der Wildnis lebend zu entkommen, müssen die beiden gegensätzlichen Männer zusammenarbeiten. Eine Art "Homo-Faber"-Story. Das schillernde Abenteuer wird zum intimen Drama. Eine zwielichtige Dame namens Destiny wirft ihre Netze aus, Asiaten spielen ein Spiel namens Gore, und Jack Nicholson verwickelt seine Nachbarin in ein Gespräch mit dem charmanten Einstieg: "Was denken Sie eigentlich über den Tod?"
HELLMAN RIDER (Romuald Karmakar und Ulrich von Berg, BRD 1989, 1.3.) Ein Interview-Video mit Monte Hellman, eindeutig eine Fan-Produktion. "Karmakar führt die Kamera, während Ulrich von Berg die Fragen stellt. Doch einmal, als die späte Sonne durch die Autoscheibe auf Hellmans Antlitz fällt, ergreift auch Karmakar das Wort: You look good with sunglasses. Und Hellman erwidert: I can certainly see better with them." (Alexander Horwath)
RIDE IN THE WHIRLWIND (Ritt im Wirbelwind / Duell in der Wüste, USA 1966, 2. & 4.3.) Drei arbeitslose Cowboys werden fälschlicherweise als Outlaws verfolgt. Jack Nicholson schrieb nicht nur das Drehbuch, sondern war auch Ko-Produzent des Films. In diesem von Hellman selbst als "Gesellenstück" bezeichneten Western lässt der Regisseur erstmals seinen später unverkennbaren Erzählstil erkennen: Beschreibung normaler, alltäglicher Begebenheiten, statt Betonung dramatischer Ereignisse, die dann mit einem Firnis von Alltäglichkeit überzogen werden.
THE SHOOTING (USA 1966, 4. & 6.3.) Das Urteil des Handbuchs der Katholischen Filmkritik: "Ein Westerner sucht in Begleitung einer Frau und eines bezahlten Killers nach seinem verschollenen Bruder. Die Reise endet in sinnlosen, absurden und tödlichen Auseinandersetzungen. Allegorischer Spätwestern, der die traditionellen Werte des Genres konsequent demontiert: Im Mittelpunkt stehen nicht Heroismus, Individualismus und Kooperation, sondern Verzweiflung, Identitätsverlust und Selbstzerfleischung." Die Ermordung Kennedys hatte den Herstellungsprozess dieses Films mental erheblich beeinflusst. Resultat: Eine Paranoia, die alles infiltriert.
TWO-LANE BLACK TOP (Asphaltrennen, USA 1971, 5. & 10.3.) Kühle Schilderung eines seltsamen Autorennens quer durch die USA, das sich zwei junge Männer in einem frisierten stahlgrauen 1955er Chevrolet mit dem geltungssüchtigen, komplexbehafteten Fahrer eines so-gut-wie-fabrikneuen Pontiac GTO liefern. Ebenfalls mit von der Partie: das Mädchen. So lautete der Rollenname der Darstellerin Laurie Bird. Die drei anderen Helden in diesem absurden Kammerspiel der Landstraße hießen: der Fahrer (James Taylor), der Mechaniker (Dennis Wilson) und GTO (Warren Oates). Das Drehbuch stammte vom Schriftsteller Rudy Wurlitzer, der danach auch mit Alex Cox, Robert Frank, Volker Schlöndorff und Bernardo Bertolucci zusammenarbeitete.
COCKFIGHTER (USA 1974, 5. & 8.3) Der von Warren Oates verkörperte Frank ist besessener Teilnehmer an Hahnenkämpfen, "ein Spieler, der um des Spielens willen spielt, ein Idealist, der das Schicksal herausfordert, obwohl er weiß, dass er niemals gewinnen wird und sein Schicksal niemals ändern kann." (Olaf Möller) Das Drehbuch schrieb Charles Willeford – ein literarischer Meister für Americana –, und für die Bildgestaltung war Nestor Almendros verantwortlich. Hellman bezeichnete diese Arbeit einmal als "ein authentisches transatlantisches Unternehmen". COCKFIGHTER kam auch unter den Titeln GAMBLIN' MAN, WILD DRIFTER und BORN TO KILL heraus. Die Hahnenkampfsequenzen zeigen improvisierte, aber stark ritualisierte Zusammenkünfte. Dieser Aspekt – der dokumentarisch-ethnografische – war für Monte Hellman zentral in seiner Bearbeitung des Stoffes. (Ralph Eue)

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Deutschen Film- und Fernsehakademie (Berlin) und dem Österreichischen Filmmuseum (Wien).

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