ONE PLUS ONE (Jean-Luc Godard, Großbritannien 1968, 1. & 7.12.) beinhaltet vieles und ist dabei doch mehr als die Summe seiner Teile: Ein Film über die Rolling Stones, wie sie im Studio hochkonzentriert an ihrem Song "Sympathy For The Devil" arbeiten. Wie aus einer Idee, einem Akkord auf Mick Jaggers Gitarre durch das Erspielen und Erarbeiten allmählich ein Song entsteht. Aber auch ein Film über die Black Panther, auf einem Schrottplatz Reden haltend, über eine Frau, die politische Parolen auf Hauswände sprüht und einen Porno-Shop, in dem aus Hitlers Mein Kampf deklamiert wird. Geschichten von Erschaffung und Zerstörung, das Verhältnis von Kultur und Revolution, die Gegenüberstellung eines musikalischen und eines politischen Diskurses. CHRONIK DER ANNA MAGDALENA BACH (Danièle Huillet, Jean-Marie Straub, BRD / I 1967/68, 2. & 4.12.) zeigt Musik als tägliche Arbeit und Anstrengung, die man gegen Widerstände aller Art verteidigen muss. Basierend auf dem (fiktiven) Tagebuch von Bachs zweiter Frau Anna Magdalena, das Huillet / Straub aus Dokumenten zusammengestellt haben, steht im Mittelpunkt die Geschichte einer Ehe unter den Bedingungen der Arbeit. "Ausgangspunkt für unsere CHRONIK war die Idee, einen Film zu versuchen, in dem man nicht Musik als Begleitung, auch nicht als Kommentar, sondern als ästhetische Materie benutzt. Ein Reiz des Films wird darin bestehen, dass wir Leute musizierend zeigen, Leute zeigen, die wirklich vor der Kamera eine Arbeit leisten." (Jean-Marie Straub) Assoziativ nähert sich der Jazzliebhaber Clint Eastwood in BIRD (USA 1988, 3. & 12.12.) einem ganz Großen der Jazzgeschichte: dem schon zu Lebzeiten zur Legende gewordenen Saxophonisten Charlie „Bird“ Parker (Forest Whitaker), der den Bebop prägte wie kaum ein anderer. Episoden aus seinem Leben, das beherrscht wurde von Alkohol- und Drogensucht, Selbstzweifeln, persönlichen Rückschlägen und kreativer Genialität, im fiebrigen Rhythmus der Musik gehalten. Parker ist ein ambivalenter, tragischer Held, doch wenn er auf der Bühne steht, ist dort nur noch die Musik wichtig. BETWEEN THE DEVIL AND THE WIDE BLUE SEA(Romuald Karmakar, D 2005, 9. & 21.12.) ist ein Panorama der deutschen Elektronikmusikszene. Live-Performances von Bands wie Tarwater, T. Raumschmiere, Rechenzentrum und Cobra Killer u. a. werden von Karmakar in langen Plansequenzen ruhig und konzentriert eingefangen. Das rohe, kaum bearbeitete Material transportiert über die Faszination am Gegenstand hinaus eine überbordende Energie und vibrierende Intensität, die via Bild und Ton direkt den Körper der Zuschauer erreicht. Ein konzentrierter Blick auf die Produktion und Präsentation von Musik. Einer der einflussreichsten Filmkomponisten Hollywoods war Bernard Herrmann, dessen erste Arbeit beim Film die Musik zu Citizen Kane war. Bekannt wurde er vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Hitchcock, für den er zu sieben Filmen den Soundtrack lieferte. Für PSYCHO (Alfred Hitchcock, USA 1960, 14. & 16.12.) schrieb er eine insistierende, unheilverkündende Musik, die direkt das Ohr und das Nervenkostüm des Zuschauers anzugreifen scheint und die maßgeblich zum Suspense des Films beiträgt. Der Wahn des psychopathischen Mörders Norman Bates überträgt sich direkt in durchdringende Geigenstaccati. Die Duschszene mit den dissonant schreienden Violinklängen schrieb Filmgeschichte. Der Konzertfilm STOP MAKING SENSE (Jonathan Demme, USA 1984, 17. & 27.12.) beginnt mit David Byrne, der das Stück "Psycho Killer" als Solo auf einer akustischen Gitarre spielt. Song um Song, Musiker um Musiker vervollständigt sich die Band auf der Bühne, bis die "Talking Heads" komplett sind. Jonathan Demme hat die Band bei einem Auftritt im Pantage Theater in Los Angeles gefilmt und Musik und Bild zu einer dichten, aufregenden Einheit verschmolzen, so dass der Rhythmus des Konzerts und die Leidenschaft und Einfälle der Musiker direkt greifbar werden. Ein Doppelprogramm mit der Musik Hanns Eislers und Ernst Buschs: KUHLE WAMPE ODER WEM GEHÖRT DIE WELT? (Slatan Dudow, D 1932) & BUSCH SINGT TEIL 3: 1935 ODER DAS FASS DER PANDORA (Konrad Wolf, DDR 1981, 20.12.)
KUHLE WAMPE ODER WEM GEHÖRT DIE WELT? ist einer der wenigen kommunistischen Filme der Weimarer Republik. Im Mittelpunkt steht eine Arbeiterfamilie, deren Familienmitglieder auf ganz unterschiedliche und zum Teil dramatische Weise mit Arbeitslosigkeit und Armut umgehen. Das Drehbuch stammt von Bertolt Brecht und Ernst Ottwald. Eislers Partitur zu KUHLE WAMPE – unvergesslich sein Solidaritätslied, gesungen in einem Berliner S-Bahn-Tunnel – gilt als mustergültiges Gegenstück zur klassischen filmmusikalischen Praxis in Hollywood. Mit seiner Musik wollte Eisler beim Publikum nicht nur Mitgefühl mit den Protagonisten wecken, sondern auch eine Protesthaltung gegen soziale Missstände vermitteln. Ernst Busch, untrennbar mit der Arbeiterbewegung des 20. Jahrhunderts verbunden, war in einer der Hauptrollen zu sehen. Seine Arbeit als Sänger und am Theater sah er immer politisch, ob in Deutschland oder im Exil. BUSCH SINGT TEIL 3: 1935 ODER DAS FASS DER PANDORA ist einer von sechs Teilen eines Films, die Ernst Buschs Plan für eine Chronik mit Liedern über sein Jahrhundert folgen. Eine Collage aus Gesang, Bild- und Dokumentarmaterial beleuchtet das Jahr 1935. WEST SIDE STORY (Jerome Robbins, Robert Wise, USA 1961, 22. & 25.12.) ist die Verfilmung eines 1957 entstanden Musicals mit Musik von Leonard Bernstein. "Romeo und Julia" in den Armenvierteln von New York und vor dem Hintergrund eines Bandenkriegs zwischen zwei Jugendbanden: die puertoricanischen Sharks und die amerikanischen Jets. Bernsteins Musik, in der er Elemente des Jazz, der Oper und der Unterhaltungsmusik miteinander kombinierte, charakterisierte mit typischen Motiven die beiden Banden: die Sharks mit lateinamerikanischer Tanzmusik, die Jets mit Progressive Jazz. Mit ASCENSEUR POUR L'ÉCHAFAUD (Fahrstuhl zum Schafott, Louis Malle, F 1957, 23. & 28.12.) drehte Louis Malle einen kühlen Thriller um Schuld und Sühne, Liebe und Misstrauen, Zufall und Schicksal. Ein Frau (Jeanne Moreau) und ihr Liebhaber planen die Ermordung ihres Ehemanns. Dann aber bleibt der Geliebte nach der Tat im Fahrstuhl stecken, und sie durchstreift verzweifelt die Straßen und Bistros von Paris nach ihm. Die großartige Filmmusik von Miles Davis entstand während einer Session mit Miles Davis und französischen Begleitmusikern. Die Filmszenen wurden ihnen im Studio auf einer Leinwand vorgespielt, während sie dazu improvisierten. Auf dem Höhepunkt der Beatlemania entstand Richard Lesters A HARD DAY'S NIGHT (GB 1964, 26. & 29.12.). Die Mockumentary zeigt dabei im Stil einer selbstironischen Slapstickkomödie einen typischen Tag im Leben der Beatles. Diese werden von jungen Mädchen bestürmt, brechen immer wieder aus den Vorgaben ihres Managers aus und haben zudem ein Problem mit Pauls Großvater, der Fotos der Beatles mit gefälschten Autogrammen verkauft und Ringo Starr dazu auffordert, die Band zu verlassen. Dazwischen natürlich die Hits der Beatles und dokumentarische Konzert-Mitschnitte. JALSAGHAR (Das Musikzimmer, Satyajit Ray, Indien 1958, 27. & 29.12.) ist eine Hommage an die bengalische Musik, aber auch ein Abgesang auf die Dekadenz der indischen Aristokratie. In einem prächtigen Palast lebt ein einsamer und verarmter alter Adliger. Die Liebe zur Musik ruiniert ihn: Die Reste seines Vermögens verschwendet er für kostspielige Hauskonzerte und Tanzdarbietungen. "Der stolze alte Aristokrat ist schon zu weltfern, zu fossil, um für Ray ein Objekt kritischer Demontage zu sein, er ruht ganz und versinkt in der Musik, deren zärtlich-elegisches Melos entscheidend zur suggestiven Eigenart diese Films gehört." (Urs Jenny) Die Musik stammt von Vilayat Khan, einem der bekanntesten Sitarspieler Indiens. Opulent inszenierte Song- und Tanzszenen, gerne vor exotischer Kulisse, sind unverzichtbarer Bestandteil eines jeden Bollywood-Films. In KABHI KHUSHI KABHIE GHAM … (Sometimes Happy, Sometimes Sad, Karan Johar, Indien 2001 | 28. & 30.12.) wird eine Familie zwischen starren Traditionen und nach Freiheit verlangenden Gefühlen zerrissen. Der älteste Sohn (Shah Ruhk Khan) der Familie Raichand weigert sich, eine arrangierte Ehe einzugehen, da er in die nicht standesgemäße Anjali verliebt ist. Als sein Vater ihn daraufhin verstößt, beginnt der Sohn mit Anjali ein neues Leben in London. Jahre später macht sich der jüngere Sohn auf, die Familie wieder zu vereinen. Das "emotional hochgerüstete Dramaturgie-, Bild- und Musikpotpourri" (Achim Wetter) brach alle Rekorde Bollywoods: die bis dahin teuerste Filmproduktion Indiens versammelte die sechs bekanntesten Bollywood-Schauspieler aus drei Generationen und inszenierte einen atemberaubenden Luxus.
KUHLE WAMPE ODER WEM GEHÖRT DIE WELT? ist einer der wenigen kommunistischen Filme der Weimarer Republik. Im Mittelpunkt steht eine Arbeiterfamilie, deren Familienmitglieder auf ganz unterschiedliche und zum Teil dramatische Weise mit Arbeitslosigkeit und Armut umgehen. Das Drehbuch stammt von Bertolt Brecht und Ernst Ottwald. Eislers Partitur zu KUHLE WAMPE – unvergesslich sein Solidaritätslied, gesungen in einem Berliner S-Bahn-Tunnel – gilt als mustergültiges Gegenstück zur klassischen filmmusikalischen Praxis in Hollywood. Mit seiner Musik wollte Eisler beim Publikum nicht nur Mitgefühl mit den Protagonisten wecken, sondern auch eine Protesthaltung gegen soziale Missstände vermitteln. Ernst Busch, untrennbar mit der Arbeiterbewegung des 20. Jahrhunderts verbunden, war in einer der Hauptrollen zu sehen. Seine Arbeit als Sänger und am Theater sah er immer politisch, ob in Deutschland oder im Exil. BUSCH SINGT TEIL 3: 1935 ODER DAS FASS DER PANDORA ist einer von sechs Teilen eines Films, die Ernst Buschs Plan für eine Chronik mit Liedern über sein Jahrhundert folgen. Eine Collage aus Gesang, Bild- und Dokumentarmaterial beleuchtet das Jahr 1935. WEST SIDE STORY (Jerome Robbins, Robert Wise, USA 1961, 22. & 25.12.) ist die Verfilmung eines 1957 entstanden Musicals mit Musik von Leonard Bernstein. "Romeo und Julia" in den Armenvierteln von New York und vor dem Hintergrund eines Bandenkriegs zwischen zwei Jugendbanden: die puertoricanischen Sharks und die amerikanischen Jets. Bernsteins Musik, in der er Elemente des Jazz, der Oper und der Unterhaltungsmusik miteinander kombinierte, charakterisierte mit typischen Motiven die beiden Banden: die Sharks mit lateinamerikanischer Tanzmusik, die Jets mit Progressive Jazz. Mit ASCENSEUR POUR L'ÉCHAFAUD (Fahrstuhl zum Schafott, Louis Malle, F 1957, 23. & 28.12.) drehte Louis Malle einen kühlen Thriller um Schuld und Sühne, Liebe und Misstrauen, Zufall und Schicksal. Ein Frau (Jeanne Moreau) und ihr Liebhaber planen die Ermordung ihres Ehemanns. Dann aber bleibt der Geliebte nach der Tat im Fahrstuhl stecken, und sie durchstreift verzweifelt die Straßen und Bistros von Paris nach ihm. Die großartige Filmmusik von Miles Davis entstand während einer Session mit Miles Davis und französischen Begleitmusikern. Die Filmszenen wurden ihnen im Studio auf einer Leinwand vorgespielt, während sie dazu improvisierten. Auf dem Höhepunkt der Beatlemania entstand Richard Lesters A HARD DAY'S NIGHT (GB 1964, 26. & 29.12.). Die Mockumentary zeigt dabei im Stil einer selbstironischen Slapstickkomödie einen typischen Tag im Leben der Beatles. Diese werden von jungen Mädchen bestürmt, brechen immer wieder aus den Vorgaben ihres Managers aus und haben zudem ein Problem mit Pauls Großvater, der Fotos der Beatles mit gefälschten Autogrammen verkauft und Ringo Starr dazu auffordert, die Band zu verlassen. Dazwischen natürlich die Hits der Beatles und dokumentarische Konzert-Mitschnitte. JALSAGHAR (Das Musikzimmer, Satyajit Ray, Indien 1958, 27. & 29.12.) ist eine Hommage an die bengalische Musik, aber auch ein Abgesang auf die Dekadenz der indischen Aristokratie. In einem prächtigen Palast lebt ein einsamer und verarmter alter Adliger. Die Liebe zur Musik ruiniert ihn: Die Reste seines Vermögens verschwendet er für kostspielige Hauskonzerte und Tanzdarbietungen. "Der stolze alte Aristokrat ist schon zu weltfern, zu fossil, um für Ray ein Objekt kritischer Demontage zu sein, er ruht ganz und versinkt in der Musik, deren zärtlich-elegisches Melos entscheidend zur suggestiven Eigenart diese Films gehört." (Urs Jenny) Die Musik stammt von Vilayat Khan, einem der bekanntesten Sitarspieler Indiens. Opulent inszenierte Song- und Tanzszenen, gerne vor exotischer Kulisse, sind unverzichtbarer Bestandteil eines jeden Bollywood-Films. In KABHI KHUSHI KABHIE GHAM … (Sometimes Happy, Sometimes Sad, Karan Johar, Indien 2001 | 28. & 30.12.) wird eine Familie zwischen starren Traditionen und nach Freiheit verlangenden Gefühlen zerrissen. Der älteste Sohn (Shah Ruhk Khan) der Familie Raichand weigert sich, eine arrangierte Ehe einzugehen, da er in die nicht standesgemäße Anjali verliebt ist. Als sein Vater ihn daraufhin verstößt, beginnt der Sohn mit Anjali ein neues Leben in London. Jahre später macht sich der jüngere Sohn auf, die Familie wieder zu vereinen. Das "emotional hochgerüstete Dramaturgie-, Bild- und Musikpotpourri" (Achim Wetter) brach alle Rekorde Bollywoods: die bis dahin teuerste Filmproduktion Indiens versammelte die sechs bekanntesten Bollywood-Schauspieler aus drei Generationen und inszenierte einen atemberaubenden Luxus.