Anlässlich der Eröffnung dürfen wir die grönländische Schauspielerin und Erzählerin Makka Kleist und die Künstlerin Julie Edel Hardenberg mit ihrer Ausstellung im Foyer Sapiitsut/Heroes begrüßen, die auf fiktiven Filmpostern grönländische Alltagshelden feiert. Der Dokumentarfilm FAITH, HOPE & GREENLAND (Ivalo Frank, 2009, 24.4.) stellt Protagonisten der Nuuker Kulturszene vor, die fast alle bei Greenland Eyes zu Gast sein werden. Am 27.4. findet am Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität ein Symposium Greenland Film in Context statt. Am Abschlussabend lädt Greenland Eyes zu einem Konzert der grönländischen Singer-Songwriterin Nive Nielsen und ihrer Band The Deer Children ins .HBC am Alexanderplatz ein, visuell begleitet von der Filminstallation Nordafar (Mikisoq H. Lynge/Martin Mörck, 2011). Das Filmprogramm des Festivals umfasst neben der kaum bekannten aktuellen Filmproduktion der arktischen Insel Beispiele früher filmischer Grönland-Repräsentationen. Diese kleine Retrospektive bietet die Möglichkeit, (Wieder-)Entdeckungen der deutschen und dänischen Filmgeschichte aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu machen, die bereits sehr früh einen Blick nach Grönland wagten. Die Auswahl reicht von der Stummfilmkomödie DAS ESKIMOBABY (1918) mit Asta Nielsen als widerspenstige Grönländerin über die deutsch-amerikanische Produktion S.O.S. EISBERG (1933), in der Leni Riefenstahl als Pilotin eine Polarexpedition retten will, bis hin zum ethnographisch inspirierten Spielfilm PALOS BRUDEFÆRD (The Wedding of Palo, 1934), für den der Polarforscher Knud Rasmussen das Drehbuch schrieb. Der Fokus des Filmfestivals liegt jedoch auf den ersten Filmen einer im Entstehen begriffenen grönländischen Filmproduktion. Gezeigt wird eine Reihe aktueller Filme, die in Grönland Besucherrekorde brechen, so z.B. der erste grönländische Film in Spielfilmlänge, die Coming-of-age-Geschichte aus einer westgrönländischen Kleinstadt TIKEQ, QITERLEQ, MIKILERAQ, EQEQQOQ (Forefinger, Middle Finger, Ring Finger, Little Finger, 2008), eine Komödie um den titelgebenden Antihelden Hinnarik (2010) und den ersten grönländischen Horrorfilm QAQQAT ALANNGUI (Shadows in the Mountains, 2011). Ein weiterer Schwerpunkt ist aktuellen Dokumentarfilmen gewidmet, die Grönlands internationalen Verflechtungen nachgehen: ECHOES (2010) zeichnet poetisch die Spuren des Kalten Kriegs in Ostgrönland nach, SILENT SNOW (2011) sucht weltweit nach dem Ursprung der Pestizide im grönländischen Eis und AULAHULIAT (Moving Pictures, 2003) erinnert mit rarem Bildmaterial an die Zwangsumsiedlung der Bewohner von Thule. Zu allen Vorführungen aktueller Filme erwarten wir beteiligte Regisseure, Schauspieler und Produzenten. Die Spielfilme aus den 10er und 30er Jahren werden eingeführt. DAS ESKIMOBABY (Heinz Schall, D 1918, 27.4., am Flügel: Eunice Martins, Einführung: Stephan Michael Schröder) Die Stummfilmkomödie präsentiert Asta Nielsen als Grönländerin Ivigtut, die vom Grönlandforscher Knud in sein elterliches Haus im Grunewald mitgebracht wird, wo sie in Slapstick-Szenen die "zivilisierte" Gesellschaft aufmischt. S.O.S. EISBERG (Arnold Fanck, D/USA 1933, 25.4., Einführung: Lill-Ann Körber) Die spektakuläre Universal-Produktion inszeniert grönländische Eisberge im Stil des Bergfilms. Leni Riefenstahl begibt sich als Pilotin auf die Suche nach den verschollenen Teilnehmern einer deutschen Grönlandexpedition. PALOS BRUDEFÆRD (The Wedding of Palo, Friedrich Dalsheim, DK 1934, 26.4., Einführung: Ebbe Volquardsen): Spielfilm und ethnographischer Dokumentarfilm vermischen sich in diesem frühen Publikumserfolg. Der Film spielt in einer Siedlung im südlichen Ostgrönland, wo Dalsheim ausschließlich mit Laiendarstellern arbeitete. TIKEQ, QITERLEQ, MIKILERAQ, EQEQQOQ (Forefinger, Middle Finger, Ring Finger, Little Finger, Ujarneq Fleischer, GL 2008, 27.4.) Der erste grönländische Spielfilm, als No-Budget-Produktion ausschließlich mit Handkamera gedreht, ist eine Coming-of-age-Geschichte über vier Freunde im westgrönländischen Sisimiut. HINNARIK SINNATTUNILU (Angajo Lennert-Sandgreen, GL 2010, 29.4., zu Gast: A. Lennert-Sandgreen) Die titelgebende Hauptfigur der Komödie ist ein Nerd, Außenseiter und Antiheld, der in Blok P lebt, einem berühmt-berüchtigten sozialen Brennpunkt in Nuuk. Hinnarik erlangt im Lauf des Films übernatürliche Kräfte, betätigt sich mäßig erfolgreich als Reiseführer und findet die Frau seiner Träume. NUUMMIOQ (Someone from Nuuk, Otto Rosing, Torben Bech, GL 2009, 25.4., zu Gast: Otto Rosing) erzählt die Geschichte des Enddreißigers Malik aus Nuuk, der erfährt, dass er auf Grund einer Krebserkrankung nur noch kurze Zeit zu leben hat. Die Tage nach der Diagnose werden zu einer Reise zu sich selbst und in die Vergangenheit seiner Familie. QAQQAT ALANNGUI (Shadows in the Mountains, Malik Kleist, GL 2011, 29.4., zu Gast: Malik Kleist, Aka Marie Koch Hansen) lässt Abiturienten auf den Schrecken aller grönländischen Legenden treffen: Der Qivitoq ist ein Bergwanderer, der nach Verlassen der menschlichen Gemeinschaft übernatürliche Kräfte entwickelt. Wehe denen, die seine Ruhe stören. INUK (Mike Magidson, GL/F 2010, 30.4.) ist das grönländische Wort für Mensch und zugleich Name des jugendlichen Protagonisten: Inuk versucht seinen Weg durch das heutige Grönland zu finden, zwischen Großstadt und Eis, zwischen Hip-Hop und Robbenfang. Das Kurzfilmprogramm am 26.4. beleuchtet Grönland als Ort globaler ökonomischer und politischer Interessen. Mit der Stadt Qaanaaq und ihren Bewohnern, die der Thule Airbase weichen mussten, beschäftigen sich QAANAAQ (Nicole Paglia, GL 2008) und AULAHULIAT (Moving Pictures, Uusaqqak Qujaukitsoq, GL 2003). ECHOES (Ivalo Frank, GL 2010) erzählt eine Lebens- und Liebesgeschichte inmitten von US-amerikanischem Militärschrott in Ostgrönland. Am Samstag (28.4.) richtet Greenland Eyes seinen Fokus auf den Dokumentarfilm: Im ersten Programm begleitet NUUK NUANN (Lovely Nuuk, Tove Maurtvedt, Norwegen 2011; zu Gast: Tove Maurtvedt) ein junges Mädchen durch Nuuk und SILENT SNOW (Pipaluk Knudsen-Ostermann, Jan van den Berg, NL 2011, zu Gast: Pipaluk Knudsen-Ostermann) die Giftstoffe, welche das Wasser um Grönland verunreinigen, um die Welt. Im Anschluss präsentiert SOOQAKERSUUTTUGUT (Why We Fight, Inuk Silis Høegh, GL 2004) der Welt die (fiktiven) grönländischen Kampftruppen, berichtet OQARIT INUULLUTILLU! (Say It and Live!, Pipaluk K. Jørgensen, GL 2010; zu Gast: P. K. Jørgensen) über ein mutiges Theaterprojekt, zeichnet GREENLAND YEAR ZERO (Anders Graver, Niels Bjørn, DK 2011; zu Gast: A. Graver, N. Bjørn) ein Bild der heutigen grönländischen Gesellschaft. (Christina Just/Lill-Ann Körber) Weitere Informationen zum Festival, zu den Partnern und Unterstützern unter: www.greenlandeyes.com - external-link-new-window>www.greenlandeyes.com