Drei Filme der amerikanischen Filmemacherin und Schauspielerin Sheila McLaughlin stehen in unserem Projekt für eine in den 70er und 80er Jahren stattgefundene Entwicklung des Experimentalfilms weg von einer radikal materialbetonten, selbstreflexiven Filmform hin zu den Erzählformen des independent films, in denen neue Formen filmischer Repräsentation und Dokumentation erarbeitet wurden. Der KurzfilmINSIDE OUT (USA 1976/78) zeigt in drei stummen Sequenzen Momente einer gehaltenen, inneren Spannung vor einem emotionalen Ausbruch seiner Protagonistinnen. Das Innere bricht aus ihren Porträts hervor wie die Füllung aus einer aufgeschlagenen Piñata-Puppe. Der Film COMMITTED (USA 1980–84), den Sheila McLaughlin zusammen mit Lynne Tillman realisiert hat, versteht sich nicht als Biografie der Schauspielerin Frances Farmer, sondern als fiktionale Analyse. Er behandelt die gestörte Beziehung zwischen Farmer und ihrer Mutter, das sozial-politische Klima in den USA der 30er und 40er Jahre, die Rolle der Psychiatrie als zunehmend mächtiger Determinante darin und die destruktive Liebesgeschichte zwischen einer Frau (Schauspielerin) und einem Mann (Regisseur). Ausgeführt ist COMMITTED als Film noir und – dies eine Rarität für einen unabhängigen Film: als period piece. SHE MUST BE SEEING THINGS(USA / BRD 1987) verwebt die Arbeit einer Regisseurin an der Verfilmung eines Romans von Thomas de Quincey mit der konfliktreichen Beziehung zu ihrer Geliebten, die sich vor Eifersucht verzehrt und in Tagträumen und Rachefantasien ergeht. Wir zeigen die Filme, die auf der Ebene ihrer Produktion und Ästhetik auch Einblicke in eine damalige, transatlantische Kooperation innerhalb des unabhängigen Filmschaffens geben, im Rahmen des Living Archive-Projektes von Heinz Emigholz, der eine DVD-Veröffentlichung der Filme vorbereitet. Sheila McLaughlin wird anwesend sein. (20.12.)