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DIE 3-GROSCHEN-OPER(G.W. Pabst, D 1931, 1. & 23.7.) Im Halbdunkel siedelt Pabst seine Adaption der Brecht'schen Bettleroper / Gangsterballade (Musik: Kurt Weill) an: Hier konspirieren der Bettlerköng Peachum (Fritz Rasp) und der korrupte Polizeichef Tiger Brown (Reinhold Schünzel) gegen Peachums frisch verheiratete Tochter und den neuen Schwiegersohn. Die "Verfolgung" durch Spelunken und düstere Hafenviertel, Bordelle und Gefängniszellen endet in einer neuen Parallelwelt, diesmal bürgerlichen Anstrichs: der einer Bank! JENSEITS DER STRASSE(Leo Mittler, D 1929, 4. & 11.7., am Klavier: Eunice Martins) Brillante Kameraarbeit (Friedl Behn-Grund) und furiose Montagestrecken prägen die Dreiecksgeschichte um einen Bettler, eine Prostituierte und einen Arbeitslosen, die über eine Perlenkette in einen tödlichen Konflikt geraten. Das kaum bekannte Hauptwerk des proletarischen Stummfilms taucht tief in die Unterwelt und das unausweichlich erscheinende Elend ein. Restaurierte Fassung. LE SANG D'UN POETE(Das Blut eines Dichters, Jean Cocteau, F 1930, 7. & 8.7.) In Cocteaus surrealer Umarbeitung der Orpheus-Sage in ein filmisches Gedicht tritt ein Künstler auf Geheiß einer zum Leben erwachten Statue durch einen Spiegel in die Unterwelt, worauf sich ein Bilderstrom entspannt "frei in der Wahl der Gesichter, Formen, des Klanges, der Gesten, der Handlung, der Orte" (J.C.). ORPHEE (J. Cocteau, F 1950, 7. & 8.7.) Erneut ist es ein Spiegel, der zum Portal in ein Niemandsland wird, ein Reich des Todes, eine fremdartige Welt, in der sich der Dichter Orpheus (Jean Marais) in eine Prinzessin (María Casarès) verliebt, aber auch seine Frau zu retten versucht. BLUE VELVET(David Lynch, USA 1986, 9. & 10.7.) In Lynchs verstörendem Thriller trifft eine farblich übersättigte, in ihrer Künstlichkeit entlarvende Vorstadtidylle auf eine dunkel-mysteriöse Welt des Verbrechens oder genauer: gerät der junge, unschuldige Student Beaumont (Kyle MacLachlan), der nach dem Tod seines Vaters in die Stadt seiner Kindheit zurückkehrt, in die Fänge des perversen, masochistischen Super-Kriminellen Booth (Dennis Hopper), der sich vorwiegend in dunklen Verstecken aufhält. GILDA(Charles Vidor, USA 1946, 14., 16. & 19.7.) Schauplatz: Kasino. Ein so illegales wie nobles Etablissement bildet den Rahmen verbrecherischer Machenschaften. In dieser edlen Unterwelt geht es angeblich um nichts weniger als die Weltherrschaft, eigentlich aber um eine Frau: Gilda (Rita Hayworth), die in Buenos Aires zwischen zwei Männern steht. Ein Klassiker des Film noir, dessen Tempo und Spannung nur von der gloriosen Rita Hayworth überboten wird. UNDERWORLD (Josef von Sternberg, USA 1927, 19. & 27.7., am Klavier: Eunice Martins) Ein berüchtigter, zum Tode verurteilter Gangster bricht aus dem Gefängnis aus, um seine Geliebte der angeblichen Untreue zu überführen. Als Vorläufer von Little Caesar (1930) und Scarface (1932) lässt auch UNDERWORLD Gefühle von Angst und Einsamkeit durch die allzu dünne Fassade der Protagonisten durchschimmern. Alltagsgesten, das Anzünden einer Zigarette oder das Heben eines Glases legen Seelenzustände frei – je tiefer die Unterwelt, desto ergreifender das Melodram. FROST(Fred Kelemen, D 1997/98, 17.7., zu Gast: Fred Kelemen im Gespräch mit Ulrich Gregor) In der Weihnachtsnacht flieht Marianne mit ihrem Sohn vor der Gewalt ihres Mannes und begibt sich auf eine siebentägige Odyssee durch das vereiste Deutschland. Ihre Suche nach dem Ort ihrer Kindheit verläuft über Schneefelder, gefrorene Seen, vereiste Straßen, führt von der Hölle einer Souterrain-Wohnung in ein scheinbar endlos vereistes Niemandsland. "Mit seiner Furcht einflößenden Leere und seiner plötzlichen gewaltsamen Katharsis ist FROST einer der Meilensteine des europäischen Films der späten 90er Jahre." (Anthology Film Archives) LES AMANTS DU PONT-NEUF (Die Liebenden von Pont-Neuf, Léos Carax, F 1991, 21. & 30.7.) Die älteste Brücke von Paris kurz vor ihrer Renovierung wird zum Fluchtpunkt und Refugium zweier Heimatloser: hierher ziehen sich der junge Drifter Alex (Denis Lavant) und die allmählich erblindende Malerin Michèle (Juliette Binoche) von der rauen, feindlichen Welt zurück, die sich jenseits des Pont-Neuf erstreckt. Doch die Brücke ist genauso fragil wie Alex' und Michèles Konstruktion eines Niemandslands zwischen den Zeiten und Welten. THE THIRD MAN(Carol Reed, GB 1949, 24., 26. & 29.7.) Expressionistische und zudem schräg stehende Schatten beherrschen die labyrinthische Trümmerlandschaft des Nachkriegs-Wien, in der sich ein zunächst argloser amerikanischer Schriftsteller (Joseph Cotton) an die Aufklärung des vermeintlichen Todes seines Freundes (Orson Welles) macht. Dieser entpuppt sich als kaltblütiger Verbrecher, dessen Ende an passendem Ort Filmgeschichte geschrieben hat. LIVERPOOL (Lisandro Alonso, Argentinien / F / NL / D / E 2008, 28. & 31.7.) Eine Variation auf das Thema Einsamkeit: In bestechenden Bildkompositionen, langen Einstellungen und mit großer Sorgfalt im Umgang mit Farben und Licht zeigt Alonso seinen Protagonisten, den Matrosen Farrel, der nach langer Abwesenheit seine Mutter besucht. Bei eisigen Temperaturen reist er durch die schneebedeckten Weiten Feuerlands in sein abgelegenes Heimatdorf. Seine Rückkehr vollzieht sich langsam und nur zögerlich. Bei der Ankunft erwartet ihn eine überraschende Begegnung: Die Familie hat ein neues Mitglied.

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