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REBEL WITHOUT A CAUSE (Denn sie wissen nicht was sie tun, Nicholas Ray, USA 1955, 1. & 4.9.) Zentrales Werk des "Juvenile delinquency"-Genres, des amerikanischen Vorläufers der deutschsprachigen Halbstarken-Filme. Formale Paten der im Vorspann angekündigten "Geschichte einer Generation" sind die Gangsterfilme der 30er Jahre und der Film noir. Ausgangspunkt des Films waren umfangreiche Recherchen in Archiven von Jugendbehörden und Polizeistationen. Hier treffen eines Nachts die drei jugendlichen Protagonisten Judy (Natalie Wood), John (Sal Mineo) und Jim (James Dean) zusammen. Gemeinsam geraten sie in das Mahlwerk tödlicher Gangrituale, hilfloser Eltern und desinteressierter Polizisten. DIE HALBSTARKEN (Georg Tressler, BRD 1956, 2. & 5.9.) Welten prallen aufeinander: Ausgelassen tanzen Jugendliche in einer Espressobar Rock 'n' Roll, als plötzlich ein preußischer Marsch aus der Jukebox ertönt. Die jungen Tänzer sind außer sich und verlassen, die deutsche Militärkultur lautstark verhöhnend, das Tanzcafé. Mittendrin Freddy (der deutsche James Dean: Horst Buchholz), der aufsässige Anführer einer marodierenden Bande, mit der er ein Postauto zu überfallen plant, um endlich an das große Geld zu kommen. Tresslers Spielfilmdebüt entwirft einen jugendlichen Raum jenseits der beengten, kleinbürgerlichen Erwachsenenwelt. In Berlin, wann immer möglich on location gedreht (Kamera: Heinz Pehlke), werden Straßenecken, Parks, zerbombte Industriegebiete oder Kellergewölbe zum Schauplatz einer Jugendkultur zur Zeit des Wirtschaftswunders. ENGELEIN (Urban Gad, D 1914, 6. & 9.9., am Klavier: Eunice Martins) Jesta Schneider (großartig: Asta Nielsen) ist der Schrecken ihres Pensionats. Hier versucht man – vergeblich – aus der aufsässigen Rebellin eine echte Dame zu machen. Ihre Abschiedsfeier begeht sie standesgemäß mit Alkohol, Zigaretten und Kartenspiel: der Gipfel ihres anstößigen Verhaltens, mit dem sie mühelos zu den ersten Halbstarken der Filmgeschichte gezählt werden kann. Anstoß vermieden werden soll kurze Zeit später bei der Ankunft von Jestas reichem Onkel aus Amerika, der sie für zwölf Jahre alt hält. Aus der jugendlichen Aufbegehrenden wird flugs ein temperamentvoller Wildfang. Eine turbulente Komödie und schauspielerische Paraderolle für eine der außergewöhnlichsten Schauspielerinnen der 10er und 20er Jahre. BERLIN – ECKE SCHÖNHAUSER (Gerhard Klein, DDR 1957, 7. & 11.9.) Wenige Monate nach Tresslers Westberliner DIE HALBSTARKEN legen Regisseur Gerhard Klein und Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase ihre Perspektive auf die Ostberliner Halbstarken-Szene vor. Der Filmtitel zirkelt den Spielort ab: Unter den U-Bahn-Bögen trifft sich regelmäßig eine Gruppe von Jugendlichen. Hier wird geredet und getanzt, hier gerät man mit den vorbeieilenden Passanten und bald auch mit der Polizei aneinander, von hier aus ist es nur ein kurzer Weg nach West-Berlin, wohin sich Dieter, Karl-Heinz und Kohle schließlich absetzen müssen. Im Westberliner Auffanglager kommt es zu einem tragischen Unfall. Neorealistisch anmutende Straßenszenen mit Trambahnen, Autos und Menschen bilden den Hintergrund einer bemerkenswert offenen Darstellung von Rebellion und Freiheitssehnsucht in der DDR. RUMBLE FISH (Francis Ford Coppola, USA 1983, 8. & 21.9.) Als "Filmkunst für Teenager" bezeichnete Coppola seine hochstilisierte, dunkel-zeitlose Auseinandersetzung mit der Gefühlswelt entfremdeter und verlorener Jugendlicher. Im Doppelpack mit seinem kurz zuvor entstandenen Film The Outsiders konzipiert, umkreist Coppola in RUMBLE FISH ein Brüderpaar: den jüngeren aggressiv-naiven Bandenanführer Rusty (Matt Dillon) und den melancholischen Motorcycle Boy (Mickey Rourke). Der unbestimmbare Schauplatz – irgendwo in Amerika – und der nicht festzumachende Zeitpunkt (eine irritierende Mischung von 50er-Jahre-Billardhallen und 80er-Jahre-Industriebrachen) bilden den adäquaten Rahmen für die entwurzelten Charaktere, die sich zunehmend selbstzerstörerisch in den Rollenstrukturen der Jugendkultur verfangen. HERBST DER GAMMLER (Peter Fleischmann, BRD 1967, 12. & 22.9.) Dokumentarische Bestandsaufnahme der gesellschaftlichen Strömungen in der BRD Mitte der 60er Jahre. In ausführlichen Interviews kommen die jugendlichen "Beats", wie sie sich nennen, zu Wort: Heimkinder, Schul- oder Ausbildungsabbrecher, die es in den starren Strukturen der Schulen und Betriebe nicht aushalten und von Freiheit träumen. Anfängliches vorsichtiges Verständnis weniger Passanten im Gespräch mit den von ihnen als „Gammler“ titulierten Jugendlichen schlägt in anderen Situationen in unverhohlenen Hass um: bald werden Rufe nach Gefängnis, Arbeitslager und Adolf Hitler laut – "Volkes Stimme"“ in der Bundesrepublik Deutschland wenige Jahre vor den 68er-Protesten. THE WILD ONE (László Benedek, USA 1953, 14. & 16.9.) Schirmmütze, Stiefel und Lederjacke sind die Insignien des Motorradgang-Anführers Johnny (stilbildend: Marlon Brando), der mit seinen 40 "Black Rebels" in eine kalifornische Kleinstadt einfällt. Nach Ankunft einer rivalisierenden Gang wird im Zuge der Bandenkämpfe das beschauliche Provinzleben restlos aufgerieben. Straßen werden besetzt, die örtliche Bar überrannt, das Gefängnis überfallen. Die aufgeschreckten Anwohner der Stadt formieren sich zu einer Bürgerwehr. Zur Beruhigung des Publikums stellte der Verleih dem Film eine Texttafel voran: "Dies ist eine schockierende Geschichte. In den meisten amerikanischen Städten könnte so etwas nie passieren …". Beeindruckend nach wie vor Brando als melancholisch-rauer Bikerboy. TOUKI BOUKI (Djibril Diop Mambéty, Senegal 1973, 15. & 17.9.) Die jungen Senegalesen Mory und Anta träumen von einer Zukunft in Paris. Dakar ist für sie der Ort erdrückender Traditionen, sozialer Zwänge und Ausgrenzung: Mory wird als Nichtsnutz und Herumtreiber beschimpft, Anta gilt als Außenseiterin, seit sie studieren will. Befeuert von den Anfeindungen, versuchen die jugendlichen Rebellen mit allerlei Tricks und Gaunereien, Geld für die Schiffspassage zu beschaffen. Als ihr Sehnsuchtsort näherrückt, melden sich erste Zweifel an den eigenen Hoffnungen. Mambétys experimentelles Langfilmdebüt in den leuchtenden Farben der 70er Jahre ist Roadmovie, Episodenfilm, Initiationsgeschichte und Satire zugleich, in dem sich die Grenzen zwischen Realität und Imagination, Dokument und Fantastik auflösen – ein ganz und gar ungestümer Meilenstein des afrikanischen Films. PUTJOVKA V SHISN (Der Weg ins Leben, Nikolai Ekk, UdSSR 1931, 18. & 20.9.) Früher Tonfilm aus dem Hause Meschrabpom, der berühmten deutsch-sowjetischen Filmkooperative. Historischer Hintergrund sind die sog. "Besprisorni" (zu dt.: Verwahrlosten), sieben Millionen minderjähriger Waisenkinder, die Anfang der 20er Jahre in der Folge von Bürgerkrieg und Hungersnöten durch die Sowjetunion irrten. Eine Gruppe solcher junger Obdachloser – gespielt von Laien-darstellern – zieht in Ekks Erfolgsfilm (in Ost und West) polternd und räubernd durch Moskau. Der parteitreue Erzieher Sergejew nimmt sich der Truppe an und versucht sie in einem Umerziehungslager trotz zahlreicher Rückschläge an das Ideal des arbeitsamen, disziplinierten und sportlichen Sowjetmenschen heranzuführen. MALENKAJA VERA (Kleine Vera, Wassili Pitschul, UdSSR 1988, 19. & 29.9.) Ein langsamer Schwenk über graue Industriekomplexe, qualmende Schornsteine, triste Hochhäuser und verwahrloste Brachen eröffnet das Terrain, auf dem sich die junge Generation kurz vor Zusammenbruch der Sowjetunion in ständiger Konfrontation mit Eltern und Obrigkeit selbst zu finden versucht. Auch die 17-jährige Vera stemmt sich mit aller Kraft und drastischen Maßnahmen gegen die heimische Enge, den vorgezeichneten Weg als Telefonistin, die staatliche Kontrolle. Als sie ihren Verlobten mit nach Hause bringt, eskaliert die Situation. Pitschuls atemloses Spielfilmdebüt bewegt sich zwischen Groteske und Tragödie, Hysterie und Ruhe und wirft einen schonungslosen Blick auf eine leere Zukunft. LA HAINE (Hass, Mathieu Kassovitz, Frankreich 1994, 23. & 30.9.) In ihrer Wildheit und Wut, ihrer Ziel- und Orientierungslosigkeit erinnern Vinz (Vincent Cassel), Saïd (Saïd Taghmaoui) und Hubert (Hubert Koundé), drei jugendliche Bewohner der Pariser Banlieue, von fern an die amerikanischen youth rebels der 50er Jahre. Auch sie werden argwöhnisch betrachtet, ecken an, geraten in Konflikte, deren Ausmaß und Hintergrund indes ganz andere Züge angenommen haben. Nach nächtlichen Krawallen zwischen jugendlichen Randalierern und der Polizei wird ein Freund im Verhör lebensgefährlich verletzt und stirbt. Das Leben in der Hölle der Vorstädte entlädt sich – Kassovitz zeichnet die Implosion in beunruhigend nachdrücklichen Bildern nach.

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