AUTOBIOGRAFIA LUI NICOLAE CEAUSESCU (Die Autobiographie des Nicolae Ceausescu, Rumänien 2010) nennt Andrei Ujica mit durchaus ernsthaft gemeinter Ironie seinen Film über den rumänischen Staats- und Parteichef, der über 20 Jahre die Geschicke des Landes lenkte. "Alles in allem ist ein Diktator einfach ein Künstler, der fähig ist, seinen Egoismus vollständig zu verwirklichen. Es ist eher eine Frage der Ästhetik, ob aus ihm ein Baudelaire oder Bolintineanu, ein Ludwig XIV. oder Nicolae Ceausescu wird", beschreibt er den Gegenstand seiner filmischen Untersuchung. Die Doku-Montage entstand nach Durchsicht von über 1.000 Stunden Material in rumänischen Filmarchiven. Sie erzählt in einer das Öffentliche mit dem Privaten vermengenden und letztlich dem offiziellen Protokoll verpflichteten Sichtweise die politische Karriere Ceausescus – vom Tod seines Vorgängers Gheorgiu-Dej bis zu seiner Hinrichtung gemeinsam mit seiner Gattin Elena im Zuge der Rumänischen Revolution. So liefert der Film für den westeuropäischen Betrachter in gewissem Sinne das fehlende Bildmaterial, das den weltweit bekannten Aufnahmen vom Dezember 1989, die sich in das mediale Gedächtnis der Umbruchzeit eingeschrieben haben, vorausgingen. Dabei praktiziert Ujica eine Form des Arbeitens mit überliefertem Filmmaterial, die ganz bewusst die Durchlässigkeit zwischen Fiktion und Nicht-Fiktion vorführt und vorgefundene Realitätsstücke in eine große Geschichtserzählung einspeist. Nach der Vorführung besteht die Möglichkeit zur Diskussion mit dem Regisseur. Die Veranstaltung ist Teil des vom DFG-Graduiertenkolleg "Mediale Historiographien" der Universitäten Weimar, Jena und Erfurt ausgerichteten Symposiums "Re-Visions of the Romanian Revolution in Arts and Media Theory", das sich am 2. Juni in der Galeria Plan B dem spannungsreichen Zusammenspiel von Bildmedien und Geschichte widmet. (Tobias Ebbrecht) Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem DFG-Graduiertenkolleg "Mediale Historiographien". (1.6.)