Tarkowskijs Abschlussarbeit an der Filmhochschule KATOK I SKRIPKA (Die Walze und die Geige, UdSSR 1960) zeigen wir zusammen mit seinem letzen Film OFFRET (Opfer, Schweden / F 1986, 22.7. & 15.8.). KATOK I SKRIPKA zeigt einen Tag im Leben des verträumten Sascha, der seine Geige dem Fußballspiel vorzieht und deshalb von seinen Kameraden verspottet wird. Die Abgeschiedenheit einer einsamen Insel ist Schauplatz von OFFRET. Hier finden die Geburtstagsfeierlichkeiten für den 50-jährigen Alexander statt, als die Nachricht eines Atomschlags über die Feiernden hereinbricht. Tarkowskij gelingt in seiner wort- und bildgewaltigen Vision die Verbindung von poetischer Filmsprache und philosophisch-religiösem Diskurs. In IWANOWO DETSTWO (Iwans Kindheit, UdSSR 1962, 23.7. & 8.8.) schildert Tarkowskij "die Geschichte eines Charakters, der vom Krieg geboren und von ihm verschlungen wird" (A. T.). Der Zwölfjährige verwaiste Iwan stößt während des 2. Weltkriegs im Dnjepr-Gebiet zur Roten Armee und ist nicht davon abzubringen, als Späher und Kurier für die sowjetischen Truppen hinter den feindlichen Linien eingesetzt zu werden. Kunstvoll überlagert Tarkowskij das Geschehen des Films mit Iwans Träumen, Erinnerungen und Fantasien. Unversöhnlich treffen Künstler und Staatsmacht in ANDREJ RUBLJOW (UdSSR 1966–69, 29.7. & 19.8.) aufeinander. Der in acht Kapitel gegliederte, monumentale CinemaScope-Film zeigt den legendären Ikonenmaler Rubljow (etwa 1360–1430) als humanistischen, aufgeklärten Künstler an der Schwelle zur Neuzeit. Menschenverachtende Macht- und Kriegspolitik seiner Auftraggeber stürzen ihn in eine tiefe schöpferische Krise, gleichzeitig werden sie aber auch zur Triebfeder für die Auseinandersetzung mit der komplexen Position des Künstlers in der Gesellschaft. SOLARIS (UdSSR 1971/72, 31.7. & 12.8.) basiert auf dem gleichnamigen Roman von Stanislaw Lem. Im Mittelpunkt steht die Reise des Psychologen Kelvin, der zum meerbedeckten Planeten Solaris geschickt wird, um die rätselhaften Vorkommnisse auf der dortigen Forschungsstation zu untersuchen. Nach und nach erkennt Kelvin, dass der geheimnisvolle Ozean auf Solaris die Träume, Ängste und Schuldgefühle der Männer der Raumstation zu materialisieren vermag. In dem stark autobiografisch bestimmten Film SERKALO (Der Spiegel, UdSSR 1975, 5. & 20.8.) gibt der Protagonist sein Leben, seine Erinnerungen, seine Ängste und Obsessionen preis. Er ist Sohn geschiedener Eltern, auf der Suche nach der verlorenen Zeit und nach der eigenen Identität. Sein privates Schicksal ist verbunden mit den gesellschaftlichen Erschütterungen und Umbrüchen der Sowjetunion zwischen 1930 und den frühen 70er Jahren. STALKER (UdSSR 1980, 3. & 14.8.) Unter der Führung eines Ortskundigen, der am Rande der Welt in einer verfallenen Industrielandschaft lebt, begeben sich ein Wissenschaftler und ein Schriftsteller in die mysteriöse "Zone", wo es angeblich einen Ort geben soll, an dem die geheimsten Wünsche in Erfüllung gehen. Die Expedition wird zur Reise in die Innenwelt der Protagonisten, ins Imaginäre, ins Schweigen. "Ich wollte in NOSTALGHIA (Italien 1983, 9. & 26.8.) von der russischen Form der Nostalgie erzählen, von jenem für unsere Nation so spezifischen Seelenzustand, der in uns aufkommt, wenn wir fern der Heimat sind." Fern der Heimat ist ein russischer Schriftsteller, der nach Italien gekommen ist, um Material über einen italienischen Komponisten zu sammeln, dessen Biografie er schreiben will. Hier überkommt ihn jedoch eine übermächtige Sehnsucht nach der geografischen wie spirituellen Heimat. MOSKOWSKAJA ELEGIJA (Moskauer Elegie, Alexander Sokurow, UdSSR 1987, 25. & 30.7.) "Ein monologischer Fluss der Bilder aus Fotos der Kindheit und Familie und des Lebens und Zitaten des Werks und von der Arbeit und den Orten, zu Bach und Chören und der sanften Stimme des Berichtenden. Thema aber ist Russland und am ergreifendsten sind die Kamera-Gänge durch die Wohnungen Tarkowskijs in Moskau. Wir sehen die Wohnung in Moskau vor dem Weggang in den Westen. Und wir sehen das Haus auf dem Lande, nach dem Schwarz des Endes, das die Beerdigung in der fernen Erde zeigt, so geschnitten, als sei es das Haus des Jenseits, auf ewig eingerichtet, wie eben verlassen, aufgeräumt wie zu letzten Tagen bereitet. Wie eine Szene aus den Filmen des Dargestellten. Backsteine, Holz, mit Zäunen, Wald und unverwechselbar auf russischer Erde, wo er seine Sommer als Kind verbrachte." (Hans-Jürgen Syberberg) UNE JOURNÉE D'ANDREI ARSENEVITCH (Ein Tag im Leben des Andrej Arsenewitsch, Chris Marker, F 2000, 26.7. & 4.8.) Andrej Tarkowskij war gesundheitlich schon stark angegriffen, als sein Sohn Andrjuscha 1986 die Sowjetunion verlassen durfte. Chris Markers Videoaufnahmen von dessen Ankunft in Paris bilden den Ausgangspunkt für Erinnerungen, Zitate und Reflexionen zur Sprache eines der größten Filmstilisten. Neben vielem wenig bekannten Material zeigt der Film auch Aufnahmen, die Tarkowskij im Bewusstsein seines nahen Todes selbst in Auftrag gegeben hat und die dokumentieren, wie er vom Krankenbett aus den Schnitt seines letzten Films OFFRET leitet.