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Langjährige fruchtbare Partnerschaften haben Scorseses Karriere mitgeprägt. Drei Schauspieler tragen wesentlich zum Erscheinungsbild der Filme bei. Harvey Keitel war in Scorseses Frühwerk des Regisseurs Alter Ego, Robert De Niro, aufgewachsen im gleichen Viertel, interpretierte acht Hauptrollen für Scorsese, seit zehn Jahren ist Leonardo DiCaprio der bestimmende Darsteller in Scorseses Filmen. Jahrelange Zusammenarbeit verbindet Scorsese auch mit dem Kameramann Michael Ballhaus und vor allem mit der Cutterin Thelma Schoonmaker, die seit 32 Jahren seine Filme montiert.

Seit vielen Jahren engagiert sich Martin Scorsese aktiv für die Erhaltung des filmischen Kulturguts. 1980 machte er frühzeitig auf den Farbverlust von Filmkopien aufmerksam und rief eine Initiative ins Leben, die zur Farbre-konstruktion zahlreicher Filme und zur Entwicklung einer beständigeren Emulsion führte. Seit 1990 ist die von ihm gegründete Film Foundation mit der Restaurierung wichtiger Werke der internationalen Filmgeschichte beschäftigt.
Anlässlich seines 70. Geburtstags am 17. November widmen wir Martin Scorsese eine umfangreiche Retrospektive und zeigen vom 6. Dezember bis 15. Januar 22 seiner Filme. Die Deutsche Kinemathek wird aus gleichem Anlass am 10. Januar im Filmmuseum die weltweit erste Ausstellung über Martin Scorsese eröffnen. Die Kuratoren der Ausstellung begleiten die Retrospektive mit Einführungen zu ausgewählten Filmen. MEAN STREETS (USA 1973, 6.12., Einführung: Kristina Jaspers, Nils Warnecke & 27.12.), das sind die Straßen von New Yorks "Little Italy", denen die jungen Bewohner durch Schwarzhandel und kleine Geschäfte für die Mafia entkommen wollen. Im Mittelpunkt des Films stehen der zwischen italienischer und amerikanischer Kultur zerrissene Charlie (Harvey Keitel), im Zwiespalt zwischen Kirche und Korruption, zwischen Anpassung und Ausbruch. Sein spielsüchtiger Freund Johnny Boy (Robert De Niro) zeichnet sich hingegen durch einen unbekümmerten Aktionismus aus, der ihm mehr Feinde als Freunde verschafft. Ein Fluchtversuch in Richtung Brooklyn endet blutig. Der mit bewegter (Hand-)Kamera gedrehte Film unterscheidet sich von anderen Mafia-Filmen nicht zuletzt durch seine fiebrige Alltäglichkeit und die Exaktheit von Milieu, Verhalten, Gebärden und Sprachgestus. Mean Streets markiert Scorseses künstlerischen Durchbruch und gleichzeitig den Beginn der eindrücklichen Freundschaft und Zusammenarbeit mit Robert De Niro. Der Film, sowohl Milieustudie der Lower East Side von Manhattan als auch Hommage an den amerikanischen Gangsterfilm, machte Scorsese, De Niro und Keitel schlagartig bekannt. THE DEPARTED (USA 2006, 7.12. & 5.1.) Boston, Massachusetts: Der skrupellose Boss der irischen Mafia, Frank Costello (Jack Nicholson) befördert den "Bildungsweg" des vaterlosen Colin Sullivan (Matt Damon) nach Kräften. Jahre später ist Sullivan ein junger, karrierebesessener Polizist, bleibt aber der Autorität Costellos loyal verbunden und wird so zum Spitzel an strategisch wichtiger Stelle im Polizeiapparat. Gleichzeitig versucht auch die Polizei, Costellos Organisation zu infiltrieren und schleust den jungen Billy Costigan (Leonardo DiCaprio) in die Reihen der Mafia ein. Scorsese inszeniert das Remake des Hongkong-Thrillers "Infernal Affairs" (2002) mit Shakespearescher Wucht und zeigt eine gewalttätige Welt, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse aufgehoben sind. Der fulminante Film wurde zum bis dato größten Publikumserfolg Scorseses und erhielt vier Oscar-Auszeichnungen. WHO'S THAT KNOCKING AT MY DOOR?(USA 1965–1968, 8.12. & 12.1.) Scorseses Langfilmdebüt schildert die konfliktreiche Beziehung zwischen dem Italo-Amerikaner J.R. und einer unabhängigen jungen Frau der etablierten Mittelschicht. Die Tatsache, dass sie einmal Opfer sexueller Gewalt war, wird für den von traditionellen Wertvorstellungen, einem patriarchalischen Frauenbild und einer ebenso konservativen wie repressiven Sexualmoral geprägten J.R. zum unüberwindbaren Problem. J.R.s Kategorisierung von Frauen in broads and virgins, Huren und Heilige, bringt einen Konflikt auf den Punkt, der zu einem Leitmotiv in Scorseses Werk werden sollte. Das unter schwierigen Produktionsbedingungen in einer Drehzeit von vier Jahren in Little Italy, Lower Manhattan gedrehte Debüt zeichnet sich durch die authentische, vibrierende Atmosphäre des urbanen Lebensraums aus und zählt zu Scorseses persönlichsten Arbeiten. Harvey Keitels J.R. als erstes Alter Ego des Regisseurs ist ein Vorläufer des Protagonisten Charlie aus MEAN STREETS. WHAT'S A NICE GIRL LIKE YOU DOING IN A PLACE LIKE THIS?(USA 1963, 8.12.) Ein blockierter Schriftsteller namens Algernon erwirbt ein Gemälde und wird in der Folge völlig davon hypnotisiert. Ein Psychoanalytiker kann ihm nicht helfen. Am Ende unterliegt er seiner mysteriösen Obsession und verschwindet – in das Bild hinein. Eine Geschichte "über reine Paranoia" (Scorsese), mit Stilmitteln der Nouvelle Vague inszeniert und inspiriert durch die unheimlichen Erzählungen des Schriftstellers Algernon Blackwood. IT'S NOT JUST YOU, MURRAY!(USA 1964, 8.12.) Der Schmalspur-Ganove Murray blickt zurück auf seine Karriere und seinen vermeintlich besten Freund Joe. Blind gegenüber der Tatsache, dass dieser ihn ein Leben lang ausgenutzt hat und offensichtlich obendrein mit seiner Frau schläft, preist Murray die Tugenden seines Freundes. THE BIG SHAVE (USA 1967, 8.12.) Ein junger Mann zerschneidet sich zu Swing-Musik beim Rasieren das Gesicht. Scorseses Kommentar zum Vietnamkrieg. ALICE DOESN'T LIVE HERE ANYMORE (USA 1974, 8. & 12.12.) Nach dem Unfalltod ihres Mannes begibt sich eine junge Frau mit ihrem zwölfjährigen Sohn auf den Weg nach Kalifornien, um ihren Jugendtraum als Sängerin zu verwirklichen. Unterwegs arbeitet sie als Barsängerin und Serviererin und bleibt schließlich bei einem Farmer hängen. Einer der wenigen Filme, der im männlich dominierten Universum Scorseses ein Frauenschicksal beschreibt. Der Fokus auf eine starke weibliche Hauptperson äußert sich im (fast völligen) Fehlen von Gewalt – Scorsese konzentriert sich auf Emotion und Psychologie seiner Figuren und dreht seinen vielleicht leichtesten, witzigsten Film. Die Anregung ging von der Hauptdarstellerin Ellen Burstyn aus, die für ihre Darstellung der Alice mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. GEORGE HARRISON: LIVING IN THE MATERIAL WORLD(USA 2011, 9. & 26.12.) Scorsese skizziert anhand von zum Teil unveröffentlichtem Archivmaterial und Interviews mit Freunden und Weggefährten das Leben des Gitarristen, Sängers, Komponisten, Filmproduzenten und Autonarrs George Harrison: die Jugend in Liverpool, Beatlemania, spirituelle Reisen nach Indien, sein Durchbruch als Solokünstler bis hin zu seiner Arbeit mit Ravi Shankar oder dem All-Star-Projekt Traveling Wilburys. Neben Harrisons Witwe Olivia und Sohn Dhani erinnern sich u.a. Paul McCartney, Ringo Starr, Yoko Ono, Klaus Voormann, George Martin, Phil Spector, Eric Clapton, Jeff Lynne, Tom Petty, Eric Idle, Terry Gilliam und Jackie Stewart an ihre gemeinsame Zeit mit George Harrison. CAPE FEAR (Kap der Angst, USA 1991, 10.12. & 11.1.) Der Sexualverbrecher Max Cady (Robert De Niro) wird nach Verbüßung einer 14-jährigen Zuchthausstrafe entlassen. Sein einziges Ziel ist die Zerstörung der Familie seines ehemaligen Pflichtverteidigers Sam Bowden (Nick Nolte), der seinerzeit entlastendes Beweismaterial zurückhielt, weil er von Cadys Schuld überzeugt war. Mit subtilem Psychoterror inszeniert Cady seinen Rachefeldzug gegen den erfolgreichen Rechtsanwalt, dessen Frau (Jessica Lange) und die 15-jährige Tochter (Juliette Lewis). Scorsese hat in seinem Remake von J. Lee Thompsons "Cape Fear" (1962) die gesamte Story aus dem Zusammenhang eines "unschuldigen" Amerikas herausgelöst und sie zum Spiegelbild der lieblosen Welt gemacht, deren Beschreibung alle seine Filme durchzieht. Vom Original übernahm er die Musik Bernard Herrmanns und, versetzt in Nebenrollen, die Hauptdarsteller von einst, Gregory Peck und Robert Mitchum. AFTER HOURS (Die Zeit nach Mitternacht, USA 1985, 11. & 22.12.) Ein junger Büroangestellter verlässt in New York für eine Nacht die Einsamkeit und Sicherheit seines überschaubaren Daseins. Die Begegnung mit einer attraktiven Frau in einem Coffeeshop führt zu einer Folge unglaublicher, zunehmend bizarrer werdender Ereignisse. In der Zeit zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang strauchelt er durch Bars und Etablissements, Apartments und Clubs und gerät in ein Netz kleiner und großer Katastrophen mit exaltierten Künstlern und vereinsamten Selbstdarstellern. Die schwarzhumorige Groteske war die erste Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Fassbinder-Kameramann Michael Ballhaus, der Scorsese eine neue Bildsprache eröffnete. RAGING BULL (Wie ein wilder Stier, USA 1980, 13.12., Einführung: Peter Mänz & 8.1.) ist dem Leben des ehemaligen Boxweltmeisters im Mittelgewicht, Jake La Motta (Robert De Niro) nachempfunden. Scorsese nimmt die zwischen 1941 und 1964 in Episoden verlaufende Geschichte um Angst, Wut, Eifersucht, Schuld und Erlösung zum Anlass für die psychologische Studie eines selbstzerstörerischen und gewalttätigen Menschen. Raging Bull ist auch, wie oft bei Scorsese, ein Film über die Unfähigkeit eines Mannes, seine Frau anders als in dem beschränkten Schema von Hure und Madonna wahrzunehmen. Der radikal stilisierte, in brillantem Schwarzweiß gedrehte Film gilt als Scorseses bislang unerreichtes Meisterwerk. Die Cutterin Thelma Schoonmaker, die fortan alle wichtigen Scorsese-Filme montieren sollte, erhielt einen Oscar für die beste Montage. CASINO (USA 1995, 15. & 30.12.)Sam"Ace" Rothstein (Robert De Niro) leitet erfolgreich ein Casino für die Mafia in Las Vegas. Sein alter Freund Nicky (Joe Pesci) ist der Mann fürs Grobe. Als sich Sams Frau Ginger (Sharon Stone) auf eine Affäre mit Nicky einlässt, beginnt das aufgebaute Reich zu wanken. Mit Casino kehrt Scorsese zu den Charakteren von MEAN STREETS und GOODFELLAS, zu den "morality plays" über Macht, Geld und Verlust der Menschlichkeit zurück. Eine ebenso minutiöse Analyse der Spielerstadt wie eine Beschreibung von Gier, Stolz und Selbstzerstörung. "Ein Epos und Geschichtslehrstück à la Scorsese: wie man einem Monument Galoppieren lehrt – unter dem Stern des Furors. Also eine Drei-Stunden-Explosion der Fragmente, Zeitsplitter, Kameraläufe. Oder ein Montage-Katarakt: aus Rocksongs, Off-Stimmen, gleichgewichtslosen Bildern." (Harry Tomicek) THE KING OF COMEDY (USA 1983, 16. & 25.12.) ist eine schwarze Tragikomödie und farceartige Persiflage auf die Medienwelt und das Showbusiness: Der drittklassige Komiker Rupert Pupkin (Robert De Niro) hält sich für einen verkannten Starentertainer und träumt davon, "King of Comedy" zu werden. Da sein Vorbild Jerry Langford (Jerry Lewis) kein Interesse zeigt, ihm einen Auftritt in seiner populären TV-Comedy-Show zu ermöglichen, beschließt er, den Star zu entführen und einen Fernsehauftritt zu erpressen. FEEL LIKE GOING HOME (USA 2003, 17.12. & 7.1.) Martin Scorseses Beitrag zu der siebenteiligen Dokumentarfilm-Reihe "The Blues". In seiner Hommage an den Mississippi-Delta-Blues begleitet er den Musiker Corey Harris bei einer Reise ins Geburtsland des Blues, die den Film strukturiert. Er spricht mit Musikern wie Sam Carr und Taj Mahal und gelangt zu den Wurzeln des Blues nach Westafrika, wo er Salif Keita und Ali Farka Touré begegnet. Der Film verknüpft aktuelle Aufnahmen oder spontane Sessions, die sich während der Begegnungen für den Film ergaben, mit seltenen Archivaufnahmen. TAXI DRIVER (USA 1976, 18.12. & 12.1.) Weil er nachts nicht schlafen kann, nimmt der Vietnamveteran Travis Bickle (Robert De Niro) einen Job als Taxifahrer an. Schmutz, Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit bestimmen den Kosmos des verstörten Einzelgängers im nächtlichen New York. Nach einer missglückten Liebesgeschichte mit der Wahlkampfhelferin Betsy steigert er sich in den missionarischen Wahn, eine Kinderprostituierte (Jodie Foster) zu retten und legt sich ein Waffenarsenal zu, um die Stadt von "Abschaum" und "Unrat" zu befreien. Scorseses Drama um Einsamkeit, sexuelle Frustration und verdrängte Gewalt wurde mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet und machte Regisseur und Hauptdarsteller international berühmt. Die brillante Filmmusik mit ihrer schizoiden Gespaltenheit zwischen zwei Musikstilen war der letzte Score, den Bernard Herrmann einspielte. ITALIANAMERICAN (USA 1974, 19.12., Einführung: Nils Warnecke & 2.1.) Scorseses persönlicher Lieblingsfilm und dokumentarisches Pendant zu Mean Streets entstand aus einem Auftrag für eine Fernsehproduktion, Teil einer Serie über Immigranten verschiedener Nationalitäten. Scorsese besuchte wie jedes Wochenende seine Eltern in ihrer Wohnung, diesmal in Begleitung einer Filmcrew. Catherine und Charles Scorsese wirken dabei mitunter so natürlich, als hätten sie längst vergessen, dass in ihrem Wohnzimmer eine Kamera aufgebaut ist. Sie verbergen weder den billigen Plastik-Überzug auf dem Sofa, noch die Spuren unzeitgemäßen Aberglaubens, noch ihre gegenseitige Liebe sowie die Liebe zu ihrem Sohn. Und am Ende verrät Catherine Scorsese das Rezept für die Spaghettisauce, die während des Films auf dem Herd gebrutzelt hat. In AMERICAN BOY: A PROFILE OF STEVEN PRINCE (USA 1978, 19.12., Einführung: Nils Warnecke & 2.1.), der als Gegenstück zu Italianamerican und als Teil derselben Serie konzipiert wurde, verkörpert Steven Prince, Ex-Junkie, Waffennarr, langjähriger Freund und Arbeitskollege Scorseses (er spielte den Waffenhändler in Taxi Driver), die Generation der Söhne. Als geborener Geschichtenerzähler schildert er absurde, zynisch-komische Episoden aus seinem Leben: von Drogen, Waffen, Rock 'n' Roll, Gewalt und dem Versuch, über die Runden zu kommen. GOODFELLAS (USA 1990, 21.12. & 6.1.) Anhand der authentischen Lebensgeschichte von Henry Hill, der seit seiner Kindheit davon träumte, Karriere in der Mafia zu machen, erzählt Scorsese den Aufstieg und Fall eines Mafioso über drei Jahrzehnte in epischer Breite. "GOODFELLAS sollte wie ein Revolverschuss beginnen und dann immer schneller werden, wie ein zweieinhalbstündiger Trailer. Nur so kann man den rauschhaften Lebensstil spüren und verstehen, warum er auf viele Leute so anziehend wirkt." (Martin Scorsese) IL MIO VIAGGIO IN ITALIA (Meine italienische Reise, USA / Italien 2001, 23.12. & 3.1.) Scorsese führt in einer vierstündigen Dokumentation persönlich durch die italienische Filmgeschichte, mit dem Fokus auf die 30er bis 60er Jahre. Dabei befasst er sich nicht nur mit bedeutenden Regisseuren und stilbildenden Entwicklungen wie dem Neorealismus, sondern zitiert auch triviale Werke und setzt sich mit den berühmt-berüchtigten "Sandalen-Filmen" auseinander. Seine Begeisterung für den italienischen Film, der ihn nach eigener Aussage genauso geprägt habe, wie der amerikanische, geht einher mit der Suche nach seinen Wurzeln, nach seiner eigenen Familiengeschichte und der italienischen Kultur. Scorseses "italienische Reise" ist einer seiner schönsten und persönlichsten Filme. A PERSONAL JOURNEY WITH MARTIN SCORSESE THROUGH AMERICAN MOVIES (USA 1995, 28.12. & 15.1.) Martin Scorseses und Michael Henry Wilsons Reise durch das kinematografische Erbe der USA beginnt bei Meistern des Stummfilms wie D.W. Griffith und endet 1969, als Scorsese seine eigene Filmkarriere begann: "Ich fände es anmaßend, meine eigenen Filme oder die meiner Zeitgenossen zu kommentieren." Von ungefähr 300 Werken ausgehend, schreibt Scorsese eine sehr persönliche Filmgeschichte, die an ausgewählten Beispielen das Verbindende der einzelnen Genres darstellt, neben den berühmten Namen auch an Regisseure erinnert, die heute in Vergessenheit geraten sind, und den Autorenfilm thematisiert. "Solange ich mich entsinne, wollte ich wissen: Wie kann man in Hollywood Professional und zugleich ernsthafter Künstler sein? Wie überlebt man den unerbittlichen Konflikt zwischen kommerziellen Zwängen und individuellem Ausdruck?" THE LAST TEMPTATION OF CHRIST (USA 1988, 29.12. & 13.1.) Der Zimmermann Jesus von Nazareth, der zunächst für die römischen Besatzer Kreuze fertigt, ringt mit mystischen Visionen und Schuldgefühlen, bevor er seine Bestimmung als Messias erkennt. Scorsese hat nicht das Evangelium verfilmt, sondern Nikos Kazantzakis' Roman, in dem Jesus als Zweifelnder, als ein Religionsstifter in seiner Menschlichkeit dargestellt wird. Als Jesus selbst ans Kreuz geschlagen wird, zeigt eine Traumsequenz "die letzte Versuchung Christi", die Vision, seinem Schicksal zu entgehen und als Ehemann und Familienvater im hohen Alter zu sterben. Der Film löste heftige Proteste aus, fundamentalistische Kreise erhoben Vorwürfe von Blasphemie und Sakrileg.

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