Direkt zum Seiteninhalt springen
Wir zeigen zur Eröffnung unserer Reihe mit zehn Filmen am 1.4. BLACK NARCISSUS (GB 1947, 1. & 8.4.) mit einer Einführung von Gerhard Midding. Eine Gruppe von britischen Nonnen, geführt von Schwester Clodagh (Deborah Kerr), kommt in eine abgelegene Himalaja-Region, um in einem verlassenen Haremspalast ein Kloster zu gründen. In der ungewohnten exotischen Umgebung brechen in den Nonnen bald alte Leidenschaften und nur mühsam unterdrückte erotische Spannungen auf. Komplett in den Pinewood-Studios in London gedreht (der Setdesigner Alfred Junge und der Kameramann Jack Cardiff erhielten beide Oscars für ihre Arbeit), entwerfen Powell und Pressburger eine vollkommene künstliche Welt, deren exzessive Farben und extreme Gegensätze ihren Widerhall in den Gefühlen der Ordensschwestern finden. "BLACK NARCISSUSist ein tollkühnes, also auf den opulentesten Nenner an der Grenze des Komischen gebrachtes Melodram – bigger than life in jeder Phase seines Bauplans, seiner Gesten und Bilder, seiner Leidenschaftlichkeit, seiner vollkommenen Künstlichkeit." (Harry Tomicek) 49th PARALLEL(GB 1941, 3. & 12.4.) war die dritte gemeinsame Filmarbeit von Powell und Pressburger und brachte Pressburger einen Oscar für das beste Drehbuch ein. Wie die beiden vorherigen Filme war es ein Propagandafilm – Emeric Pressburger dazu: "Goebbels hielt sich für einen Propaganda-Experten und ich dachte, ich zeige ihm mal was" – und sollte die Amerikaner auf den kommenden Kriegseintritt vorbereiten. Ein deutsches U-Boot wird vor der Küste Kanadas versenkt und die sechs überlebenden Besatzungsmitglieder versuchen, sich bis in die neutralen USA durchzuschlagen. In der Begegnung mit einzelnen Personen werden den Nazis und damit dem Zuschauer die Werte der Demokratie nähergebracht: das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Sprachen, Gebräuche, Ansichten und Religionen. 49th PARALLEL verpackt sein Anliegen in einen Abenteuerfilm mit großartiger, on location gedrehter Landschaftsfotografie. In den USA, wo der Film unter dem Titel The Invaders herauskam, wurde er zu einem großen Erfolg. THE LIFE AND DEATH OF COLONEL BLIMP(GB 1943, 7. & 22.4.) erzählt in einer sich über vier Jahrzehnte erstreckenden Handlung von der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen dem britischen Offizier Clive Candy (Roger Livesay) und dem deutschen Offizier Theo Kretschmar-Schuldorff (Anton Walbrook), die zwei Weltkriege überdauert. Colonel Blimp, angelehnt an eine bekannte Cartoon-Figur in Großbritannien, agiert im Krieg als fairer Gentleman und gerät dadurch in Konflikt mit der neuen Form der Kriegsführung. Deborah Kerr glänzt in einer Dreifachrolle als Clive Candys Traumfrau in verschiedenen Jahrzehnten. Churchill bekämpfte den Film als "schädlich für die Moral der Truppe", da er einen Deutschen fernab von Nazi-Klischees porträtierte. "Was Churchill übersieht, der aus einsehbaren Gründen ein für ihn psychopathisches Werk zu verbieten sucht, ist der Fakt, dass COLONEL BLIMP auch gegen den Strich gelesen seine Gültigkeit bewahrt: als Epos des Scheiterns und Abgesang auf Britanniens Militärkaste. Ohne an Schärfe einzubüßen, erscheint dieser mit reduzierter Technicolorpalette gemalte Lebenslauf hinter dem Schleier der Groteske als Elegie auf eine Freundschaft, die nationale Grenzen und auf eine Liebe, die den Tod überwindet." (Harry Tomicek) Wir zeigen den Film in der neu restaurierten, digitalen Fassung, die bei der diesjährigen Berlinale erstmals präsentiert wurde, als DCP (Digital Cinema Package). A CANTERBURY TALE(GB 1944, 9. & 19.4.) setzt die für Powell und Pressburger typische und einzigartige Verbindung unterschiedlichster Genres fort. Der Film ist mühelos sowohl wundersames Mysterienspiel wie expressionistisches Melodram und beständig in der Schwebe zwischen Traum und Wirklichkeit, dabei tief verwurzelt in der Landschaft und Kultur des ländlichen England. Mitten im Krieg treffen drei Menschen auf dem Weg nach Canterbury – quasi moderne Pilger – aufeinander: der amerikanische Soldat, der glaubt, dass seine Verlobte ihn vergessen hat, weil er keine Briefe mehr bekommt, das Landmädchen, deren Verlobter vermisst wird und ein Organist, der sich in den Zynismus geflüchtet hat. Damit verwoben ist das Rätsel des exzentrischen „Leimmanns“, der jungen Frauen, die verdächtigt werden, mit amerikanischen Soldaten zu fraternisieren, im Schutz der Dunkelheit Leim in die Haare schüttet. I KNOW WHERE I’M GOING! (GB 1945, 4. & 20.4.) ist das Motto der 25-jährigen Joan (Wendy Hiller). Sie macht sich von London aus auf den Weg nach Schottland, um auf der Insel Kiloran auf den Hebriden einen schwerreichen Industriellen zu heiraten. Kurz vor dem Ziel wird die starrköpfige Joan durch einen Sturm gehindert, die Insel zu erreichen und muss in einem kleinen Ort auf den Wetterumschwung warten. Die Begegnung mit der mythenumwobenen Kultur und Natur des kleinen Dorfes und mit einem jungen Soldaten auf Heimaturlaub gerät für Joan nach anfänglichem Widerstand zur Selbstfindung und bringt sie dazu, sich vom Materialismus ab- und der wahren Liebe zuzuwenden. A MATTER OF LIFE AND DEATH(GB 1946, 8. & 21.4.) Der britische Bomberpilot Peter Carter (David Niven) wird abgeschossen und kommt in den, wie er glaubt, letzten Minuten seines Lebens in Kontakt mit der amerikanischen Funkerin June. Wie durch ein Wunder überlebt er den Absturz und begegnet ausgerechnet June, in die er sich verliebt. Allerdings handelt es sich bei seinem Überleben lediglich um ein peinliches Versehen der göttlichen Vorsehung, wie ihm gleich beschieden wird. Um den Himmel zu erweichen, muss Peter vor ein Tribunal, um dort über Leben oder Tod zu verhandeln. Die durch eine Treppe verbundenen Himmel und Erde sind durch ein wichtiges Merkmal getrennt: Während im Himmel monochromes Schwarz-Weiß herrscht, erstrahlt die Erde in prächtigem Technicolor: Eine Feier des Lebens und der Liebe. Oder wie der Himmelsbote, der zu den Lebenden hinabsteigt, bemerkt: "One is so starved of Technicolor up there." Ein fantastisches, delirierendes Kinomärchen ist THE RED SHOES (GB 1948, 6. & 14.4.), in dem Powell und Pressburger basierend auf der gleichnamigen Geschichte von Hans Christian Andersen kunstvoll die reale und eine Fantasiewelt miteinander verweben. Die junge Ballerina Vicki (Moira Shearer) ist zwischen ihrer Liebe zum Tanz und den Anforderungen ihres Berufs – verkörpert durch den tyrannischen Impresario Boris Lermontov – und der Liebe zu einem Komponisten hin- und hergerissen und sieht als einzige Möglichkeit die Flucht. THE RED SHOES kulminiert in einer atemberaubenden, fast 20 Minuten dauernden Tanzszene Moira Shearers, die zu den schönsten und magischsten Kinomomenten überhaupt gehört. Der nacheinem Roman von Mary Webbs adaptierte GONE TO EARTH (GB 1950, 10. & 15.4.) ist ein atmosphärisch dichtes und visuell betörendes ländliches Melodram, in dem die Kräfte der Natur eine magisch aufgeladene Rolle spielen. Das Naturkind Hazel wird zwischen zwei Männern und damit zwischen der Leidenschaft und dem Pflichtgefühl aufgerieben. Ein von ihr gezähmter Fuchs, den sie vor der ihr verhassten Fuchsjagd gerettet hat und dessen rotes Fell sich in ihrem roten Haar widerspiegelt, wird schließlich zum Auslöser einer Katastrophe. "Schönheit, Wahrheit, das Herz von England – ich glaube an diese drei Dinge. Sie sind in dem Buch, sie sind ein Teil davon. Und sie sind im Film, den wir – mit sehr viel Liebe – gedreht haben." (Michael Powell) Ein Kostümfilm, ursprünglich als Musical geplant, und ein Remake von Alexander Kordas The Scarlet Pimpernel (1934) ist THE ELUSIVE PIMPERNEL (GB 1950, 11. & 18.4.). Ein listiger britischer Aristokrat (David Niven) im ausgehenden 18. Jahrhundert spielt den gelangweilten Dandy, um unter dem Decknamen Scarlet Pimpernel unbemerkt einige Standesgenossen vor der Guillotine zu retten und nach England zu bringen. Ein französischer Agent verdächtigt bald den gockelhaften Sir Percy und versucht dessen Frau zu einem Geständnis zu überreden. Diese kann sich jedoch nicht vorstellen, dass sich hinter ihrem Ehemann der heroische Scarlet Pimpernel verbirgt. THE TALES OF HOFFMANN (GB 1951, 5. & 23.4.) Die berühmte Filmfantasie nach Jacques Offenbachs Oper (die auf E.T.A. Hoffmanns Erzählungen basiert), war Powell und Pressburgers Versuch, nach dem internationalen Erfolg von THE RED SHOES die Idee der idealen Umsetzung von Ballett in Film auf die Oper zu übertragen. THE TALES OF HOFFMANN ist der Höhepunkt von Powell & Pressburgers Opulenz, stimmungsvoll in Technicolor fotografiert und mit einer verschiedenfarbig im Split-Screen vervielfachten Hauptdarstellerin Moira Shearer.

Gefördert durch:

  • Logo des BKM (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien)

Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds