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THE RIVER (Jean Renoir, F/Indien/USA 1951, 1. & 18.9.) ist ein gelassenes Meisterwerk in Technicolor, das den indischen Subkontinent aus der Sicht englischer Familien und junger Mädchen und ihrer Sehnsüchte betrachtet. Ein kriegsversehrter junger Amerikaner will bei seinem Cousin in Bengalen, am Ufer des Ganges, sein seelisches Gleichgewicht wiederfinden. Drei junge Mädchen konkurrieren um seine Gunst und erleben so ihren Abschied von der Kindheit. Schlicht und zart beobachtend, mäandert der Film von Episode zu Episode, ohne je in Gefahr zu geraten, auseinanderzufallen. "Der Film behandelt eine Farbfusion. Die indischen Landesfarben Grün und Rot reagieren auf Technicolor. Der bewegte Bezug zwischen zwei Kulturen schlägt sich nieder in Farbverhältnissen." (Frieda Grafe) DIE FREUDLOSE GASSE (G.W. Pabst, D 1925, 3. & 8.9., am Klavier: Eunice Martins) erzählt von Wien in den Jahren der Inflation, als Not und Hunger alle moralischen Grundsätze des Bürgertums zum Einstürzen bringen. Während findige Geschäftemacher aus dem ökonomischen Niedergang Profit zu schlagen vermögen, herrschen auf der anderen Seite Elend und Verzweiflung. Mittels Parallelmontagen akzentuierte Pabst die Widersprüche zwischen Arm und Reich. Wir zeigen den Film in der vom Filmmuseum München restaurierten und viragierten Fassung. Lange vor der Einführung des Farbfilms experimentierten die Pioniere des Kinos mit Farben und Film: Hand- und Schablonenkolorierungen, Virage (monochrome Einfärbung) und Tonung (chemische Umwandlung des Filmmaterials) brachten Farbe ins frühe Kino. Die gängige Farbdramaturgie folgte bestimmten Codes für die Virage: blau viragierte Sequenzen deuteten nächtliche oder Außenaufnahmen an, Gelb stand für Innenaufnahmen, Rot verwies auf Gefahr, Feuer oder auch Liebe. TOUKI BOUKI (Djibril Diop Mambéty, Senegal 1973, 4. & 15.9.) Ein junges senegalesisches Paar träumt von einer Zukunft in Paris. Nach der Überwindung zahlreicher Widerstände muss es jedoch einsehen, dass ein Leben in Frankreich wohl nur mit einer vagen Hoffnung verbunden ist, die sich kaum erfüllen wird. Djibril Diop Mambétys experimentelles Langfilmdebüt in den leuchtenden Farben der 70er Jahre ist Roadmovie, Episodenfilm, Initiationsgeschichte und Satire zugleich. Die Grenzen zwischen Realität und Imagination verlaufen fließend, Dokumentarisches und Fantastisches vermischen sich. Ein Meilenstein in der Geschichte des afrikanischen Kinos. MIES VAILLA MENNEISYYTTÄ (Der Mann ohne Vergangenheit, Aki Kaurismäki, Finnland/Deutschland/Frankreich 2002, 7. & 17.9.) Ein Mann wird von Räubern totgeprügelt, kehrt jedoch wundersam ins Leben zurück – er hat allerdings jede Erinnerung verloren. Ohne Identität, ohne Vergangenheit und ohne Gedächtnis, aber mit Kopfverband fängt er in einem Wohncontainer unter Obdachlosen und Outlaws, aber behütet von den Engeln der Heilsarmee, ein neues Leben an. Er pflanzt Kartoffeln, erlebt einen skurrilen Banküberfall und findet sein Liebesglück mit Irma (Kati Outinen). In satten, kräftig leuchtenden Farben erzählt Kaurismäki von der Solidarität unter Ausgegrenzten und vom Bewahren der Würde, ohne dabei pathetisch zu werden oder seine Leichtigkeit und stoische Lässigkeit einzubüßen. IMITATION OF LIFE (Solange es Menschen gibt, Douglas Sirk, USA 1959, 13. & 26.9.) Eine weiße und eine schwarze Mutter haben ihren Anteil am Unglück ihrer Töchter, die sich ihnen entfremden. Douglas Sirks Abschied von Hollywood stellt mit den Mitteln des Melodrams das Fassadenhafte des amerikanischen Bürgertums aus. Dazu gehört die Künstlichkeit des Interieurs ebenso wie die Licht- und Farbdramaturgie. Farbe spielt schließlich auch im übertragenen Sinn die zentrale Rolle des Films. Sarah Jane, die als Weiße gelten möchte, schämt sich ihrer schwarzen Mutter und verleugnet sie. DON'T LOOK NOW (Wenn die Gondeln Trauer tragen, Nicolas Roeg, GB/Italien 1973, 21. & 28.9.) Der Restaurator John (Donald Sutherland) und seine Frau Laura (Julie Christie) ziehen nach dem Unfalltod ihrer kleinen Tochter nach Venedig. Während er sich in die Arbeiten an einer Kirche vertieft, lernt sie zwei alte Schwestern kennen, von denen eine behauptet, "sehend" zu sein und mit der Tochter im Jenseits in Kontakt zu stehen. Auch John sieht Dinge, denen er nicht trauen kann. Die Farbe Rot zieht sich als unheimliches und bedrohliches Motiv durch den ganzen Film. Der leuchtend rote Regenmantel, den das Kind zum Zeitpunkt seines Ertrinkens trägt, scheint in Venedigs dunklen Winkeln und Kanälen wiederzukehren und lässt die Eltern nicht zur Ruhe kommen. FUNNY FACE (Ein süßer Fratz, Stanley Donen, USA 1957, 23. & 30.9.) Der Fotograf Dick Avery (Fred Astaire) möchte die unscheinbare Buchhändlerin Jo (Audrey Hepburn) zum Fotomodell für das Modemagazin Quality aufbauen. Die an Mode gänzlich uninteressierte Jo kann einzig mit einer Reise nach Paris gelockt werden. Dort nämlich verkehren ihre intellektuellen Helden, die Vertreter des "empathicalism", die sich schwarz kleiden und in düsteren Kellern zu zigarettengeschwängerten Diskussionen treffen. Das kontrastiert mit dem "Think Pink!", das die Moderedakteurin als Devise ausgibt und vom Film in den schönsten Farbexzessen in leuchtendem Technicolor erfüllt wird.

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