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TOKYO MONOGATARI (Die Reise nach Tokio, Yasujiro Ozu, Japan 1953, 1. & 3.12.) Menschenleere Ex- oder Interieurs durchziehen Ozus Familienporträt über ein älteres Ehepaar, das in Tokio Kinder und Enkel besucht, um festzustellen, dass die Familie sich auseinandergelebt hat. Diese melancholischen Zwischenszenen legen den Vergleich mit sorgfältig komponierten Stillleben nahe, die den Verlauf der Handlung verzögern und im vermeintlichen Stillstand das Verstreichen der Zeit erfahrbar machen.

PASSION (Jean-Luc Godard, F 1982, 4. & 14.12.) Gemälde-Re-enactment im Filmstudio: Regisseur Jerzy (Jerzy Radziwiłowicz) inszeniert mit größtmöglichem Aufwand klassische Bilder von Rembrandt, Ingres, Goya und Delacroix. Produktionsschwierigkeiten, der Arbeitskampf einer jungen Angestellten (Isabelle Huppert) und eine Affäre mit der Hotelbesitzerin Hanna (Hanna Schygulla) lenken Jerzy zusehends von seinen filmischen Untersuchungen der Kunsthistorie, Kompositionen und Licht ab. Eine episodenhafte Bilder- und Zitatencollage über den künstlerischen Schaffensprozess in Malerei und Film.

THE KILLERS (Robert Siodmak, USA 1946, 5. & 7.12.) Kaum ein anderes Œuvre hat ein vergleichbares Echo im Film gefunden wie das von Edward Hopper. Wenders vergleicht Hoppers ikonische Momentaufnahmen mit gemalten Filmanfängen: per Pinselstrich festgehaltene Orte und Protagonisten in Erwartung des Geschehens. Folgerichtig beginnt Siodmaks emblematischer Film noir mit einer Anspielung auf Hoppers "Nighthawks" (1942). Hiervon ausgehend wird in Rückblenden das Leben eines Boxers (Burt Lancaster) aufgefächert, der sich in eine Gangsterbraut (Ava Gardner) verliebt und in einen Strudel des Verbrechens gerät.

CARAVAGGIO (Derek Jarman, GB 1986, 5. & 20.12.) Doppelte Hommage sowohl an Caravaggio (1571–1610) als auch an das von ihm zur Meisterschaft gebrachte Chiaroscuro, einer dramatisierenden Hell-Dunkel-Akzentuierung. Jarman greift für die Darstellung der Zerrissenheit des Lebens des Barockmalers immer wieder auf dieses Stilmittel zurück und beleuchtet jeweils nur Teile der Szenerie. Auf diese Weise wird Caravaggios Dreiecksbeziehung mit einem Dieb und einer Prostituierten sowie sein Leben in der Welt seiner reichen Förderer ins Licht gesetzt.

AN AMERICAN IN PARIS (Vincente Minnelli, USA 1951, 12. & 30.12.) Minnellis Paris-Musical ist ein überbordender, kunsthistorischer Zitatenschatz (Production Design: Cedric Gibbons und Preston Ames), adäquater Lebensraum für den Protagonisten des Films: einen amerikanischen Ex-GI (Gene Kelly), der sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris als Maler niederlässt und sich in eine junge Französin (Leslie Caron) verliebt. Höhepunkt des Films ist eine 16-minütige Tanzszene, in der die beiden durch eine Reihe von nachgestellten Bildern tanzen.

Vier Kurzfilme von Jürgen Böttcher (12. & 27.12.): VENUS NACH GIORGIONE (DDR 1981), DIE FRAU AM KLAVICHORD (DDR 1981), POTTERS STIER (DDR 1981), KURZER BESUCH BEI HERMANN GLÖCKNER (DDR 1985) Unter dem Arbeitstitel "Verwandlung" realisierte Böttcher Anfang der 80er Jahre drei Übermalungen von Kunstpostkarten vor laufender Kamera. Verwandelt werden Werke verehrter Meister: von Paulus Potter (1625–54), Giorgione (ca. 1477–1510) und Emanuel de Witte (um 1617–92). Böttcher überlagert die Bilder mit seinem eigenen Schaffensprozess, spielt mit Formen, verfremdet, akzentuiert, assoziiert und lässt so Vergangenheit und Gegenwart ineinander aufgehen. Dokument eines Schaffensprozesses ist auch Böttchers filmische Reverenz an Hermann Glöckner, einen der wichtigsten Akteure der Bildenden Kunst der DDR.

DIE STRASSE (Karl Grune, D 1923, 14. & 22.12., am Klavier: Eunice Martins) Im schlichten Filmtitel steckt nicht nur der Hinweis auf Handlungs- bzw. Ausgangspunkt dieses Kleinbürgerdramas um einen Provinzler, der sich auf den großstädtischen Straßen hoffnungslos im Dickicht von Kriminalität und Prostitution verfängt. Der Titel verweist auch auf eine malerische Inspirationsquelle: Kirchners berühmte expressionistische Straßenszenen-Werkreihe, auf deren Motivik, Komposition und Darstellung Regisseur Grune sowie die Filmarchitekten Görge und Meidner bei der Gestaltung der Straßenschluchten und Interieurs zurückgegriffen haben.

THE SEARCHERS (John Ford, USA 1956, 13., 17. & 26.12.) Frederic Remington gehört zu den bekanntesten amerikanischen Malern von Wildwest-Sujets. Seine Reiterszenen, Militärformationen, Lagerfeuersituationen oder Landschaftspanoramen haben Anfang des 20. Jahrhunderts das Bild des Wilden Westens geprägt und finden sich auch in den Filmen von John Ford wieder. So z.B. im epischen Western THE SEARCHERS, in dem ein heimatloser Westerner (John Wayne) nach seiner von Indianern verschleppten Nichte forscht. Die fünfjährige Suche entwickelt sich zu einer Reise in die Seelenlandschaft des Protagonisten.

UNE PARTIE DE CAMPAGNE (Eine Landpartie, Jean Renoir, F 1936, 23. & 25.12.) 60 Jahre liegen zwischen den impressionistischen Bildern von Auguste Renoir und dem Film seines Sohnes Jean, der die Schaukel, den Fluss, die Ruderer und die Spaziergänger in den Gemälden seines Vaters in Bewegung setzt. Die luftige, befreite Atmosphäre der malerischen Vorlage wendet Renoir Jr. ins Melancholische: Ein Sommerausflug en famille wird zum Mahnmal einer verlorenen Liebe. Vorfilm: LA PETITE MARCHANDE D'ALLUMETTES (Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern, Jean Renoir, F 1928).

IL DESERTO ROSSO (Die rote Wüste, Michelangelo Antonioni, I 1964, 28.12.) Antonionis Farbfilmdebüt ist eine apokalyptische Vision des Verfalls: Giuliana (Monica Vitti) findet nach einem Selbstmordversuch nicht wieder zurück in ihr alltägliches Leben. Ihre Umgebung nimmt sie nur als sinnentleerte Oberfläche wahr. Als visuelle Entsprechung ihres sich auflösenden Universums wählt Antonioni eine hochexperimentelle und an abstrakter Kunst geschulte Farb- und Formendramaturgie.

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