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LETTER FROM AN UNKNOWN WOMAN (Max Ophüls, USA 1948, 1., 2. & 9.3.) Ein funkelndes Melodrama um Liebesprojektionen und -enttäuschungen, situiert in einem künstlichen Studio-Wien um 1900. Die junge Lisa verliebt sich schon als Halbwüchsige in ihren Nachbarn Stefan Brand, einen Konzertpianisten. Später verbringt sie eine Nacht mit ihm, bekommt einen Sohn und wird bei einer zweiten Begegnung Jahre später nicht einmal wiedererkannt. Der Wille Lisas, ihre Liebesgeschichte zu inszenieren und ins rechte Licht zu rücken, wird von Ophüls mit einer beständig gleitenden und kreisenden Kamera begleitet. ORLY (Angela Schanelec, D/F 2010, 3. & 28.3.) Der Pariser Flughafen Orly ist Schauplatz und Auslöser der von Angela Schanelec geschilderten, lose miteinander verbundenen Szenen. Beobachtet werden vier Paare, die alle auf ihren Flug warten. Ein Mann und eine Frau, die sich kennenlernen und sich über das Leben in der Fremde unterhalten; eine Mutter und ihr fast erwachsener Sohn; ein junges Paar auf gemeinsamer Reise; eine Frau, die sich soeben von einem Mann getrennt hat. Intime Dialoge entstehen in einem Raum der (Halb-)Öffentlichkeit, des Transits, des Wartens. Von einem realen Ort ausgehend, entfalten sich Begegnungen, Abschiede und Trennungen. SENSE OF ARCHITECTURE (Heinz Emigholz, D/A 2005–2009, 5. & 17.3.) zeigt 42 zeitgenössische architektonische Projekte österreichischen Ursprungs und entstand aus 57 Kurzfilmen, die Emigholz 2005 und 2006 für die Wanderausstellung "Sense of Architecture" hergestellt hat. Der Film montiert die Projekte zu einer gesellschaftlichen Wirklichkeit, in der für alle Bereiche des Lebens moderne Bauten errichtet wurden. Er beginnt mit einem Glockenturm in den Seetaleralpen und einer Baustelle und führt dann von Station zu Station eines fiktiven Lebens: durch einen Kindergarten, ein Einfamilienhaus, einen botanischen Garten, eine Apotheke, eine Wohnsiedlung, ein Museum für Kinder, ein Wohnhaus mit Werkstatt etc. "Mich interessiert die Fähigkeit oder Unfähigkeit der Architektur, Räume in Relation zum menschlichen Körper und Geist zu entwerfen und hinzustellen." (Heinz Emigholz) EL ANGEL EXTERMINADOR (Der Würgeengel, Luis Buñuel, Mexiko 1962, 10. & 14.3.) In einer großbürgerlichen Villa findet eine mondäne Party statt. Als die Gäste aufbrechen wollen, werden sie wie durch ein unsichtbares Band davor zurückgehalten, die Schwelle des Hauses zu überschreiten. Mehrere Tage hält dieser unerklärliche Zustand an und der herbeigerufenen Polizei gelingt es nicht, in das Gebäude einzudringen. Nervosität, Hysterie und Auflösungserscheinungen greifen um sich, die eben noch vornehmen Anwesenden scheinen nur mehr Opfer ihrer Triebe. Der Raum der eleganten Party, der zum Gefängnis geworden ist, verändert sich: Das luxuriöse Ambiente weicht der Unordnung, dem Chaos, dem Schmutz, der Anarchie. THE SHINING (Stanley Kubrick, GB/USA 1980, 15. & 19. & 23.3.) Der erfolglose Schriftsteller Jack Torrance verbringt den Winter zusammen mit seiner Frau und dem kleinen Sohn in einem leerstehenden Hotel in den Bergen, um dort in Ruhe an seinem Roman zu arbeiten. Nicht nur die Familie verliert sich in dem riesigen Hotel, durch dessen endlos scheinende Gänge der kleine Danny auf seinem Dreirad radelt. Dem Gefühl des Eingeschlossenseins gegenüber steht die riesige Halle, in der der schreibende Jack zu verschwinden droht. Der in die Geschichte des Hauses eingeschriebene Wahnsinn überträgt sich langsam auf Jack, der für seine Familie zur Gefahr wird. Räume, Zeiten und Menschen fließen in THE SHINING ineinander und verunmöglichen die Orientierung; das Haus entwickelt ein beunruhigendes Eigenleben. DOM NA TRUBNOJ (Das Haus in der Trubnaja-Straße, Boris Barnet, UdSSR 1927, 20. & 25.3., am Klavier: Eunice Martins) Eine rasante und überdrehte Komödie um eine junge Frau, die vom Land in die Stadt kommt und sich im unübersichtlichen Moskau zurechtfinden muss. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, eine Unterkunft zu finden, wird sie Dienstmädchen bei einem Friseur und bringt ein ganzes Mietshaus durcheinander. "Es heißt, revolutionäre sowjetische Filmkunst der 20er Jahre sei furchtbar ernst, mit Theorie gesättigt und durch die Namenskette Eisenstein-Pudowkin-Wertow zureichend beschrieben. Der größte aller unbekannten Meister des Sowjetkinos beweist das genaue Gegenteil. In Boris Barnets Moskauer Komödie lässt sich nachvollziehen, welche Lüste den eigentlichen Motor dieser Epoche darstellen: die Lust auf körperliche Unbändigkeit und die Lust an der Apparatur Kino." (Christoph Huber) ALL THAT HEAVEN ALLOWS (Douglas Sirk, USA 1955, 26. & 30.3.) Die verwitwete Cary lebt so, wie es ihre halbwüchsigen Kinder und die rigide Gesellschaftsordnung ihrer Kleinstadt von ihr erwarten. Mit dem etwas jüngeren Gärtner Ron lernt sie eine Welt frei von sozialen Zwängen und ein mögliches Glück kennen, dem sich ihr Umfeld jedoch entgegenstemmt. Sirk definiert genau die Räume, die Cary zugestanden werden. Zum Trost für die ihr versagte Liebe bekommt sie von ihren Kindern einen Fernseher geschenkt: das ganze Leben in einer Kiste im Wohnzimmer. Ein hochglanzpoliertes Melodram mit einem unter der Oberfläche lauernden Angriff auf bürgerliche Konventionen. PIROSMANI (Georgi Schengelaja, UdSSR 1969,  27. & 31.3.) Die poetisch verdichtete und in Fragmenten erzählte Lebensgeschichte des naiven Malers Niko Pirosmanaschwili (1862–1918), der unter dem Namen Pirosmani bekannt wurde. Der Einzelgänger versucht sich in verschiedenen Berufen und scheitert doch immer wieder, flieht vor seiner eigenen Hochzeit, beginnt als Gebrauchs- und Wandmaler zu arbeiten, lässt sich ausbeuten und erniedrigen. Die Struktur des Films entwickelt Schengelaja aus den Bildern und der Ästhetik Pirosmanis: flächige Tableaus, die die Räume beinahe zweidimensional wirken lassen, lange Einstellungen und stilisierte Genrebilder. TYSTNADEN (Das Schweigen, Ingmar Bergman, Schweden 1963, 28. & 29.3.) Zwei ungleiche und einander entfremdete Schwestern, die jüngere Anna und die ältere Ester, kommen gemeinsam mit Annas Sohn Johan in eine fremde Stadt, deren Bewohner eine ihnen unbekannte Sprache sprechen. Dort steigen sie in einem Hotel ab, wo jede für sich einen Ausweg aus der sie lähmenden Isolation und Kommunikationslosigkeit sucht. Während Anna sich sexuellen Abenteuern hingibt, schließt sich Ester im Hotelzimmer ein. Das labyrinthische und fast ganz leere Hotel, ein alter Prachtbau mit breiten Fluren, die von Johan erkundet werden, unterstreicht in seiner Künstlichkeit die Atmosphäre von existenzieller Entfremdung und suggestiver Bedrohung.

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