Je höher das Risiko, desto größer der Gewinn. Dieses Prinzip liegt vor allem dem Handel mit Finanzderivaten zugrunde. Kapital, das sich um seiner selbst willen vermehrt, ist immer spekulativ; es baut auf das Vertrauen in zukünftige Preise. Stürzen die Preise ein, kollabiert das System. Doch wie in den jüngsten Bankenkrisen springt der Staat bei und deckt die Verluste. Die Börse als Schauplatz des individuellen und kollektiven Spekulantenwahns, der Eigensinn dieser Institution und ihrer Akteure stellen Facetten einer "Magie der modernen Finanzwelt" dar. Der Film war von Anfang an das ideale Medium für die Inszenierung derjenigen Bereiche der Massengesellschaft, die sich einer rein rationalen Ordnung und Berechenbarkeit entziehen, in der Spiel, Lust und das Imaginäre das Handeln überlagern. Die von Florian Wüst kuratierte Filmreihe, ein Projekt des Goethe-Instituts und des Instituts für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, untersucht das Verhältnis von Börse, Geld und Kino vor dem Hintergrund der ökonomischen, sozialen und technischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts. Marcel L'Herbiers monumentaler, für seine Zeit extrem aufwendig produzierter Stummfilm L'ARGENT (1928) entstand nach dem gleichnamigen Roman von Emile Zola, in welchem der skrupellose Spekulant und Financier Saccard mit aller Macht den Aktienkurs seiner Bank steigern will. (15.10.) Das Programm mit Kurzfilmen u.a. von Zachary Formwalt, Hans Richter und Vermeir & Heiremans führt von frühen Fotografien der Londoner Börse über die Automatisierungsprozesse der Nachkriegszeit bis zur zeitgenössischen Aufwertung von Luxusimmobilien durch Kunst. (22.10.) Peter Kriegs dreiteiliger Dokumentarfilm DIE SEELE DES GELDES verknüpft die kritische Analyse der Verschuldung der Dritten Welt in den 1970er und 80er Jahren mit Exkursen über Kolonialismus und Geld, Religion und Psyche. (29.10.) (Florian Wüst)