DESIRE (Sacha Guitry, Frankreich 1937, 30.10., Einführung: Henriette Gunkel) "Guitry ist auf dieselbe ostentative Weise geistreich, wie Lubitsch witzig ist", schreibt Frieda Grafe. "Sein Fundus war, wie für Lubitsch Operettensujets und ungarische Bühnenschriftsteller, das Boulevardtheater." Die Komödie schaut sich genüsslich die da unten und die dort oben an. Klassenwidersprüche und Unvereinbarkeiten werden beschaulich seziert, und Guitry selbst spielt den Kammerdiener Désiré, der Moderator und Brandbeschleuniger zugleich ist. UNE FEMME EST UNE FEMME (Jean-Luc Godard, Frankreich/Italien 1961, 30.10., Einführung: Constanze Ruhm) "Das für seinen Schreib- und Filmstil oft angeführte Zitieren geht bei ihm auf in Montage. Das Wort beschreibt sein Verhältnis zur Filmgeschichte, zur Geschichte", schreibt Frieda Grafe über den Film. UNE FEMME EST UNE FEMME ist Godards Antwort auf Cinemascope und Farbe und wird deshalb manchmal als leicht zugänglich wahrgenommen. Auf der anderen Seite kann man den Film auch – darin ist er Luc Moullets "Anatomie d'un rapport" nahe, der später in der Woche noch zu sehen sein wird – auch als Untersuchung einer Zweierbeziehung verstehen. THE STRONG MAN (Frank Capra, USA 1926, 31.10., Einführung: Luke Robinson, am Flügel: Eunice Martins) Harry Langdons zweiter langer Film hat alles, was man von Stummfilm und Slapstick erwartet, bis hin zur Demontage des Sets, aber eben noch viel mehr. Luke Robinson: "Comedy could (…) be the acrobatics of a movement that draws on the vitality of change in order for its movement to grow in volume. It is perhaps for this reason that laugher is infectious. It is also perhaps why silent film comedy appears to be a cinema of larger than life movement." THE BELLBOY (Hallo Page!, Jerry Lewis, USA 1960, 31.10., Einführung: Gertrud Koch) "Der erste Film, den Jerry Lewis in eigener Regie gedreht hat, ist zugleich eine Hommage an die Riesen des Slapstickfilms, auf dessen Schultern er zu tanzen angefangen hatte", schreibt Gertrud Koch. "(…) er bewunderte Chaplin und Stanley Laurel, weil sie als Regisseure ihrer selbst eben jene visuelle Ebene erreichten, die er selbst vervollkommnen wollte." Den Film kann man locker als Experimentalfilm lesen, oder als experimentelle Komödie, weil Lewis so demonstrativ, und demonstrativ komisch natürlich, mit Bildern und Effekten arbeitet. (Max Annas, Annett Busch, Henriette Gunkel) "Wie Film Geschichte anders schreibt / Frieda Grafe – 30 Filme" ist ein Projekt von Max Annas, Annett Busch und Henriette Gunkel und wird gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds, in Zusammenarbeit mit dem Verlag Brinkmann & Bose und dem Arsenal – Institut für Film und Videokunst.