Douglas Crimp ist einer der wichtigsten amerikanischen Wissenschaftler im Bereich Kunstgeschichte und Cultural und Queer Studies. Seine Bücher sind zentrale Bezugspunkte für Debatten zum Postmodernismus, sowie zur theoretischen und künstlerischen Auseinandersetzung mit AIDS und der Entwicklung einer queeren Filmtheorie. Sein Engagement als Kurator – vornehmlich für die bahnbrechende Ausstellung "Pictures" 1977 – leitete einen Paradigmenwechsel in der Kunstproduktion und der Kunstheorie ein. Um Douglas Crimp an seinem 70. Geburtstag zu feiern, haben Diedrich Diederichsen, Juliane Rebentisch und Marc Siegel ein Filmprogramm und ein internationales Symposium im Arsenal organisiert, das in Zusammenhang mit einer von Christopher Müller und Daniel Buchholz kuratierten Ausstellung in der Galerie Buchholz stattfindet (Eröffnung: 28.8.). Beide Events beziehen sich auf Crimps Memoiren, die unter dem Titel "Before Pictures" 2015 erscheinen werden, und die eine autobiografische Reflexion über Kunst, Theorie und queere Subkulturen in New York in den 60er und 70er Jahren sind. Das Symposium wird Vorträge von Rosalyn Deutsche (New York), Jonathan Flatley (Detroit), Rachel Haidu (Rochester), Dirck Linck (Berlin), Juan Suárez (Murcia) und Crimp selbst beinhalten und eine Vorführung von LIVES OF PERFORMERS (Yvonne Rainer, USA 1972, 29.8.). Der erste Film der Tänzerin und Filmemacherin erkundet in einer Kombination aus Fiktion und Dokument das Gefühlsleben ihrer Tänzer. "Das Leben der Darsteller als reale Personen interessiert sie nicht, aber die Nuance, wie diese in den Sterotypen ihrer Rollen leben." (Heinz Emigholz) (ms) (29.–30.8.) "Before and After Pictures" ist eine Veranstaltungsreihe, die das Werk des Kunsthistorikers, Theoretikers, Kurators und Aktivisten Douglas Crimp würdigt, der in diesem August 70 Jahre alt wird. Ausgehend von Crimps Memoiren, die unter dem Titel Before Pictures 2015 erscheinen werden, sollen künstlerische, philosophische, queere und subkulturelle Praktiken von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart rekonstruiert werden, zu deren Geschichte, Darstellung und Interpretation Crimp als Produzent, Aktivist, Zeuge und Beteiligter entscheidende Beiträge geliefert hat. Die Veranstalter – Daniel Buchholz, Diedrich Diederichsen, Christopher Müller, Juliane Rebentisch und Marc Siegel in Zusammenarbeit mit Galerie Buchholz, Arsenal Institute für Film und Videokunst, e.V., Tanz im August – sind alle Fans, Freund_innen, Kolleg_innen oder Schüler_innen, die an einem oder mehreren Orten Crimps Wege gekreuzt haben. Der in den 60er Jahren nach New York gekommene Douglas Crimp ist heute unbestritten einer der bekanntesten und einflussreichsten US-amerikanischen Intellektuellen der Gegenwart. Neben Tätigkeiten als Kurator (u.a. am Guggenheim), Kritiker (Art News) und Redakteur (October), hat er einige der zentralen Texte zu museologischen Fragen und der Theorie der Postmoderne (z.B. Über die Ruinen des Museums, 1996) verfasst. Er war eine der kritischsten und beharrlichsten Stimmen während der AIDS-Krise und hat wesentlich zur Entwicklung eines auf sie antwortenden Aktivismus innerhalb der Bildenden Kunst (z.B. AIDS Demo Graphics, 1990; Melancholia and Moralism: Essays on AIDS and Queer Politics, 2004) beigetragen, dessen Modelle auch in anderen politischen Konstellationen wirkmächtig wurden. Er zählt zu den Gründungsfiguren der geisteswissenschaftichen Disziplin der Queer Studies (AIDS: Cultural Analysis, Cultural Activism, 1988; How Do I Look? Queer Film and Video, 1991); in letzter Zeit ist er vor allem durch Aufsehen erregende Essays zum Tanz einerseits und zur New Yorker Underground-Kunst der 1960er Jahre andererseits hervorgetreten – vor allem zu Jack Smith, Mario Montez und Andy Warhol (z.B. Our Kind of Movie: The Films of Andy Warhol, 2012). Douglas Crimp hat immer wieder als Kurator seine Argumente erhärten können. Am einflussreichsten war gewiss die Ausstellung "Pictures" (mit u.a. Sherrie Levine, Robert Longo, Philip Smith and Jack Goldstein), die er 1977 im Artists Space in New York produzierte und die man ohne Übertreibung als den Beginn eines sowohl künstlerischen als auch kunsttheoretischen Paradigmenwechsels bezeichnen kann. Der von ihm gemeinsam mit Lynne Cooke entwickelte historische Überblick Mixed Use Manhattan (Reina Sofia, 2010) widmet sich dem New York der 1970er Jahre, als das damals von der Rezession gezeichnete Lower Manhattan zur Bühne für die Entwicklung neuer subkultureller und künstlerischer Praktiken wurde, die sich den urbanen Raum auf ihre Weise aneigneten. Crimps Memoiren werden nun zum Ausgangspunkt für eine von Christopher Müller in Zusammenarbeit mit Douglas Crimp entwickelte Ausstellung, die Crimps Perspektive auf ein halbes Jahrhundert der wechselseitigen Einflüsse zwischen Kunst und Subkultur entfaltet. Die Ausstellung, Pictures, Before and After, wird am 28.08. in der Galerie Buchholz eröffnen. Wenige Tage zuvor, am 24.08., wird Crimp bereits im Rahmen des Berliner Festivals Tanz im August zu Gast sein und dort in einem Gespräch auf die Tänzerin und Choreographin Anna Teresa De Keersmaeker treffen. An den Tagen nach der Ausstellungseröffnung (29. und 30.08.) wird im Berliner Arsenal zu Ehren von Crimp außerdem ein internationales Symposium ausgerichtet, auf dem neben Crimp selbst auch weitere intellektuelle Wegbegleiter_innen wie Rosalyn Deutsche (New York), Jonathan Flatley (Detroit), Rachel Haidu (Rochester), Dirck Linck (Berlin) und Juan A. Suárez (Murcia) sprechen werden. Nach der Keynote von Crimp (29.08., 19.30 Uhr) wird überdies der Film Lives of Performers (Yvonne Rainer, USA 1972) gezeigt werden. (Link zum Programm: www.galeriebuchholz.de/wp-content/uploads/2014/06/Program-Douglas-Crimp.pdf) (Diedrich Diederichsen, Juliane Rebentisch, Marc Siegel)