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WEST BEYROUTH / WEST BEIRUT (Ziad Doueiri, Belgien/F/Norwegen/Libanon 1998, 13.6., in Anwesenheit von Ziad Doueiri) Drei Teenager in Beirut zu Beginn des Bürgerkrieges im April 1975: Tarek geht auf eine französische Schule und dreht Super-8-Filme mit seinem Freund Omar. Er rebelliert gegen die autoritäre Lehrerin und ihr koloniales Gebaren. Sie verbringen viel Zeit mit May, einer Christin. Zuerst macht der Krieg ihnen Spaß: Die Schule ist geschlossen, die Gewalt hat etwas Faszinierendes und die Überwindung der Grenze vom westlichen in den östlichen Teil der Stadt begreifen sie als Spiel. Während die Bomben einschlagen, führen sie zwischen sexuellem Begehren, Rock-Musik und ihren verzweifelten Eltern ein halbwegs normales Leben. Doch die Verhältnisse verschärfen sich: Omars Vater will auf einmal, dass er in die Moschee geht, Tareks Mutter möchte Beirut verlassen, sein Vater weigert sich jedoch. Allmählich nehmen die Jugendlichen konfessionelle und politische Grenzen wahr, und der Krieg entwickelt sich vom Abenteuer zur Tragödie. Eine autobiografisch geprägte Chronik des Erwachsenwerdens und ein filmischer Beitrag zur Erinnerungskultur. BAB EL HADID / CAIRO STATION (Youssef Chahine, Ägypten 1958, 14.6., Einführung: Viola Shafik) Der hinkende Zeitungsverkäufer Kenawi (dargestellt von Chahine selbst) verliebt sich unsterblich in die temperamentvolle Hanuma (Hind Rostom), die illegal als Getränkeverkäuferin am Hauptbahnhof von Kairo arbeitet. Seine Gefühle werden jedoch nicht erwidert, Hanumas Hochzeit mit dem stattlichen Kofferträger und Gewerkschafter Abu Seri steht kurz bevor. In blinder Eifersucht beschließt Kenawi, seine Traumfrau zu töten … In einer unkonventionellen Mischung aus Kriminalfilm-Elementen, Einflüssen des italienischen Neorealismus und melodramatischen Musikakzenten erzählt der Film in kontrastreichen Schwarz-Weiss-Bildern von den Lebensbedingungen der kleinen Leute und macht seinen einzigen Schauplatz, den Kairoer Bahnhof, zum Mikrokosmos der sozialen Verhältnisse in Ägypten. Mit dieser Charakter- und Milieustudie war Chahine seiner Zeit weit voraus – Publikum und Kritik reagierten verständnislos und empört. Erst Jahrzehnte später wurde CAIRO STATION als erster Höhepunkt seines Schaffens gewürdigt und zählt heute zu den bedeutendsten Werken der ägyptischen Filmgeschichte. AL-MUMMIA / THE MUMMY (aka The Night of Counting the Years, Shadi Abdel Salam, Ägypten 1969, 14.6., Einführung: Viola Shafik) Ägypten im Jahr 1881: Ein Familien-Clan, der davon lebt, Pharaonengräber auszurauben und deren Schätze auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen, gerät ins Visier von Ermittlern, die mit der Bewahrung des nationalen Kulturerbes beauftragt sind. Doch auch innerhalb der Familie kommen Zweifel auf, ob es richtig ist, vom Verschachern der eigenen Geschichte und deren Artefakten zu leben. Während einer der Söhne des verstorbenen Clan-Chefs noch zwischen der Loyalität zu seinem Vater und der moralischen Pflicht schwankt, den Archäologen den Ort der Gräber zu verraten, rebelliert sein Bruder gegen die Familien-Räson der Alten und will das Geheimnis preisgeben. THE MUMMY basiert auf einer wahren Begebenheit und gilt als Markstein in der Geschichte des ägyptischen Kinos. Expressive Bild- und Farbgestaltung, ungewöhnliche Kameraperspektiven, unheimliche Musik und meist in der Dämmerung gedrehte Außenaufnahmen geben diesem visionären Autorenfilm eine traumhafte Anmutung. AHLAM EL MADINA / DREAMS OF THE CITY (Mohammad Malas, Syrien 1983, 15.6.) Nach dem Tod seines Vaters zieht Dib mit seiner Mutter (Yasmine Khlat) und dem jüngeren Bruder aus Kuneitra, ihrer Heimatstadt, nach Damaskus. Nur widerwillig werden sie von seinem despotischen Großvater aufgenommen, der wenig hilfsbereit ist und seine Mutter zwingt, wieder zu heiraten. Dib, überwältigt von der Magie der großen Stadt, will alles entdecken und ist voller Träume. Doch Beleidigungen und Bestrafungen bestimmen den Alltag. Vor dem Hintergrund der politischen Umwälzungen in den 1950er Jahren (Ende der Militärdiktatur in Syrien, Nationalisierung des Suez-Kanals, Machtergreifung Nassers in Kairo, Vereinigung Syriens und Ägyptens im Jahr 1958) wächst Dib heran und verliert angesichts von Gewalt und Rohheit seine kindlichen Illusionen. Die Träume von der Stadt erweisen sich als Alptraum. Mohammad Malas' in Teilen autobiografischer Debütfilm markiert den Übergang zum Autorenkino in Syrien. SAMT EL QUSUR / THE SILENCES OF THE PALACE (Moufida Tlatli, Tunesien/F 1994, 16.6.) Zehn Jahre nachdem sie ihm entflohen war, kehrt Alia in den seit der Unabhängigkeit Tunesiens verlassenen Palast des Prinzen Sid'Ali zurück. Als uneheliche Tochter einer seiner Dienerinnen hatte sie ihre Kindheit dort verbracht. Jetzt singt sie auf Hochzeiten, ist schwanger und lebt mit ihrem Freund zusammen, der sie zur Abtreibung drängt. Ihr Rundgang durch den Palast, Ort feudaler Traditionen und sexueller Ausbeutung, führt sie zurück in die Vergangenheit, zu Erinnerungen an das Schweigen ihrer Mutter, an die verbotene Freundschaft mit der Tochter des Prinzen, die sozialen sowie die Geschlechter-Hierarchien im Palast und an die alltäglichen Demütigungen der dort eingesperrten Frauen, die passiv ihre Situation erduldeten. Als Alia begreift, dass auch sie an dem Platz verharrt, der ihr von der Gesellschaft zugewiesen wird, beginnt sie, sich selbst zu behaupten. Im Wechsel der Zeitebenen und mit vielen Rückblenden erzählt der Film seine Emanzipations-Geschichte mit ganz subtilen Mitteln – ein leises Kino der Blicke und der verhaltenen Gesten. YADON ILAHEYYA / DIVINE INTERVENTION (Elia Suleiman, Palästina/F/D/Marokko 2001, 17.6.) Ein palästinensisches Liebespaar trifft sich zu seinen Rendezvous am militärischen Kontrollpunkt zwischen Jerusalem und Ramallah und hält schweigend Händchen, während israelische Soldaten ein Schauspiel boshafter Willkür bieten. Ein Autofahrer spuckt einen Obstkern auf einen Panzer, der daraufhin explodiert. Drei Palästinenser schlagen auf eine Schlange ein, bis einer die Pistole zieht und schießt. Ein Weihnachtsmann im roten Kostüm flieht vor ein paar Jugendlichen. Eine Ninja-Kämpferin besiegt in einer Art Martial-Arts-Ballett eine Gruppe israelischer Soldaten. Eine Abfolge absurder, oft wortloser Szenen, sketchartige Miniaturen, die in ihrer Komik bisweilen an Tati, Iosseliani oder Buster Keaton erinnern. Mit surrealen Ideen und ausschweifenden Fantasien richtet diese Filmgroteske den Blick auf den israelisch-palästinensischen Konflikt und zeichnet den Alltag vor Ort als blanken Wahnsinn. AL-ARD / THE LAND (Youssef Chahine, Ägypten 1969, 17.6.) Ägypten in den frühen 1930er Jahren: Das Land ist noch fest in feudale Strukturen eingebunden. Die Bauern eines Dorfes sehen ihre Existenz durch einen Erlass bedroht, der eine Einschränkung der Bewässerungszeiten vorschreibt – den Interessen des Großgrundbesitzers entsprechend. Außerdem wird der Bau einer Straße geplant, die mitten durch die Felder zu dessen Palast führen soll. Die Bauern setzen sich zur Wehr, doch Petitionen nach Kairo bleiben im bürokratischen Dschungel stecken, Konflikte häufen sich und die Uneinigkeit und Entsolidarisierung unter den Fellachen wächst. Allein Abu Swelam (Mahmoud El-Meliguy), ein unbeugsamer und von allen respektierter Mann, kann den Widerstand eine Zeitlang kanalisieren. Doch die Reaktion der Behörden ist erbarmunglos. Das Ende der 1960er Jahre entstandene Epos, eine Anklage gegen soziale Ungerechtigkeit und Unterdrückung, betrachtet den Alltag sowie die Ausbeutung und den gescheiterten Aufstand ägyptischer Bauern zwei Jahrzehnte vor der Revolution von 1952. KIT KAT (Daoud Abdel Sayed, Ägypten 1991, 18.6., Einführung: Fadi Abdelnour) Der Musiker Sheikh Hosni (Mahmoud Abdel Aziz) lebt in einem armen Viertel von Kairo, in dem alle irgendwie in der Krise stecken. Er ist blind – im Gegensatz zu seinem griesgrämigen Sohn jedoch selbstbewusst, gewitzt und optimistisch. Was Lebensfreude und Tatendrang angeht, lässt er sich durch seine Behinderung nicht beirren: Er fährt Moped, raucht Haschisch, singt, tanzt und genießt das Leben in vollen Zügen. Das Haus der Familie hat er allerdings ohne deren Wissen an seinen Dealer verpfändet. Trotz seines Handicaps durchschaut er Zusammenhänge, die vielen Sehenden verborgen bleiben. Er kennt die Geheimnisse der ganzen Nachbarschaft und mischt sich gerne in alles ein, was zu einigen Turbulenzen führt … Eine populäre sozialkritische Komödie, die mit viel Humor alltägliche Probleme behandelt. (bik) Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Dubai International Film Festival.

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