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THE LOVELESS (USA 1981, 19. & 29.3.) Kathryn Bigelows erster Spielfilm entstand in Zusammenarbeit mit Monty Montgomery (gemeinsames Drehbuch und Regie) und ist ein so stilisierter wie entschleunigter Bikerfilm, Hommage und Neuerfindung des Genres zugleich. Auf dem Weg nach Florida bleibt die Motorradgang um Vance (Willem Dafoe in seiner ersten Filmrolle) aufgrund einer Panne in einer Kleinstadt in Georgia hängen. Die Reaktionen der Einheimischen auf die Eindringlinge sind zwischen Abscheu und heimlichem Begehren angesiedelt. In der 16-jährigen Telena, die mit ihrer roten Corvette an der Tankstelle auftaucht, an der die Gang die Zeit totschlägt, findet Vance ein Gegenüber. Als ihr gewalttätiger Vater die Beziehung bemerkt, brechen zurückgehaltene Aggressionen aus. Angesiedelt ist THE LOVELESS in den 50er Jahren und damit in der ikonischen Zeichenwelt der Epoche. Die Bilder sind geprägt von schleppender Lethargie und einer kunstvoll arrangierten Gleichgültigkeit, während ihnen die Musik von John Lurie und der Rockabilly-Legende Robert Gordon einen suggestiven Rhythmus verleiht. Im Anschluss zeigen wir am 19.3. Kenneth Angers SCORPIO RISING (USA 1963), der Bigelow als Inspiration diente. NEAR DARK (USA 1987, 1. & 12.3.) "Can I have a bite?" Der nette Farmerjunge Caleb ahnt nicht, was er mit dieser eigentlich harmlosen Frage auslöst, die er der unbekannten jungen Frau stellt, die eines Abends Eis essend vor dem lokalen Treffpunkt auftaucht. Er nimmt sie auf eine Spritztour in seinem Auto mit und bittet so lange um einen Kuss, bis sie sich den Biss nicht mehr verkneifen kann. Fortan zieht der Infizierte mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe von Outcasts durchs Land, erweist sich allerdings ein ums andere Mal als unfähig, sich selbst das lebensnotwendige Blut zu beschaffen. Während aus der Jukebox "Fever" von den Cramps heult, kommt es in einer heruntergekommenen Bar zu einem Gemetzel und Caleb erhält die Chance, sich zu bewähren. Unterdessen macht sich seine leibliche Familie auf die Suche und zwingt Caleb zu einer Entscheidung. Eine Geschichte von Außenseitern und Ersatzfamilien in einem wilden Genre-Mix aus Western, Vampir- und Horrorfilm. BLUE STEEL (USA 1989, 3. & 25.3.) "Ich liebe es, Leute umzulegen." In dieser eigentlich ironisch gemeinten Antwort Megans auf die Frage, warum sie Polizistin geworden ist, steckt schon die ambivalente Faszination für Waffen und andere Insignien der Macht, die sich durch BLUE STEEL zieht. Die frisch vereidigte Polizistin Megan Turner (Jamie Lee Curtis) beobachtet bei ihrem ersten Streifen-Einsatz einen bewaffneten Überfall in einem Supermarkt. Kurz entschlossen greift sie ein und erschießt den Täter in Notwehr mit mehreren Schüssen. Da dessen Waffe unauffindbar bleibt, wird sie vorübergehend vom Dienst suspendiert. Zur gleichen Zeit lernt sie den Börsenmakler Eugene Hunt kennen und verliebt sich in ihn. Als sie erkennt, dass dieser ein psychopathischer Waffenfetischist und Killer ist, der in ihr eine verwandte Seele gefunden zu haben glaubt, gerät sie in Gefahr und realisiert, dass nur sie selbst ihn zur Strecke bringen kann. POINT BREAK (USA 1991, 4. & 13.3.) Der ehrgeizige FBI-Neuling Johnny Utah (Keanu Reeves) versucht mit seinem älteren Kollegen Pappas einer Bande von Bankräubern auf die Spur zu kommen, die in regelmäßigen Abständen als Ex-Präsidenten maskiert Banken ausraubt. Pappas' Theorie, dass es sich um Surfer handeln muss, hat eine Undercover-Aktion Johnnys zur Folge. Bei seinem ersten Surf-Versuch rettet ihn die Surferin Tyler vor dem Ertrinken, und macht ihn mit der Clique um Bodhi (Patrick Swazye) bekannt. Bodhi ist ein Suchender, immer der absoluten Welle hinterherjagend, und zieht mit seiner freiheitsliebenden Philosophie Johnny immer weiter in seinen Bann. Als Johnny entdeckt, dass seine neuen Freunde hinter den Banküberfällen stecken, ist er der Faszination des Kicks schon so weit erlegen, dass sich das Spiel von Jäger und Gejagten umzudrehen droht.

STRANGE DAYS (USA 1995, 8. & 17.3.) In der nahen Zukunft, kurz vor Jahresende 1999, herrschen auf den Straßen Los Angeles' bürgerkriegsähnliche Zustände. Die Polizei errichtet Straßensperren und patroulliert mit Panzern. Währenddessen bereiten sich die Massen schon auf die größte Party des Jahres vor. Der heruntergekommene Ex-Cop Lenny dealt in Hinterzimmern von zwielichtigen Bars mit SQUIDs, Datenträgern, die es mittels Headset erlauben, sich in die aufgezeichneten subjektiven Erlebnisse Dritter einzuklinken. Die Aufzeichnung der kaltblütigen Ermordung des afroamerikanischen Rappers Jeriko One durch Polizisten bringt ihn in Gefahr, aus der ihn einzig Mace retten kann, eine Frau, die in der Realität verwurzelt ist und sich dem Sehen vermittels SQUIDs verweigert. In einer Mischung aus Film noir, Thriller und Science-Fiction ergründet Bigelow das Wesen von Bildern und Schaulust. THE WEIGHT OF WATER (USA 2000, 10. & 24.3.) Ausgehend von einem ungeklärten Mordfall aus dem Jahr 1873 verknüpft der Film zwei Erzählstränge, Vergangenheit und Gegenwart, die sich gegenseitig spiegeln und vorantreiben, bis ein Sturm in beiden Welten Verborgenes ans Licht bringt. Jean ist Fotografin und macht für eine Reportage Fotos von der kleinen Insel vor der Küste New Hampshires, wo der Doppelmord stattfand. Mit ihrem Mann, dem Pulitzer-preisgekrönten Schriftsteller Thomas, dessen Bruder und Freundin will sie ein paar Tage auf einem Boot verbringen und die Insel besuchen. Während auf dem engen Boot subtile Unstimmigkeiten und Eifersüchteleien ausbrechen, taucht Jean immer tiefer in die Ereignisse von damals ein. Das Beziehungsdrama nach einem Roman von Anita Shreve ist ein für Bigelow untypischer Film, der ihrem kinetischen Spannungskino eine neue Facette hinzufügt. K-19: THE WIDOWMAKER (USA 2002, 9. & 22.3.) "Witwenmacher" wird das erste mit Nuklearkraft betriebene und mit Atombomben bestückte sow-jetische U-Boot von den Matrosen schon vor dem ersten Auslaufen im Juni 1961 genannt. Die politische Führung möchte die Jungfernfahrt so rasch wie möglich durchführen, doch der erfahrene Kapitän Mikhail Polenin verweigert sich. Kurzerhand wird ihm das Kommando entzogen, er wird durch einen regimetreuen Kapitän ersetzt. Der Konflikt der beiden ist vorprogrammiert und als es im Nordatlantik zu einem technischen Defekt kommt, spitzt sich der Kampf, der jetzt einer um Leben und Tod ist, zu. Die bedrückende Enge des U-Boots überträgt sich in die atemlose Spannung der Rettungsak-tion. THE HURT LOCKER (Tödliches Kommando, USA 2008, 5. & 11.3.) Die Bombenräumkommandos der US-Armee im Irak haben den gefährlichsten Job im Militär: das Entschärfen von meist selbstgebastelten Sprengsätzen. Noch 38 Tage hat eine Einheit Dienst zu leisten, als Sergeant William James zur Truppe stößt, ein Adrenalinjunkie, den der Krieg längst süchtig und fürs zivile Leben untauglich gemacht hat. Konsequent aus der Sicht der Protagonisten erzählt und ihr eingeschränktes Sichtfeld in den schweren Schutzanzügen übernehmend, blendet Bigelow die Gründe und Umstände des Krieges völlig aus. Aus der radikal beschränkten Perspektive und den präzise situierten Gefahrenräumen, in denen die Protagonisten operieren, entwickelt Bigelow hochspannende Situationen, die vom Spektakel im herkömmlichen Actionkino weit entfernt sind. ZERO DARK THIRTY (USA 2012 | 7. & 28.3.) Wie schon THE HURT LOCKER basiert auch ZERO DARK THIRTY auf Recherchen des amerikanischen Journalisten Mark Boal, der 2004 als "embedded journalist" im Irak war. Im Mittelpunkt steht die junge CIA-Agentin Maya (Jessica Chastain), für die die Jagd nach Osama Bin Laden obsessive Züge annimmt. Als diese endlich beendet ist, blickt sie fassungslos ins Leere – mit der Eliminierung ihres Feindes ist ihr auch ihr Lebensinhalt abhandengekommen. ZERO DARK THIRTY löste kontroverse Debatten über die Darstellung von Folterszenen aus, tatsächlich aber geht es Kathryn Bigelow weder um eine Kritik noch eine Legitimierung der Praktiken des Geheimdienstes. BORN IN FLAMES (Lizzie Borden, USA 1982, 26.3.) Kathryn Bigelows einziger Auftritt als Schauspielerin. BORN IN FLAMES ist eine feministische Zukunftsvision über ein Amerika, das trotz sozialistischer kultureller Revolution die Gleichberechtigung der Frau nur vordergründig anerkennt. Aus Wut über leere sozialistische Versprechungen nimmt eine Armee radikaler Frauen den Kampf gegen Sexismus und Rassendiskriminierung auf. Der zunächst gewaltfreie Feldzug eskaliert, als eine der Leitfiguren unter mysteriösen Umständen im Gefängnis umkommt. Kathryn Bigelow ist als Redakteurin einer feministischen Zeitschrift zu sehen. (al)

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