STRANGE DAYS (USA 1995, 8. & 17.3.) In der nahen Zukunft, kurz vor Jahresende 1999, herrschen auf den Straßen Los Angeles' bürgerkriegsähnliche Zustände. Die Polizei errichtet Straßensperren und patroulliert mit Panzern. Währenddessen bereiten sich die Massen schon auf die größte Party des Jahres vor. Der heruntergekommene Ex-Cop Lenny dealt in Hinterzimmern von zwielichtigen Bars mit SQUIDs, Datenträgern, die es mittels Headset erlauben, sich in die aufgezeichneten subjektiven Erlebnisse Dritter einzuklinken. Die Aufzeichnung der kaltblütigen Ermordung des afroamerikanischen Rappers Jeriko One durch Polizisten bringt ihn in Gefahr, aus der ihn einzig Mace retten kann, eine Frau, die in der Realität verwurzelt ist und sich dem Sehen vermittels SQUIDs verweigert. In einer Mischung aus Film noir, Thriller und Science-Fiction ergründet Bigelow das Wesen von Bildern und Schaulust. THE WEIGHT OF WATER (USA 2000, 10. & 24.3.) Ausgehend von einem ungeklärten Mordfall aus dem Jahr 1873 verknüpft der Film zwei Erzählstränge, Vergangenheit und Gegenwart, die sich gegenseitig spiegeln und vorantreiben, bis ein Sturm in beiden Welten Verborgenes ans Licht bringt. Jean ist Fotografin und macht für eine Reportage Fotos von der kleinen Insel vor der Küste New Hampshires, wo der Doppelmord stattfand. Mit ihrem Mann, dem Pulitzer-preisgekrönten Schriftsteller Thomas, dessen Bruder und Freundin will sie ein paar Tage auf einem Boot verbringen und die Insel besuchen. Während auf dem engen Boot subtile Unstimmigkeiten und Eifersüchteleien ausbrechen, taucht Jean immer tiefer in die Ereignisse von damals ein. Das Beziehungsdrama nach einem Roman von Anita Shreve ist ein für Bigelow untypischer Film, der ihrem kinetischen Spannungskino eine neue Facette hinzufügt. K-19: THE WIDOWMAKER (USA 2002, 9. & 22.3.) "Witwenmacher" wird das erste mit Nuklearkraft betriebene und mit Atombomben bestückte sow-jetische U-Boot von den Matrosen schon vor dem ersten Auslaufen im Juni 1961 genannt. Die politische Führung möchte die Jungfernfahrt so rasch wie möglich durchführen, doch der erfahrene Kapitän Mikhail Polenin verweigert sich. Kurzerhand wird ihm das Kommando entzogen, er wird durch einen regimetreuen Kapitän ersetzt. Der Konflikt der beiden ist vorprogrammiert und als es im Nordatlantik zu einem technischen Defekt kommt, spitzt sich der Kampf, der jetzt einer um Leben und Tod ist, zu. Die bedrückende Enge des U-Boots überträgt sich in die atemlose Spannung der Rettungsak-tion. THE HURT LOCKER (Tödliches Kommando, USA 2008, 5. & 11.3.) Die Bombenräumkommandos der US-Armee im Irak haben den gefährlichsten Job im Militär: das Entschärfen von meist selbstgebastelten Sprengsätzen. Noch 38 Tage hat eine Einheit Dienst zu leisten, als Sergeant William James zur Truppe stößt, ein Adrenalinjunkie, den der Krieg längst süchtig und fürs zivile Leben untauglich gemacht hat. Konsequent aus der Sicht der Protagonisten erzählt und ihr eingeschränktes Sichtfeld in den schweren Schutzanzügen übernehmend, blendet Bigelow die Gründe und Umstände des Krieges völlig aus. Aus der radikal beschränkten Perspektive und den präzise situierten Gefahrenräumen, in denen die Protagonisten operieren, entwickelt Bigelow hochspannende Situationen, die vom Spektakel im herkömmlichen Actionkino weit entfernt sind. ZERO DARK THIRTY (USA 2012 | 7. & 28.3.) Wie schon THE HURT LOCKER basiert auch ZERO DARK THIRTY auf Recherchen des amerikanischen Journalisten Mark Boal, der 2004 als "embedded journalist" im Irak war. Im Mittelpunkt steht die junge CIA-Agentin Maya (Jessica Chastain), für die die Jagd nach Osama Bin Laden obsessive Züge annimmt. Als diese endlich beendet ist, blickt sie fassungslos ins Leere – mit der Eliminierung ihres Feindes ist ihr auch ihr Lebensinhalt abhandengekommen. ZERO DARK THIRTY löste kontroverse Debatten über die Darstellung von Folterszenen aus, tatsächlich aber geht es Kathryn Bigelow weder um eine Kritik noch eine Legitimierung der Praktiken des Geheimdienstes. BORN IN FLAMES (Lizzie Borden, USA 1982, 26.3.) Kathryn Bigelows einziger Auftritt als Schauspielerin. BORN IN FLAMES ist eine feministische Zukunftsvision über ein Amerika, das trotz sozialistischer kultureller Revolution die Gleichberechtigung der Frau nur vordergründig anerkennt. Aus Wut über leere sozialistische Versprechungen nimmt eine Armee radikaler Frauen den Kampf gegen Sexismus und Rassendiskriminierung auf. Der zunächst gewaltfreie Feldzug eskaliert, als eine der Leitfiguren unter mysteriösen Umständen im Gefängnis umkommt. Kathryn Bigelow ist als Redakteurin einer feministischen Zeitschrift zu sehen. (al)