UN MONDE SANS FEMMES (A World Without Women, Guillaume Brac, F 2011, 5. & 8.12.) Sommer in einem kleinen Küstenort in der Picardie. Der schüchterne und eher unauffällige Sylvain (Vincent Macaigne) vermietet eine Ferienwohnung an die unternehmungslustige, gesprächige Patricia und ihre 17-jährige introvertierte Tochter Juliette. Bald avanciert er zum ständigen Be-gleiter der beiden und entwickelt vorsichtig zarte Gefühle für Patricia – bis sich der notorische Dorf-Casanova selbstbewusst dazwischendrängt. Als Sylvain schon aufgegeben und sich wieder in sein tristes Single-Dasein gefügt hat, erlebt er ein kleines Wunder. Ein Drama der stillen Leidenschaft in der Nachfolge von Eric Rohmer, mit viel Aufmerksamkeit für die Farben des Sommers, die Poesie des Alltags, die Schönheit der Landschaft und die tragikomischen Gesten und Blicke des Verliebtseins. LE NAUFRAGÉ (Stranded, Guillaume Brac, F 2009, 5. & 8.12.) Wegen einer Fahrradpanne strandet Luc, ein junger Mann im blau-rosa Trikot, in einem kleinen Ort in der Provinz und muss außerplanmäßig die Nacht dort verbringen. Der ortsansässige Sylvain (Vincent Macaigne) kommt ihm freundlich zu Hilfe, froh, seiner Einsamkeit zu entkommen – greift dabei jedoch stärker in Lucs Beziehungsprobleme ein, als diesem lieb ist. LA FILLE DU 14 JUILLET (The Rendez-Vous of Déjà-Vu, Antonin Peretjatko, F 2013, 6. & 10.12.) So geht es los: Die Präsidenten Sarkozy und Hollande bei der Militärparade am Nationalfeiertag – als Aufziehmännchen im Zeitraffer. Dann trifft der Museumswärter Hector im Louvre auf Truquette, die "Die Kommune" und Spielzeug-Guillotinen verkauft, verfällt ihr sofort und möchte sie verführen. Zu diesem Zwecke machen sie sich mit Pator (Vincent Macaigne) und dessen Freundin auf den Weg ans Meer – über die Landstraßen eines bankrotten Frankreich. Ein merkwürdiger Arzt, ein eifriger Nebenbuhler und zwei versnobte Yuppies kreuzen ihren Weg. Plötzlich streicht die Regierung einen Monat der Sommerferien zur Rettung der Wirtschaft. Alle zurück an die Arbeit?! Von wegen: Das Recht auf Faulheit wird verteidigt. Eine im 16-mm-Format gedrehte Burleske voller Schabernack und Scherzen, mit Flashbacks und Fantasien. Slapstick in Zeiten der Krise, albern, satirisch und voll ansteckender Energie. LA BATAILLE DE SOLFÉRINO (Age of Panic, Justine Triet, F 2013, 6. & 10.12.) Als die TV-Reporterin Laetitia am Tag der französischen Präsidentschaftswahlen im Mai 2012 zur Großkundgebung von François Hollande aufbrechen will, taucht ihr depressiver Ex-Mann (Vincent Macaigne) auf und will partout die gemeinsamen Töchter sehen. Parallel zum Ausnahmezustand auf den Straßen von Paris entspinnt sich ein Sorgerechtsstreit, der immer groteskere Formen annimmt. Der überforderte Babysitter, der neue Liebhaber und ein missmutiger Anwalt tragen nicht gerade zur Deeskalation bei und machen das Chaos perfekt. Innen und Außen, private Angelegenheiten und öffentliches Leben werden kreativ verschränkt, die Fiktion in dokumentarischen Massenszenen vom Wahltag platziert – auf beiden Ebenen ist es ein Tag am Rande des Nervenzusammenbruchs: zwischen Wahnsinn und Stillstand, Euphorie und Ratlosigkeit, Aufbruch und Depression. TONNERRE (Guillaume Brac, F 2013, 7. & 9.12.) Der melancholische Rockmusiker Maxime (Vincent Macaigne) quartiert sich im tiefsten Winter bei seinem Vater (Bernard Menez, mit dem eine Spur zu Jacques Rozier gelegt wird) in dem verschlafenen Provinznest Tonnerre ein, um in Ruhe neue Songs zu komponieren. Kaum angekommen, verliebt sich dieser Ritter von der traurigen Gestalt in die wesentlich jüngere Mélodie, eine Lokalreporterin, die seinem Werben nachgibt, ohne jedoch von ihrem Ex-Freund, einem Fußballprofi, loszukommen. Aus Maximes Leidenschaft wird schließlich obsessive, verzweifelte Eifersucht. Im Exzess der Emotionen spielen außerdem der tennisverrückte Vater, sein poesiebegeisterter Hund und ein Revolver eine Rolle. Zwischen den Elementen aus Komödie, Drama und Thriller zeichnet sich eine realistische Schilderung des Provinz-Milieus und auch schmerzvoller Liebes- und Lebenserfahrungen ab. 2 AUTOMNES 3 HIVERS (2 Herbste 3 Winter, Sébastien Betbeder, F 2013, 8.12.) Als der ehemalige Kunststudent Arman (Vincent Macaigne) 33 Jahre alt wird, entscheidet er, sein Leben zu verändern, seine Antriebslosigkeit zu überwinden und erwachsen zu werden. Er beginnt zu joggen, rennt dabei in Amélie, und die beiden werden über Verzögerungen und Umwege ein Paar. Sein Freund Benjamin verliebt sich nach einem Hirnschlag in seine Logopädin. Die Form der Erzählung – in kurzen Kapiteln und mit direkt in die Kamera gesprochenen Kommentaren der Protagonisten organisiert, versehen mit Chansons und Pop und vielen Verweisen (von Judd Apatow über Edvard Munch bis Robert Bresson) – ergibt ein tragikomisches Kaleidoskop von Begegnungen, Zwischenfällen, Abschweifungen und Erinnerungen. Eine schwungvolle Komödie, die mit Leichtigkeit auch von Traurigem erzählt. (bik) Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Französischen Filmwoche Berlin und dem Institut français.