CORRESPONDENCE JOSÉ LUIS GUERÍN – JONAS MEKAS (Spanien/USA 2009–2011, 8.5., in Anwesenheit von José Luis Guerín & 12.5.) Dear Jonas, dear José Luis – ein filmischer Briefwechsel in Form von neun Kurzfilmnotizen, klassisch gerahmt von Anrede und Abschiedsgruß. Abwechselnd filmen Jonas Mekas, Nestor der amerikanischen Avantgarde, und der katalanische Filmemacher José Luis Guerín Momentaufnahmen aus ihren Leben, rund um die Welt. Schneetreiben, Ken und Flo Jacobs oder Tauben auf der Straße in New York hier – Reflexionen zu einer leeren Kinoleinwand und ein bewegendes Gespräch mit der slowenischen Filmkritikerin Nika Bohinc dort. Oft werden auch das Filmemachen und die sehr unterschiedlichen Arbeitsweisen der beiden thematisiert. Es ist eine Korrespondenz zweier verschiedener Temperamente – das stilisierte Schwarzweiß und der Formwille bei Guerín, die wilde Videokamera bei Mekas – und doch eine veritable Brieffreundschaft. CORRESPONDENCE JAIME ROSALES – WANG BING (Spanien/China 2009–2011,9. & 17.5.) Die aus drei kurzen Filmen bestehende Korrespondenz des spanischen Autorenfilmers Jaime Rosales mit Wang Bing, kritischer Chronist des zeitgenössischen China, besteht aus dokumentarischen Beobachtungen. Jaime Rosales' erster Beitrag zeigt Menschen in der Wartehalle eines Flughafens. Wang Bing widmet sich in HAPPY VALLEY dem Alltag von Bauern in den Yunnan-Bergen, wo die Wirtschaftsmacht China rückständig und arm ist. Über die drei kleinen Mädchen einer Familie macht er später seinen Langfilm "Three Sisters". Mit RED LAND über Minas de Riotinto, eine ehemals vom Erzabbau geprägte Gegend in Andalusien, die jetzt eine Touristenattraktion ist, konstatiert Rosales das Ende der Arbeit in der Schwerindustrie und antwortet so gewissermaßen auf das gesamte Werk Wang Bings. CORRESPONDENCE ISAKI LACUESTA – NAOMI KAWASE(Spanien/Japan 2008–2009, 9. & 13.5.) Um Nähe und Entfernungen und darum, was es überhaupt heißt, sich kennenzulernen geht es in der siebenteiligen Korrespondenz von Isaki Lacuesta und Naomi Kawase, die sich zuvor nur kurz bei einem Festival begegnet waren. Ihr gemeinsamer Film IN BETWEEN DAYS zeigt Szenen aus ihren Privatleben, darunter intime Momente im Home-Movie-Stil, teilweise ohne Ton, genauso wie Bilder von Reisen in ferne Länder, von einem Naturhistorischen Museum in Katalonien, vom Beten in Japan und Ausschnitte aus einem Stummfilm von Segundo de Chomón, dem spanischen Méliès. CORRESPONDENCE FERNANDO EIMBCKE – SO YONG KIM(Mexiko/USA/D 2010–2011, 9. & 15.5.) Der mexikanische Filmemacher Fernando Eimbcke und So Yong Kim, Vertreterin des jungen US-Independent Cinema, schicken sich acht Impressionen aus ihrem privaten Alltag und Familienleben zu. Ein in einem Spinnennetz tanzendes Blatt, Sonnenuntergänge am Meer, Fotos des Vaters, zu denen die Mutter Eimbckes dessen Krankengeschichte erzählt, Gespräche über Kindheit, Bilder von Babys und Schnecken und Ausblicke aus einem Fenster in Berlin. Ein minimalistischer, privater Film. CORRESPONDENCE ALBERT SERRA – LISANDRO ALONSO (Spanien/Argentinien 2011, 10. & 16.5.) Sowohl der Katalane Albert Serra als auch der Argentinier Lisandro Alonso gehören derzeit zu den eigensinnigsten formalen Neuerern im Weltkino. Mit jeweils nur einem Film, der sich in beiden Fällen auf eine frühere Arbeit bezieht, reflektieren sie ihre Art des Filmemachens, ohne sich direkt zu adressieren. Serra bringt im zweieinhalbstündigen THE LORD WORKED WONDERS IN ME die Darsteller aus "Honor de cavallería" und sein Mitarbeiterteam nach La Mancha, um in die Fußstapfen von Don Quixote zu treten. Es wird viel debattiert, gegessen und gewartet. Alonso kehrte für UNTITLED (LETTER FOR SERRA) in die Provinz La Pampa zurück, um dort nochmals den Protagonisten aus seinem Film La libertad, einen Holzfäller,zu begleiten – ein kurzer Film ohne Worte, bis am Schluss der Plot eines zukünftigen Filmprojekts verlesen wird.CORRESPONDENCE VÍCTOR ERICE – ABBAS KIAROSTAMI (Spanien/Iran 2005–2007,| 11. & 19.5.) Zehn kinematografische Briefe tauschen der spanische Regisseur Víctor Erice und Abbas Kiarostami, Autorenfilmer aus dem Iran, aus. Obwohl mit der digitalen Videokamera verfasst, wird auch das buchstäbliche Schreiben, spanische bzw. persische Handschrift und Füllfederhalter ins Bild gesetzt. Im Fokus von Erices Videobriefen stehen Kinder: im Hof mit dem blühenden Quittenbaum (bekannt aus seinem Film" El sol del membrillo") oder in der Schule, wo der Lehrer Kiarostamis Film "Wo ist das Haus meines Freundes?" zeigt und diskutiert. Hierauf reagiert Kiarostami als Hommage auf Erice mit einer Quitte, die er in einem Fluss treiben lässt. In anderen Briefen filmt er das Fell einer Kuh oder die Regentropfen auf der Fensterscheibe eines Autos. Ein poetischer Austausch, bei dem jeder das Werk des anderen zitiert – und sein eigenes paraphrasiert. (bik) Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Instituto Cervantes. "Todas las cartas" ist eine Koproduktion mit dem Centre de Cultura Contemporània de Barcelona (CCCB), dem Centro Cultural Universitario Tlatelolco in Mexiko, GECESA-La Casa Encendida in Madrid und Acción Cultural Española (AC/E).