Ab Januar 2014 ist MUSTER im Verleih von arsenal distribution, umgeben von rund 10.000 anderen Filmen. Wir haben Clemens von Wedemeyer anlässlich der Berlin-Premiere seines Films eingeladen, sich in dieser Sammlung umzusehen, und ihm für einen Tag unsere beiden Kinos inklusive Foyer zur Verfügung gestellt. Wie wäre es, wenn man in einem Multiplex-Kino die Wände zerschlagen würde, wenn sich die Besucher ganz unterschiedlicher Filme vermischen würden, um gemeinsam getrennte Filme zu sehen? Das Experiment: Zwei komplementäre Programme werden parallel gezeigt, und der Besucher darf mit demselben Ticket zwischen ihnen frei wählen und flanieren. Das heimliche Herausgehen aus dem Kino, das störende Türenschlagen wird hier zu einem Teil der gemeinsamen zerstreuten Performance. Das kuratierte www.arsenal-berlin.de/de/living-archive/news/einzelansicht/article/4625/3082.html - external-link-new-window "Opens external link in new window">Marathon-Programm kann an diesem Tag, wie bei einem Filmfestival, nur zu einem Teil gesehen werden. Ein anderer Teil wird immer verpasst. Die Inspiration gaben zwei Filme von Charles Chaplin. Das Programm A DAY'S PLEASURE, benannt nach dem Film von Chaplin (1919), in dem eine Familie einen Ausflug auf einem schwankenden Schiff macht, zeigt Filme, die das Kino als Raum begreifen und den Zuschauer zu einem Schwindelgefühl anregen und Taumel evozieren. Der Betrachter wird durch die filmischen Körpereffekte betört, beherrscht und in ein unbekanntes Gebiet entführt. Zentraler Film ist dabei Michael Snows LA RÉGION CENTRALE (Kanada 1971), in dem sich eine Kamera alleine auf einem Berg drei Stunden lang um sich selbst dreht, bis der Zuschauer das Kino als Körper und eigenen Kosmos fühlt. Aber auch narrative Filme wie Cassavetes' A WOMAN UNDER THE INFLUENCE (USA 1974), die den psychischen, sozialen Taumel beschreiben, sind Teil des Programms. Im entgegengesetzten Programm BEHIND THE SCREEN, ebenfalls benannt nach einem Film von Charles Chaplin (1916), in dem dieser als Bühnenarbeiter von Problem zu Problem rauscht, werden Filme vorgeführt, die die Medienproduktion in der Gesellschaft und ihre Bedingungen analysieren. Die Protagonisten, meist Schauspielerinnen und andere Filmarbeiter, werden bei der Arbeit gezeigt, oder sind im Making-of auf sich selbst zurückgeworfen, schließlich hinter der Leinwand oder auf der Bühne, in der Reflektion gefangen. Zentraler Film ist hier LA MACCHINA CINEMA (Silvano Agosti, Marco Bellocchio, Sandro Petraglia, Stefano Rulli, Italien 1979) über die Einsamkeit der Arbeit und den italienischen Kino-Traum, aber auch Samuel Becketts FILM (USA 1965), eine Reflexion über Wahrnehmen und Wahrgenommen-werden im Film, mit Buster Keaton." (cvw) Das detaillierte Programm erscheint zur Vorführung. (19.1.)