IWAN GROSNYJ (UdSSR 1944–45/1958, 1. & 9.4.) In seinem letzten Film schuf Sergej Eisenstein eine neue Dimension des Historienfilms. Seine höchst eigenwillige Ästhetik aus strengen Bildkompositionen, klaustrophobischen Räumen und expressiver Schauspielkunst suggeriert eine immens dichte Stimmung von Leidenschaft, Tod, Schuld und Unheil. Im Mittelpunkt des zweiteiligen Films (eigentlich waren drei Teile geplant) steht der autokratische Herrscher des 16. Jahrhunderts, Iwan IV. Ein Leitmotiv des Films ist die Einsamkeit Iwans, die ihn zu selbstquälerischen Grübeleien neigen lässt. Die Atmosphäre allseitigen Misstrauens, eines der Grundelemente des Films, führt zu einem verhängnisvollen Kreislauf des Bösen, in den Iwan beinahe gegen seinen Willen hineingezogen wird.
HEAVEN'S GATE (Michael Cimino, USA 1980, 2. & 5.4.) ist ein hypnotisierendes, opulentes Epos über die letzte Phase der Besiedlung des amerikanischen Westens. Basierend auf historisch verbürgten Ereignissen in Johnson County, Wyoming, um 1890, entwirft er das Stimmungsbild einer Epoche. Mit einer immensen Liebe zum Detail wird eine historische Kulisse rekonstruiert, aus der heraus sich die Geschehnisse entwickeln. Eine Gruppe von alteingesessenen Viehbesitzern fürchtet durch die nachziehenden Einwanderer um ihre Privilegien und ihren Reichtum. Zunächst mit Mitteln des Gesetzes, dann aber zunehmend gewalttätiger versuchen sie, die neuen Siedler zu vertreiben, bis die Konflikte eskalieren. Eine Parabel über Recht und Moral.
ANNA BOLEYN (D 1920, 2. & 10.4., am Klavier: Eunice Martins) Ernst Lubitschs Historienepos war ein Prestigeprojekt mit enormem Produktionsaufwand, das aufwendige Bauten und prunkvolle Kostüme aufwies. Der Film erzählt die Lebensgeschichte der zweiten Ehefrau Heinrichs VIII. Anna Boleyn (Henny Porten) ist zunächst Hofdame von Königin Katharina. König Heinrich VIII (Emil Jannings) wird auf sie aufmerksam und lässt sich scheiden, um sie heiraten zu können. Als der ersehnte Thronfolger ausbleibt, wird sie verstoßen und schließlich hingerichtet.
SEDMIKRÁSKY (Tausendschönchen, Věra Chytilová, ČSSR 1967, 6. & 19.4.) Zwei gelangweilte, unzertrennliche Mädchen, Marie I und Marie II, beschließen angesichts der moralischen Verdorbenheit der Welt selbst ein "pervertiertes" Leben zu führen. Sie lassen sich von Männern zum Essen einladen und machen sich dann aus dem Staube, sie veranstalten ein Festmahl mit aus Illustrierten ausgeschnittenen Bratenstücken, stecken Papiergirlanden in Brand und verwüsten ein in einem Saal aufgebautes üppiges kaltes Büffet: Ein anarchistisches, ausschweifendes Zerstörungsfest wider alle Normen.
LUDWIG II (Luchino Visconti, F /I /BRD 1972, 13. & 15.4.) Mit beispiellosem inszenatorischem Aufwand gestaltete sezierende Studie des "Märchenkönigs" Ludwig II., der an seinen Herrscherpflichten und seinen ästhetischen Utopien zerbricht. "Ein Film, wie es ihn wohl nie mehr geben wird; Summe und Höhepunkt einer von Jahrhunderten europäischer Kultur geprägten und durchdrungenen Einbildungskraft, eines von Geschichte und Erinnerung, Veranlagung und Sensibilität gestalteten Bewusstseins." (Martin Schaub)
Ein Programm mit drei Filmen des legendären Underground-Regisseurs Jack Smith, der spektakuläre Fantasiewelten zwischen Camp und Experiment schuf. FLAMING CREATURES (USA 1963) Die Travestie von Hollywood-B-Filmen wie Ali Baba und Hommage an die Schauspielerin Maria Montez, wurde wegen angeblich pornografischer Darstellungen bei der Premiere beschlagnahmt und durfte jahrzehntelang nicht gezeigt werden. I WAS A MALE YVONNE DE CARLO (USA 1967–70) entstammt einer Reihe von Filmen und Diashows, in denen Smith sich als "Mock Celebrity" inszeniert. JUNGLE ISLAND (USA 1967) war Teil einer Horror and Fantasy at Midnight-Performance. (16. & 26.4.)
SAJAT NOVA (Die Farbe des Granatapfels, Sergej Paradshanow, UdSSR 1969, 17. & 23.4.) ist die fiebertraumartige Assoziation eines Künstlerlebens. "Der Film von Sergej Paradshanow ist ein Film der Superlative. 1969 in Armenien gedreht, ist er einer der schönsten und künstlerisch entschiedensten Filme, die in der Sowjetunion entstanden sind. Und er ist für unsere westliche Postmoderne ein einsames und nicht annähernd erreichtes Beispiel dafür, wie man mit Bildern und Geräuschen etwas zeigen kann, ohne dem Zwang der fortlaufenden Erzählung zu verfallen. Ernsthaft und spielerisch zugleich – das heißt lustvoll und mit subtilem Vergnügen – lässt Paradshanow die Welt des armenischen Dichters Aruthin Sayadin entstehen: ein gegenwärtiges 18. Jahrhundert, in rätselhaften, poetischen, modern-surrealistischen, liebevoll-ironischen Bildern." (Dietrich Kuhlbrodt)
TITANIC (James Cameron, USA 1997, 18. & 24.4.) Ein Film, der alle Rekorde Hollywoods brach: Der immense Produktionsaufwand, der sich um eine möglichst originalgetreue Rekonstruktion des Schiffes und seiner Interieurs bemühte, führte zu einem der teuersten Filme, die jemals gedreht wurden. Die Neuverfilmung der mythisch besetzten Geschichte vom Untergang eines Passagierschiffs legt ihr Augenmerk auf die Unterschiede zwischen Arm und Reich und eine Liebesgeschichte über die Klassengrenzen hinweg. Regisseur James Cameron nutzte die damals neue digitale Filmtechnik für einen absoluten Realismus.
SPARTACUS (Stanley Kubrick, USA 1960, 20. & 27.4.) Ein Monumentalfilm, lose angelehnt an die historischen Begebenheiten des Sklavenaufstandes im antiken Rom, der mit einer außergewöhnlichen Bildgestaltung der Massenszenen und Kämpfe glänzt. Der Sklave Spartacus führt eine Rebellion in einer Gladiatorenschule an. Die befreiten Sklaven werden zu einer Bewegung, die sich durchs ganze Land zieht, bevor sie niedergeschlagen wird – doch der Grundstein zur Freiheit ist gelegt.
LA GRANDE BELLEZZA (Paolo Sorrentino, I/F 2013, 21. & 28.4.) Der römische Society-Reporter Jeb Gambardella steht kurz vor seinem 65. Geburtstag, den er als rauschendes Fest begehen will. Ermüdet und zynisch analysiert er die Oberflächlichkeit einer Welt, von der er selbst Teil ist. Ein barockes Gesellschaftsporträt, das sich in melancholisch-schwelgerischer Träumerei ganz der Schönheit Roms ergibt.
PLAYTIME (Tatis herrliche Zeiten, Jacques Tati, F/I 1967, 18. & 22.4.) Flughafengebäude, Bürohochhäuser, Wohnungen, ein Restaurant – alles (vermeintlich) aus Glas, Chrom, Stahl und Beton, makellos und sauber. Die schöne, neue Welt, in der Jacques Tati alias Monsieur Hulot die Tücken des Fortschritts und der Gleichförmigkeit kennenlernt, wurden mit enormen finanziellen Mitteln in einer Kulissenstadt erschaffen, die in der Nähe von Paris aufgebaut wurde – eine Gigantomanie, die kaum zu übertreffen ist. Exzessiv auch die Ton-"Kulisse", deren ausgefeiltes Design die sterile Welt kommentiert, ihre Risse aufzeigt und ad absurdum führt. Menschliche Begegnungen und Individualität sind in der modernen Welt nicht vorgesehen, bahnen sich aber dennoch ihren Weg.