A SONG IS BORN (USA 1948, 1.1.) Zwei afroamerikanische Fensterputzer bringen ein Ensemble von weltfremden Musikwissenschaftlern, das seit Jahren abgeschottet an einer Enzyklopädie arbeitet, mit zeitgenössischer Musik in Kontakt. Dadurch angeregt geht der leitende Professor Frisbee auf Entdeckungsreise in Jazzclubs und Nachtbars und lädt Musiker zu Studienzwecken ein. Die Sängerin und Gangsterbraut Honey Swanson nutzt die Einladung, um sich einer anstehenden Befragung durch die Polizei zu entziehen und quartiert sich kurzerhand in der Villa bei Frisbee und seinen sieben Mitarbeitern ein. Howard Hawks' erster Farbfilm ist ein Remake seines eigenen Films Ball of Fire (1941) um eine Gruppe von Linguisten. Die Verschiebung von der Sprach- zur Musikwissenschaft nutzte Hawks, um eine Vielzahl von Jazz-Größen als Musiker und Schauspieler in Szene zu setzen: Benny Goodman, Louis Armstrong, Lionel Hampton, Tommy Dorsey, das Golden Gate Quartet u.v.a.m. BARBARY COAST (USA 1935, 2.1.) San Francisco zur Goldgräberzeit in den 1850ern: Die Tänzerin Mary Rutledge erfährt bei ihrer Ankunft, dass ihr Zukünftiger einem Streit unter Spielern zum Opfer gefallen ist. Sie bleibt nicht lange allein in der neuen Stadt: Der mächtige Spielbankbesitzer und Halbweltkönig Louis Chamalis (Edward G. Robinson) nimmt sich ihrer an, ohne ihr dabei eine Wahl zu lassen. Als Mary einem jungen Goldsucher mit Hang zur Poesie begegnet, nimmt das Drama seinen Lauf. Ein unterschätzter Film, der sich, atmosphärisch dicht, durch genreunüblich differenzierte Figurencharakterisierung auszeichnet und zu Unrecht häufig übergangen wird. MONKEY BUSINESS (USA 1952, 4.1.) Howard Hawks' intelligente und zeitlose Kritik an Jugendkult und Verjüngungskuren, verpackt in eine turbulente, überdrehte Farce: Professor Barnaby Fulton (Cary Grant) arbeitet an einer Verjüngungsdroge und ist so in seine Arbeit vertieft, dass er seine Umwelt kaum noch wahrnimmt. Als einer der Versuchsaffen aus dem Käfig ausbricht, schafft dieser, was dem Professor bisher nicht gelungen ist: eine hoch wirksame Mixtur zusammenzustellen, die der Schimpanse in den Trinkwasserbehälter des Labors schüttet und so das Leben des bislang nüchternen Wissenschaftlers, seiner Frau (Ginger Rogers) und seiner Sekretärin (Marilyn Monroe) völlig auf den Kopf stellt. HATARI! (USA 1962, 5.1.) Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe, angeführt von der jungen Inhaberin einer Tierfarm sowie dem abgeklärten "technischen Leiter" des Teams, Sean Mercer (John Wayne), fängt in Ostafrika Tiere für einen Zoo. Die junge Fotografin Anna Maria "Dallas" (Elsa Martinelli) möchte die gefährliche Jagd dokumentieren, wird aber zunächst von Mercer abgelehnt … HATARI! zeigt Mensch und Tier, Zivilisation und Natur in selten harmonischem Einklang: Die Jäger töten nicht, "Dallas" wird zur "Mutter" von drei Babyelefanten – und daraufhin von einem Eingeborenenstamm nach der entsprechenden Initiation aufgenommen. Hawks' heitere Abenteuerkomödie ist sicher sein entspanntester Film und einer der seltenen Fälle eines meisterlichen Spätwerks. Trotz herausragender Darstellerleistungen ist der eigentliche Star des Films die Kamera von Russell Harlan. Die mitreißend gefilmten Jagdszenen des Films gehören zu den besten, die je gedreht wurden. RIO BRAVO (USA 1959, 7.1.) Sheriff John T. -Chance (John Wayne) hat den Bruder des Viehbarons Burdette festgenommen, weil er im Saloon einen unbewaffneten Mann erschossen hat. Der Burdette-Clan versucht mit allen Mitteln den Gefangenen wieder frei zu bekommen, doch Chance lässt sich von den Drohungen nicht einschüchtern. Unterstützt von einem alkoholkranken Hilfssheriff (Dean Martin), einem kauzigen Alten (Walter Brennan), einer Kartenspielerin auf der Durchreise und einem jungen Cowboy trotzt er der Belagerung durch Burdettes Revolvermänner. Ein Western ohne die Weite der Prärie, als Kammerspiel zwischen Saloon, Hauptstraße und Sheriff-Office angesiedelt. Hawks' Hymne auf die Freundschaft, die beim gemeinsamen Singen im belagerten Sheriffsbüro ihren Höhepunkt findet. ONLY ANGELS HAVE WINGS (USA 1939, 6.1.) ist neben dem frühen Kriegsfilm THE DAWN PATROL der herausragende unter Hawks' Fliegerfilmen. Jeff Carter (Cary Grant) leitet in Barranca, einem südamerikanischem Nest am Rand der Zivilisation, eine kleine private Postfluglinie mit draufgängerischem Einsatz. Um einen Vertrag mit der Regierung zu bekommen, erfüllen die Piloten ihr tägliches Soll auch unter Lebensgefahr. Das Auftauchen der selbstbewussten "Hawksian woman" Bonnie Lee stellt das Verhalten der verschworenen Männergruppe todesmutiger Flieger und ihr Verständnis von Professionalität in Frage. Ein Abenteuer-Melodram mit geschliffenen Dialogen und komischen Elementen. COME AND GET IT (Howard Hawks, William Wyler, USA 1936, 8.1.) Der Holzfäller Barney Glasgow entscheidet sich für den sozialen Aufstieg und gegen die eigenen Gefühle. Er verlässt das Saloon-Girl Lotta, um die Tochter seines Chefs zu heiraten. Als er Jahre später zum skrupellosen Magnaten der Holzindustrie aufgestiegen ist, verliebt er sich in Lottas Tochter, die ihrer verstorbenen Mutter zum Verwechseln ähnlich sieht, und wird so zum Rivalen seines eigenen Sohns. Howard Hawks wurde nach einem Streit mit Produzent Samuel Goldwyn durch William Wyler ersetzt. Hawks' Angaben zufolge drehte Wyler nur die letzten zehn Minuten, laut anderen Quellen hat Wyler größere Teile neu inszeniert. Das Resultat ist ein melodramatischer Abenteuerfilm mit zwei unterschiedlichen Handschriften, wobei der erste Teil unverkennbar den Hawks-Touch aufweist. BRINGING UP BABY (Leoparden küsst man nicht, USA 1938, 9.1.) Das Leben des Paläontologen David Huxley (Cary Grant) verläuft in geregelten Bahnen. Seit Jahren baut er in einem Museum am Skelett eines riesigen Brontosauriers, zu dessen Vollendung ihm nur noch ein einziger Knochen fehlt. Am Tag vor der geplanten Hochzeit mit seiner treuen Mitarbeiterin lernt Huxley die exzentrische Erbin eines Millionenvermögens (Katharine Hepburn) kennen. Die Bekanntschaft ändert Huxleys Leben schlagartig. Ein Plot, der an Verwicklungen und eine Inszenierung, die an Tempo kaum zu überbieten sind, kennzeichnen den wohl berühmtesten aller Screwball-Klassiker. THE DAWN PATROL (USA 1930, 15. & 25.1.) Frankreich im Ersten Weltkrieg: Der Kommandant einer englischen Fliegerstaffel muss täglich schlecht ausgerüstete Flugzeuge mit unerfahrenen Piloten in den Kampf schicken, obwohl er weiß, dass nur wenige zurückkehren werden. Hawks' erster Tonfilm wurde nicht zuletzt wegen seiner für die damalige Zeit spektakulären Luftkampfaufnahmen berühmt, die beim Remake 1938 mit Errol Flynn erneut verwendet wurden. Hawks flog eine der Maschinen, auf die vorn eine Kamera montiert war, selbst. Sechs Jahre später drehte er mit THE ROAD TO GLORY eine Variation der von ihm selbst verfassten Story. A GIRL IN EVERY PORT (USA 1928, 17.1., am Flügel: Eunice Martins) Die Geschichte zweier Matrosen, die in allen Häfen der Welt ein Mädchen haben und keiner Schlägerei aus dem Weg gehen. Nach einer Nacht im Gefängnis werden sie unzertrennliche Freunde und überqueren gemeinsam die Weltmeere, bis sie in Paris "Mamsell Godivas" (Louise Brooks) Beine erblicken und plötzlich von Sesshaftigkeit und Familie träumen. Im gleichen Maß wie die Liebe zur gleichen Frau zum Prüfstein ihrer Freundschaft gerät, wird aus der übermütigen Komödie ein gedämpftes Drama, die präzise Studie einer Dreiecksbeziehung. RED RIVER (USA 1948, 22. & 30.1.) Thomas Dunson (John Wayne) kommt mit einem Siedlertreck an den Red River, wo er eine Ranch aufbaut. Der junge Matthew Garth (Montgomery Clift) wird von ihm wie ein Sohn aufgenommen. Zehn Jahre später ist Dunson Herr über eine riesige Rinderherde. Da es in Texas keine Abnehmer für die Tiere gibt, beschließt er, 10.000 Rinder durch 1000 Meilen unwegsames Gelände nach Missouri zu treiben. Das Unternehmen erweist sich als mörderische Strapaze, das Dunson mit eiserner Hand und despotischem, autoritärem Gestus befehligt. Seine unnachgiebige Strenge führt zu Unmut unter den Cowboys und zwingt Adoptivsohn Matthew Garth, Stellung zu beziehen. Hawks' bildkräftiger Film mit beeindruckenden Massenszenen, wie etwa der Aufbruch des Trecks und die Viehstampede, gilt vielen als sein bester Western. (hjf)