Man könnte behaupten, dass besonders hierzulande dem Verhältnis Kino und andere Künste immer auch/noch ein Klassen-, vorsichtiger gesagt, Distinktionsgefälle eingeschrieben ist, das im guten Fall Raum schaffen kann für produktive gegenseitige libidinöse Besetzungen. VATERLAND (D 2002) von Thomas Heise stellt (für mich) viele Verbindungen zu Jürgen Böttchers freiheitlicher Art des Bildermachens und Musik-Liebens her. Der "nackte Kroate" Vlado Kristl (so heißt eins seiner Gemälde) nimmt – ähnlich wie der georgische, zum Film und nach Frankreich "gewechselte" Komponist Otar Iosseliani – Žižeks Stalinismus-Psycho-Analyse vorweg, indem sie beide mit großbürgerlich aristokratischer Leichtigkeit die kinematografische Zerstörung ihres Zeichen-, Dicht- oder Musikgenies inszenieren. Lothar Lamberts Amanda Lear-Neonazi-Altenpflege-Realismus in QUALVERWANDT (D 2001) bleibt auf befreiende Weise zum Kaputtlachen wahr. (sh) (4./11./18. & 25.6.)