AN AMERICAN IN PARIS (Vincente Minnelli, USA 1951, 1.1.) Die Geschichte eines US-Soldaten (Gene Kelly), der nach dem 2. Weltkrieg als Maler in Paris bleibt, zunächst dem Charme der Stadt und später der Liebe einer Französin (Leslie Caron) erliegt, machte Vincente Minnelli und Gene Kelly weltberühmt. Das Production Design von Cedric Gibbons und Preston Ames – die Paris komplett im Studio erstehen ließen –, George Gershwins Musik, Gene Kellys Choreografie sowie Minnellis Farbgebung und Inszenierung machen den Film zu einem der herausragenden Musicals, ausgezeichnet mit sechs Oscars. YOU WERE NEVER LOVELIER(William A. Seiter, USA 1942, 2. & 8.1.) Der Tänzer Robert Davis (Fred Astaire) verspielt sein Geld beim Pferderennen in Buenos Aires. Auf der Suche nach Verdienst- und Auftrittsmöglichkeiten verschafft ihm sein Freund, der Bandleader Xavier Cugat, Zugang zur Hochzeitsfeier der ältesten Tochter des reichen Hotelbesitzers Eduardo Acuña. Sowohl der Vater als auch die zweitälteste Tochter Maria (Rita Hayworth), die als nächstes verheiratet werden soll, begegnen Robert zunächst betont abweisend. Für die zweite und letzte erfolgreiche Zusammenarbeit von Fred Astaire und Rita Hayworth adaptierte Columbia die argentinische Produktion "Los martes, orquídeas" von Francisco Múgica aus dem Jahr 1941. Im Gegensatz zum ersten Film des Tanzpaars Astaire/Hayworth, YOU'LL NEVER GET RICH (1941), sind Militär und Krieg abwesend. Durch den Wegfall wichtiger europäischer Filmmärkte orientierte sich Hollywood während des 2. Weltkriegs verstärkt Richtung Südamerika. Die lateinamerikanischen Rhythmen von Xavier Cugat und seinem Orchester verleihen dem Film eine ganz eigene beschwingte Atmosphäre, die hervorragend mit Rita Hayworths Enthusiasmus korrespondiert. Und Fred Astaire beweist, dass er auch Latin Dance beherrscht. STORMY WEATHER (Andrew L. Stone, USA 1943, 2. & 17.1.) Bei einem Fest, das 1918 für die aus dem 1. Weltkrieg heimkehrenden afroamerikanischen US-Soldaten gegeben wird, entdeckt die Sängerin Selina Rogers (Lena Horne) die tänzerische Begabung des Soldaten Bill Williamson (Bill Robinson) und verliebt sich in ihn. Der an die Biografie des bekanntesten afroamerikanischen Entertainers der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angelehnte Plot um Bill „Bojangles“ Robinson verbindet über einen Zeitraum von 25 Jahren eine rasante Abfolge afroamerikanischer Musiknummern der jeweiligen Zeit. STORMY WEATHER, ein Musical ausschließlich mit schwarzen Tänzern, Sängern und Darstellern, versammelt die Top Black Artists des Landes und begeistert durch viel Drive, die mitreißende Energie der Musik und der bunten Tanzszenen (in einem Schwarzweißfilm). Neben den Hauptdarstellern treten u.a. Fats Waller, Katherine Dunham, Cab Calloway und die Nicholas Brothers auf. Fred Astaire bezeichnete das artistische Finale der Nicholas Brothers zu Cab Calloways "Jumpin' Jive" als beste Filmmusical-Szene überhaupt. SWING TIME(George Stevens, USA 1936, 3. & 16.1.) Der spielfreudige Tänzer John "Lucky" Garnett (Fred Astaire) soll auf Wunsch seines Stiefvaters in spe 25.000 Dollar in die Ehe einbringen und geht, in der Hoffnung, so schneller an Geld zu kommen, mit seinem Freund "Pop" Cardetti (Victor Moore) aus der Provinz nach New York. Als er dort die Tanzlehrerin Penny (Ginger Rogers) kennenlernt, nimmt die Motivation, viel Geld zu verdienen, um seine Verlobte Margaret heiraten zu können, schnell ab. Ginger Rogers' Lieblingsfilm und einer der Höhepunkte ihrer gemeinsamen Arbeit mit Fred Astaire wurde von George Stevens mit sicherer Eleganz inszeniert und mit ausgezeichneten Nebendarstellern besetzt. Der Choreograf Hermes Pan erhielt eine Oscarnominierung für die Nummer "Bojangles of Harlem", eine Hommage an den Tänzer Bill Robinson, in der Fred Astaire mit Blackface auftritt und synchron mit drei seiner eigenen Schatten tanzt. SINGIN' IN THE RAIN (Stanley Donen, Gene Kelly, USA 1952, 3. & 11.1.) Hollywood 1927. Während die Stummfilmdiva Lina Lamont sich wegen ihrer unvorteilhaften Stimme mit dem Übergang zum Tonfilm schwer tut, ermöglicht er den Freunden Don Lockwood und Cosmo Brown ganz neue Karrieremöglichkeiten. Don wandelt sich zum Tanz- und Gesangsstar, Cosmo avanciert vom Pianisten zum Leiter der Musikabteilung. Das wohl berühmteste Filmmusical ist gleichzeitig eine Anthologie des Genres. Die Tanznummern sind häufig als Hommage an Meilensteine des Musicalfilms angelegt. Cyd Charisse schrieb mit einer stummen Rolle als geheimer Tagtraum Gene Kellys in Gestalt eines 20er-Jahre-Vamps mit Louise-Brooks-Haarschnitt im "Broadway Melody Ballet" Filmgeschichte. "I like to dance, singt Gene Kelly. Was das heißt, vermittelt dieses Musical so total, dass einem als Zuschauer der härteste Kinostuhl zum fliegenden Teppich wird." (Frieda Grafe)MEET ME IN ST. LOUIS (Vincente Minnelli, USA 1944, 4.1.) Vincente Minnellis erstes Meisterwerk begleitet die Familie Smith durch die Jahreszeiten Sommer, Herbst, Winter und Frühling 1903/04, während der man in St. Louis auf die Eröffnung der Weltausstellung wartet und sich die 17-jährige Tochter Esther (Judy Garland) in einen Jungen aus der Nachbarschaft verliebt. Als Vater Smith die Familie darüber informiert, dass er befördert wurde und sie in Kürze nach New York ziehen werden, hält sich die Begeisterung zu seiner Überraschung in Grenzen. Minnellis Familienfilm mit seiner berauschenden Farbfotografie, eine gelungene Mischung aus Nostalgie und humorvoller Distanziertheit, integrierte die Gesangs- und Tanznummern auf damals neuartige Weise in den Plot. DAMES(Ray Enright, Busby Berkeley, USA 1934, 5. & 15.1.) Der exzentrische Multimillionär Ezra Ounce (Hugh Herbert) sorgt sich um die Moral im Land und startet eine Kampagne gegen Formen des Entertainments, die ihm zu freizügig erscheinen. Besonders Musical Shows sind ihm ein Dorn im Auge. Dass das Schwarze Schaf der Familie, der Showkünstler Jimmy (Dick Powell) selbst eine Revue produziert und Ezras Nichte Barbara (Ruby Keeler) dafür besetzt, alarmiert Barbaras Eltern, die eine drohende Enterbung durch Ezra verhindern wollen. "I Only Have Eyes For You" zählt zu Busby Berkeleys bekanntesten Choreografien: Alle Showgirls tragen Masken von Ruby Keeler, die am Höhepunkt aus der sich aufschraubenden Iris ihres eigenen Gesichts in die Höhe gleitet. DAMES lief kurz nach Durchsetzung des Production Codes in den Kinos an und wirkt wie ein Kommentar auf die anbrechende Zeit der Sittenwächter in Hollywood. In Selbstzensur wurde eine Musicalszene Busby Berkeleys bereits im Vorfeld aus dem Script entfernt. Die Nummer um einen Kampf zwischen einer Katze und einer Maus, die mit Joan Blondells Einladung an alle "come up and see my pussy sometime" endet, wollte der Produzent dem Hays Office nicht zumuten. THE BARKLEYS OF BROADWAY (Charles Walters, USA 1949, 6. & 16.1.) Die Ehe des erfolgreichen Tanzpaars Josh und Dinah Barkley (Fred Astaire und Ginger Rogers) gerät in eine Krise, als Dinah auch ernsthafte, tragische Rollen übernehmen möchte und durch den Bühnenautor Jacques Pierre Barredout darin bestärkt wird. Zu Joshs Verärgerung, der die berufliche und private Partnerschaft gefährdet sieht, besetzt Barredout Dinah in seinem neuesten Stück in der Rolle der jungen Sarah Bernhardt. Zehn Jahre nach dem Ende ihrer Tanzpartnerschaft in den 30er Jahren führte der Ausfall Judy Garlands Fred Astaire und Ginger Rogers noch einmal zusammen. Ihr erster und einziger Film in Farbe und für MGM war gleichzeitig Ginger Rogers' letzter großer Auftritt in einem Filmmusical. SILK STOCKINGS(Rouben Mamoulian, USA 1957, 7. & 18.1.) Die linientreue Sowjet-Funktionärin Ninotschka Joschenko (Cyd Charisse) erhält den Auftrag, den von Hollywood umworbenen Komponisten Boroff nach Moskau zurückzubringen. Produzent Steve Canfield (Fred Astaire), der Boroff für seinen nächsten Film vorgesehen hat, versucht dies zu verhindern und Joschenko von den Vorzügen westlicher Lebensart zu überzeugen. Rouben Mamoulians letzter Film, ein aufwendig inszeniertes Remake von Ernst Lubitschs Ninotchka (1939) in Cinemascope, markiert einen der späten Höhepunkte in Hollywoods goldenem Musical-Zeitalter. Cyd Charisses Tanzsolo zur Musik von Cole Porter, in dem sie dem Reiz der titelgebenden Seidenstrümpfe erliegt und ihr olivgrünes Funktionärskleid gegen französische Dessous tauscht, zählt zum Erotischsten, was die Zensoren der Zeit passieren ließen. BRIGADOON (Vincente Minnelli, USA 1954, 9. & 12.1.) Zwei Freunde (Gene Kelly und Van Johnson) aus New York verirren sich beim Wandern im schottischen Hochland und geraten in das auf keiner Karte verzeichnete Dorf Brigadoon. Der sagenhafte Ort erhielt 1754 auf Bitten seines Pfarrers das Privileg von Gott, nur alle 100 Jahre für einen Tag aufzutauchen, um so von den Übeln des Weltenlaufs verschont zu bleiben. Der Zauber hat jedoch nur solange Bestand, wie zwei Regeln beachtet werden: Kein Bewohner darf den Ort verlassen, und ein Fremder darf nur bleiben, wenn er sich in eine(n) Einheimische(n) verliebt. Wegen der attraktiven Dorfbewohnerin Fiona Campbell (Cyd Charisse) verlängert sich der Aufenthalt der Freunde auf unvorhergesehene Weise. Vincente Minnelli inszenierte seine Allegorie auf das Kino als märchenhaftes Musical mit fantasievollen Kostümen und Dekors in strahlenden Farben als eine der ersten MGM-Produktionen in Cinemascope. COPACABANA(Alfred E. Green, USA 1947, 9. & 13.1.) ist eine Musical-Komödie mit Groucho Marx in seinem ersten Film ohne die Brüder Chico und Harpo und mit Carmen Miranda in einer seltenen Hauptrolle. Groucho spielt den Künstleragenten Lionel Q. Devereaux, der eine einzige Künstlerin, die Brasilianerin Carmen Navarro vertritt. Da sein Auftraggeber, der Nachtclub-Besitzer Steve Cochran, zwei Acts ordert, verwandelt sich Carmen mit Tuch vor dem Gesicht kurzerhand in die französische Chanteuse Mademoiselle Fifi. Kompliziert wird es, als Cochran Fifi den Hof macht, und kein Verständnis für Devereaux' Eifersucht aufbringt, der offiziell mit Carmen liiert ist. SUMMER STOCK (Charles Walters, USA 1950, 10. & 14.1.) Jane Falbury (Judy Garland), die junge Besitzerin einer Farm, die mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, bekommt unangemeldeten Besuch von einer Schauspieltruppe, die sich auf Einladung ihrer schauspielenden Schwester Abigail zum Proben auf der Farm einrichten will. Nach anfänglicher Ablehnung stimmt Jane unter der Bedingung zu, dass die Künstler sie bei den anfallenden landwirtschaftlichen Arbeiten unterstützen. Die gegenseitige Sympathie, die sich zwischen Jane und Abigails Freund, dem Regisseur und Tänzer Joe Ross (Gene Kelly) entwickelt, leistet dabei Entscheidungshilfe. Charles Walters' bunter und komischer Reigen, der charmant um das Thema Stadt-Land-Künstler-Farmer kreist, zählt zu den 30 Lieblingsfilmen Frieda Grafes. Der letzte Film, den Judy Garland für MGM drehte, enthält eine ihrer berühmtesten Nummern: "Get Happy". THE BAND WAGON (Vincente Minnelli, USA 1953, 10. & 17.1.) Der ehemalige Hollywood-Tanzstar Tony Hunter (Fred Astaire) will in New York eine neue Revue herausbringen, gerät aber an den falschen Regisseur, und die Show wird zu einem Reinfall. Mit Hilfe des Ballettstars Gabrielle Gerard (Cyd Charisse), dessen Körpergröße und Erfolg ihn zunächst einschüchtern, sowie seinen Freunden Lily und Lester, die ihm die Show auf den Leib umschreiben, versucht Tony, die Tournee zu retten. Das Nonplusultra des Hollywood-Musicals, Minnellis ironische Hommage aufs Showbusiness, enthält eine der spektakulärsten Choreografien der Filmgeschichte: Fred Astaire als tougher Privatdetektiv und Cyd Charisse als Femme fatale in der Film-Noir-Parodie "The Girl Hunt". (hjf)