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LOLA MONTEZ (Max Ophüls, F/D 1955, 1. & 5.4.) Ophüls einziger Film im Cinemascope-Format war gleichzeitig sein letzter. In einer riesigen Zirkusmanege stellt die vom Leben enttäuschte Tänzerin Lola Montez einem schaulustigen Publikum die wichtigsten Passagen ihres Lebens dar. Die Rückblenden, die Ophüls auf verschiedenen Stil- und Handlungsebenen virtuos miteinander kombiniert, entwickeln zusammen mit der Farbgebung eine komplexe Dramaturgie. "Auf alles, was es an Gutem gibt in LOLA, bin ich vielleicht durch meine fehlende Erfahrung mit Farbe und Cinemascope gekommen." (Max Ophüls)
MADE IN U.S.A. (Jean-Luc Godard, Frankreich/Italien 1966, 3. & 6.4.) Paula Nelson (Anna Karina) reist auf der Suche nach ihrem Verlobten von Paris nach Atlantic Cité. Angeblich ist er an einem Herzanfall gestorben, was sie aber nicht glauben will. Bald findet sie Anzeichen dafür, dass er ermordet wurde, und macht die Bekanntschaft von Polizisten und Gaunern, die ihr bei ihrer Suche abwechselnd helfen oder Steine in den Weg legen. Godards Hommage an The Big Sleep und den amerikanischen Film noir lässt seine Figuren in humorvollen Überzeichnungen auftreten und entwirft ein wirkungsvolles Tableau mit farbenprächtigen Bildern in Cinemascope. MANHATTAN (Woody Allen, USA 1978, 2.4.) Man sollte denken, dass die gen Himmel strebenden Vertikalen der Architektur Manhattans und das überbreite horizontale CinemaScope-Filmbild nicht miteinander in Einklang zu bringen sind. Kameramann Gordon Willis hat sich dieses Grundkonflikts z.B. in der "Rhapsody in Blue"-Sequenz angenommen und zugleich Maßstäbe in der Darstellung New Yorks gesetzt. MANHATTAN ist die ultimative Liebeserklärung an den berühmten Ortsteil New Yorks, dem passenden Schauplatz der Lebenskrise eines zweimal geschiedenen Fernsehautors auf der Suche nach Liebe und Verständnis.

FORTY GUNS
(Sam Fuller, USA 1957, 2.4.) Barbara Stanwyck als "highridin' woman with a whip", die die Weiten ihres Besitzes mit Autorität und ihren 40 Räuber-Cowboys zu verteidigen sucht, um sie am Ende doch hinter sich zu lassen. Sam Fuller und Kameramann Joseph Biroc finden jenseits der schönen Schwarzweißbilder von klassischen Western-Locations (Saloon, Büro des Sheriffs, Scheunen und Straßen) Bildkompositionen, die Wahrnehmungs- und Erfahrungswelten der Protagonisten auf verstörende Weise nachvollziehbar werden lassen.
LAWRENCE OF ARABIA (David Lean, GB 1962, 4.4.) Das monumentale Meisterwerk im spektakulären Breitwandformat (ursprünglich gedreht auf 70mm) schildert den Lebensweg des britischen Leutnants T.E. Lawrence, der am Aufstand der Araber gegen das Osmanische Reich während des Ersten Weltkriegs maßgeblich beteiligt war. Peter O'Toole in der Rolle des Lawrence wandelt sich vom jungen, in Kairo stationierten Leutnant zum siegreichen Wüsten-Feldherrn, vom britischen Hauptquartier mit Geld und Waffen ausgerüstet und von seinen arabischen Verbündeten schließlich wie ein Gott verehrt, bevor sein Traum vom geeinten Arabien dramatisch scheitert. Lawrence bleibt mysteriös, ein immer wieder von den Dämonen der Nacht gehetzter Individualist, dessen seelische Zustände sich in den gigantischen Wüstenlandschaften widerzuspiegeln scheinen.

EUROPA (Lars von Trier, Dänemark/Schweden/D/F/CH 1991, 6.4.) Von Triers letzter Teil seiner Europa-Trilogie – eine Mischung aus Melodram, Thriller und Katastrophenfilm – spielt hauptsächlich in einem Zug, in dem ein junger, naiver Amerikaner deutscher Abstammung als Schaffner arbeitet, um im Nachkriegsdeutschland einen Beitrag zum Wiederaufbau des Landes zu leisten. In Zusammenarbeit mit Wajda-Kameramann Edward Klosinsky arbeitete von Trier verstärkt mit Bildüberlagerungen, Rückprojektionen, Doppel- und Mehrfachbelichtungen, um ein Verschmelzen von verschiedenen Räumen in eine einzige grenzenlose Raumlandschaft zu erzeugen.

DER GETEILTE HIMMEL (Konrad Wolf, DDR 1964, 7.4.) Vergangenheit und Gegenwart, Großstadt und dörfliche Heimat, Anspruch und Realität, Arbeit und Studium – Ost und West. Gegensätze und Widersprüche ziehen sich durch das Leben der Studentin Rita, die ein Nervenzusammenbruch ihr bisheriges Leben rekapitulieren lässt: ihre Liebe zum Chemiker Manfred, dessen "Republikflucht", ihren kurzen Besuch in West-Berlin und ihre Rückkehr in die DDR. In komplexen Rückblenden entwirft Wolf – basierend auf Christa Wolfs gleichnamigem Roman – ein kritisches Bild der DDR in CinemaScope: ohne pathetische Begeisterung, mit deutlich erkennbarer Skepsis.

PROWERKA NA DOROGACH (Straßenkontrolle, Alexej German, UdSSR 1971/1986, 8.4.) 1971 war ein sowjetischer Film über einen Rotarmisten, der im 2. Weltkrieg in deutsche Gefangenschaft gerät, sich von den Deutschen als Hilfspolizist anwerben lässt, um sich später den Partisanen anzuschließen, absolut undenkbar. Folglich wurde Germans erster Spielfilm unmittelbar nach Fertigstellung 1971 für 15 Jahre verboten und konnte erst im Zuge von Gorbatschows Glasnost aufgeführt werden. Germans zur Zeit seiner Entstehung unbequemes Plädoyer für Menschlichkeit jenseits ideologischer Kategorien ist von langen schwarzweißen CinemaScope-Einstellungen und häufigen Großaufnahmen geprägt, die dem Film eine ruhige, fließende, streckenweise lyrische Grundstimmung verleihen.

SHOTGUN STORIES (Jeff Nichols, USA 2007, 8.4.) Baumwollfelder und Ackerland soweit das Auge reicht – Nichols wollte, dass der Zuschauer die Landschaft seiner Heimat in Arkansas und den Schauplatz seines Debüts so sieht wie er: in CinemaScope. Inmitten der Weite der Landschaft entspinnt sich in beklemmender Unmittelbarkeit ein archaisches Familiendrama unter Halbbrüdern, die bei der Beerdigung ihres gemeinsamen Vaters nach Jahren aufeinandertreffen. Rache, Schuld und Sühne sind die Koordinaten dieses lakonischen, in der Gegenwart angesiedelten Westerns. (mg/al)

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