NORTH BY NORTHWEST (Der unsichtbare Dritte, Alfred Hitchcock, USA 1959, 5. & 23.2.) "Die Filmmontage ist die einzige neue Kunstform, die das 20. Jahrhundert hervorgebracht hat", bemerkte Hitchcock gegenüber François Truffaut. Den Prinzipien des klassischen narrativen Kinos folgend, stellte er die Montage in den Dienst der Handlung, entwickelte aber in seiner Bildsprache auch einen unglaublichen Einfallsreichtum. NORTH BY NORTHWEST weist einen berühmten "Match Cut" auf, bei dem in eine Bewegung hineingeschnitten und diese in der nächsten Einstellung fortgesetzt wird. TWENTY CIGARETTES(James Benning, USA 2011, 18. & 27.2.) Bennings Filme beinhalten in der Regel genau das, was der Titel verspricht. In TWENTY CIGARETTES filmt er 20 Menschen, die je eine Zigarette rauchen. Jede Zigarette eine Einstellung. Wie immer bei Benning geht es um die Zeit und wie sie verstreicht. "Die einzelnen Porträts sollten so lang sein, wie der jeweils Porträtierte braucht, um eine Zigarette zu rauchen. Jeder der Raucher hat auf diese Weise die Länge der Einstellung, in der er zu sehen ist, selbst bestimmt. Es gefällt mir, wie das Nikotin ihnen allmählich die Befangenheit nimmt." (James Benning) MATERIAL (Thomas Heise, D 2009, 19.2.) Eine Montage von filmischem Material aus den späten 80er Jahren der DDR bis in die Gegenwart, von Thomas Heise selbst gedreht oder im Umfeld seiner Filme entstanden, jedoch nie veröffentlicht. Im Schneideraum sind aus der heterogenen Fülle der historischen Dokumente neue Verbindungen und Beziehungen entstanden. Dabei montiert Heise sein Material nicht zu einem historischen Panorama, sondern macht buchstäblich einen Zeit-Raum auf, einen Resonanzkörper, in dem Sätze, Bilder, Geschichten und Erinnerungen zum Schwingen kommen können. "Das, was übrig geblieben ist, belagert meinen Kopf. Darin setzen sich all diese Bilder immer wieder neu zu etwas anderem zusammen, als zu dem, wofür sie ursprünglich gedacht waren." (Thomas Heise) BRONENOSEZ POTEMKIN (Panzerkreuzer Potemkin, Sergej Eisenstein, UdSSR 1925, 20. & 24.2.) Revolutionsdrama um den Matrosenaufstand von Odessa 1905 und dem Versuch seiner Zerschlagung durch zaristische Truppen wandte Eisenstein die von ihm entwickelte „Montage der Attraktionen“ an, die die Beziehung zwischen zwei Einstellungen eher als Zusammenprall denn als Verknüpfung sieht. "Eine Sinfonie der Massen, in alle Arten der Bewegung, der Ruhe, des Tumults und des Aufeinanderprallens versetzt durch die Ekstase der Montage von Sergej Eisenstein." (Harry Tomicek) Wir zeigen den Film mit der kongenialen Musik von Edmund Meisel. MASCULIN FÉMININ (Jean-Luc Godard, F/Schweden 1966, 21. & 25.2.) Mit seinem Erstlingsfilm "À bout de souffle" machte Godard sich daran, das Regelsystem der klassischen Montage zu erschüttern. In Form einer Collage-Montage gehalten ist MASCULIN FÉMININ, eine Untersuchung der Jugend und ihrer sexuellen und politischen Aktivitäten. "Wir sind die Kinder von Marx und Coca-Cola", sagt eine der Brecht'schen Tafeln im Film, die, begleitet von Pistolenschüssen, die 15 Szenen des Films einleiten. Die Handlung orientiert sich lose an dem jungen Paul (Jean-Pierre Léaud), der sich in die Sängerin Madeleine verliebt und sich als kommunistischer Agitator versucht. BERLIN. DIE SINFONIE DER GROSSSTADT (Walter Ruttmann, D 1927, 22. & 28.2., am Klavier: Eunice Martins) ist ein experimentelles Dokument eines Tages in Berlin. Die Energie und Bewegung der Großstadt wird mit filmischen Mitteln erlebbar gemacht, mit einer dynamischen Montage, deren Rhythmus hypnotisiert und dem Zuschauer ein modernes Geschwindigkeitserlebnis vermittelt. SANS SOLEIL(Chris Marker, F 1983, 22. & 26.2.) "Das Werk, das den Begriff 'Film-Essay' mehr als jedes andere mit Sinn erfüllt hat: Markers in Briefform gehaltene Reflexionen (Er schrieb mir …) sind weniger klassischer Reisefilm (vor allem aus Japan und Afrika) als ein kühner Versuch über das Funktionieren von Erinnerung in kinematografischer Form. Mit vergleichsweise simplen Mitteln hergestellt (auf 30-Meter-Filmrollen gedreht, ohne Synchronton, ohne Team) verblüfft SANS SOLEIL bis heute durch seine virtuosen Perspektivenwechsel und Zeit-Schichtungen – es ist ein Film, der sich zuletzt 'selbst erinnert'." (Constantin Wulff) Wir zeigen den Film in der vom Regisseur autorisierten deutschen Fassung. (mg, al)