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WARNUNG VOR EINER HEILIGEN NUTTE (BRD 1971, 1.6.) ist Fassbinders Bestandsaufnahme seiner bisherigen Arbeit mit einem festen Kollektiv, zugleich Abschluss wie Neubeginn. In einem Hotel irgendwo am Meer in Spanien wartet eine Gruppe von Schauspielern auf die Ankunft des Regisseurs, des Stars (Eddie Constantine als Eddie Constantine), des Förderungsgelds aus Bonn und des Filmmaterials. Als der Regisseur mit seinem Star schließlich eintrifft, wird er sofort zum Mittelpunkt des Chaos. "Der Film handelt zwar von Dreharbeiten, aber das eigentliche Thema ist, wie die Gruppe arbeitet und wie Führer-Positionen entstehen und ausgenutzt werden." (RWF)

HÄNDLER DER VIER JAHRESZEITEN (BRD 1971, 8.6.) Westdeutschland in der Wirtschaftswunderzeit der 50er Jahre: Der ehemalige Polizist Hans Epp (Hans Hirschmüller), der den Ansprüchen seiner Mutter und seiner Frau (Irm Hermann) nie genügen konnte, zieht als Obsthändler mit seinem Karren durch die Hinterhöfe. Er trinkt, schlägt seine Frau und erleidet einen Herzinfarkt. Hans wird immer depressiver, auch das Wiederauftauchen seiner großen Liebe (Ingrid Caven), die es sich nicht leisten kann oder will, einen Obsthändler zu heiraten, bessert seinen Zustand nicht. Er zerbricht die Erinnerungsschallplatte mit dem Schlager "Alles, was du willst, kannst du nicht haben" und lässt alle Hoffnung fahren.

DIE BITTEREN TRÄNEN DER PETRA VON KANT
(BRD 1972, 15.6.) Die erfolgreiche Modedesignerin Petra von Kant (Margit Carstensen) lebt in einer opulent eingerichteten Luxuswohnung zusammen mit ihrer Dienerin Marlene (Irm Hermann). Sie verliebt sich leidenschaftlich in die jüngere Karin (Hanna Schygulla), von der sie jedoch nur ausgenutzt wird. Als Karins Mann nach längerer Abwesenheit aus Australien zurückkehrt, verlässt sie Petra. Diese bietet Marlene, die sie wie ein Möbelstück behandelt hatte, Freiheit und Vergnügen an. Marlene, die nie ein Wort sprach, packt den Koffer und verlässt Petra. Die Geschichte um Macht und Unterdrückung, Abhängigkeit und Besitz basiert auf einem Theaterstück Fassbinders.

WELT AM DRAHT (BRD 1973, 22.6.) Am Institut für Kybernetik und Zukunftsforschung wird mit Hilfe des Computers Simulacron die Zukunft simuliert. Fred Stiller (Klaus Löwitsch) wird neuer technischer Leiter, nachdem sein Vorgänger unter rätselhaften Umständen zu Tode gekommen ist. Er kommt einer Verschwörung auf die Spur, in die sich auch Zweifel an der Echtheit seiner eigenen Welt mischen. Der vom WDR produzierte Fernseh-Zweiteiler, der 2010 restauriert wurde, ist ein raffiniertes Spiel um Wahrnehmung, Realität und Virtualität, auf der visuellen Ebene durch den Einsatz von vielfachen Spiegeleffekten verdoppelt, gleichzeitig Science-Fiction wie Debatten- und Actionfilm.

ANGST ESSEN SEELE AUF (BRD 1974, 29.6.) Die Putzfrau Emmi (Brigitte Mira) lernt in einer Kneipe, in die sie sich an einem regnerischen Abend verirrt, den viel jüngeren marokkanischen Gastarbeiter Ali kennen. Trotz des großen Altersunterschieds verlieben sich die beiden und ziehen zusammen. An den Anfeindungen der Umwelt zerbricht ihre Liebe aber fast: Emmis Kinder wollen nichts mit einem Ausländer zu tun haben, von ihren Kolleginnen und Nachbarinnen wird sie geschnitten. ANGST ESSEN SEELE AUF war der erste Film Fassbinders, der ein kritisches Sozialdrama mit den Mitteln des Hollywood'schen Melodrams erzählte. (al)

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