PROMISED LANDS/LA DÉCHIRURE (Susan Sontag, Frankreich 1974, 1.2.) Susan Sontags filmische Arbeiten korrespondierten oft mit biografischen oder geografischen Zufällen, auch beherzt ergriffenen Gelegenheiten. So ist das Projekt dieses Films, der in Israel unmittelbar nach Ende des Jom-Kippur-Kriegs gedreht wurde, integraler Bestandteil einer mehrere Jahre anhaltenden Rasenden-Reporter-Episode ihres Lebens und Werks. Susan Sontag widersprach gern, wenn Promised Lands ein Dokumentarfilm oder gar Dokumentation genannt wurde. Auf dem Feld der Non-Fiction bewege sich der Film, das gewiss, aber genau besehen sei diese Arbeit eher ein Essay. GIRO TURISTICO SENZA GUIDA (Susan Sontag, Italien 1983, 3.2.) Im Herbst 1982 hatte das ita-lienische Fernsehen Susan Sontag angeboten, einen Film über Venedig zu drehen, der in der damaligen Reihe "Per un viaggio in Italia" und in Verbindung mit "Dialogo di Roma" (1982) von Marguerite Duras programmiert werden sollte. Sontag entschied sich für eine Verfilmung ihrer Kurzgeschichte "Unguided Tours" (dt.: Ohne Reiseführung) und fragte Robert Wilson, ob er ihr eine Hauptdarstellerin empfehlen könne, woraufhin der ihr sofort und einzig die Choreografin Lucinda Childs vorschlug. Ihre Erzählung, der man nicht wirklich einen Schauplatz zuordnen kann, adaptierte Sontag einfach für Venedig, den idealen Ort, wie sie erklärte, für eine Meditation über den Tourismus und die Melancholie. A PRIMER FOR PINA (Jolyon Wimhurst, Susan Sontag, Großbritannien 1984, 5.2.) In den 1980er Jahren entwickelte Susan Sontag ein explizites Interesse für Tanz und Ballett. Der mittellange Film A PRIMER FOR PINA ist eine "Televised Lecture" aus der Zeit, die vielleicht das Goldene Zeitalter der Vermittlung kultureller Themen via Bildschirm gewesen ist. WAITING FOR GODOT … IN SARAJEVO (Nicole Stéphane, Susan Sontag, Frankreich 1993, 5.2.) Im April 1993 reiste Susan Sontag erstmals nach Sarajevo, um ihren Sohn David Rieff zu besuchen, der als Korrespondent für amerikanische Zeitschriften aus der belagerten Stadt berichtete. Bereits während ihres zweiten Aufenthalts im Juli und August 1993 erbot sich Sontag, Becketts Stück im Pozoriste Mladih (Theater der Jugend) zu inszenieren. WAITING FOR GODOT … IN SARAJEVO wird zusammen mit A PRIMER FOR PINA in einem Programm gezeigt. VERHÄNGNIS (Deutschland 1994, 4.2.) Susan Sontag wurde häufig als "transatlantische Vermittlerin" bezeichnet und sprach von sich selbst als "Amerikanerin mit ausgeprägten europäischen Interessen". Als solche war sie auch eine sensible Beobachterin und exzellente Kennerin des deutschen Films. Sie hatte ausgesprochene Vorlieben (und Abneigungen). In ihrem Aufsatz Hundert Jahre Kino (1995) zählte sie Fred Kelemens VERHÄNGNIS zu den großen Kinowerken der 1990er Jahre: Im Verlaufe einer Nacht kreuzen sich die Wege der Menschen verschiedener Länder. Sie sprechen unterschiedliche Sprachen, doch sie sind verhängnisvoll verbunden durch die einsame Suche nach Glück. Mit jeder Bewegung, die sie befreien soll, sinken sie tiefer hinab. (re) Das Zustandekommen des Programms verdankt sich großzügiger Förderung durch den Hauptstadtkulturfonds Berlin und einer Unterstützung der Villa Aurora.