DIE SCHAUSPIELERIN (Siegfried Kühn, DDR 1988, 1. & 13.3.) Deutschland in den 1930er Jahren: Die titelgebende Schauspielerin Maria Rheine (Corinna Harfouch) verliebt sich in ihren jüdischen Kollegen Mark Löwenthal (André Hennicke). Sie wird zum Star, er findet Unterschlupf am jüdischen Theater in Berlin. Aus Liebe folgt sie ihm und gibt sich als Jüdin aus, bis sie an die Gestapo verraten wird. Die Bühnenwelt, die Proben, Aufführungen und Kostümwechsel stehen für das Spiel mit verschiedenen Realitäten und Identitäten, Spiegelszenen werden zur eindringlichen Selbstbefragung zwischen Maria und den von ihr dargestellten Rollen.
BEZIEHUNGSWEISEN (Calle Overweg, D 2012, 2. & 8.3.) Drei Paare in der Krise suchen Rat in einer Therapie. Sie tragen Kontroversen um Seitensprünge, Abtreibung und getrennte Schlafzimmer aus. Ein Film über Liebes-Beziehungs-Arbeit in progress. Die Versuchsanordnung: Im nüchternen Ambiente eines Studios finden Therapiesitzungen statt. Die Klienten werden von Schauspielern dargestellt, die Therapeuten sind tatsächlich in diesem Beruf tätig und nicht inszeniert. Hinzu kommen in der Tradition des epischen Theaters gestaltete Szenen aus dem Alltag der Paare, die mit minimalem Dekor auskommen, sowie Werkstattgespräche, in denen die Therapeuten dem Filmteam aus ihrer Praxis berichten. Dokumentarische Elemente und improvisiertes Schauspiel gehen eine ungewöhnliche Verbindung ein und ergeben eine Spiel-Art des Dokumentarischen, die mit Abstraktion und Fiktion arbeitet und sich um Authentizität nicht schert. In der offensichtlichen Laborsituation und ihrer Künstlichkeit entstehen berührende Momente voller Emotion.
L'ESQUIVE (Abdellatif Kechiche, Frankreich 2003, 3. & 23.3.) Eine Schulklasse in der Pariser Banlieue probt Marivaux' Liebeskomödie Das Spiel von Liebe und Zufall und begibt sich damit in das Theater des 18. Jahrhunderts. Lydia deklamiert leidenschaftlich die Verse von Marivaux, wenn sie sich nicht gerade mit anderen Jugendlichen Rap-artige Wortduelle liefert. Der schüchterne Krimo hingegen, heimlich in sie verliebt, versucht sich ihr über das Stück zu nähern, doch sowohl Text wie Schauspiel stellen für ihn fast unüberwindbare Hindernisse dar. "Diese Vororte werden dermaßen stigmatisiert, dass es fast revolutionär erscheint, dort eine Geschichte anzusiedeln, bei der es nicht um Drogen, verschleierte Mädchen oder Zwangsheirat geht. Ich hingegen wollte verstehen, wie dort über die Liebe und auch das Theater geredet wird. Ich wollte eine andere, persönliche Sichtweise vermitteln." (Abdellatif Kechiche)
VARIETÉ (E.A. Dupont, D 1925, 4. & 14.3., am Klavier: Eunice Martins) Varietébühnen und Zirkusarenen als Sehnsuchtsorte entwirft Dupont in diesem Übergangsfilm zwischen expressionistischer Ästhetik und Neuer Sachlichkeit. Trapezkünstler Boss (Emil Jannings) verlässt Frau (Maly Delschaft) und Kind, um mit seiner neuen Partnerin, der geheimnisvoll-verführerischen Berta-Marie (Lya de Putti), auf und hinter der Bühne des Wintergarten-Varietés ein neues Leben anzufangen. Als der berühmte und weltgewandte Artist Artinelli ein Auge auf Berta wirft, wird der Salto mortale, den die drei allabendlich vorführen, zu einem Schauspiel auf Leben und Tod. Karl Freunds "entfesselte Kamera" lässt den Zuschauer hautnah in luftiger Höhe an den schwindelerregenden Nummern in der Zirkuskuppel teilnehmen, um kurze Zeit später quasi im Gegenschuss anhand von zahlreichen Aufnahmen von Operngläsern, Brillen und Monokeln die Position des Zuschauers vor der Bühne des Lebens zu konstituieren.
OPENING NIGHT (John Cassavetes, USA 1977, 5. & 11.3.) Gena Rowlands als "woman under the influence", als umschwärmter Theaterstar Myrtle Gordon, für die Leben und Theaterrollen zu einem unentwirrbaren Ganzen verschmolzen sind. Als sie Zeugin eines Unfalls wird, bei dem eine jugendliche Verehrerin getötet wird, verstärkt das Erlebte Myrtles Widerstand gegen das Stück bzw. die Rolle einer alternden Frau, die sie darin spielen soll. Die Probenarbeiten und erste Testaufführungen werden zunehmend zum Kampf, Myrtles hysterisches Dauer-Aufbegehren treibt sie selbst in den Alkohol und ihre Kollegen in die Verzweiflung. Die Premiere droht im Eklat zu enden, als Myrtle völlig betrunken im Theater erscheint.
VANYA ON 42ND STREET (Louis Malle, USA 1994, 6. & 19.3.) Nahezu übergangslos gehen Leben und Theater in Louis Malles Kammerspiel ineinander über: Eine Gruppe von Theaterleuten trifft im heruntergekommenen New Amsterdam zusammen, einem alten Vaudeville- und Lichtspieltheater in New York. Hier sollen die Proben zu Anton Tschechows Stück "Onkel Wanja" stattfinden. Ohne sichtbare Zäsur, ohne Schminke, Kostümwechsel oder andere sichtbare Vorbereitungen tauchen die Schauspieler (darunter Wallace Shawn und Julianne Moore) in ihre Rollen ein und wechseln von einer Sphäre in die andere.
LE DERNIER MÉTRO (Die letzte Metro, François Truffaut, Frankreich 1980, 9. & 18.3.) Paris 1942: Im Théâtre Montmartre trifft die (Film-)Realität der deutschen Okkupation auf den genuinen Ort der Fiktionsproduktion – die Theaterbühne. Doch Inszenierung, Rollenspiel und -wechsel, Täuschungsmanöver und Theatertricks beherrschen nicht nur das Spannungsverhältnis zwischen Innen und Außen, sondern grundieren zunehmend auch die Dynamik innerhalb des Hauses bzw. zwischen Bühne und Keller, in dem sich der jüdische Direktor des Theaters, Lucas Steiner, vor den Nazis versteckt hält. Eingeweiht in dieses Geheimnis ist einzig Steiners Frau Marion (Catherine Deneuve), die die Theatergeschäfte vermeintlich allein führt. Dabei kann ihr Mann die Proben des neuen Stücks durch einen Heizungsschacht verfolgen und greift über Marion immer wieder in die Regiearbeit ein. Die Möglichkeit seiner Einflussnahme schwindet, als Marion mit einem vielversprechenden Nachwuchsschauspieler (Gérard Depardieu) anbandelt.
PARIS NOUS APPARTIENT (Paris gehört uns, Jacques Rivette, F 1958–61, 10. & 16.3.) Eine Studentin aus der Provinz kommt nach Paris und wird mit dem merkwürdigen Verhalten einer Gruppe von Intellektuellen konfrontiert, die für eine Aufführung von Shakespeares Perikles proben. Durch mysteriöse Todesfälle in ihrem Umkreis fühlen sie sich von einer weltweiten Verschwörung bedroht und im Visier einer Geheimorganisation. Philip, ein vor McCarthys Leuten geflohener Amerikaner, scheint zu wissen, dass die Organisation junge, idealistisch gesinnte Franzosen liquidieren lassen will. Der Film erzählt die Geschichte einer Idee, die der Verschwörung. Und dass es zu einfach ist, die Welt mit einer einzigen Idee erklären zu wollen. Rivettes unter schwierigen Bedingungen entstandenes Langfilmdebüt versammelt bereits seine Lieblingsmotive: das Theater, die Verschwörung, einen Irrgarten und die Stadt Paris.
LA RONDE (Der Reigen, Max Ophüls, F 1950, 12. & 20.3.) In einem virtuosen Liebesreigen nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Arthur Schnitzler entwirft Ophüls ein soziales Panoptikum im Wien der Jahrhundertwende. Um einen Spielführer (Anton Walbrook) herum gruppieren sich die Liebespaare, vom Soldaten zum Dienstmädchen, vom Graf zur Schauspielerin, vom Ehemann zum süßen Mädel in wechselnden Anordnungen und schließen sich am Ende zum Kreis. Die schwebende Kamera setzt das Karussell der Liebe, der Affären, der Verführungen in Bewegung, immer zwischen Komik und Melancholie changierend.
WAS TUN PINA BAUSCH UND IHRE TÄNZER IN WUPPERTAL? (Klaus Wildenhahn, BRD 1982, 15. & 24.3.) In einem ehemaligen Kino in Wuppertal studiert Pina Bausch mit ihrem Ensemble die Choreografie ihres Stücks "Walzer" ein. Klaus Wildenhahn beobachtet die Proben, das Erarbeiten von Gesten, Bewegungen, Haltungen, das spielerische Ausprobieren, das sich langsam zu einem Stück verdichtet. Gleichzeitig bettet Wildenhahn die Tänzer_innen in ihre Umgebung ein: Porträtiert werden auch die Industriestadt Wuppertal und die Menschen, die dort lebten und leben.
NARAYAMA BUSHIKO (Die Ballade von Narayama, Keisuke Kinoshita, Japan 1958, 17. & 28.3.) Das japanische Kabuki-Theater, das sich durch eine streng stilisierte Form auszeichnet, war ein wichtiger Referenzpunkt in der Entwicklung des japanischen Films. In frappant farbigen Studiokulissen erzählt Kinoshita die Geschichte von einem Dorf, in dem es die Tradition will, dass alle 70-Jährigen sich zum Sterben auf den Berg Narayama begeben. "Zum Faszinierenden und Zeitlosen in dieser im besten Sinn eigenwilligen Verfilmung gehören das Spiel mit der Künstlichkeit, die den Realismus betont meidet. Die Anlehnung ans Theater ist unübersehbar, gleichzeitig nutzt Kinoshita die Mittel des Kinos, mit denen er den Bühnenraum durchbricht und einzelne Szenen grandios auseinander hervorgehen lässt, fließend, als wechsle er einfach den Bühnenraum." (Walter Ruggle)
MUEDA: MEMORIA E MASSACRE (Mueda: Erinnerung und Massaker, Ruy Guerra, Mosambik 1979, 22. & 30.3.) zeigt eine antikoloniale Erinnerungsarbeit, ein öffentliches, von Laien in Szene gesetztes Reenactment des von den Portugiesen verübten Massakers von Mueda, wo am 16. Juni 1960 portugiesische Soldaten das Feuer auf eine protestierende Menge eröffneten und hunderte Menschen töteten. Das Massaker ging als Auslöser des antikolonialen Kampfes in die Geschichte Mosambiks ein und wurde bereits seit 1968, noch während des Befreiungskrieges (1964–74), in populären Theaterinszenierungen erinnert. Repräsentiert werden nicht nur die Brutalität der Kolonialmacht, sondern auch die Ignoranz und Lächerlichkeit ihres Personals sowie die schmähliche Rolle ihrer Kollaborateure.
TO BE OR NOT TO BE (Ernst Lubitsch, USA 1942, 26. & 31.3.) Eine Schauspieltruppe probt 1939 in Warschau das Anti-Nazi-Stück "Gestapo" mit Hitler als Hauptfigur. Als die Deutschen in Polen einmarschieren, wird die Fiktion von der Realität eingeholt. Die Schauspieler schließen sich dem Widerstand an, wobei ihnen ihre Kostüme wunderbar zupass kommen. Lubitschs Verwechslungskomödie, die die Nazis der Lächerlichkeit preisgibt, ist ein Film der Auftritte und Abgänge, der vielfältigen Kostümierungen und Maskeraden, des Rollenspiels und des Rollentauschs. Die "Welt" dringt ins Theater, wie auch außerhalb des Theaters viele kleine und große Bühnen entstehen. (mg/al)
BEZIEHUNGSWEISEN (Calle Overweg, D 2012, 2. & 8.3.) Drei Paare in der Krise suchen Rat in einer Therapie. Sie tragen Kontroversen um Seitensprünge, Abtreibung und getrennte Schlafzimmer aus. Ein Film über Liebes-Beziehungs-Arbeit in progress. Die Versuchsanordnung: Im nüchternen Ambiente eines Studios finden Therapiesitzungen statt. Die Klienten werden von Schauspielern dargestellt, die Therapeuten sind tatsächlich in diesem Beruf tätig und nicht inszeniert. Hinzu kommen in der Tradition des epischen Theaters gestaltete Szenen aus dem Alltag der Paare, die mit minimalem Dekor auskommen, sowie Werkstattgespräche, in denen die Therapeuten dem Filmteam aus ihrer Praxis berichten. Dokumentarische Elemente und improvisiertes Schauspiel gehen eine ungewöhnliche Verbindung ein und ergeben eine Spiel-Art des Dokumentarischen, die mit Abstraktion und Fiktion arbeitet und sich um Authentizität nicht schert. In der offensichtlichen Laborsituation und ihrer Künstlichkeit entstehen berührende Momente voller Emotion.
L'ESQUIVE (Abdellatif Kechiche, Frankreich 2003, 3. & 23.3.) Eine Schulklasse in der Pariser Banlieue probt Marivaux' Liebeskomödie Das Spiel von Liebe und Zufall und begibt sich damit in das Theater des 18. Jahrhunderts. Lydia deklamiert leidenschaftlich die Verse von Marivaux, wenn sie sich nicht gerade mit anderen Jugendlichen Rap-artige Wortduelle liefert. Der schüchterne Krimo hingegen, heimlich in sie verliebt, versucht sich ihr über das Stück zu nähern, doch sowohl Text wie Schauspiel stellen für ihn fast unüberwindbare Hindernisse dar. "Diese Vororte werden dermaßen stigmatisiert, dass es fast revolutionär erscheint, dort eine Geschichte anzusiedeln, bei der es nicht um Drogen, verschleierte Mädchen oder Zwangsheirat geht. Ich hingegen wollte verstehen, wie dort über die Liebe und auch das Theater geredet wird. Ich wollte eine andere, persönliche Sichtweise vermitteln." (Abdellatif Kechiche)
VARIETÉ (E.A. Dupont, D 1925, 4. & 14.3., am Klavier: Eunice Martins) Varietébühnen und Zirkusarenen als Sehnsuchtsorte entwirft Dupont in diesem Übergangsfilm zwischen expressionistischer Ästhetik und Neuer Sachlichkeit. Trapezkünstler Boss (Emil Jannings) verlässt Frau (Maly Delschaft) und Kind, um mit seiner neuen Partnerin, der geheimnisvoll-verführerischen Berta-Marie (Lya de Putti), auf und hinter der Bühne des Wintergarten-Varietés ein neues Leben anzufangen. Als der berühmte und weltgewandte Artist Artinelli ein Auge auf Berta wirft, wird der Salto mortale, den die drei allabendlich vorführen, zu einem Schauspiel auf Leben und Tod. Karl Freunds "entfesselte Kamera" lässt den Zuschauer hautnah in luftiger Höhe an den schwindelerregenden Nummern in der Zirkuskuppel teilnehmen, um kurze Zeit später quasi im Gegenschuss anhand von zahlreichen Aufnahmen von Operngläsern, Brillen und Monokeln die Position des Zuschauers vor der Bühne des Lebens zu konstituieren.
OPENING NIGHT (John Cassavetes, USA 1977, 5. & 11.3.) Gena Rowlands als "woman under the influence", als umschwärmter Theaterstar Myrtle Gordon, für die Leben und Theaterrollen zu einem unentwirrbaren Ganzen verschmolzen sind. Als sie Zeugin eines Unfalls wird, bei dem eine jugendliche Verehrerin getötet wird, verstärkt das Erlebte Myrtles Widerstand gegen das Stück bzw. die Rolle einer alternden Frau, die sie darin spielen soll. Die Probenarbeiten und erste Testaufführungen werden zunehmend zum Kampf, Myrtles hysterisches Dauer-Aufbegehren treibt sie selbst in den Alkohol und ihre Kollegen in die Verzweiflung. Die Premiere droht im Eklat zu enden, als Myrtle völlig betrunken im Theater erscheint.
VANYA ON 42ND STREET (Louis Malle, USA 1994, 6. & 19.3.) Nahezu übergangslos gehen Leben und Theater in Louis Malles Kammerspiel ineinander über: Eine Gruppe von Theaterleuten trifft im heruntergekommenen New Amsterdam zusammen, einem alten Vaudeville- und Lichtspieltheater in New York. Hier sollen die Proben zu Anton Tschechows Stück "Onkel Wanja" stattfinden. Ohne sichtbare Zäsur, ohne Schminke, Kostümwechsel oder andere sichtbare Vorbereitungen tauchen die Schauspieler (darunter Wallace Shawn und Julianne Moore) in ihre Rollen ein und wechseln von einer Sphäre in die andere.
LE DERNIER MÉTRO (Die letzte Metro, François Truffaut, Frankreich 1980, 9. & 18.3.) Paris 1942: Im Théâtre Montmartre trifft die (Film-)Realität der deutschen Okkupation auf den genuinen Ort der Fiktionsproduktion – die Theaterbühne. Doch Inszenierung, Rollenspiel und -wechsel, Täuschungsmanöver und Theatertricks beherrschen nicht nur das Spannungsverhältnis zwischen Innen und Außen, sondern grundieren zunehmend auch die Dynamik innerhalb des Hauses bzw. zwischen Bühne und Keller, in dem sich der jüdische Direktor des Theaters, Lucas Steiner, vor den Nazis versteckt hält. Eingeweiht in dieses Geheimnis ist einzig Steiners Frau Marion (Catherine Deneuve), die die Theatergeschäfte vermeintlich allein führt. Dabei kann ihr Mann die Proben des neuen Stücks durch einen Heizungsschacht verfolgen und greift über Marion immer wieder in die Regiearbeit ein. Die Möglichkeit seiner Einflussnahme schwindet, als Marion mit einem vielversprechenden Nachwuchsschauspieler (Gérard Depardieu) anbandelt.
PARIS NOUS APPARTIENT (Paris gehört uns, Jacques Rivette, F 1958–61, 10. & 16.3.) Eine Studentin aus der Provinz kommt nach Paris und wird mit dem merkwürdigen Verhalten einer Gruppe von Intellektuellen konfrontiert, die für eine Aufführung von Shakespeares Perikles proben. Durch mysteriöse Todesfälle in ihrem Umkreis fühlen sie sich von einer weltweiten Verschwörung bedroht und im Visier einer Geheimorganisation. Philip, ein vor McCarthys Leuten geflohener Amerikaner, scheint zu wissen, dass die Organisation junge, idealistisch gesinnte Franzosen liquidieren lassen will. Der Film erzählt die Geschichte einer Idee, die der Verschwörung. Und dass es zu einfach ist, die Welt mit einer einzigen Idee erklären zu wollen. Rivettes unter schwierigen Bedingungen entstandenes Langfilmdebüt versammelt bereits seine Lieblingsmotive: das Theater, die Verschwörung, einen Irrgarten und die Stadt Paris.
LA RONDE (Der Reigen, Max Ophüls, F 1950, 12. & 20.3.) In einem virtuosen Liebesreigen nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Arthur Schnitzler entwirft Ophüls ein soziales Panoptikum im Wien der Jahrhundertwende. Um einen Spielführer (Anton Walbrook) herum gruppieren sich die Liebespaare, vom Soldaten zum Dienstmädchen, vom Graf zur Schauspielerin, vom Ehemann zum süßen Mädel in wechselnden Anordnungen und schließen sich am Ende zum Kreis. Die schwebende Kamera setzt das Karussell der Liebe, der Affären, der Verführungen in Bewegung, immer zwischen Komik und Melancholie changierend.
WAS TUN PINA BAUSCH UND IHRE TÄNZER IN WUPPERTAL? (Klaus Wildenhahn, BRD 1982, 15. & 24.3.) In einem ehemaligen Kino in Wuppertal studiert Pina Bausch mit ihrem Ensemble die Choreografie ihres Stücks "Walzer" ein. Klaus Wildenhahn beobachtet die Proben, das Erarbeiten von Gesten, Bewegungen, Haltungen, das spielerische Ausprobieren, das sich langsam zu einem Stück verdichtet. Gleichzeitig bettet Wildenhahn die Tänzer_innen in ihre Umgebung ein: Porträtiert werden auch die Industriestadt Wuppertal und die Menschen, die dort lebten und leben.
NARAYAMA BUSHIKO (Die Ballade von Narayama, Keisuke Kinoshita, Japan 1958, 17. & 28.3.) Das japanische Kabuki-Theater, das sich durch eine streng stilisierte Form auszeichnet, war ein wichtiger Referenzpunkt in der Entwicklung des japanischen Films. In frappant farbigen Studiokulissen erzählt Kinoshita die Geschichte von einem Dorf, in dem es die Tradition will, dass alle 70-Jährigen sich zum Sterben auf den Berg Narayama begeben. "Zum Faszinierenden und Zeitlosen in dieser im besten Sinn eigenwilligen Verfilmung gehören das Spiel mit der Künstlichkeit, die den Realismus betont meidet. Die Anlehnung ans Theater ist unübersehbar, gleichzeitig nutzt Kinoshita die Mittel des Kinos, mit denen er den Bühnenraum durchbricht und einzelne Szenen grandios auseinander hervorgehen lässt, fließend, als wechsle er einfach den Bühnenraum." (Walter Ruggle)
MUEDA: MEMORIA E MASSACRE (Mueda: Erinnerung und Massaker, Ruy Guerra, Mosambik 1979, 22. & 30.3.) zeigt eine antikoloniale Erinnerungsarbeit, ein öffentliches, von Laien in Szene gesetztes Reenactment des von den Portugiesen verübten Massakers von Mueda, wo am 16. Juni 1960 portugiesische Soldaten das Feuer auf eine protestierende Menge eröffneten und hunderte Menschen töteten. Das Massaker ging als Auslöser des antikolonialen Kampfes in die Geschichte Mosambiks ein und wurde bereits seit 1968, noch während des Befreiungskrieges (1964–74), in populären Theaterinszenierungen erinnert. Repräsentiert werden nicht nur die Brutalität der Kolonialmacht, sondern auch die Ignoranz und Lächerlichkeit ihres Personals sowie die schmähliche Rolle ihrer Kollaborateure.
TO BE OR NOT TO BE (Ernst Lubitsch, USA 1942, 26. & 31.3.) Eine Schauspieltruppe probt 1939 in Warschau das Anti-Nazi-Stück "Gestapo" mit Hitler als Hauptfigur. Als die Deutschen in Polen einmarschieren, wird die Fiktion von der Realität eingeholt. Die Schauspieler schließen sich dem Widerstand an, wobei ihnen ihre Kostüme wunderbar zupass kommen. Lubitschs Verwechslungskomödie, die die Nazis der Lächerlichkeit preisgibt, ist ein Film der Auftritte und Abgänge, der vielfältigen Kostümierungen und Maskeraden, des Rollenspiels und des Rollentauschs. Die "Welt" dringt ins Theater, wie auch außerhalb des Theaters viele kleine und große Bühnen entstehen. (mg/al)