BRINGING UP BABY (Leoparden küsst man nicht, Howard Hawks, USA 1938, 1. & 22.1.) Das Leben des Paläontologen David Huxley (Cary Grant) verläuft in geregelten Bahnen. Seit Jahren baut er in einem Museum am Skelett eines riesigen Brontosauriers, zu dessen Vollendung ihm nur noch ein letzter Knochen fehlt. Am Tag vor der geplanten Hochzeit mit seiner treuen Mitarbeiterin lernt Huxley die exzentrische Erbin (Katharine Hepburn) eines Millionenvermögens kennen. Die Bekanntschaft ändert Huxleys Leben schlagartig. Ein Plot, der an Verwicklungen und eine Inszenierung, die an Tempo kaum zu überbieten sind, kennzeichnen den wohl berühmtesten aller Screwball-Klassiker. BACHELOR MOTHER (Garson Kanin, USA 1939, 2.1.) Polly Parrish (Ginger Rogers) ist für das Weihnachtsgeschäft als Aushilfsverkäuferin in der Spielwarenabteilung von Merlin's Department Store angestellt. Auf dem Nachhauseweg verhindert sie, dass ein vor dem Waisenhaus abgelegter Säugling die Treppen hinunterfällt – und wird fortan wider Willen für die Mutter gehalten. Um schlechter Publicity wegen der Entlassung einer alleinerziehenden Mutter an Weihnachten zu entgehen, sorgt der Sohn des Firmeninhabers, David Merlin (David Niven) dafür, dass Polly den Job behalten kann. Das veranlasst jedoch den Seniorchef J.B. Merlin (Charles Coburn) anzunehmen, dass sein Sohn der leibliche Vater des Kindes ist. Garson Kanins "Interesse an sozial provokanten Fragen ist unübersehbar und zieht sich hier vom großen Thema (werktätige Mutter) bis zu gelungenen Details wie der Enttäuschung über einen Pokalsieg im Tanzwettbewerb, weil der zweite Preis Geld gewesen wäre. Vor allem aber gab Kanin den Darstellern großen Freiraum: Ginger Rogers brilliert als Komödiantin, David Niven ist ein exzellenter Widerpart und Charles Coburn entzückt als dessen kauziger Papa." (Christoph Huber) VIVACIOUS LADY (George Stevens, USA 1938, 2. & 6.1.) Peter Morgan Jr. (James Stewart), ein schüchterner Lehrer für Botanik am College der Kleinstadt Old Sharon, steht im großen Schatten seines strengen Vaters (Charles Coburn). Als er mit dem Auftrag nach New York geschickt wird, seinen lebenslustigen Cousin Keith zurückzuholen, partizipiert er selbst an der Freiheit, die die große Stadt bietet. Er verliebt sich in die Nachtclubsängerin Francey (Ginger Rogers) und nimmt sie nach einer Blitzheirat mit nach Hause. Doch dort verlässt ihn der Mut, seinem dominanten Vater, der ihn kaum zu Wort kommen lässt, eine "Tingeltangelkünstlerin" als Ehefrau zu präsentieren. Francey wird zunächst als Botanikstudentin ausgegeben, bis Peters Mutter sich hinter die nicht standesgemäße Verbindung stellt und Peter Morgan Sr. jedes Mal eine Herzattacke vorspielt, sobald er in Wut gerät. HIS GIRL FRIDAY (Howard Hawks, USA 1940, 3.1.) Walter Burns (Cary Grant), Herausgeber einer Tageszeitung und Journalist mit Leib und Seele, will es nicht akzeptieren, dass seine Ex-Frau, die Reporterin Hildy Johnson (Rosalind Russell), ihren Beruf aufgibt, um mit einem Versicherungsvertreter (Ralph Bellamy) ein beschauliches Leben in der Provinz zu führen. Mit allen Mitteln versucht er Hildys Abreise nach Albany und die bevorstehende Hochzeit zu verhindern. Er überredet sie zu einem letzten Interview mit einem verurteilten Mörder, der gehängt werden soll, damit der Sheriff und der Bürgermeister die nächste Wahl gewinnen. HIS GIRL FRIDAY ist einer der seltenen Fälle, in denen ein Remake die Vorlage – Lewis Milestones "The Front Page" (1930) – eindeutig übertrifft. Hawks ersetzte in seinem politischsten, medien- und gesellschaftskritischen Film den zweiten Protagonisten durch eine Protagonistin und realisierte so eine der schönsten und rasantesten Screwball-Komödien. THE TALK OF THE TOWN (George Stevens, USA 1942, 4. & 7.1.) Nach dem Brand einer Mühle wird das schwarze Schaf des Ortes, Leopold Dilg (Cary Grant), der Brandstiftung und des Mordes beschuldigt. Er flüchtet sich mit einer Fußverletzung vor dem Lynchmob in das Ferienhaus der Lehrerin Nora Shelly (Jean Arthur), die die Räume gerade für ihren neuen Mieter, den Strafrechtsprofessor Lightcap, herrichtet. Der steife und überkorrekte Rechtsgelehrte fühlt sich durch die Störungen der Vermieterin und ihres vermeintlichen Gärtners zunächst in seiner Ruhe gestört, taut aber langsam auf, je mehr Zeit er mit Nora und Leopold verbringt und über die humane Anwendung von Rechtsvorschriften diskutiert. "Der turbulente Witz in THE TALK OF THE TOWN ist doppelter Natur. Genormte Lebensart und der Glaube an eine 'unpolitische' Lehre von Recht und Ordnung sind die Zielscheiben des Films (wobei Cary Grant zugleich Pfeil und Bogen repräsentiert), aber sein Substrat ist der Lernprozess im erotischen Dreieck." (Harry Tomicek) THE MAD MISS MANTON (Leigh Jason, USA 1938, 11. & 16.1.) Die Titelheldin Melsa Manton (Barbara Stanwyck), eine exzentrische Erbin der New Yorker High Society, ist für ihre Späße und Extravaganzen berüchtigt. Deswegen glaubt ihr die Polizei auch nicht, dass sie nach einer Kostümparty eine Leiche in einem leer stehenden Haus gefunden haben will. Als auch noch der Journalist Peter Ames (Henry Fonda) sich in einem Leitartikel über die "reiche Nichtstuerin" lustig macht, beschließt Miss Manton mit ihren sieben Clubfreundinnen auf eigene Faust zu ermitteln. Eine Film-Noir-Parodie, entstanden, bevor das Noir-Genre überhaupt etabliert wurde: Barbara Stanwycks und Henry Fondas erstes Zusammentreffen, von Kameraspezialist Nick Musuraca mit unheimlichen Schatten versehen, ist eine völlig durchgeknallte Mischung aus Screwball Comedy und Murder Mystery mit undurchsichtiger, verwickelter Handlung und absurdem, zum Teil kindischem Humor: Fehlzündungen, die mit Schüssen verwechselt werden, Upper Class Ladies, die in High Heels, Pelzmänteln und extravaganten Hüten auf Verbrecherjagd gehen, Leichen, die in Kühlschränken und Polizeikofferräumen versteckt werden und einem Henry Fonda, der mit einer Gabel traktiert wird und vor allem als gefesselt und geknebelt in Erinnerung bleibt. THE LADY EVE (Preston Sturges, USA 1941, 16. & 20.1.) Der Schlangenforscher und Erbe eines Brauerei-Imperiums Charles Pike (Henry Fonda) kehrt von einer einjährigen Amazonas-Expedition zurück und begegnet auf einem Luxusliner der attraktiven Trickbetrügerin Jean (Barbara Stanwyck). Zusammen mit ihrem Vater, "Colonel" Harrington (Charles Coburn), nimmt sie den naiven Charles solange beim Kartenspiel aus, bis ihm sein Diener steckt, was ihm geschieht. Aus Rache über Charles’ Abwendung nähert Jean sich ihm erneut, diesmal verkleidet als englische Lady Eve Sidwich, die Nichte von Sir Alfred McGlennan Keith, und macht ihm Avancen. Trotz der frappierenden Ähnlichkeit und aller Warnungen ist der treuherzige Charles überzeugt, dass so dreist keine Frau sein kann. Preston Sturges schuf in seinem hinreißend komischen Meisterwerk mit Charles Pike die wohl lächerlichste Männerfigur aller Screwball Comedies. Henry Fonda stolpert und tapst so wunderbar unbedarft durch den Film, dass man ihm am liebsten die Hand auf die Stirn legen möchte und fragen: "Jemand zu Hause?" I WAS A MALE WAR BRIDE (Howard Hawks, USA 1949, 22. & 30.1.) Im besetzten Nachkriegsdeutschland – gedreht on location in Heidelberg, Mannheim, Frankfurt und Schwetzingen – wird dem französischen Offizier Capt. Henri Rochard (Cary Grant) der weibliche Leutnant Catherine Gates (Ann Sheridan) der US-Armee als Übersetzerin zugeteilt. Gates lässt sich von der männlich-arroganten Autorität Rochards wenig beeindrucken. Weil Rochard keinen amerikanischen Führerschein besitzt, übernimmt Gates den Lenker des Motorradgespanns und Rochard muss auf der Suche nach Schwarzmarkthändlern im Beiwagen Platz nehmen. Nachdem sich die beiden schließlich doch nähergekommen sind, und Gates den Marschbefehl in die USA erhält, sieht sich das Paar mit den Hürden der US-Militärbürokratie konfrontiert: Die Einreise einer "männlichen Kriegsbraut" sehen die Paragraphen nicht vor. Howard Hawks' turbulente Komödie zählt zu den späten Höhepunkten des Genres. YOU CAN'T TAKE IT WITH YOU (Frank Capra, USA 1938, 24.1.) Der Titel des gleichnamigen Bühnenstücks von Moss Hart und George S. Kaufman ist auch das Leitmotiv von Frank Capras Adaption: "Man kann nichts mitnehmen." Der Film ist eine Hohelied auf den gegenwärtigen Augenblick und die Kostbarkeit des Lebens und preist die Verspieltheit, den Nonkonformismus und die Freiheit, das zu tun, wonach einem der Sinn steht, fern von Rentabilitätsdenken und Arbeitszwängen. Das erste "Hippie Movie" nannte Frank Capra rückblickend YOU CAN'T TAKE IT WITH YOU, das in einer selten leichten Art Kritik an einem kapitalistischen System artikuliert, in dem die Menschen meist nicht mehr sind, als ein Rädchen im Getriebe, und in einer einzigartigen Mischung aus Warmherzigkeit, Witz und Engagement eine Utopie aufscheinen lässt. Martin Vanderhof (Lionel Barrymore) kehrt eines Tages auf dem Weg zur Arbeit um und lässt das tägliche Hamsterrad hinter sich. Fortan widmet er sich nur noch dem, was ihm sinnvoll erscheint und Spaß macht. Freunde und Familie ermuntert er, dasselbe zu tun. So wird in dem großen, offenen Haus gemalt, getanzt, musiziert, mit Explosivstoffen hantiert. Kompliziert wird es allerdings, als sich Vanderhofs Enkelin Alice (Jean Arthur) in Tony (James Stewart), den Sohn des Wall-Street-Magnaten A.P. Kirby (Edward Arnold) verliebt. Der ist im Begriff, seine Pläne für das größte Rüstungseinzelmonopol umzusetzen, benötigt dafür aber noch das Vanderhof'sche Grundstück. UNFAITHFULLY YOURS (Preston Sturges, USA 1948, 27. & 30.1.) Der ebenso berühmte wie egomanische Dirigent Sir Alfred De Carter (Rex Harrison) lässt seine Frau (Linda Darnell) von einem Privatdetektiv beschatten, weil er sie verdächtigt, eine Affäre mit seinem hübschen jungen Sekretär Tony zu haben. Während er drei Musikwerke eines Konzerts dirigiert, spielt er in seiner Fantasie drei Möglichkeiten der Rache durch – bis zum Mord, der den Verdacht auf den vermeintlichen Nebenbuhler lenken soll. Die Umsetzung in die Tat scheitert jedoch bereits daran, bei einer Schallplattenaufnahme die richtige Geschwindigkeit einzustellen und gerät zum slapstickartigen Desaster. Quentin Tarantino führt UNFAITHFULLY YOURS in seinen Top Ten der Greatest Movies of All Time; neben HIS GIRL FRIDAY die einzige Komödie der Liste. (hjf/mf)