YOU CAN'T TAKE IT WITH YOU (USA 1938, 8.12., Einführung: Gary Vanisian & 20.1.) Der Titel des gleichnamigen Bühnenstücks von Moss Hart und George S. Kaufman ist auch das Leitmotiv von Frank Capras Adaption: "Man kann nichts mitnehmen." Der Film ist ein Hohelied auf den gegenwärtigen Augenblick und die Kostbarkeit des Lebens und preist die Verspieltheit, den Nonkonformismus und die Freiheit, das zu tun, wonach einem der Sinn steht, fern von Rentabilitätsdenken und Arbeitszwängen. Das erste "Hippie Movie" nannte Frank Capra rückblickend YOU CAN'T TAKE IT WITH YOU, das in einer selten leichten Art Kritik an einem kapitalistischen System artikuliert, in dem die Menschen meist nicht mehr sind als ein Rädchen im Getriebe, und in einer einzigartigen Mischung aus Warmherzigkeit, Witz und Engagement eine Utopie aufscheinen lässt. Martin Vanderhof (Lionel Barrymore) kehrt eines Tages auf dem Weg zur Arbeit um und widmet sich seither nur noch dem, was ihm sinnvoll erscheint und Spaß macht. Freunde und Familie ermuntert er mit einem Zitat aus dem Matthäus-Evangelium, das Gleiche zu tun: "Seht die Lilien auf dem Felde … Sie säen nicht, sie ernten nicht und der liebe Gott nährt sie doch." So wird in dem großen, offenen Haus gemalt, getanzt, musiziert und mit Explosivstoffen hantiert. Kompliziert wird es, als sich Vanderhofs Enkelin Alice (Jean Arthur) in Tony (James Stewart), den Sohn des Wall-Street-Magnaten A.P. Kirby (Edward Arnold), verliebt. Der benötigt für die Expansion seiner Rüstungsfabrik das Vanderhofsche Grundstück. THE STRONG MAN (USA 1926, 11. & 29.12., am Flügel: Eunice Martins) Bereits Frank Capras Langfilmdebüt trägt die Züge eines – komischen – Märchens: Der belgische Weltkriegssoldat Paul Bergot (Harry Langdon) ist zwar unfähig, mit dem Maschinengewehr eine Blechbüchse zu treffen, erledigt seinen kraftstrotzenden deutschen Kontrahenten aber kurzerhand mit der Zwiebel-Steinschleuder. Nach Kriegsende emigrieren beide in die USA, wo Paul den früheren Gegner und jetzigen Partner als "Zandow the Great", den stärksten Mann der Welt, auf der Bühne präsentiert. Als Paul in der Kleinstadt Coverdale den wegen Trunkenheit ausfallenden starken Mann ersetzen muss, trifft er zufällig die gesuchte und geliebte Brieffreundin aus Kriegstagen, die blinde Pastorentochter Mary Brown. Mit Hilfe einer furiosen Kanonennummer in der Community Hall befreit Paul die Stadt von einer Bande von Alkoholschmugglern, erhält einen Job als Polizist und Mary zur Frau. Harry Langdons bester Langfilm hatte großen Anteil daran, dass sein Name eine Weile in einer Reihe neben den großen Stummfilmkomikern Chaplin, Keaton und Lloyd genannt wurde. FULTAH FISHER'S BOARDING HOUSE (USA 1921, 11. & 14.12.) Basierend auf einem Gedicht von Rudyard Kipling realisierte Frank Capra seine erste Regiearbeit, die mit ihrem Mitgefühl für Außenseiter schon auf spätere Werke verweist. Der Einakter spielt in einer Hafentaverne, deren trinkfeste Besucher sich nicht vor körperlichen Auseinandersetzungen scheuen. Im Mittelpunkt steht die männererfahrene Anne aus Österreich, die von Hans, dem blauäugigen Dänen und dem Platzhirsch Salem Hardieker gleichermaßen begehrt wird. THE MATINEE IDOL (USA 1928, 14. & 18.12., am Flügel: Eunice Martins) Don Wilson ist ein Matinee Idol, ein gefeierter Schauspieler, der pro Tag 500 Briefe von weiblichen Fans erhält. Auf der Flucht vor dem Starrummel gerät er in der Provinz zufällig zu einer Laienspieltruppe und übernimmt in einem Bürgerkriegsmelodram eine aus drei Wörtern bestehende Sprechrolle. Dons Produzent erkennt das Potential des unfreiwillig komischen Stücks und engagiert die Truppe nach New York. Der Erfolg ist ebenso groß wie die Enttäuschung der Mitwirkenden, als sie begreifen, dass man sich über sie lustig macht. Gekränkt reisen sie ab – und Don hinterher, der sich in Ginger, die Leiterin des Ensembles und Tochter des Autors verliebt hat. THE MATINEE IDOL ist einer von acht Filmen, die Frank Capra im Lauf des Jahres 1928 realisierte. Die erzählerische Ökonomie der leichtfüßigen einstündigen Komödie entspricht der Ökonomie der zweiwöchigen Produktionszeit – Buch, Dreh und Montage inklusive. Der lange verloren geglaubte Film wurde in den 90er Jahren in der Cinémathèque française wiederentdeckt. PLATINUM BLONDE (USA 1931, 9. & 15.12.) Familie Schuyler kann es sich leisten, negative Schlagzeilen in den Klatschspalten der Zeitungen durch Geldzahlungen an Journalisten zu verhindern. Der junge respektlose Reporter Stew Smith (Robert Williams) lässt sich jedoch nicht kaufen und gewinnt durch seinen Charme sogar die Zuneigung der attraktiven Tochter Anne Schuyler (Jean Harlow). Nach der nicht standesgemäßen Heirat zieht Stew zum Missfallen der Familie in das Schuylersche Anwesen und amüsiert sich durch Verbeugungs- und Beleidigungsspäße mit der feinen Gesellschaft, fühlt sich aber doch bald wie der Vogel im goldenen Käfig, der vom Diener Strumpfhalter mit seinen Initialen gebracht bekommt. Stews Einladung seiner trinkfesten Freunde in das herrschaftliche Haus erinnert Anne schließlich an ihr zwischenzeitlich ausgeblendetes Klassenbewusstsein. Frank Capras antiautoritäre Pre-Code-Komödie machte Jean Harlow und Robert Williams berühmt. Harlow blieb der Filmtitel "Platinum Blonde" als Spitzname bis zu ihrem frühen Tod 1937 erhalten. AMERICAN MADNESS (USA 1932, 9. & 30.12.) Der Pfandleiherwitz zu Beginn umreißt die allgemeine gesellschaftliche Atmosphäre zur Zeit der Great Depression. Ein Kunde soll raten, welches das Glasauge des Pfandleihers ist, tippt richtig und liefert die Begründung für seine Wahl gleich mit: Es sehe sympathischer und mitfühlender aus. Der unkonventionelle Bankdirektor Thomas Dickson (Walter Huston) hingegen ist an seinen Kunden, den Menschen, mehr interessiert als am Profit. Er setzt sich für die kleinen Kreditnehmer ein, möchte das Geld unter die Leute bringen, weswegen die Vorstände seine Entmachtung durch eine Fusion planen. Als der Tresor der Bank ausgeraubt wird und sich Bankrott-Gerüchte verbreiten, fordern die Kunden ihre Einlagen zurück. Die Geschichte um den Banker mit Herz und Verstand, dessen Glaube und Vertrauen – der Arbeitstitel lautete "Faith" – an die Menschen belohnt wird, gilt gemeinhin als erster "capraesker" Film, in dem soziales Engagement eine Hauptrolle spielt. LADY FOR A DAY (USA 1933, 10. & 16.12.) Apple Annie (May Robson), eine arme Trinkerin, die in den Straßen New Yorks Äpfel verkauft, hat ihre in einem spanischen Konvent lebende Tochter Louise jahrelang glauben lassen, eine feine Dame zu sein, die im Luxushotel Marberry residiert. Als Louise mit ihrem Verlobten Carlos und dessen Vater Graf Romero zu Besuch nach New York kommt, um die Mitgift zu regeln, hilft ihr der Gangster Dave the Dude (Warren William), der Annies Äpfel als Glücksbringer schätzt, den schönen Schein aufrechtzuerhalten. Er organisiert eine Suite im Marberry und einen Empfang, bei dem das kleinkriminelle Subproletariat sich als Leistungsträger der guten Gesellschaft ausgeben soll. LADY FOR A DAY war Frank Capras erster großer Erfolg und einer seiner Lieblingsfilme, von dem er fast 30 Jahre später ein Remake unter dem Titel POCKETFUL OF MIRACLES (1961) drehte. POCKETFUL OF MIRACLES (USA 1961, 10. & 17.12.) Frank Capras letzter Spielfilm war ein opulentes Remake von LADY FOR A DAY aus dem Jahr 1933. Der um 40 Minuten längere, in Farbe und Cinemascope gedrehte Film mit Bette Davis und Glenn Ford in den Hauptrollen konnte nicht an den Erfolg der Vorlage anschließen und führte zum Rückzug Capras aus Hollywood. In Nebenrollen sind u.a. Edward Everett Horton, Ann-Margret und Peter Falk zu sehen. IT HAPPENED ONE NIGHT (USA 1934, 16. & 30.12.) Die Millionärstochter Ellie Andrews (Claudette Colbert) will endlich ihr eigenes Leben führen und flüchtet vor ihrem Vater, der ihre Ehe mit dem Glücksritter King Westley annullieren lassen will. Im Nachtbus nach New York trifft sie auf den Reporter Peter Warne (Clark Gable), der bereit ist, ihr zu helfen, wenn er dafür ihre Story exklusiv bekommt. Von Privatdetektiven gesucht, reist das ungleiche Paar mit dem Bus, per Anhalter und schließlich mit einem gestohlenen Cabriolet streitend und flirtend durch das Land. IT HAPPENED ONE NIGHT erhielt als erster Film alle fünf Oscars in den wichtigsten Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch (Robert Riskin), Bester Hauptdarsteller, Beste Hauptdarstellerin und gilt als erste herausragende und stilprägende Screwball Comedy. BROADWAY BILL (USA 1934, 12. & 21.12.) Dan Brooks (Warner Baxter) hat in die reichste Familie von Higginsville eingeheiratet und steht als Schwiegersohn des Firmenpatriarchen J.L. Higgins (Walter Connolly) einer Papierfabrik vor, die ihn nur mäßig interessiert. Dementsprechend unbefriedigend sind die Zahlen, die J.L regelmäßig bei steifen Abendessen den versammelten vier Töchtern und drei Schwiegersöhnen präsentiert. Er fordert den nonkonformistischen Schwiegersohn auf, sich auf die Fabrik zu konzentrieren, sein Hobby aufzugeben und das Rennpferd „Broadway Bill“ zu verkaufen. Dan entscheidet sich für seine Passion – und die Armut, da seine Frau ihm nicht in die Mittellosigkeit folgen will. Nur die jüngste Tochter Alice (Myrna Loy), die ihrem Vater eigensinnig prophezeit, dass ihr zukünftiger Mann sich nicht für die Holzindustrie interessieren wird, um dort einen vakanten Führungsposten zu übernehmen, hält weiter Kontakt zu Dan. BROADWAY BILL ist neben LADY FOR A DAY die zweite Story, die Frank Capra zwei Mal verfilmte. In "Riding High" aus dem Jahr 1950 spielt Bing Crosby den Pferdeliebhaber Dan Brooks. MR. DEEDS GOES TO TOWN (USA 1936, 23.12. & 7.1.) Longfellow Deeds (Gary Cooper) führt als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr ein beschauliches Leben in Mandrake Falls, spielt Tuba in der Dorfkapelle und schreibt Glückwunschkarten-Verse, bis ihn der Antritt einer 20-Millionen-Dollar-Erbschaft nach New York City führt. Das Millionenerbe weckt Begehrlichkeiten, unter anderem vermarktet die Boulevard-Reporterin "Babe" Bennett (Jean Arthur) exklusiv ihre Erlebnisse mit dem "Cinderella Man", der sich ahnungslos in sie verliebt hat. Nach einer Begegnung mit notleidenden Farmern beschließt er, sein Vermögen unter Bedürftigen zu verteilen, was die Verwandten veranlasst, seine Entmündigung anzustrengen, um selbst das Erbe antreten zu können. Vor Gericht stellt Deeds Begriffe wie Verrücktheit, Normalität, Vernünftigkeit und gesunden Menschenverstand in Frage und hält ein furioses Plädoyer für Weitherzigkeit, Toleranz und Offenheit gegenüber Andersartigkeit. LOST HORIZON (USA 1937, 13.12., Einführung: Lukas Foerster & 26.12.) Bei der Evakuierung einer Gruppe von Westeuropäern und Nordamerikanern aus einem Brennpunkt des chinesischen Bürgerkriegs wird das Flugzeug des designierten britischen Außenministers, des Schriftstellers Robert Conway (Ronald Colman), entführt und stürzt im Himalaya ab. Die fünf Überlebenden werden von Einheimischen in das abgeschiedene Tal Shangri-La geführt, wo man Colman die Leitung einer scheinbar in vollkommener Harmonie lebenden Gemeinschaft anbietet. Es gibt weder Geld, Neid und Gier, noch Polizei oder Militär. Freundlichkeit, Brüderlichkeit und Güte sind gelebte Werte, das einzige Gesetz lautet: "Be kind." Frank Capras Adaption von James Hiltons gleichnamigem utopischen Roman aus dem Jahr 1933 sprengte in mehrerlei Hinsicht den Rahmen einer üblichen Hollywoodproduk-tion. Die Produktionskosten waren mit 2,6 Millionen Dollar mehr als doppelt so hoch wie der bis dato teuerste Columbia-Film und entsprachen dem Jahresetat eines Major-Studios. Von einer sechsstündigen ersten Schnittfassung komprimierte Capra das Material auf dreieinhalb Stunden Spieldauer bei der ersten öffentlichen Vorführung. Für den Kinostart 1937 ließ Columbia-Boss Harry Cohn den Film auf 132 Minuten kürzen. In den 40er und 50er Jahren erfolgten weitere, politisch motivierte Kürzungen des Verleihs auf 108 bzw. 92 Minuten. Wir zeigen die restaurierte Fassung von 1937, die die komplette Tonspur enthält, aber nur die 125 erhaltenen Minuten Bewegtbild. Sieben Minuten verlorenes Filmmaterial wurden durch Standbilder ersetzt. MEET JOHN DOE (USA 1941, 25. & 28.12.) Die gekündigte Journalistin Ann Mitchell (Barbara Stanwyck) packt ihren gesamten Frust in ihre letzte Kolumne und schreibt einen erfundenen Leserbrief des fiktiven John Doe, der ankündigt, sich aus Verzweiflung über die Behandlung der einfachen Leute in den USA am Heiligabend vom Rathaus zu stürzen. Wegen des großen Echos des Briefes entscheidet sich die Zeitung, die Geschichte weiterzuspinnen. Man engagiert den arbeits- und obdachlosen ehemaligen Baseballspieler Long John Willoughby (Gary Cooper), um als John Doe, von Anns Artikeln begleitet, durch die Vereinigten Staaten zu reisen und die Auflage in die Höhe zu treiben. Im ganzen Land werden John-Doe-Clubs gegründet, John Doe wird zum Volkshelden. D.B. Norton (Edward Arnold), der faschistoide Herausgeber der Zeitung, will die Popularität für seine politischen Zwecke und Doe als Zugpferd für seine Präsidentschaftskampagne nutzen. Um die dunkelste seiner politischen Fabeln zu einem capraesk versöhnlichen Ende zu bringen, benötigte Frank Capra mehrere Anläufe und drehte insgesamt fünf alternative Schlusssequenzen. ARSENIC AND OLD LACE (USA 1944, 26.12. & 1.1.) Kurz vor dem geplanten Aufbruch in die Flitterwochen entdeckt der Schriftsteller Mortimer Brewster (Cary Grant) eine Leiche im Haus seiner beiden betulichen alten Tanten Abby und Martha (Josephine Hull, Jean Adair). Er erfährt, dass die liebenswert-schrulligen Damen durch mit Arsen versetzten Holunderwein bereits ein Dutzend alleinstehende, ältere Herren "Gott näher gebracht" haben. Für die Leichenbeseitigung im Keller sorgt Mortimers geisteskranker Bruder Teddy, der sich für Theodore Roosevelt hält und die Gräber als neue Schleusen für den Panama-Kanal deklariert. Während Mortimer versucht, Teddy in die Nervenheilanstalt zu bringen, will das schwarze Schaf der Familie, Mortimers polizeilich gesuchter Bruder Jonathan (Raymond Massey) zusammen mit seinem Komplizen Dr. Einstein (Peter Lorre) im Haus der Tanten untertauchen und sich dort ihres letzten Mordopfers entledigen. Frank Capra drehte die schwarzhumorige Kriminalgroteske 1941 kurz vor seinem Eintritt in die Army; aus vertragsrechtlichen Gründen kam der Film erst nach Absetzung der Bühnenfassung am Broadway im Herbst 1944 ins Kino. IT'S A WONDERFUL LIFE (USA 1946, 25. & 27.12.) Den knapp 40-jährigen Familienvater George Bailey (James Stewart) verlässt am Weihnachtsabend der Lebensmut, er glaubt, es wäre besser, nie geboren worden zu sein. Im Himmel sendet man den Schutzengel Clarence (Henry Travers), um George vom Sprung ins Wasser abzuhalten. Clarence nimmt George beim Wort und zeigt ihm, wie die Kleinstadt Bedford Falls aussähe, wenn es ihn nie gegeben hätte. Frank Capras gefühlvolles Meisterwerk über jugendlichen Elan und große Hoffnungen, verlorene Träume und die Schmerzen, die mit den Verpflichtungen und der Verantwortung eines Erwachsenenlebens einhergehen, war der Film, auf den er nach eigener Aussage sein Leben lang gewartet hatte. Die erste Produktion seiner neu gegründeten unabhängigen Produktionsfirma Liberty Films geriet zum finanziellen Misserfolg, von dem Capra sich nicht mehr erholen sollte: "Ich stürzte ab, um nie wieder derselbe Mann zu sein – weder als Mensch, noch als Künstler." In den 70er Jahren wurde IT'S A WONDERFUL LIFE wiederentdeckt und entwickelte sich zum Weihnachtsklassiker und festen Bestandteil von Bestenlisten. STATE OF THE UNION (USA 1948, 19.12. & 5.1.) Die mächtige Zeitungsverlegerin Kay Thorndyke überredet ihren Geliebten, den Flugzeugfabrikanten Grant Matthews (Spencer Tracy), als Quereinsteiger Präsidentschaftskandidat der republikanischen Partei zu werden. Um möglichen Enthüllungen über seine Affäre vorzubeugen, soll Matthews' Frau Mary (Katharine Hepburn) in die Kampagne einbezogen werden. Unter Marys Einfluss entwickelt er ein Programm, das nicht im Sinn seiner republikanischen Berater ist: allgemeine Krankenversicherung, Entlastung der Armen, Bekämpfung der Obdachlosigkeit, Schaffung einer zum Überleben der Menschheit notwendigen Weltregierung. Die politische Realität zwingt ihn aber bald zu Entscheidungen, die seine Integrität gefährden, weil die Delegierten, von deren Votum seine Nominierung abhängt, für ihre Unterstützung Gegenleistungen verlangen. Der Film war nach IT'S A WONDERFUL LIFE (1946) die zweite und letzte Produktion von Liberty Films. Während der Dreharbeiten wurde die von Frank Capra, Samuel J. Briskin, George Stevens und William Wyler 1945 gegründete unabhängige Produktionsfirma an Paramount verkauft. STATE OF THE UNION, eine Variation der zentralen Themen aus MEET JOHN DOE, um Medienmacht, Manipulationen und politische Intrigen mit aktueller Brisanz, gilt als letzter "echter" Capra-Film. A HOLE IN THE HEAD (USA 1959, 17.12. & 8.1.) Tony Manetta (Frank Sinatra) ist vor 20 Jahren aus der Bronx aufgebrochen, um in Miami sein Glück zu machen. Den Traum von einem mondänen Lebensstil will der alleinerziehende Vater eines elfjährigen Sohns immer noch nicht aufgeben, obwohl er mit seinem kleinen verschuldeten Hotel "Garden of Eden" vor dem Ruin steht und zum wiederholten Mal seinen Bruder Mario (Edward G. Robinson), der Tonys lockeren Lebenswandel missbilligt ("A bum!"), um finanzielle Unterstützung bitten muss. Dieses Mal knüpft Mario seine Hilfe an eine harte Bedingung: Geld gibt es nur, wenn Tonys Sohn fortan in geordneten Verhältnissen aufwächst, sprich, entweder in die Obhut von Mario und seiner Frau nach New York kommt oder aber Tony erneut heiratet. Zum Beispiel die wohlhabende Witwe Mrs. Rogers. Nach einer achtjährigen Abwesenheit von Hollywood gelang es Frank Capra in seiner ersten Produktion in Farbe und Cinemascope dem moralischen 50er-Jahre-Plot der Broadway-Vorlage eine capraeske Wendung zu geben, indem der leistungsorientierte Bruder Mario zur Einsicht gelangt, dass Arbeit, Geld und "geordnete Verhältnisse" vielleicht doch nicht die entscheidenden glückbringenden Werte im Leben sind. (hjf)