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DIE ENDLOSE NACHT (Will Tremper, BRD 1962, 1. & 10.10.) Wegen Nebels wird der Flugverkehr am Flughafen Tempelhof ausgesetzt. Eine Ausnahmesituation, die in die Lebensplanung der gestrandeten Passagiere eingreift: Geschäfte platzen, Seitensprünge fliegen auf, Träume werden als solche entlarvt. Den Rahmen dieses episodischen Ensemblefilms – eine nüchterne bundesdeutsche Bestandsaufnahme – bildet die monumentale Architektur des Flughafens Tempelhof.

VOUS N'AVEZ ENCORE RIEN VU (Ihr werdet euch noch wundern, Alain Resnais, F 2012, 2. & 8.10.) Dieser dreifache Ensemblefilm vereint das Resnais’sche Stammensemble und lässt es als Schauspielerensemble im Landhaus eines Dramatikers zusammenkommen. Hier wird der illustren Runde (Azéma, Arditi, Amalric, Wilson, Piccoli u.a.) ein Film präsentiert: Aufnahmen eines weiteren Schauspielensembles, die Anouilhs "Eurydice" proben. Der Blick auf die jungen Kollegen wird zum Blick auf die eigene Jugend.

WINTER SOLDIER (Winterfilm-Kollektiv, USA 1972, 3. & 17.10.) Anfang 1971 fordern die "Vietnam Veterans Against the War" US-Soldaten des Vietnamkriegs auf, über die Kriegsverbrechen in Vietnam zu sprechen: Über 100 Veteranen nehmen an der historischen "Winter Soldier Investigation" teil, die vom Winterfilm Collective dokumentiert wird. Entstanden ist ein erschreckendes Zeug-
nis US-amerikanischer Kriegsgräuel und der Schwierigkeiten der Kriegheimkehrer, in ein "normales" Leben zurückzufinden.

THE PARTY: NATURE MORTE (Cynthia Beatt, D 1991, 5.10., zu Gast: Cynthia Beatt & 14.10.) "It's time for a party!" Auf den Trümmern ihrer Beziehung laden Queenie (Tilda Swinton) und Burrs (Lutz Weidlich) zu einem rauschenden Fest. Mit Einbruch der Dunkelheit kommen die ersten Gäste, beginnen sich verschiedenste Vignetten zu einem Mosaik aus Begegnungen, Gesprächen und Darbietungen zusammenzufügen. In leuchtendem Schwarzweiß vermisst Beatt so feinfühlig wie präzise die komplexen Beziehungsstrukturen einer nächtlichen Szenerie.

PULP FICTION (Quentin Tarantino, USA 1994, 4. & 21.10.) Ein Gangster-Paar, ein Killer-Duo, vier junge Diebe, die Frau des Gangster-Bosses und ein abgehalfterter Boxer sind nur einige der Figuren, die Tarantinos Halbweltmilieu bevölkern und mal aberwitzige, mal brutal-düstere Episoden um Geld, Gold und Macht initiieren. Jenseits von Zeit und Raum, Gut und Böse agiert ein Schauspielerensemble in einem komplexen Universum audiovisueller Zitate und filmhistorischer Referenzen.

MAGINO-MURA MONOGATARI (Geschichten aus dem Dorf Magino, Shinsuke Ogawa, Japan 1987, 6. & 15.10.) Untrennbar verbunden mit Ogawa, dem wichtigsten Dokumentarfilmregisseur Japans, ist der Name des von ihm Ende der 60er Jahre gegründeten Kollektivs: Ogawa Pro. Die Mitglieder der Gruppe arbeiteten und lebten zusammen, zunächst in der Nähe von Tokio, später in der Region Yamagata. Hier entstand die faszinierende, dokumentarische und inszenierte Szenen verbindende Erkundung einer bäuerlichen Kultur und ihrer tief wurzelnden Geschichte.

OGAWA PURO HOMON-KI (A Visit to Ogawa Productions, Oshige Jun’ichiro, Japan 1999, 7. & 13.10.) Kurz nachdem Ogawa und sein Kollektiv nach Yamagata umgezogen waren, um hier neue Lebensweisen sowie neuen Formen dokumentarischen Arbeitens zu erproben, besuchte Nagisa Oshima die legendäre Filmgruppe und führte zahlreiche Gespräche. Diese bilden das Herzstück dieses Dokuments zweier symbolischer Figuren der japanischen Filmgeschichte – Ogawa und Oshima – sowie eines bis heute einmaligen Filmkollektivs.

DEUX FOIS (Jackie Raynal, F 1968, 7. & 13.10.) Klassiker des feministischen Counter Cinema und einer von ca. 15 zwischen 1968 und 1970 entstandenen Filmen der "Zanzibar-Gruppe". Dieser informelle Zusammenschluss von etwa zwölf jungen Künstlern kann als das französische Äquivalent des amerikanischen Undergrounds bezeichnet werden. Raynals Tour de Force kreist um eine Frau, die eine andauernde Serie von Metamorphosen durchläuft und dabei entfernt an eine neue Version von Lewis Carrolls "Alice in Wonderland" erinnert.

WARNUNG VOR EINER HEILIGEN NUTTE (Rainer Werner Fassbinder, BRD 1971, 20. & 27.10.) In einem Hotel irgendwo in Spanien wartet eine Gruppe von Schauspielern auf die Ankunft des Regisseurs, des Stars und des Filmmaterials. Als der Regisseur mit seinem Star eintrifft, wird er sofort zum Mittelpunkt des Chaos. "Der Film handelt zwar von Dreharbeiten, aber das eigentliche Thema ist, wie die Gruppe arbeitet und wie Führer-Positionen entstehen und ausgenutzt werden." (RWF)

L'AGGETTIVO DONNA (Annabella Miscuglio, Rony Daopoulos, mit dem Collettivo Femminista di Cinema, Italien 1971, 18. & 23.10.) Scharfsichtige Analyse der doppelten Ausbeutung der Arbeiterinnen und der Isolation der Hausfrauen. Ironisch montiert zeigt der Film, wie die Frau als "Adjektiv-Frau", als Anhängsel des Mannes definiert wird.

THE WOMAN'S FILM (Newsreel Collective, USA 1970, 18. & 23.10) Von Frauen des San Francisco Newsreel Collective gemeinsam mit ihren Interviewpartnerinnen erarbeitetes Porträt amerikanischer Arbeiterinnen: Ein Film über Doppelbelastungen und Unterdrückung sowie über die Energie des Kollektivs.

SCHINJEL (Der Mantel, Grigorij Kosinzew, Leonid Trauberg, UdSSR 1926, 19. & 24.10., am Klavier: Eunice Martins) Zentrales Werk aus der 1921 gegründeten "Fabrik des exzentrischen Schauspielers" (FEKS) – einem Theater- und Filmkollektiv, das besonderen Wert auf Dekor, Schauspielerführung und Stimmungswerte legte. Die Fekse transformierten Gogols Novelle in ein expressionistisches Melodram mit Kriminalhandlung: Der schüchterne Beamte Akaki hat sich zu einem Verbrechen hinreißen lassen, das er mit Armut und Einsamkeit bezahlt.

REJS (Der Ausflug, Marek Piwowski, Polen 1970, 22. & 27.10.) Eine Dampferfahrt auf der Weichsel. Ein Mann schleicht sich ohne Fahrschein ein und lässt sich zum Vorsitzenden des Vergnügungskomitees wählen, womit ein Reigen von absurden Versammlungen, Beschlüssen, Wahlvorgängen und verordneten Freizeitaktivitäten eröffnet wird. Das Ensemble der Passagiere besteht aus Archetypen der polnisch-sozialistischen Gesellschaft, die die surrealen Situationen mit Genuss durchspielen. (mg)

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