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SINGIN' IN THE RAIN (Gene Kelly, Stanley Donen, USA 1952, 1. & 23.12.) Eine spielerisch-leichte Hymne auf das Lachen im Film, auf die hohe Kunst der Komik und des Slapsticks ist die in der allgemeinen Wahrnehmung unverständlicherweise hinter dem titelgebenden Song zurückstehende Musicalnummer: „Make them laugh“. In einer beeindruckenden Tour de Force zeigt sich Donald O’Connor nicht nur als Sänger und Tänzer, sondern auch als Komiker, der innerhalb von knappen vier Minuten mit ungeheurem Körpereinsatz die klassische Slapstick-Palette durchexerziert. Gene Kelly als Filmstar an der Schwelle vom Stumm- zum Tonfilm bringt er damit gleich zu Beginn der Szene zum Lachen; als Publikum hält man ob der zirzensischen Akrobatik zunehmend die Luft an, um am Ende der Einlage zu wissen, dass der Musicalklassiker einen ersten Höhepunkt erreicht hat. Wer will danach noch im Regen tanzen …

WESJOLYE REBJATA (Lustige Burschen, Grigori Alexandrow, UdSSR 1934, 2. & 7.12.) Eisenstein-Assistent Alexandrow stellt in seiner frühen sowjetischen Musicalkomödie gleich im Vorspann klar: Charlie Chaplin, Harold Lloyd und Buster Keaton spielen nicht mit. Die Heroen allerlei grotesk-satirischer Possen und anarchisch-surrealer Destruktion sind vielmehr eine Herde, bestehend aus Schweinen, Rindern und Ziegen, die dem Kolchos-Hirten Kostja zumindest im ersten Teil des Films aufs Wort gehorchen. Als der musikbegabte Landarbeiter von einer Gruppe auf der Krim Erholung suchender Mitglieder der "besseren Gesellschaft" mit einem bekannten Komponisten verwechselt wird, nimmt die – nach ihrer Fertigstellung zwischenzeitlich verbotene – Buffonade ihren Lauf. Eine vergnügliche Mixtur aus Groteske, Exzentrik, Nonsens, Folklore und Musical.

YOYO (Pierre Étaix, F 1965, 3. & 19.12.) Trotz seines Status' als "eine Art Citizen Kane des komischen Films" (Joe Hembus) ist das international gefeierte Lebens- und Herzensprojekt des französischen Illustrators, Komikers, Clowns, Gag-Schreibers und Regisseurs in Deutschland wenig bekannt: YOYO ist eine so amüsante wie elegante, so groteske wie schelmische Komödie um einen Milliardär (Pierre Étaix), der in der Folge der Weltwirtschaftkrise seinen Reichtum verliert, sich zusammen mit der Liebe seines Lebens als Clown einem Wanderzirkus anschließt und mitsamt Sohn – Yoyo – in einem Zirkuswagen durch Frankreich tingelt. Jahre später steht Yoyo (Pierre Étaix spielt ebenfalls die Rolle des erwachsenen Sohns) als gefeierter Starkomiker einem großen Unterhaltungsimperium vor und renoviert das ehemalige Schloss seines Vaters. Eine Hommage an den Stummfilm und ihre Komiker, ein Film des Lachens, Lächelns und zuweilen der Melancholie.

FREDJLECHE KABZONIM/WESELI BIEDACI (Jolly Paupers, Leon Jeannot, Zygmunt Turkow, Polen 1937, 6.12.) Völlig unsentimentale, dafür umso sarkastischere jiddische Komödie der Irrungen, in der die Spuren einer auf freiem Feld ausgelaufenen Ölkanne zwei arme jüdische Handwerker, Naftali und Kopl (gespielt von den Warschauer Kabarettisten Shimon Dzigan und Yisroel Shumacher), in einem polnischen Schtetl vom großen Ölfund träumen lassen. Kaum ist die vermeintliche Entdeckung publik, können sich die beiden vor geschäftlichen Angeboten, Bitten um Unterstützung und Heiratsplänen nicht mehr retten. Ein satirischer Blick auf die angestrengten Bemühungen zweier Kleinstädter, ihrer Misere zu entfliehen. Trotz aller Rückschläge, Streitigkeiten und Zweifel an ihrer psychischen Gesundheit lassen sich Naftali und Kopl nicht entmutigen. Der Film bot dem damaligen jüdischen Publikum die seltene Gelegenheit, der Bedrohung durch Nationalsozialismus und Antisemitismus ins Lachen zu entfliehen.

PREBROJAVANE NA DIVITE SAIJZI (Die Zählung der wilden Hasen, Eduard Sachariew, Bulgarien 1973, 6.12.) Genialisch subversiv, beißend sarkastisch, dementsprechend vor der Wende in Bulgarien zeitweilig verboten und seit den 90er Jahren ein Kultfilm: Assenow (Itzhak Finzi), ein Vertreter der Bezirksbehörde, hat es auf die Wildhasen in und um das bulgarische Nest Jugla abgesehen. Zur Erfassung des "nationalen Reichtums" sollen diese gezählt werden, so jedenfalls lautet der Befehl „von oben“, der unverzüglich ausgeführt werden muss. Auch wenn der Dorfalltag darüber zusammenbricht, werden alle Männer mit Fangnetzen in die umliegenden Kohlfelder abgeordnet, wo sich indes die Hasen rar machen. Der groteske Leerlauf der sich verselbstständigenden sozialistischen Bürokratie endet mit einem Bankett unter freiem Himmel, Hochprozentigem und als einziger Antwort auf den Wahnsinn: jeder Menge Lachen – von zögernd-unsicher bis enthemmt – diesseits und jenseits der Leinwand.

AUF DER SONNENSEITE (Ralf Kirsten, DDR 1961, 8. & 27.12.) Leichthändiges und überraschend respektloses DEFA-Lustspiel, das frei nach der Biografie von Manfred Krug diesen in der Rolle des zunächst stahlschmelzenden, dann schauspielernden Heißsporns Martin zu einem der beliebtesten DDR-Darsteller werden ließ. Wie auch Krugs Wandlung vom Werktätigen zum Schauspieler verläuft Martins Metamorphose keinesfalls reibungslos: Aufgrund von Aufmüpfigkeit und Übermut wird er kurzerhand von der Schauspielschule relegiert und landet just auf dem Bau, dem sein „Wettgegenstand“ Ottilie als Bauleiterin vorsteht. Hier, an unverhoffter Stelle, beginnt Martins Éducation sentimentale und professionelle. Der lockere Ton des Films und seiner Songs, die u.a. auf Lacher auf Kosten der DEFA-Produktion setzten, verdankt sich einer relativen innenpolitischen Entspannung, die Mitte der 60er Jahre abrupt endete.

LA VIE DE BOHÈME (Das Leben der Bohème, Aki Kaurismäki, F/D/Finnland 1992, 9. & 28.12.) Das Künstlerleben der drei Protagonisten in Kaurismäkis Literaturverfilmung – der dem Film zugrundeliegende Roman von Henri Murger hat Kaurismäki laut eigener Aussage in den 70er Jahren auf den Gedanken gebracht, Regisseur zu werden – ist nicht wirklich heiter: Der Schriftsteller Marcel (André Wilms) kann weder seine Miete bezahlen, noch findet er einen Verleger für sein Drama in 21 Teilen, der albanische Maler Rodolfo (Matti Pellonpää) büßt zwischenzeitlich seine Geldbörse und dann auch noch sein Visum ein und auch wenn der irische Komponist Schaunard ein Dach über dem Kopf hat, besitzt er einzig ein heillos verstimmtes Klavier. Dem melancholischen Setting ist nur mit Freundschaft, Liebe (den drei Lebenskünstlern gesellen sich im Verlauf des Films zwei Frauen hinzu) und kleinen filmgeschichts-zitierenden Fluchten zu begegnen, die innerhalb des Melodrams für die Charaktere des Films wie auch die Zuschauer*innen Inseln der Lakonie, des Humors und des Lachens freilegen.

SULLIVAN'S TRAVELS (Preston Sturges, USA 1941, 10. & 12.12.) "All right, can you give me a letter of introduction to Lubitsch!" – Als erfolgreicher Komödienregisseur um ein Empfehlungsschreiben für den "Komödien-Großmeister" Lubitsch gebeten zu werden, ist ein schwerer Brocken für Sullivan (Joel McCrea) (indes bei weitem nicht der erste Lacher des Films). Einmal mehr, da er doch eigentlich der Komödie abschwören will, um endlich ein sozial relevantes Werk zu schaffen. Seine Recherche beginnt er verkleidet als Tramp zunächst mit "Unterstützung" der Studio-Presseabteilung, dann doch ungewollt auf sich selbst gestellt, um in der Sträflingskompanie mit dem Effekt des Lachens in düsteren Umständen konfrontiert zu werden. Rasante Dialoge und Genrewechsel, exzentrische Figuren und Szenerien – der Film ist der Erinnerung an diejenigen gewidmet, die uns zum Lachen bringen. Als Paradebeispiel reiht er sich in diese Erinnerungskette ein.

RADIO NO JIKAN (Welcome Back, Mr. McDonald, Koki Mitani, Japan 1997, 15.12.) Selten hat das Forum-Publikum das Delphi Kino mit Lachen derart erfüllt wie während der Premiere der japanischen Screwball-Variante RADIO NO JIKAN. Kurz vor der Livesendung des Hörspiels "Die Frau des Schicksals" verlangt die Sprecherin der Hauptrolle, dass ihr Rollenname in Mary Jane geändert wird. Alle geraten in Panik, denn der ausländische Name bringt die Geschichte völlig durcheinander. Überraschende Wendungen bei laufender Sendung führen dazu, dass aus dem Melodram über eine sich auflösende Ehe eine wilde Actiongeschichte wird. RADIO NO JIKAN ist eine ausgelassene Komödie, in der die Eitelkeiten der Darsteller ein harmloses Hörspiel in einen Reigen hysterischer japanisch-amerikanischer Verwicklungen verwandeln.

Drei Filme des französischen Filmkritikers und Regisseurs Luc Moullet, dem einzigen burlesken Filmemacher der Nouvelle Vague. Alltagsvignetten wendet er ins Absurde, aus präzisen, geradezu dokumentarischen Beobachtungen der Welt um ihn herum destilliert er trockene Komik, die weniger überzeichnet als vielmehr streng methodisch präsentiert wird. Life and laughter according to Luc Moullet:
BARRES (Sperren, Luc Moullet, F 1984, 16.12.) Schwarzfahren in Paris ist vor allem eine sportliche Disziplin: In enzyklopädischer Manier untersucht Moullet die verschiedenen Arten des Überwindens von Hindernissen.
ESSAI D'OUVERTURE (Öffnungsversuche, Luc Moullet, F 1988, 16.12.) 21 Versuche, eine Coca-Cola-Flasche zu öffnen – eine komplexe Aufgabe, die nach ungewöhnlichen Lösungen ruft.
LES SIÈGES DE L'ALCAZAR (Die Sitze im Alcazar, Luc Moullet, F 1989, 16.12.) Von den Widrigkeiten, mit denen ein Filmkritiker in seinem Pariser Lieblingskino zu kämpfen hat: lärmige Kinder auf den besten Plätzen in der ersten Reihe, "vergessene" Filmrollen, Farbfilme in Schwarzweiß. Als dann auch noch eine Kritikerin der verfeindeten Filmzeitschrift "sein" Kino besucht, beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel.

DOWN BY LAW (Jim Jarmusch, USA 1986, 17. & 22.12.) Als "neo-beat-noir-comedy" hat Jarmusch seinen dritten Film bezeichnet, "halb Albtraum, halb Märchen". Das Märchenhafte blitzt punktuell in den so glücklichen wie sonderbaren Fügungen der Handlung auf, die Komödie und mit ihr das Lachen schälen sich bald aus dem noir der anfänglichen traurig-strengen Schattenspiele der Welt von Jack (John Lurie) und Zack (Tom Waits) heraus, die, verstoßen und verraten, im Gefängnis landen. Hier tritt Bob (Roberto Benigni) auf den Plan, der als italienischer Falschspieler und Mörder die drei zuerst zusammen, dann aus dem Gefängnis und in die Sümpfe Louisianas führt. Bobs zerfleddertes Notizbuch, sein persönliches und personalisiertes Englisch-Wörterbuch mit allerlei aufgeschnappten Sätzen und Redewendungen wird dabei immer wieder zum etwas anderen comic relief. Spätestens beim Fanal "I scream-a, you scream-a, we all scream-a for ice scream-a" brechen alle Dämme.

TONI ERDMANN (Maren Ade, D 2016, 20. & 29.12.) Schauplatz Bukarest: Ein Vater (Peter Simonischek), mal im schäbigen Anzug, mit zotteliger Perücke und Plastikgebiss, dann wieder einen deutschen Botschafter oder Tennis-Coach mimend, und eine Tochter (Sandra Hüller), die als ehrgeizig-gestählte Unternehmensberaterin Teil eines globalen, neoliberalen Systems ist. Die äußeren und inneren Welten der beiden könnten nicht krachender (wenn auch zuweilen lautlos) kollidieren. Traumwandlerisch verwebt Ade mit ihren beiden herausragenden Hauptdarstellern den hauchdünnen Abstand zwischen Drama (wenn nicht sogar Tragödie) und Komödie, lässt Lachen in Verzweiflung, Humor in Tränen kippen, lotet die Bruchstellen und das Ineinanderfallen der beiden vermeintlich konträren Regungen aus. Laughter through tears.

THE TROUBLE WITH HARRY (Alfred Hitchcock, USA 1955, 22. & 26.12.) Unter dem Stichwort „comic relief“ kann man mehr Humor, Ironie und auch Lachen in Hitchcocks Filmen entdecken, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Die schwarz-morbide Krimi-Groteske ist eindeutig eher Komödie als Suspense-Thriller und fiel vielleicht aus diesem Grund beim US-amerikanischen Publikum durch, das zudem den trockenen Humor des Films nicht goutierte. Der zufällige Fund einer Leiche in der ländlich-idyllischen, herbstfarbenen Umgebung Neuenglands lässt eine Reihe von Bewohnern des angrenzenden Dorfs zu hektischen Verdunklungsaktionen greifen. Je makabrer die Vorgänge, desto heiterer der Erzählgestus, je grotesker die Wendung, umso vergnügter die Stimmung im Kino.

BRINGING UP BABY (Howard Hawks, USA 1938, 25. & 30.12.) Höchstmögliche Dialog-lastigkeit bei überbordendem Wortwitz sind zwei Merkmale der amerikanischen Screwball Comedy. Der Klassiker des Genres ist BRINGING UP BABY, in dem das Leben des der Wissenschaft ergebenen Paläontologen David Huxley (Cary Grant) völlig aus seinen geregelten Bahnen gerät, als er die exzentrische Erbin (Katharine Hepburn) eines Millionenvermögens kennenlernt. In atemberaubendem Tempo kommt es zu zahlreichen Verwicklungen und heillosen Verwirrungen um Knochen, Hunde, Leoparden und das musikalische Leitmotiv "I can't give you anything but love, baby". Ein Feuerwerk an geistreicher Komik, gloriosem Chaos, überbordendem Wahnsinn – ein Fest des Lachens. (mg)

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