Die Mutter gärtnert viel, sie kocht Marmelade, sammelt Pilze und kümmert sich um Haushalt und Hündin. Der Vater ist ein Dickschädel und gerne unterwegs, er fährt Pizza aus, tanzt auf einer Faschingsparty und reist zur Expo nach Mailand. Die beiden gegensätzlichen Charaktere sind seit fast 20 Jahren getrennt, leben aber dennoch unter einem Dach in den Salzburger Bergen: er in einem Kabuff unten im Keller, sie oben in der Wohnung. Diesem ehelichen Arrangement der Eltern widmet sich die in Berlin lebende Filmemacherin Ivette Löcker in ihrem tragikomischen Familienporträt WAS UNS BINDET (A 2017) – denn der Vater hat ihr die Hälfte seines alten Bauernhauses vererbt. Sie beobachtet, stellt Fragen und interveniert, spricht mit ihren ebenfalls anderswo lebenden Schwestern und zeigt sich selbst vor der Kamera als Teil der familiären Dynamiken. Zwischen Nähe und Distanz, Mitgefühl und Schuldgefühl, Trauer und Humor erweist sich Familie hier und im Allgemeinen als ambivalentes Konstrukt. (bik) (27.3.)