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DR. STRANGELOVE OR: HOW I LEARNED TO STOP WORRYING AND LOVE THE BOMB (Stanley Kubrick, GB 1964, 1. & 6.5.) Der „war room“ mit seinem gigantischen Tisch und der darüber hängenden ringförmigen Lampe gehört zu den charakteristischsten Filmsets überhaupt. Die ikonische Rauminszenierung stammt von Production Designer Ken Adam, der der Machtzentrale dieser schwarzen Satire über die Gefahr eines Atomkriegs gleichzeitig etwas von einer Pokerhöhle verliehen hat. Verhandelt wird hier nichts weniger als die Möglichkeit, die mit Atomsprengköpfen bestückten Fliegergeschwader mit Ziel auf die Sowjetunion wieder zurückzubeordern.

SOLO SUNNY (Konrad Wolf, DDR 1978–80, 1. & 26.5.) Zahlreiche Fotografien und Skizzen zeugen von Alfred Hirschmeiers umfangreicher Motivsuche durch den Prenzlauer Berg Ende der 70er Jahre. Reale Orte, Alltäglichkeit, Spuren der Zeit sollten die gegenwärtige Geschichte rahmen: die der Sängerin Sunny, die mit ihrer Band durch die Provinz tingelt und versucht, ihre Selbstbestimmung und künstlerische Freiheit zu bewahren. Dem Film gelang es, Stimmung und Atmosphäre Ostberlins sowie das Lebensgefühl der dort lebenden Menschen darzustellen: Innerhalb weniger Wochen sahen über eine halbe Million DDR-Bürger den Film.

UGETSU MONOGATARI (Erzählungen unter dem Regenmond, Kenji Mizoguchi, Japan 1953, 2. & 8.5.) Ein Dorf inmitten eines von Kriegswirren umtobten Gebietes im späten 16. Jahrhundert: Der Töpfer Genjuro und sein Schwager Tobei wollen trotz der widrigen Umstände ihr Glück versuchen. Genjuro möchte seine Töpfereien auf dem Markt der Stadt verkaufen, Tobei hofft, als Samurai zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Wunschträume, Fantasien und Geistergestalten leiten zunächst ihren Weg, kriegerische Gewalt und menschlicher Verlust konfrontieren sie bald mit der Realität. Als Maler und zeitweiliger Theater-Bühnenbildner gestaltete Mizoguchi beide Welten, die fantastischen Szenerien wie auch die „realen“ Schauplätze mit größtmöglicher Perfektion und historischer Präzision.

ALL THAT HEAVEN ALLOWS (Douglas Sirk, USA 1955, 2. & 15.5.) Hochglänzend und dabei undurchdringlich schimmern die Pastell-50er-Jahre-Interieurs, in die sich die konformistischen Gesellschaftsnormen des visuell überbordenden Melodrams gleichsam eingeschrieben haben. Die verwitwete Carrie (Jane Wyman) lebt so, wie es ihre halbwüchsigen Kinder und die rigide Gesellschaftsordnung der Kleinstadt von einer Frau in ihrem Alter erwarten. Mit dem etwas jüngeren Gärtner Ron (Rock Hudson) lernt sie eine Welt frei von sozialen Zwängen und ein mögliches Glück kennen, dem sich ihr Umfeld jedoch entgegenstemmt.

SMOKING (Alain Resnais, F/Italien/CH 1993, 3.5.) & NO SMOKING (Alain Resnais, F/Italien/CH 1993, 5.5.) Zwei Filme, die in beliebiger Reihenfolge gesehen werden können, zwei Schauspieler (herausragend: Sabine Azéma und Pierre Arditi) plus ein Erzähler, jeweils sechs Geschichtsstränge und insgesamt 18 Rollen. Basierend auf einer Komödie des britischen Theaterautors Alan Ayckbourn und ausgehend von der Frage, ob Celia Teasdale, die gärtnernde Ehefrau des Schuldirektors Toby Teasdale, eine Zigarette rauchen soll oder nicht, präsentiert Resnais amüsante Episoden aus dem englischen Provinzleben, die um das oft vergebliche Streben nach Glück und Erfolg, das Gefangensein in Rollen und Zwängen, aber auch um Chancen zum Ausbruch kreisen. Ein in toto im Studio aufgenommener Film, der die Künstlichkeit und Theaterhaftigkeit seiner Kulissen bewusst ausspielt.

IKARIE XB 1 (Jindřich Polák, ČSSR 1963, 4. & 13.5.) 40 Astronaut*innen begeben sich im Jahr 2163 an Bord des titelgebenden Raumschiffs Ikarie XB 1 auf den Weg in ein entferntes Sonnensystem, um dort nach außerirdischem Leben zu suchen. Der 28-monatige Flug wirft die Mannschaft trotz umfangreichen onboard-entertainments bald auf sich selbst zurück, konfrontiert sie mit den Untiefen der eigenen Geschichte, bevor die Kräftefelder der nahenden Galaxie das Raumschiff und ihre Besatzung ergreifen. Ein beeindruckend ausgestattetes Science-Fiction-Drama, dessen futuristisch-geometrisches Design u.a. Stanley Kubrick für seinen Film 2001: A Space Odyssey (1968) inspirierte.

THE MAN FROM LONDON (Bela Tarr, Ágnes Hranitzky, Ungarn/F/D 2007, 7. & 9.5.) Langsam, fast unmerklich setzen sich aus Flächen, Reflexionen, Schatten und Lichtkegeln Szenerien zusammen: ein Schiffsdeck, eine Hafensituation, Schienen und ein Zug, das Innere und Äußere eines Leuchtturms – ein kühl, scharf-kontrastiertes, auf das Genaueste beobachtete Niemandsland. Aus einer atemberaubenden, 15-minütigen Anfangssequenz schälen sich Schauplatz, Geschehen und Figuren dieser Tarr’schen Simenon-Adaption heraus: Ein „Krimi“ um den Weichensteller Maloin, der aus einem Leuchtturm heraus einen Mord beobachtet. Ein dabei ins Wasser gefallener Geldkoffer eröffnet für einen Moment einen Ausweg aus seiner kargen Existenz.

DIE SEHNSUCHT DER VERONIKA VOSS (Rainer Werner Fassbinder, BRD 1982, 10. & 19.5.) Dritter Teil von Fassbinders 50er-Jahre-Trilogie: Veronika Voss (Rosel Zech), einst gefeierter Ufa-Star, lebt vergessen von Kritikern und Publikum einsam in München. Aus Frustration wendet sie sich dem Alkohol und dem Morphium zu, das ihr die skrupellose Ärztin Dr. Katz verschafft, die nicht daran denkt, sie zu heilen. Die kühlen und eleganten, von Bavarias Chefarchitekten Rolf Zehetbauer erbauten Interieurs imitieren stilistisch das typische Ufa-Melodram.

DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM (Paul Wegener, D 1920, 11. & 22. 5., am Flügel: Eunice Martins) Wegeners Verfilmung der alten jüdischen Legende um die menschenähnliche Lehmgestalt gehörte zu den erfolgreichsten Filmen seiner Zeit. Die schwere, raumgreifende Gestalt des maskenhaften Golems (Paul Wegener) – die dem Expressionismus ebenso wie der romantischen Schauerliteratur verwandt ist – fügt sich nahtlos in Hans Poelzigs massiv-flächige Evokation des mittelalterlichen Prager Ghettos, in dem ein Rabbi versucht, drohendes Unheil mit Hilfe einer von ihm geschaffenen Menschmaschine abzuwenden.

Blade Runner (Ridley Scott, USA 1982, 12., 18. & 27.5.) Los Angeles im Jahre 2019: ein in ewige Nacht getauchter Moloch, von zersetzendem Regen erodiert und von wucherndem Daten- und sonstigem Müll überzogen. In diesem gigantischen Großstadtdschungel muss Spezialdetektiv Rick Deckard (Harrison Ford) als sogenannter „Blade Runner“ unfreiwillig vier Replikanten (künstliche Menschen, die über Bewusstsein und Erinnerung verfügen) ausschalten. So stilbildend BLADE RUNNER für folgende Science-Fiction-Filme wurde, so lange bestimmte das außergewöhnliche Production Design des Films (Syd Mead) den Look einer vermeintlichen Zukunft.

PIROSMANI (Georgi Schengelaja, UdSSR 1969, 14. & 29.5.) Poetisch verdichtete und in Fragmenten erzählte Lebensgeschichte des naiven Malers Nikolos Pirosmanaschwili (1862–1918), der unter dem Namen Pirosmani bekannt wurde. Als Einzelgänger versucht er sich in verschiedenen Berufen und scheitert doch immer wieder, flieht vor seiner eigenen Hochzeit, beginnt als Gebrauchs- und Wandmaler zu arbeiten, lässt sich ausbeuten und erniedrigen. Die Struktur, aber auch den Look des Films entwickelt Schengelaja aus den Bildern und der Ästhetik Pirosmanis: Er arbeitete mit flächigen Tableaus, die die Räume beinahe zweidimensional wirken lassen, mit langen Einstellungen und stilisierten Genrebildern.

DORIAN GRAY IM SPIEGEL DER BOULEVARDPRESSE (Ulrike Ottinger, BRD 1984, 16. & 21.5.) „Der Titel entspricht in der Komplexität seiner Bedeutung dem Film. Die naheliegende Assoziation ist die zu Dorian Gray, also die literarische; zum anderen der Narzissmus, das Dandytum, das fin de siècle.“ (Ulrike Ottinger) Die genannten Elemente, nebst einem fantastischem Bühnenrahmen, finden sich ebenfalls als Inspirationsquelle der Ausstattung – zwischen coolem Dandytum und schillerndem Pressekonzern, dessen Chefin Dr. Mabuse (Delphine Seyrig) sich mit dem androgynen Dorian Gray (Veruschka von Lehndorff) einen Menschen erschafft, der vollkommen von ihr abhängig ist.

LES ENFANTS DU PARADIS (Kinder des Olymp, Marcel Carné, F 1945, 17. & 20.5.) Das französische Jahrmarktstheater des 19. Jahrhunderts ist Handlungsort von Carnés gleichnishaftem Gesamtbild vom Theater als Lebensbühne. Hier treffen im Jahre 1835 eine Vielzahl von Figuren aufeinander, darunter die schöne Garance (Arletty), der extrovertierte Schauspieler Frédérick Lemaître (Pierre Brasseur) und sein Gegenpart, der virtuose Pantomime Baptiste (Jean-Louis Barrault). Liebesbeziehungen, Enttäuschungen und Schicksalsschläge verweben sich zu einem kunstvollen Diskurs über Kunst und Wirklichkeit. Nicht weniger kunstvoll sind die beeindruckenden Bauten und Kulissen von Alexander Trauner. (mg)

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