Das dreijährige Projekt re-selected der Kurzfilmtage Oberhausen untersucht „Filmgeschichte als Filmkopiengeschichte“ (im Rahmen von „Archive außer sich“). Ein spezielles Augenmerk liegt dabei auf Filmen, die sowohl im Archiv der Kurzfilmtage, als auch beim Arsenal verwahrt sind. Die darin sichtbaren Bezüge zwischen beiden Institutionen sollen im Rahmen von öffentlichen Sichtungen neu befragt werden, die im Zweimonatsrhythmus im Arsenal stattfinden. Zum Auftakt sind am 19.6. fünf Filme aus Uruguay, Kolumbien, Argentinien und El Salvador zu sehen, die im Kampf gegen staatliche Willkür entstanden sind und politische Landschaften der 70er Jahre erkennbar machen.
Der Student Líber Arce wurde 1968 während eines Protests von der uruguayischen Polizei erschossen. In Mario Handlers Bildcollage wird er zu einem Märtyer im Kampf gegen das herrschende Regime. COLOMBIA 70 zeigt den brutalen Gegensatz von Arm und Reich in Bogotá, während CAMPESINOS das Leben von Bauern in Kolumbien, ihre Ausbeutung durch die Landbesitzer und die Geschichte ihres Widerstands seit den 1930er Jahren dokumentiert. 1977 wurde der argentinische Schriftsteller Rodolfo Walsh im Auftrag des Militärregimes verschleppt. LAS A.A.A. SON LAS TRES ARMAS verknüpft die Worte seines zuvor veröffentlichten „offenen Briefes eines Schriftstellers an die Militärjunta“ mit teils dokumentarischen, teils nachgestellten Szenen des staatlichen Terrors. Der Film wurde von argentinischen Filmemachern im Exil auf Anregung und mit Hilfe deutscher Unterstützer*innen hergestellt. In LA ZONA INTERTIDAL geht es um von der herrschenden Militärdiktatur El Salvadors begangene Morde an Lehrern. Die Filmemacher*innen suchen nach experimentellen Wegen, gegen die Gewalt zu protestieren, ohne ihr das Bild zu überlassen.
Zu Gast ist Peter B. Schumann, der seinerzeit für beide Institutionen der wichtigste Vermittler zum unabhängigen Filmschaffen in Lateinamerika war. (th) (19.6.)