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MONTE CARLO (USA 1930, 2.1.) Die freigeistige Gräfin Vera von Conti (Jeanette MacDonald) lässt ihren Bräutigam Prinz Otto am Altar stehen und flüchtet vor der Ehe mit dem Zug nach Monte Carlo, wo sie ihr letztes Geld im Casino verspielt und die Aufmerksamkeit des attraktiven, gutsituierten Grafen Rudolph Fallière (Jack Bucha-nan) auf sich zieht. Da Vera durch Vermögen und Adelstitel nicht zu beeindrucken ist, nähert Rudolph sich ihr als Friseur. Ernst Lubitschs zweiter Tonfilm, eine romantische Komödie mit Musical-Passagen, ist eine Variation des Erfolgsfilms "The Love Parade". Weil Maurice Chevalier anderweitige Verpflichtungen hatte, besetzte Lubitsch Jack Buchanan als Partner von Jeanette MacDonald.

BROKEN LULLABY / THE MAN I KILLED (USA 1932, 3. & 10.1.) Der junge Franzose Paul Renard (Phillips Holmes) tötet in einem Schützengraben des 1. Weltkriegs den gleichaltrigen deutschen Soldaten Walter Hölderlin, der den letzten Brief an seine Verlobte Elsa (Nancy Carroll) nicht mehr zu Ende schreiben konnte. Ein Jahr nach Kriegsende macht sich der unter Schuldgefühlen leidende Paul auf den Weg nach Deutschland, um die Hinterbliebenen um Vergebung zu bitten. Im Ort wie im Haus des verbitterten Vaters Dr. Hölderlin (Lionel Barrymore) schlagen dem Besucher aus Frankreich Misstrauen und Feindseligkeit entgegen. Zwischen vier Operettenfilmen und Musicals drehte Ernst Lubitsch 1932 einen seiner ungewöhnlichsten Filme, ein pazifistisches Antikriegsdrama, das eindringlich für eine deutsch-französische Versöhnung eintritt sowie Toleranz und Liebe als Heilmittel propagiert. Die von Ressentiments und geistiger Enge geprägte Atmosphäre in der deutschen Kleinstadt nimmt die politische Entwicklung im Land vorweg. BROKEN LULLABY war der letzte Film von Lubitsch, der im Deutschen Reich – zwei Monate vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten – ins Kino kam. Im Mai 1933 wurde der Film verboten, im Januar 1935 dem jüdischen Regisseur die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.

TO BE OR NOT TO BE (Sein oder Nichtsein, USA 1942, 4.1., Einführung: Peter Nau & 20.1.) 1939, im von deutschen Truppen besetzten Warschau: Ein Theaterensemble um die beiden rivalisierenden Schauspielstars, das Ehepaar Maria und Joseph Tura (Carole Lombard, Jack Benny), nutzt die Kostüme des kurz vor Kriegsbeginn einstudierten Anti-Nazi-Stücks "Gestapo", um die polnische Widerstandsbewegung bei der Ausschaltung eines Doppelagenten zu unterstützen. Joseph Tura spielt als „Konzentrationslager-Erhardt“ die Rolle seines Lebens. Vom zeitgenössischen Publikum und der Kritik wurde Lubitschs Lektion über den autoritären Charakter abgelehnt und als unangemessene Auseinandersetzung mit der Bedrohung durch NS-Deutschland kritisiert. Heute gilt der Film zu Recht als Lubitschs Meisterwerk und einer der besten Schauspielerfilme aller Zeiten.

HEAVEN CAN WAIT (USA 1943, 1. & 5.1.) Der kurz nach seinem 70. Geburtstag verstorbene Lebemann Henry Van Cleve (Don Ameche) meldet sich "freiwillig dort, wo ihn eine Unzahl Leute schon so oft hin gewünscht hatte": an der Rezeption der Hölle. Um eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, bittet ihn der Teufel, ein freundlicher Portier, aus seinem Leben zu berichten. In elf Episoden schildert der 1872 in eine wohlhabende Familie in Manhattan geborene Van Cleve sich als einen Menschen, dessen Leben von der Obsession geprägt war, Erfolg bei Frauen zu haben. HEAVEN CAN WAIT ist ein aus dem Off erzähltes Kinomärchen in warmen Technicolorfarben, das Lubitsch rückblickend zu seinen Hauptwerken rechnete. Heiter und wehmütig hält er in seiner vorletzten beendeten Regiearbeit Rückschau auf das Leben und begegnet seinem Protagonisten mit viel Nachsicht. "Das ist Lubitschs 'Göttliche Komödie', und niemand sonst ist je so behutsam und bedacht mit den menschlichen Schwächen umgegangen. Als der Held des Films hinter einer natürlich geschlossenen Tür stirbt, zieht sich Lubitschs Kamera langsam zurück, um einen Ballsaal zu erfassen, und einen alten Walzer, den der Mann liebte, erklingt. – Ein Mensch ist gestorben, es lebe der Mensch!" (Peter Bogdanovich)

CLUNY BROWN (USA 1946, 6. & 31.1.) "Die letzte (und vielleicht klügste, zugleich aber auch unbekannteste) von Ernst Lubitschs großen Komödien zeigt die erstarrte britische Klassengesellschaft kurz vor Kriegsbeginn, im Sommer '39: Alles und jeder gehört an seinen ,angestammten‘ Platz! Darin sind sich die Adeligen mit ihren Dienstboten einig. Und die Politik hat hier überhaupt keinen Platz! Dementsprechend halten Lord (Reginald Owen) und Lady Carmel Adolf Hitler für einen Mann, der ein Buch über das Leben in der Natur geschrieben hat – "My Camp". Der tschechische Flüchtling Adam Belinski (Charles Boyer) und die phantasiebegabte Klempnerin Cluny Brown (Jennifer Jones) treten an, die Verstopfung dieses Milieus aufzubrechen: mit Frechheit und Freiheit und einer großen Liebe." (Christoph Huber)

THAT LADY IN ERMINE (USA 1948, 5. & 6.1.) Im Zwergstaat Bergamo wird 1861 die Hochzeitsnacht von Gräfin Angelina (Betty Grable) und ihrem Gemahl Mario (Cesar Romero) von der Nachricht gestört, feindliche ungarische Husaren näherten sich dem Schloss. Mario flieht verkleidet, um seine Truppen zu Hilfe zu holen. So findet der ungarische Oberst Teglash (Douglas Fairbanks Jr.) nur die hübsche Gräfin und das Personal auf Bergamo vor, als er mit seinen Husaren das Schloss besetzt. Das seit 1942 geplante Projekt nach der österreichischen Operette "Die Frau im Hermelin" sollte Lubitschs erstes Musical in Technicolor werden. Als Ernst Lubitsch am 30. November 1947 an einem Herzinfarkt starb, war der Film knapp zur Hälfte abgedreht. Otto Preminger stellte den Film fertig, wollte aber in den Credits ungenannt bleiben.

MADAME DUBARRY (D 1919, 17.1., am Flügel: Eunice Martins) schildert den Aufstieg und Fall einer Hutmachergehilfin vor dem Hintergrund der Französischen Revolution: Jeanne (Pola Negri) verlässt ihren Geliebten, den Studenten Armand (Harry Liedtke), um als Mätresse Ludwigs XV. (Emil Jannings) und Gräfin Dubarry zur mächtigsten Frau im Land aufzusteigen. Nach dem revolutionären Umsturz fällt Armand als Vorsitzender des Volksgerichts die Aufgabe zu, über Jeanne zu urteilen. Trotz des enormen Aufwands, der zur Realisierung betrieben wurde, fehlt dem Monumentalfilm alles Opernhafte, dominieren nicht große Gesten und kolossale Bauten, vielmehr stehen individuell gezeichnete Figuren mit ihren menschlichen Schwächen im Mittelpunkt. MADAME DUBARRY war die bis dato teuerste deutsche Produktion und der erste nach dem Weltkrieg in den USA gestartete deutsche Film. Lubitschs erster Welterfolg öffnete ihm den Weg nach Hollywood und dem deutschen Film den US-Markt. Für Pola Negri und Emil Jannings bedeutete der Film den Beginn ihrer internationalen Karriere.

DIE AUSTERNPRINZESSIN (D 1919, 30.1., Einführung: Erica Carter, am Flügel: Eunice Martins) Ossi (Ossi Oswalda), die jähzornige Tochter des amerikanischen Milliardärs und Austernkönigs Mr. Quaker (Victor Janson), zerlegt in einem Tobsuchtsanfall die Zimmereinrichtung, als sie von der Heirat der Tochter des Schuhcremekönigs Mr. Blackpott mit einem Grafen erfährt. Zur Beruhigung beauftragt Mr. Quaker den Heiratsvermittler Seligsohn, so schnell wie möglich einen heiratswilligen Prinzen zu besorgen, um die Schuhcremekönigstochter zu übertrumpfen. Seligsohns Wahl fällt auf den bettelarmen Prinz Nucki (Harry Liedtke). "Lubitschs Dada-Film" (Herbert Spaich) ist eine wilde, maßlose Groteske, in der das Brautpaar in einem Zehnspänner zur Trauung fährt und 300 Kellner für das Hochzeitsmenü bereitstehen, für jeden Gang ein Kellner pro Person. Zum fulminanten Höhepunkt, bei dem ein riesiges Orchester zum Tanz aufspielt, werden alle Anwesenden vom Foxtrott-Fieber befallen, einschließlich der Bediensteten in der Küche, die mit den Tabletts in den Händen tanzen. DIE AUSTERNPRINZESSIN ist ein früher Höhepunkt in Lubitschs Werk. Rückblickend betrachtete Ernst Lubitsch den Film als seinen ersten Versuch, die Komödie durch satirische Überzeichnungen zu erweitern und als eine seiner drei besten deutschen Komödien.

DER FALL ROSENTOPF (D 1918, 30.1.) Als Vorfilm zeigen wir das Fragment eines bis vor kurzem verloren geglaubten Films, das 2017 vom Bundesarchiv-Filmarchiv digitalisiert wurde: In den erhaltenen Szenen aus dem 1. und 2. Akt ist Ernst Lubitsch in der Rolle des Detektivgehilfen Sally zu sehen, der im Auftrag des Rentiers Klingelmann herausfinden soll, wer in der Kaiserstraße einen Blumentopf auf ihn geworfen hat. Die Nachforschungen führen Sally zur Tänzerin Bella Spaketti (Trude Hesterberg), die sich ihm durch besonders üppigen Blumenschmuck auf dem Balkon verdächtig macht.

FORBIDDEN PARADISE (USA 1924, 9.1., am Flügel: Eunice Martins) In einem imaginären Russland vernachlässigt Zarin Katharina (Pola Negri) die Amtsgeschäfte zugunsten ihrer zahlreichen Liebhaber. Das Regieren überlässt sie dem Kanzler (Adolphe Menjou). Leutnant Alexej (Rod La Rocque), verlobt mit der Kammerjungfrau der Zarin, warnt Katharina vor der Rebellion der Offiziere (und ehemaligen Liebhaber) und wird zum Hauptmann der Leibwache befördert, erweist sich den erotischen Avancen seiner Herrscherin gegenüber aber als erstaunlich naiv, linkisch und skrupulös. Die einzige Zusammenarbeit mit Pola Negri nach Lubitschs Wechsel in die USA ist eine Komödie von verblüffender visueller Komik und subtilem Humor, die sich über Militär, Revolution und gewisse Formen der Männlichkeit lustig macht. 1945 produzierte Lubitsch ein Remake des Films: A ROYAL SCANDAL.

A ROYAL SCANDAL (Otto Preminger, USA 1945, 7. & 24.1.) Während Katharina die Große (Tallulah Bankhead) ihren neuen Liebhaber Alexei vom Leutnant zum Hauptmann, Major und General befördert, ist ihr Kanzler (Charles Coburn) bemüht, rebellierende Offiziere in Schach zu halten und den Frieden mit Frankreich nicht zu gefährden. Ernst Lubitsch wollte beim Remake von FORBIDDEN PARADISE selbst Regie führen, musste aus gesundheitlichen Gründen aber an Otto Preminger übergeben. Lubitsch erarbeitete mit Preminger zusammen die Endfassung des Drehbuchs und war für die Produktionsleitung verantwortlich. Im Vorspann steht sein Name vor dem Titel: "Ernst Lubitsch's A ROYAL SCANDAL". Das erste Bild zeigt eine der berühmten Lubitsch-Türen, unter der die Liste der Mitwirkenden hindurch geschoben wird, darunter eine illustre Schar von Nebendarstellern: Mischa Auer, Anne Baxter, Vincent Price, Sig Rumann u.v.a.

SO THIS IS PARIS (USA 1926, 11.1., am Flügel: Eunice Martins) Die letzte der fünf Gesellschaftssatiren, die Lubitsch zwischen 1924 und 1926 für Warner Bros. inszenierte, ist einer seiner frivolsten Filme, eine turbulente Seitensprungkomödie um das Spannungsfeld zwischen stürmischer Liebe und trautem Heim. Höhepunkt des Films ist ein in rasantem Tempo montierter Charleston-Tanzwettbewerb, der eine plastische Vorstellung von den "Roaring Twenties" gibt: "In einer langen Sequenz wildester Totalen und Details von Frauenbeinen, Champagnerflaschen, schwarzen Musikergesichtern und blitzenden Instrumenten in einem Saal, dessen Säulen aus Frauenbeinen bestehen, macht Lubitsch Charleston mit den Bildern." (Claudia Lenssen)

DESIRE (Sehnsucht, Frank Borzage, USA 1936, 27.1.) Die elegante Juwelendiebin Madeleine de Beaupré (Marlene Dietrich) stiehlt in Paris eine 2-Millionen-Francs-Perlenkette, die sie ihrem Komplizen in San Sebastián bringen will. Um das Collier über die französisch-spanische Grenze zu schmuggeln, lässt sie es dem unbedarften Urlauber Tom Bradley (Gary Cooper), der ihr bei einer Autopanne weiterhilft, in die Jackentasche gleiten. Beim Versuch die Perlenkette zurückzuholen kommt es zu unvermeidlichen Annäherungen. DESIRE war der erste Film Marlene Dietrichs nach ihrer Trennung von Josef von Sternberg und Ernst Lubitschs letzte Mitwirkung an einer romantischen Gaunerkomödie: Er war an der Drehbuchentwicklung beteiligt und fungierte als Produzent und künstlerischer Leiter des von Frank Borzage realisierten Films.

BLUEBEARD'S EIGHTH WIFE (Blaubarts achte Frau, USA 1938, 27.1.) Lubitschs Ausflug ins Genre der Screwball Comedy: Michael Brandon (Gary Cooper), amerikanischer Millionär mit Prinzipien, sieht nicht ein, warum er von einem Pyjama auch die Hose kaufen soll, obwohl er im Bett grundsätzlich nur die Schlafanzugjacke trägt. Gerade als die Auseinandersetzung darüber in einem eleganten Bekleidungsgeschäft an der französischen Riviera zu eskalieren droht, taucht eine junge Frau (Claudette Colbert) auf, die nur an der Schlafanzughose interessiert ist. Brandon verliebt sich und würde für seine achte Heirat sogar den bankrotten Marquis de Loiselle (Edward Everett Horton) als Schwiegervater in Kauf nehmen, der sich ihm bereits mehrfach als windiger Geschäftspartner aufgedrängt hat. (hjf)

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